Jahrgangs- und begabungsgemischte Klasse an der FS

  • Hallo zusammen,


    ich stelle mich erstmal vor: ich heiße Rosi, bin Mitte 30 und arbeite an einer FS Schwerpunkt körperliche u. motorische Entwicklung.
    Studiert habe ich GB-Päd, bin aber seit einigen Jahren an einer KB Schule und habe dort bislang Klassen unterrichtet, die ausschließlich nach GB Lehrplan unterrichtet wurden.


    Nun kommt eine Veränderung auf mich zu. Im Rahmen der Schulentwicklung bilden wir nun neue Eingangsklassen mit der Jahrgangsmischung 1-3 und über alle Begabungen hinweg. Konkret beschulen wir Kinder mit schwerer Mehrfachbehinderung und ohne Sprache gemeinsam mit Kindern mit körperlichen Behinderungen oder Verhaltensbesonderheiten im überdurchschnittlichen IQ-Bereich.


    Obwohl ich das Vorhaben mit initiiert habe und es richtig und wichtig finde, mache ich mir etwas Sorgen, wie ich in einem solchen Setting allen gerecht werden soll.
    Ich freu mich total auf die Kleinen, aber ich will es auch gut machen und da wäre ich für Tipps dankbar.


    Hat jemand Erfahrungen damit?


    LG,
    Roswitha

  • Obwohl ich das Vorhaben mit initiiert habe und es richtig und wichtig finde, mache ich mir etwas Sorgen, wie ich in einem solchen Setting allen gerecht werden soll.


    ...weil, ....

  • Warum ich das richtig und wichtig finde?


    ... weil ich es in Zeiten der Inklusion nicht mehr zeitgemäß finde, innerhalb einer FS nochmal zu separieren


    ... weil wir keine guten Erfahrungen gesammelt haben mit der Aufteilung geistige Entwicklung vs. L-/ Grundschulniveau, da wir dann oft Klassen hatten, in denen nur 1 von 8 Kindern sprach und dann vollkommen isoliert war (und der Unterricht doch sehr einseitig)


    Aber der Hauptgrund:


    ...weil es schlicht auch keine andere Alternative mehr gibt, da die Anmeldungen nicht mehr ausreichen, um nach Begabung getrennte Klassen zu errichten (weil die Kinder mit LB bzw durchschnittlichem IQ zumindest in der Regelschule starten und somit das Niveau bei uns sinkt, die Mehrheit klar im Bereich der GB). Somit müssen wir Lösungen finden. Ablehnen können wir ein Kind mit KB und guter Begabung ebenso wenig wie eines mit schwerer GB und KB, da wir staatlich sind.

  • Wichtig, okay, da gehe ich mit. Aber richtig 1-3 in der Kombi? Du schreibst, du warst dafür, weißt jetzt aber nicht, wie man es umsetzen soll.....das versteh ich nicht so ganz.
    Warum nicht auch an einer km-schule versuchen, zumindest in kernfächern leistungshomogene gruppen zu bilden? Ihr differenziert euch sonst noch ins nirgendwo.....

  • Hallo Rosi,
    kannst du ein bisschen mehr Infos liefern?


    Wie viele Schüler sind dann in dieser Klasse 1-3?
    Gibt es nur eine solche Klasse oder mehrere?


    Wie viele Erwachsenen sind da drin?

  • Ich bin erstaunt darüber, dass Kinder mit normaler Intelligenz und Förderschwerpunkt KM bei euch eingeschult werden können. Das passiert bei uns, glaub ich, gar nicht mehr. Ansonsten find ich ja die Mischung verschiedener Begabungen grundsätzlich nicht schlecht, aber dann auch noch drei Jahrgänge. Ich frag auch, wie viele Kinder, wie viele Helfer bzw. Pädagogen? Und auch ehrlich nachgefragt, macht man sich nicht vorher ein wenig Gedanken darüber, wie es gehen soll, ob ich mir das zutraue, ob ich dem gewachsen bin und wie ganz konkret sich mein Unterricht verändern muss? Also, ich hätte das getan und auch ehrlich meine Grenzen für mich definiert. Und sie auch mit anderen diskutiert, bevor wir diese Entscheidung treffen. Nur aus der Not heraus, so klingt es für mich unterm Strich ( das andere sind dann Argumente zur Verstärkung) find ich fatal für alle Beteiligten, Kinder, Lehrer, Eltern ...

