Elternversammlung wegen Mathproblemen

  • Wenn ich von so einer Beobachtung schreibe und eine Reaktion wie "es können doch nicht immer die Eltern schuld sein" und "gibt es denn für euch keine Rechenschwäche?" kommt, möchte ich mal vorsichtig anmerken, dass ich keine Allrounderklärung liefern wollte, sondern nur anmerken wollte, dass auch solche Mechanismen eine Rolle spielen könnten.


    Ich kenne halt meine Kinder, die ihre Mathebücher anschleppen mit dem Ausruf "Herr X. hat heute wieder so Scheiße erklärt. Da konnte man echt nix verstehen. Bist du wohl so lieb und hilfst mir bei meinen Hausaufgaben." Das ist natürlich für die lieben Kleinen sehr bequem, wenn das so läuft. Ich beauftrage sie dann allerdings erst einmal, sich das Buch zu nehmen und es selber herauszufinden. In der Regel klappt das. Ich gehe eben davon aus, dass man Mathe verstehen kann, wenn man in der Schule zuhört.


    Selber habe ich in Mathe im Abi leider einen Punkt abgezogen bekommen, weil ich der Meinung war, dass 2x3 = 5 ist. Schlimme Auswirkungen hatte das nicht.


    Grüße Enja

  • Wie wärs mit "Frag doch erst mal bei Herrn X nach, wenn er es erklärt hat!" Wie soll Herr X ohne Rückmeldung sonst wissen, dass die Schüler es nicht verstanden haben...


    Diese Fragekultur ist im Matheunterricht extrem wichtig. Verständnis entsteht im "praktischen" Gespräch, nicht im Vortrag...


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Hallo Remus,


    diesen Rat gebe ich immer als erstes. Ich schicke meine Kinder auch mit halb gemachten Matheaufgaben zum Nachfragen in den Unterricht zurück, weil ich finde, dass das viel mehr bringt als wenn Mutter die Lösung liefert.


    Aber da gibt es Komplikationsmöglichkeiten.


    Bei manchen Lehrern drückt das massiv die Note, weil die Hausaufgaben stark bewertet werden. Das kann man sich nicht immer leisten.


    Manche Lehrer toppen das sogar noch, indem sie dafür Ordnungsstriche verteilen und dann einen Brief an die Eltern schreiben, sie möchten bitte dafür sorgen, dass ihre Kinder mit komplett erledigten Hausaufgaben in die Schule kommen.


    Andere wieder reagieren auf Fragen sehr, sehr ungehalten. Ich kann da zwar nur auf die Aussagen meiner Kinder zurückgreifen, aber ich denke mal, dass das schon so stimmt. Manchmal kommen sie gar nicht dran, wenn sie sich zum Nachfragen melden. Manche Lehrer verdrehen dann die Augen Richtung Decke und murmeln etwas von "zu dumm, um aus dem Bus zu gucken". Eine andere typische Reaktion ist "Das habe ich doch gestern schon erklärt."


    Vermutlich haben die Lehrer damit sogar recht. Dass da manchmal nachgefragt wird, weil man nicht zugehört hat oder weil man keine Lust hat, selber mal das Gehirn einzuschalten.


    Wenn meine Kinder also sagen, es habe keinen Zweck, den Lehrer zu fragen, lasse ich es sie selber versuchen, liefere vielleicht noch ergänzende Lektüre und helfe erst, wenn ich meine, dass sie da wirklich selber genug Arbeit reingesteckt haben.


    Wobei es auch Lehrer gibt, bei denen das wirklich ohne mein Zutun funktioniert. Vermutlich schon eine Qualitätsfrage.


    Da ich ein Lehrers-Spross bin und während Schulzeit und Studium eine florierende Nachhilfeunterrichts-Praxis hatte, kann ich recht gut helfen. Ich möchte aber nicht, dass meine Kinder in der Schule rumgammeln, weil sie sich blindlings auf ihre Mutter verlassen.


    Grüße Enja

  • Zitat

    Manche Lehrer toppen das sogar noch, indem sie dafür Ordnungsstriche verteilen und dann einen Brief an die Eltern schreiben


    Oh, das tue ich auch. Ich bin bisher immer davon ausgegangen, Eltern würden gerne darüber informiert werden, wenn Kinder ihre Aufgaben nicht haben. Bislang wirkten die Eltern eher dankbar für die Rückmeldung.


