Frust - mein Leben ist so "voll"

    • Offizieller Beitrag

    Wo ich jetzt gerade 1 1/2 Jahre eine kleine Reduzierung hatte, in Punkto Lebensqualität war es mir das Wert, auch wenn ich dem Staat damit effektiv Geld geschenkt habe.

  • Klar, die Frage ist immer: arbeitet der Perfektionist wirklich 80% wenn er nur 80% bezahlt wird? oder arbeitet er dann die 100% und bei Vollzeit eben 120%.


    Wenn man dann aber wieder Nerven hat, seine Bude zu putzen und die Geduld noch für die eigenen Kinder ausreicht, hat sichs doch erst mal gelohnt...


    Ich denke, neben allen (überlebenswichtigen!) Hinweisen zum effektiven arbeiten ist es auch wichtig, sich zu überlegen, warum man nie ein Ende findet, nie zufrieden ist, nicht einschlafen kann. Kurz: vor was man eigentlich Angst hat. Da ist ja nicht das Kuchenbacken für die leuchtenden Kinderaugen ein Problem sondern die Angst, dass Eltern sich über (...) beschweren, man mit dem Stoff nicht durchkommt, der Notenschnitt zu schlecht ist, irgendwer das Abi nicht schaffen könnte, der Schulleiter sich über mangelndes Engagement beschwert, andere Kollegen witziger/ interessanter/ effektiver arbeiten, Schüler frech werden und nicht machen, was man sagt etc.pp. -> Bewertung durch andere.


    Gesunde Grundsätze, die ich für mich einübe: ich treffe den lieben langen Tag Entscheidungen aufgrund meines aktuellen Wissens. Für alles, was ich tue, habe ich einen Grund. Nachdem ich eine Entscheidung getroffen habe, mache ich den Drucker aus/ Lehrbuch zu. Andere mögen das anders sehen, weil sie vielleicht andere Informationen haben, dies ist ihr gutes Recht. Und wenn sich wirklich jemand gerechtfertigt über irgendetwas beschweren sollte, sag ich halt "Entschuldigung" und versuche es wieder gerade zu biegen.


    Soweit die Theorie, manchmal klappts schon ganz gut :baden: "lebenslanges Lernen" halt...

  • Gesunde Grundsätze, die ich für mich einübe: ich treffe den lieben langen Tag Entscheidungen aufgrund meines aktuellen Wissens. Für alles, was ich tue, habe ich einen Grund. Nachdem ich eine Entscheidung getroffen habe, mache ich den Drucker aus/ Lehrbuch zu. Andere mögen das anders sehen, weil sie vielleicht andere Informationen haben, dies ist ihr gutes Recht. Und wenn sich wirklich jemand gerechtfertigt über irgendetwas beschweren sollte, sag ich halt "Entschuldigung" und versuche es wieder gerade zu biegen.


    Soweit die Theorie, manchmal klappts schon ganz gut :baden: "lebenslanges Lernen" halt...

    Ja, wirklich "lebenslanges Lernen". :pfeifen:


    Beispiel von heute: Unterrichtsreihe minutiös geplant, was passiert: 4 Schüler krank, (darunter jemand, der eigentlich vortragen sollte) - da klausurrelevant, habe ich Thema erstmal verschoben und was aus dem Handgelenk geschüttelt. Auch nicht unwichtig, aber ich will ja auch nicht alles doppelt und dreifach erklären.


    Anderes Beispiel: Unterrichtsreihe, die ich nun das zweite Mal verwenden will funktioniert hinten und vorne nicht. Da kann ich eigentlich gleich eine neue schreiben. Es ist dieselbe Jahrgangsstufe, dasselbe "interessante" Thema. Aber die Schüler sind anders. :aufgepasst:


    Ach ja ...


    Also ich glaube ja mehr und mehr, dass das am kurzen Halbjahr liegt und am Job an sich. Eigentlich ist es ja auch ganz interessant, dass STÄNDIG so unvorhersehbare Dinge passieren und man dann "improvisieren" muss.
    --- Eigentlich.


    Außerdem habe ich mir fest vorgenommen, so viel wie möglich in der Schule zu arbeiten, damit ich dann, wenn ich nach Hause komme, Zeit für mich habe und einen kühlen Kopf bewahren kann.
    Ehrlich, ich hasse nichts mehr als das Wissen, dass ich ja noch was machen muss für den nächsten Tag, wenn ich nach Hause gekommen bin. Und dieses "noch was machen" hört ja leider nie auf!