  • Danke für die Antworten.


    Wie es aktuell aussieht, wird es 2-3 Klassen geben, jeweils 7-8 Schüler, davon 2-3 im Bereich L/ durchschnittlicher IQ, etwa 1 Grenzkind G/L und 3-4 klar im Bereich geistige Entwicklung. Da wir zuletzt 2 schwache Jahrgänge hatten, nun aber sehr viele Anmeldungen, sind die meisten Kinder Erstklässler (etwa 5 pro Klasse), nur einzelne Kinder 2. und 3. SBJ und diese alle im Bereich geistige Entwicklung.
    Dass wir nun wieder einige Kinder mit guter Begabung bekommen, hat uns auch überrascht, der Trend der letzten Jahre ging klar in eine andere Richtung. Tatsache ist, dass die umliegenden Grundschulen trotz Inklusion die Kinder nicht aufnehmen wollen oder die Eltern sich eine intensivere Förderung wünschen, als die Grundschule bieten kann (z.B. Therapien im Haus, Nachmittagsbetreuung, kleine Klasse etc).


    Pro Klasse 1 Lehrkraft, 1 Hilfskraft, 1-2 Schulbegleiter. Und noch einige Differenzierungsstunden.


    Natürlich haben wir uns Konzepte überlegt, wir möchten mit Schienen arbeiten in den Kernfächern, dazu Differenzierungsstunden nutzen und viel Wochenplanarbeit.
    Es kam überraschend, dass ich eine der Klassen übernehme, ich freue mich aber darauf und trau es mir auch zu. Ein bisschen Gedanken darf man sich doch wohl trotzdem machen.


    Es ging mir hier einfach nur um die Frage, ob es in dem Bereich schon Erfahrungen gibt.


    LG,
    Rosi

  • Hallo Rosi,


    Ich finde den Versuch mutig und gut. Schade, dass kein einziges "normales" Kind dabei ist. Du hast es natürlich super schwer, weil es keine gewachsenen Strukturen gibt, in die ein paar neue Kinder mit wie auch immer gearteten Problemen reinkommen, sondern bei Null anfängst, mit Methoden, Altersmischung, Kindern, die sich nicht kennen...


    Kann dir leider nicht viel Praxiserfahrung bieten. Arbeite mit LB-Jugendlichen und EH-Kindern, das ist noch mal anders als der GB-Bereich. Ich glaube aber prinzipiell, dass es möglich ist. Ich habe Grundschulklassen 1-4 gemischt gesehen, die nach Wochenplan arbeiten und GB Kinder integrieren. Also alle von "wie ziehe ich den linken Schuh über den linken Fuß" bis zu "Gymnasialempfehlung 10-Jähriger" in einem Raum.


    Ich könnte mir das spontan so vorstellen: Lehrplanziele der einzelnen Kids angucken und für jeden Material zusammensammeln. Die Strukturen, die du jetzt hast, möglichst beibehalten (Tagesablauf, Sitzkreis etc.). Freiarbeitsphasen, in denen jeder an seiner Aufgabenmappe arbeitet. Kindgerechten Überblick fürs Schuljahr erstellen "Lernlandkarte", mit den wichtigsten Lehrplanzielen. Z.B. Blankopuzzle oder andere Felder, in denen du die Ziele einträgst. Wer ein Ziel erreicht hat, kann es in seiner Lernlandkarte ausmalen. Ziel sowas, wie "ich kenne das A" oder ein Bild, wie sich jemand die Schuhe bindet o.ä.

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