Benotung in der Grundschule

  • Ich weiß nicht, was an der Grundschule erlaubt ist, und schon gar nicht, was sinnvoll ist. Am Anfang des Gymnasiums wird (zumindest bei uns) die Rechtschreibung wenig gewichtet: Allein schon mal deshalb, weil die Schüler aus verschiedenen Grundschulen kommen, und auch deshalb bereits unterschiedlich gut in der Rechtschreibung sind. (Manche Grundchulen in unserem Einzugsbereich legen mehr Wert darauf als andere. Ich will damit noch nicht sagen, dass die einen deshalb besser sind als die anderen.)


    Am Gymnasium in Bayern darf die Rechtschreibung wie auch die äußere Form aber grundsätzlich in die Gesamtwertung einfließen, und das in jedem Fach. (Für LRS-Schwäche/Legasthenie gelten von Fall zu Fall Sonderregeln.)
    Das wird aber von so gut wie keinem Nicht-Deutsch-Lehrer umgesetzt. Auch bei den Deutschlehrern spielt die Rechstchreibung selten eine ausschlaggebende Rolle. Zur Trennung von "sehr gut" und "gut" kann man die Rechstchreibung aber schon heranziehen, finde ich. Kann, muss nicht. Und sicher nur dann, wenn die Rechtschreibung vom Schüler zu verantworten ist, also anders als bei LRS-Schwäche/Legasthenie. (Dafür gibt es in Bayern Gutachten. Deren Gültigkeit wird zwar auch angegriffen, aber mehr als darauf verlassen kann ich mich als Laie auch nicht.)


    Insgesamt halte ich es für sinnvoll, wenn auch in anderen Fächern auf Rechtschreibung und sprachlichen Ausdruck insgesamt Wert gelegt wird. (Und Wert legen heißt: In die Benotung eingehen.) Klar wird ein Schüler dafür doppelt bestraft, wenn auch in sehr geringem Umfang. Aber Sprache ist nun mal in allen Fächern wichtig. PISA hat ja gezeigt, dass es vor allem mit der Lesefähigkeit schlecht aussieht, und dass daran eben auch die Schwierigkeiten in den wissenschaftlichen Fächern liegen.


    Eine 10-Punkte-Aufgabe, bei der ein Rechtschreibfehler zu einer 2 führt, kann ich mir aber nur schwer sinnvoll am Gymnasium vorstellen. Ich nehme an, für die Grundschule gilt das auch.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Hallo Conni,


    Zitat

    Conni schrieb am 17.04.2005 23:50:


    Hast du bitte ein oder mehrere Beispiele dafür? Ich weiß, dass im Abi bei uns sowas immer vorkam (10 % der Gesamtpunktzahl). Für die Grundschule habe ich es noch nie gehört, nichtmal in Mathe oder Deutsch, obwohl ich es schon gerechtfertigt finde. In Musik war es nie Thema in Uni oder Seminar und mir persönlich fällt nicht wirklich was ein, außer z.B. einen Dreivierteltakt mit Notenwerten zu füllen, wenn das vorher nur an Viervierteltakten geübt wurde. (Oder ist das auch "nur" Anwendung?)


    Anwendung stellt für mich das gleiche wie Transfer dar. Also: Noten in einen 3/4-Takt schreiben, ja, außerdem zu einem bestehenden 4/4-Rhythmus einen zweiten schreiben können, eine notierte Melodie auf das Glockenspiel umsetzen können, Instrumente auch bei im Unterricht nicht gehörten Hörbeispielen benennen können (z.B. Instrumentenkunde über Britten, im Test erkennen bei Peter&der Wolf (oder umgekehrt)...


    Bei genauerem Nachdenken würde mir bestimmt noch mehr einfallen ;)


    LG, das_kaddl.

  • Hallo Herr Rau,


    Zitat

    Herr Rau schrieb am 18.04.2005 16:54:
    Insgesamt halte ich es für sinnvoll, wenn auch in anderen Fächern auf Rechtschreibung und sprachlichen Ausdruck insgesamt Wert gelegt wird. (Und Wert legen heißt: In die Benotung eingehen.) Klar wird ein Schüler dafür doppelt bestraft, wenn auch in sehr geringem Umfang. Aber Sprache ist nun mal in allen Fächern wichtig. PISA hat ja gezeigt, dass es vor allem mit der Lesefähigkeit schlecht aussieht, und dass daran eben auch die Schwierigkeiten in den wissenschaftlichen Fächern liegen.