    Gott sei Dank haben wir einen guten Lehrerarbeitsraum, der auch nicht sooo häufig besetzt bzw. überfüllt ist.


    Wisst ihr noch, letztes Halbjahr hatte ich so viele Freistunden (darüber hatte ich mich auch beschwert hier), aber der große Vorteil daran war (das sehe ich jetzt), dass ich die Arbeit größtenteils dort gemacht habe, wo sie stattfand - also in der Schule und die auch irgendwie "da geblieben" ist.


    Ich komm echt nicht gut darauf klar, Arbeit und Freizeit so zu vermischen.


    Aber jedem das Seine. :victory:


    Also für mich ist, glaube ich, eine Lösung, dass ich viiiiieeeel mehr in der Schule arbeite. Arbeiten eben dort, wo es hingehört. Wie gesagt, bei uns geht das - wobei ich auch SChulen kenne, wo das quasi unmöglich ist.




    Bzgl. Teilzeit.
    Danke für all die Hinweise und die Diskussion darum fand oder finde ich auch nicht uninteressant. Allerdings stellt sich die Frage für mich noch nicht. Vielleicht in Zukunft, mal gucken.


    Wie viel netto weniger hat man denn, wenn man um 1 Stunde reduziert? So pi mal daumen.
    (Und wie genau wirkt sich das auf die Bezüge später aus?)



    Muchas gracias!

  • Ich glaub das wichtigste ist, dass man sich ganz deutlich klar macht, dass man die meiste Zeit keinen perfekten Unterricht (nennen wir es mal Lehrprobenstandard) halten kann.
    Dafür reicht das Zeitkontingent nicht, dafür reicht der Schuletat nicht und letztlich reicht auch das Gehalt dafür nicht, wenn man die dafür nötige Arbeitszeit betrachtet.
    Schon die Rahmenbedingungen unseres Schulsystems zeigen, dass das offensichtlich nicht einmal gewollt ist. ;)


    In deiner Mittelstufenklasse könntest du versuchen verstärkt Portfolio und Plakatarbeit/Referatarbeit zu machen und die Gruppe dazu auch räumlich aufzuteilen, z.B. Gruppen im Klassenraum, Gruppen im Flur, Gruppen im Foyer.
    Du pendelst dann zwischen den Gruppen hin und her. Die räumliche Entzerrung zusammen mit der freieren Arbeitseinteilung wirkt bei uns an der Schule in den Nachmittagsstunden ganz gut.
    Dafür müssen natürlich die Verhaltensregeln, die Erwartungen und die Benotungskriterien den Schülern glasklar sein.


    Stundenreduzierung ist, wie Meike richtig sagt, zwar eine Entlastungsmöglichkeit, kann aber für die Pension dramatische Konsequenzen haben.
    Das sollte man sich dringend ausrechnen lassen und dann vor allem auch bedenken, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass die jetzigen Pensionsregelungen so bleiben. Ohne eine irgendwie geartete Absenkung werden die nicht bezahlbar bleiben. ;)


    Du kannst dich aber vielleicht selbst entlasten, indem du verstärkt darauf achtest Lerngruppen und Fächer zu bekommen, die dir leicht von der Hand gehen. Das kann zum Beispiel ein Fach/eine Jahrgangsstufe sein, in der du routiniert bist, oder eine AG, die deinen Neigungen oder deinen Hobbies entspricht oder eine Zusatzaufgabe mit Entlastungsstunden, die du gerne machst und die du daher weniger als Arbeit siehst. Gerade bei letztem sollte dir allerdings klar sein, dass du bei Zusatzaufgaben zeitlich immer drauflegst. Es geht aber ja nicht unbedingt um eine zeitliche Entlastung, sondern um eine emotionale Entlastung oder eine Stressentlastung oder wie man das auch immer nennen will...

  • Beispiel von heute: Unterrichtsreihe minutiös geplant, was passiert: 4 Schüler krank, (darunter jemand, der eigentlich vortragen sollte) - da klausurrelevant, habe ich Thema erstmal verschoben und was aus dem Handgelenk geschüttelt. Auch nicht unwichtig, aber ich will ja auch nicht alles doppelt und dreifach erklären.


