Vermutete Hochbegabung

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr,


    ich frage euch heute mal als Mutter: Die Lehrerin meines Sohnes hat mich angesprochen, da mein Sohn auffällig begabt im Fach Mathematik ist.


    Uns war das schon klar, aber bisher hab ich immer gedacht, solange er nicht meckert, weil ihn der Unterricht langweilt, ist das ok so.
    Die Lehrerin fragte mich jetzt, ob sie ihn noch mehr als bisher in dem Bereich fördern (sie macht das jetzt schon) oder ob sie ihm lieber breitere Angebote machen solle.
    Ich war erstmal für die breiteren Angebote, weil er auch an anderen Dingen Interesse hat und haben soll.


    In dem Zusammenhang regte sie auch an, zu überlegen, ob wir ihn nicht auf Hochbegabung testen lassen wollen.
    Mein erster Impuls war, auch das abzulehnen, weil mir der Nutzen nicht klar ist.
    Schulwechsel würde ich nicht anstreben. Er geht in eine Schule mit altersgemischten Klassen und fühlt sich dort sehr wohl, schließt sich aber meist den älteren Kindern an.


    Andererseits fehlt mir einfach die Erfahrung damit und ich frage euch: wann macht ein solcher Test Sinn und welche Konsequenzen sollten/ können aus dem Ergebnis gezogen werden?
    Außerdem frage ich mich, ob man ihn nicht doch gezielt im Fach Mathematik fördern sollte und ob meine Entscheidung richtig ist.


    Wie würdet ihr es machen/ sehen?


    LG, Melosine

  • Ich denke, du musst dir dein Kind anschauen. Ist er in seiner jetzigen Situation glücklich und zufrieden? Wozu brauchst du dann einen Test. Bietet ihm Knobelaufgaben wie z.B. Känguru-Aufgaben o.ä. an. Da die Lehrerin kooperiert, kann er, immer unter der Voraussetzung, dass er es möchte, statt der für ihn einfachen Aufgaben solche bekommen, die ihn herausfordern.
    Heidi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Melosine,


    ein solcher Test ist meist ein einfacher IQ-Test, der nach meinen Erfahrungen aber nichts über die Fähigkeiten des Kindes aussagt (Wir mussten schon ein Kind mit einem IQ von über 130 zur Hauptschule empfehlen, weil es mit keiner unserer Methoden den Lernstand der Klasse erreichte und auch keine Unterforderung zu erkennen war.)
    In meine Klasse geht auch ein Junge, der vom ersten Schuljahr an eine besondere Begabung für Mathematik zeigt. Bei freier Arbeitswahl zieht er jedoch stumpfes Päckchenrechnen vor, Knobelaufgaben o.ä. reizen ihn nicht besonders, obwohl er sie lösen könnte. Also bekam er immer zusätzlich das Material der nächsthöheren Klasse und ich ging mit ihm so eine Art Wochenplan durch, um sicherzustellen, dass er über die Grundlagen verfügt. Demnächst werde ich ihm wohl Angebote für Bruchrechnen machen ...
    Solange dein Sohn mit der Situation zufrieden ist und nicht auffällig wird, würde ich ihn so weiter fördern lassen. Gibt es in der Klasse einen PC? Es gibt gute Lernprogramme für Mathe, Logik usw.


    LG
    Talida

    • Offizieller Beitrag

    Danke! Eure Antworten bestätigen im Prinzip mein Gefühl dazu.
    Ich bin aber noch einmal ins Grübeln gekommen, weil es die Lehrerin an mich rangetragen hat. Sie hat auch zugestanden, dass sie selber einfach neugierig sei, ob da eine Hochbegabung vorliegt, wie sie vermutet und deshalb an einem Test interessiert sei.
    Aber letztlich wird unser Sohn an dieser Schule optimal gefördert. Er wechselt im Sommer in eine nächsthöhere Klassenstufe und ist da wieder bei den jüngsten. Schon allein dadurch wird wieder viel "Futter" von den Großen abfallen.


    Ich wollt nur sicher gehen, dass ich bei meinen Überlegungen nichts übersehe, da ich mich mit Hochbegabung u.ä. noch nicht wirklich befasst habe.