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Remus ist und bleibt provozierend.


    Dieser zitierte Satz ist soooo aus dem Zusammenhang gerissen....


    Ich finds trotzdem sympathisch und es heizt immer wieder Diskussionen an.
    woman123 :)

  • Ich führe Strichlisten und benachrichtige Eltern! Ich sehe nur nicht ganz, wieso das irgendwas toppt. Das erwarte ich als Vater auch!


    Was tue ich denn anderes? Wer die Hausaufgaben nicht vorlegen kann, bekommt einen Strich. Egal ob er es nicht konnte, das Heft vergessen hat, er es dem Nachbarn geliehen hat, seine Eltern es nicht konnten, die Marsianer im Garten gelandet sind - egal. Ich hab nicht die Zeit, mir all diese Gründe und Ausreden anzuhören. Das können die Eltern besser - mal einen Blick in den Garten werfen, oder auf den Schreibtisch, oder ins Heft...


    Ja, ich denke, die Eltern könnten darauf Einfluss nehmen, also dafür sorgen... Kein PC / Fernsehen / etc. ohne gemachte Hausaufgaben z.B.


    Ich kann mir jetzt durchaus vorstellen, das mein Anschreiben evtl. in Enjas Interpretation aufgefasst wird. Nur hatte ich es nicht so gemeint.


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    Einmal editiert, zuletzt von Remus Lupin ()

  • Hallo!
    Auch ich führe Strichlisten! Auch bei mir gibt es immer einen Strich, wenn die Schüler aus welchem Grund auch immer die Hausi nicht vorlegen können. Beliebte Ausreden sind da Heft vergessen, Heft war voll, deshalb auf Blatt gemacht, Blatt zuhause,... Allerdings mache ich den Strich wieder weg, wenn am Folgetag ohne nochmalige Aufforderung die Hausaufgabe vorgelegt wird. Ansonsten sage ich immer zu den Kindern, dass ich keinesfalls böse bin, wenn sie was nicht verstanden haben, aber dann einfach aus Bequemlichkeit gar nichts zu machen, weil man die erste Aufgabe nicht verstanden hat, das finde ich nicht ok. Ich möchte wenigstens sehen, dass da überlegt worden ist und erkläre es dann gerne noch einmal.


    Gruß, Musikmaus

  • Dann erklärt mir doch jetzt aber bitte mal, was das Kind, dass seine Aufgaben nicht rausbekommt denn machen soll?


    Ehrlich gesagt, sorge ich schon dafür, dass sie mit Hausaufgaben in die Schule gehen. Ich erkläre ihnen dann eben, worum es geht und helfe zur Not bei der Lösungsfindung. Scheint ja dann wohl doch besser zu sein.


    Manchmal ist das schon schwierig. Wenn die Eltern das immer wegsanieren, was der Lehrer vielleicht an Fehlern macht, kann er sie nämlich auch nicht bemerken. Der denkt dann, wie schön, haben sie alle begriffen - in Wirklichkeit sind bloß die Eltern gut dabei. Die geben das sowieso nicht so gerne zu. Ich habe es erst einmal erlebt, dass sie auf einem Elternabend aufstanden und erklärten "wie ein Mann", ihren Kindern jeden Tag die Hausaufgaben zu machen, da aus der Schule nichts Nennenswertes rüberkäme.


    In diesem Fall erhielten wir auch zur Belohnung für unser Stehvermögen einen anderen Lehrer.


    Grüße Enja


    Ach so. Die Strichlisten. Von mir aus. Noch effektiver ist es, wenn man die fächerübergreifend führt. Dann kann man ziemlich viele Briefe schreiben. Eigentlich kann man doch erkennen, ob ein Kind intensiv versucht hat, die Aufgaben zu lösen oder ob es seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Das sieht man doch an den Fehlversuchen. Ich hatte auch schon mal mit einer Lehrerin zu tun, die verlangte in solchen Fällen einfach entsprechend viele leichtere Aufgaben aus dem Buch zu lösen. Über die Sinnhaftigkeit kann man streiten. Vielleicht hängen die Kinder dann keine Zeit mehr in die Fehlversuche, sondern weichen gleich aus. Wäre schade.


    Und nein. Ich finde das nicht provokant. Eher aufschlussreich.