    Eine 10-Punkte-Aufgabe, bei der ein Rechtschreibfehler zu einer 2 führt, kann ich mir aber nur schwer sinnvoll am Gymnasium vorstellen. Ich nehme an, für die Grundschule gilt das auch.


    ich schrieb schon, dass 10-Punkte-Aufgaben auch in der Grundschule sinnlos sind, weil eben dann die Bewertung über das Fachwissen der Schüler u.U. aufgrund von mangelnden Rechtschreibkenntnissen/schlechter Handschrift etc. nach unten gehen kann. Deshalb: mindestens 20 Punkte, damit 1 Punkt Abzug bei Rechtschreibfehlern die Note nicht beeinträchtigt.


    Dennoch denke ich (wie auch schon andere Poster dieses Threads), dass Rechtschreibung - gerade in der Grundschule - nicht für das Fach Deutsch gelehrt wird, sondern damit die Schüler einen rechtschreiblich sicheren Grundwortschatz aufbauen, den sie auch außerhalb der 5 Deutschstunden anwenden. Ich als Musiklehrerin trage insofern zu diesem Grundwortschatz bei, indem ich "Keike" anstreiche, wenn das Ding nun mal "Geige" heißt. Klar erkenne ich im Test, dass die Keike die Geige ist, aber sind unsere Lehr-/Lernziele, dass ein Schüler etwas für einen Test lernt? Was ist mit außerschulischer schriftlicher Verständigung? Mönsch, wir sprechen von fächerübergreifendem und fächerverbindendem Lernen - und da soll man nur in Deutsch "rechtschreiben"? :rolleyes:


    Dass bei der Umsetzung dieser meiner Forderungen die gesetzlichen Grundlagen (LRS etc.) berücksichtigt werden, ist natürlich Voraussetzung. Aber leider erleb(t)e ich in der Grundschule sehr oft, dass Eltern (fachliche) Rechtschreibfehler ihrer Kinder auf "Probleme in der Rechtschreibung" schoben, dies jedoch auch dem Klassenlehrer nie mit einem Attest etc. belegten. Und da kommt der Gleichheitsgrundsatz ins Spiel - keine Rechtschreibungswertung für alle?!


    LG, das_kaddl.

  • Hallo Das Kaddl :)


    das leuchtet mir alles ein und ich gebe dir völlig recht.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Zitat

    Hermine schrieb am 18.04.2005 16:36:


    Meine süßen kleinen Sechstklässler registrieren nämlich Rechtschreibfehler nur als falsch, wenn sie dafür Punkte abgezogen bekommen, dass sie rot angestrichen sind, interessiert sie überhaupt nicht (Beispiel: Übungsaufsatz- in der Klausur genau diesselben Fehler!)- und manchmal denke ich, ob man dem nicht schon früher entgegenwirken könnte?



    Das erklärt sich ganz einfach:
    Alles, was rot angestrichen ist, erregt unsere Aufmerksamkeit und prägt sich ganz prima ein - auch Fehler :D

  • McMoritz: Das würde doch Hermine widersprechen: Sie sagt doch, dass die roten Anstreichungen an sich gerade noch nicht helfen!


    verwirrt,
    Britta

  • Zitat

    Britta schrieb am 18.04.2005 18:31:
    McMoritz: Das würde doch Hermine widersprechen: Sie sagt doch, dass die roten Anstreichungen an sich gerade noch nicht helfen!


    verwirrt,
    Britta



    Das prägt sich eben doch ein - heimlich still und leise ;)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Das prägt sich eben doch ein - heimlich still und leise


    Schön wäre es ja- aber die Erfahrung sagt da was ganz anderes- jedenfalls bei dieser einen Klasse- nur die Note zählt! *seufz*
    Achje, jetzt versteh ich es *gg*- bin gerade auf dem Schlauch gestanden- du meinst, weil gerade weil die Fehler rot sind, prägen sie sich bei den Kindlein besonders ein? Tscha...


    Lg, Hermine

Werbung