    Anderes Beispiel: Unterrichtsreihe, die ich nun das zweite Mal verwenden will funktioniert hinten und vorne nicht. Da kann ich eigentlich gleich eine neue schreiben. Es ist dieselbe Jahrgangsstufe, dasselbe "interessante" Thema. Aber die Schüler sind anders. :aufgepasst:

    Ja, man muss oft spontan sein. Aber: ist es wirklich notwendig, was zu verschieben, weil Schüler krank sind? Sind sie nicht alt genug, dass sie sich selbst um verpassten Stoff kümmern? den Vortrag kann derjenige ja trotzdem später halten. Nur so als Beispiel

  • Klar, die Frage ist immer: arbeitet der Perfektionist wirklich 80% wenn er nur 80% bezahlt wird? oder arbeitet er dann die 100% und bei Vollzeit eben 120%.


    Perfektionismus ist eine negative Kompetenz - Perfektionisten sind vollkommen ineffizient und seltenst teamfähig. Sollte man sich frühzeitig abgewöhnen, diese Unart.

  • Hallo, du!



    Lass dich mal drücken, ich kann gut nachfühlen, wie es dir geht!


    Was du beschreibst, ist mittlerweile Alltag und ich finde, es hat sich viel geändert. Ich bin seit ca. 10 Jahren im Job und habe 4 Jahre volle Stelle gearbeitet. Noch keine Kinder und viel Zeit. Es ging, auch wenn es hart war. Mittlerweile habe ich aber das Gefühl, dass eine volle Stelle kaum noch Raum zum Leben lässt. Daher haben viele meine Freunde reduziert, auch wenn sie dadurch nicht wesentlich weniger arbeiten. Aber es geht ihnen besser.


    Ich habe zwei Kinder, bin an einer Schule, an der ich ich sehr wohlfühle und habe mich dieses Schuljahr an eine 3/4-Stelle gewagt. Ebenfalls viele Korrekturen, heftige, volle Klassen und 2 neue Fächer. Dann den Anspruch, dass Schule auch wenigstens ab und zu mal Spaß machen sollte - das ist m.E. aber auch ein Signal, wenn es Woche um Woche null Spaß macht!


    Tja, ich bin am Limit gelaufen und nach den Ferien ist es dann eskaliert - Burnout mit Depression, Angstgefühlen, Heulattacken, Panik. Ich bin krankgeschrieben und werde es bis Januar mindestens noch sein.


    Daher rate ich dir, fürs Erste die Ratschläge meiner Vorredner mit voller Stelle anzunehmen - effektiver arbeiten, die Schüler auch mal 30 Minuten nur schreiben lassen etc.
    Zum Thema Reduktion gibt es unterschiedliche Meinungen, vielleicht kannst du es ja für ein Jahr mal mit einem freien Tag ausprobieren, indem du 4 Stunde runtergehst? Du kannst es dan ja wieder ändern. Ich wünsch dir alles Gute und gebe dir den Rat, es nicht so weit kommen zu lassen wie bei mir. Ich kämpfe mich gerade sehr, sehr mühsam wieder hoch und muss Medikamente nehmen - ich hätte es lieber anders....

    Einmal editiert, zuletzt von Micky ()

  • Beispiel von heute: Unterrichtsreihe minutiös geplant, was passiert: 4 Schüler krank, (darunter jemand, der eigentlich vortragen sollte) - da klausurrelevant, habe ich Thema erstmal verschoben und was aus dem Handgelenk geschüttelt. Auch nicht unwichtig, aber ich will ja auch nicht alles doppelt und dreifach erklären.




    Das sehe ich inzwischen sehr positiv: Ich habe dann eine Stunde ohne jegliche Vorbereitung gehalten - also jede Menge Zeit gespart - und habe die nächste Stunde schon fix und fertig vorbereitet, incl. Kopien in der Tasche :) Ist doch super!!!!

  • Perfektionismus ist eine negative Kompetenz - Perfektionisten sind vollkommen ineffizient und seltenst teamfähig. Sollte man sich frühzeitig abgewöhnen, diese Unart.


    Sehe ich auch so. Und versuche ich mir seit Jahrzehnten abzugewöhnen.
    Es will mir nur einfach nicht perfekt gelingen, das ist das Vertrackte dabei.

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