  • Zitat

    Dann erklärt mir doch jetzt aber bitte mal, was das Kind, dass seine Aufgaben nicht rausbekommt denn machen soll?


    Bei mir: Schriftlich die offenen Fragen festhalten und stellen.




    Zitat

    Eigentlich kann man doch erkennen, ob ein Kind intensiv versucht hat, die Aufgaben zu lösen oder ob es seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Das sieht man doch an den Fehlversuchen.


    Eben. Drum macht es auch einen Unterschied, ob man seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, oder nicht richtig gemacht hat.

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Viele Kinder schreiben in solchen Fällen vor der Stunde vom Nachbarn ab. Fahrschülern tun sich da reiche Möglichkeiten auf.


    Ich fände es besser, wenn das nicht nötig wäre. Beide Töchter besuchen Klassen, in denen die Kinder ziemlich eifrig Hausaufgaben machen und überhaupt sehr gut dabei sind.


    Bei einem Lehrer muss man, wenn man sagt, man habe eine Aufgabe nicht herausbekommen, an die Tafel, vorführen, was man gemacht hat und bekommt dann einen Tipp. Das finde ich ziemlich gut. Die Kinder brauchen allerdings sehr viel Mut. Meine Tochter schwört drauf. Danach habe man wirklich kapiert, worum es geht.


    Grüße Enja

  • Kenne einen Lehrer, der folgendes System hat: Wer die Aufgabe nicht kann, der macht statt dessen etwas anderes (wie zum Beispiel Merksätze abschreiben, eine andere Aufgabe). So gibt es zumindest die Ausreden nicht, ich habe es nicht verstanden ohne die Aufgabe überhaupt versucht zu haben. Die nicht gekonnte Aufgabe wird dann noch mal gemeinsam gelöst.

  • Zitat

    Bei einem Lehrer muss man, wenn man sagt, man habe eine Aufgabe nicht herausbekommen, an die Tafel, vorführen, was man gemacht hat und bekommt dann einen Tipp. Das finde ich ziemlich gut. Die Kinder brauchen allerdings sehr viel Mut. Meine Tochter schwört drauf. Danach habe man wirklich kapiert, worum es geht.


    Oder findet sich hinterher bei EMGS als Mobber wieder....


    So mache ich das auch öfter, bei "seriös" wirkenden Nichtkönnern. Bei Klassen über 30 Schülern kann man das leider nicht mit allen so machen. Dazu bräuchten wir Ganztagsschulen mit Hausaufgabenbetreuung.


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Stimmt. Aus meiner eigenen Schulzeit erinnere ich mich auch an so einen Lehrer. Der ebnete die Kandidaten dann so ein, dass sie die simpelsten Rechnungen nicht mehr konnten. So nach dem Motto "Wenn du schon nicht verstehst, was wir hier machen, beherrschst du vielleicht wenigstens das kleine 1x1." Nein, dann natürlich nicht mehr. Einen hatte er mal so weit, dass er auch im 3. Versuch seinen Namen nicht richtig an die Tafel schreiben konnte.


    Kommt halt drauf an, wie man so typmäßig rüberkommt und ob die Schüler Vertrauen haben.


    Ansonsten bitte ich schon darum, zu wissen dürfen, wenn meine Kinder ihre Hausaufgaben nicht machen. Ich erinnere mich da ein Gespräch mit einem Lehrer (grusel, auch Mathe) als mein Sohn um über eine Note abgefallen war. Ich wollte nachfragen, was da passiere. Antwort: "Was wollen sie denn? Kein Wunder bei 30x fehlenden Hausaufgaben."


    Übertroffen wurde das noch von einem Klassenlehrer, der mir zum Schuljahresende erklärte, jenes Kind habe das komplette Jahr überhaupt niemals Hausaufgaben gemacht. Als ich mich daraufhin beim Schulleiter beschwerte, nahm der Lehrer alles zurück und behauptete, es habe niemals etwas gefehlt. Mein Sohn meinte, es sei so halbe-halbe gewesen.


    Grüße Enja

  • Zitat

    Übertroffen wurde das noch von einem Klassenlehrer, der mir zum Schuljahresende erklärte, jenes Kind habe das komplette Jahr überhaupt niemals Hausaufgaben gemacht. Als ich mich daraufhin beim Schulleiter beschwerte, nahm der Lehrer alles zurück und behauptete, es habe niemals etwas gefehlt. Mein Sohn meinte, es sei so halbe-halbe gewesen.