    LG, Melosine

  • Hallo Melosine,


    was IQ-Tests angeht geb ich Talida vollkommen Recht. Die Aussagekraft ist gleich null und das Ergebnis dient nur der Befriedigung der Neugier des Gutachters. Selbst sonderpäd. Gutachten können komplett ohne IQ-Tests auskommen. Ich selbst ziehe sie eigentlich auch nur aus Neugier ran und schaue, ob mein Ergebnis mit dem des IQ-Tests harmoniert bzw. zur Absicherung, weil es doch recht viele Leute gibt, die diesen Tests noch immer übermäßig viel Gewicht beimessen.


    Was aber sicher nicht schaden kann, wenn du dich allgemein ein wenig über Hochbegabung informierst. Da kannst du dir sicher einige Anregungen holen, was für deinen Sohn gut ist. Und wenn er sich verhält wie ein hochbegabtes Kind, kannst du ihn ja auf jeden Fall entsprechend fördern. Selbst wenn der IQ-Test was anderes sagen würde, wäre das meine Empfehlung. ;)


    Lieben Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo Melosine,


    was die IQ-Tests angeht, kann ich Mia und Talida nur zustimmen. Ich bin selbst als fast schon Erwachsene getestet worden und das Einzige, was es mir gebracht hat, war, für die ein oder andere Merkwürdigkeit eine Bezeichnung bzw. einen Zahlenwert zu haben - hätte vielleicht zehn Jahre früher (und in meiner damaligen Situation) was gebracht, aber an sonsten: so what? :D
    Deshalb: Herzlichen Glückwunsch, wenn dein Sohn sich in der Schule wohl- und angenehm gefordert fühlt!!!! Und falls er Hunger nach weiterem 'Futter' verspührt, eben etwas anbieten, aber - und das halte ich vermutlich für das wichtigste - ohne ihm das Gefühl zu geben, 'seltsam' zu sein. (Wobei: was ich aus deinen Beiträgen zum Thema lesen konnte, scheinst weder du noch die Schule zu 'dat is anders, dat soll still sein' -Reaktionen zu neigen
    )
    Ich halte nicht viel von Hochbegabten-klassen/-sonderförderung/-testwahn, weil a) schwer zu bestimmen ist, wann HB vorliegt (Außer eben mit IQ-Test - und die messen leider v.a. das, was sich eben auf diese Weise messen lässt) und b) dabei oft so getan wird als seien Hochbegabte in erster Line das: nämlich hb. Tatsächlich gilt hier wie überall: Jeder Jeck ist anders - und damit sind HBs genau wie alle Kinder vor allem auf ein akzeptierendes, unterstützendes und anregendes Umfeld angewiesen - der Rest, ob mit hb oder nicht - findet sich dann schon!


    Liebe Grüße,


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Ich finde IQ-Tests bei denen man am Ende nur den IQ-Wert vor sich hat auch nicht sehr sinnvoll. Da zeigt ein Begabungsprofil schon viel mehr: wo sind die Stärken und Schwächen des einzelnen Kindes? Wo fordert und wo fördert man?



    Ich glaube der AID macht so ein Begabungsprofil, bin mir aber jetzt nicht ganz so sicher...

    • Offizieller Beitrag

    Ich muß zugeben, daß ich ein Problem damit habe, was teilweise mit sogenannten Hochbegabten-Schulen passiert. Meine alte Schule sollte Hochbegabten-Schule werden und ist es auch geworden. Aber alle an der Schule haben sich dagegen gewehrt und scheinen nicht dahinter zu stehen. Und was auch nett ist: viele Eltern schicken ihre Kinder trotzdem an andere Schulen oder wollen, daß ihre Kinder von dieser Schule an eine andere wechseln.


    Von daher würde ich sagen, freu Dich, wenn Dein Kind sich wohl fühlt und gefordert fühlt. Man muß es ja auch nicht übertreiben.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Hallo Dalyna,


    wie sollte das auch gehen? Eine bestehende Schule kann nicht Hochbegabten-Schule werden. Oder sollen die anderen 98 % der Kinder dann die Schule verlassen?


    Normalerweise werden solche Schulen neu gegründet und nehmen nur hochbegabte Schüler auf. Da es auf allen anderen Schulen auch solche Kinder gibt, wäre es natürlich wünschenswert, dass man sich auch dort mal mit der Fragestellung befasst.


    Wenn man aber nur so einen Titel verpasst, ohne dahinter zu stehen, ist es einsehbar, dass die entsprechenden Familien ihre Kinder lieber woanders hinschicken.


    Grüße Enja

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