    Statistisch stimmts also... :D

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Ja, man nähert sich so Stück für Stück der Wahrheit an. Wir haben dann daraufhin die Schule gewechselt - also nicht nur deswegen, dann gab es noch ganz andere Klopper - und an der neuen Schule hatten die Lehrer keine Beschwerden mehr bezüglich fehlender Hausaufgaben.


    Die hatten wohl auch nur keine Lust, sich damit zu befassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er da welche gemacht hat. Da beides Internate waren, konnte ich das nicht gut selber feststellen. Was ja auch wieder sehr nervenschonend ist.


    Grüße Enja

  • Auch wenn ihr mit der Diskussion schon etwas weiter seid:


    Zitat

    eigentlich kann man doch erkennen, ob ein Kind intensiv versucht hat, die Aufgaben zu lösen oder ob es seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Das sieht man doch an den Fehlversuchen.


    Sag ich doch :D Ich möchte wenigstens Versuche für die Hausi sehen, dann habe ich überhaupt keine Probleme damit die Entschuldigung "Ich habe es nicht verstanden" gelten zu lassen. Dann erkläre ich es gerne noch einmal oder setze mich, wenn nur bei diesem einzelnen Schüler das Problem besteht auch nochmal mit dem betreffenden Kind zusammen. Wenn man differenziert ist das ja sehr gut möglich.
    Was meinen Schülern auch immer sehr gut hilft sind Übungen an Stationen in kleinen Gruppen. da können sie sich sehr gut austauschen und sich gegenseitig helfen, Probleme zu lösen. Wenn sie gemeinsam nciht auf eine Lösung kommen, dann bin ich da und gebe Tipps, bzw. erkläre neu. Diese Vorgehensweise hat in meiner Klasse schon oft dazu geführt, dass bei hartnäckigen Verständnisproblemen der Knoten geplatzt ist.


    Viele Grüße, Musikmaus

  • Ich machs auch wie Enja. Zur Not den Hauslehrer, auch wenns mich tierisch nervt.


    Auf der anderen Seite, kann ich auch die Lehrer verstehen. Je älter die Brut wird, desto findiger werden sie , was die Hausaufgaben angeht.
    Obwohl, Marsianer hatten wir bis jetzt noch nicht im Garten. :D


    woman123

  • Zitat

    Remus Lupin schrieb am 15.05.2005 20:20:
    Ihre Probleme sind nicht das Rechnen, das macht ein Stück Silikon.


    Manchmal hilft gutes Bauchgefühl - aber wer vergrößert schon seinen Bauch mit Silikon?!
    Nee, nee, das englische "Silicon" ist mit "Silizium" zu übersetzen.


    Grüße,
    Martin


    P.S.: Da gab es mal einen Neue-Deutsche-Welle-Song mit "meinen Job macht jetzt ein Stück Silikon"; aber ich will ja nicht jugendgefährdend abdriften.

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

  • Hallo,


    schade, dass 6 Seiten interessante Diskussion nun weg sind!


    Wahrscheinlich habe ich auch nicht mehr alles gelesen. Ich weiß noch, dass das Kaddl scheinbar meine Ausführungen irgendwie falsch interpretiert hat. Ich habe sinngemäß gesagt, dass die gern genommene Erklärung für Lern- und Verhaltenstörungen von Kindern, "Eltern lassen ihre Kinder vor den Fernsehern usw. verwahrlosen und sorgen nicht für genügend Bewegung" zwar bequem, aber leider oft falsch ist. Das Kaddl scheint darin einen Angriff auf Lehrer gesehen zu haben, was aber nicht der Fall war. Nicht interpretieren, sondern einfach nur lesen und verstehen!


    Es gibt andere Gründe, die auch mit Bewegungsmangel zu tun haben. Alle, die mit ADS, Legasthenie, Dyskalkulie, Automatisierungsproblemen, Verhaltensstörungen, Autismus, Langsamkeit, Konzentrationsproblemen, schlechter Handschrift und anderen Auffälligkeiten zu tun haben, haben vielleicht Interesse, meinen Beitrag, den ich aber noch schreiben muss (heute noch oder spätestens morgen) unter ALLGEMEIN zu lesen.


    Viele Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

    Einmal editiert, zuletzt von Erika ()

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