Eltern-Lehrer Gespräche

  • Zitat

    Enja schrieb am 11.07.2005 06:38:
    Wir Eltern machen uns einen Reim draus und müssen sowieso alle Entscheidungen selbst treffen.


    Oooch, vielleicht später mal. In der zweiten Klasse habe ich die Situation anders erlebt. Die Lehrer hatten ein akutes Problem, das sie echt Kraft kostete. Ich hatte "nur" ein potentielles Problem. Die Leistungen waren ja noch durchaus gut.


    Und so bin ich mit dem Töcherchen zur Schulpsychologin und mit der Visitenkarte der Schulpsychologin zur Lehrerin. Die beiden haben mit einander telefoniert. Dann hat mir die Lehrerin gesagt, was sie möchte. Ich habe ihr gesagt, was ich dazu noch möchte. Und dann wurde es besser...


    Grüße,
    Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

  • Hallo Papa,


    ich rede mit meinem Chef auf gleicher Ebene, mittags gehen wir zusammen essen und reden gern miteinander. Jeder akzeptiert den Anderen, als gleichberechtigte Persönlichkeit. Der Eine kennt sich vielleicht hier gut aus, der Andere wo anders. Keiner blickt auf den anderen herab, ist besserwisserisch oder arrogant. Wir respektieren gegenseitig die Meinung und das Wissen des Anderen. Wir kennen uns seit Jahren, wissen von unseren Stärken und Schwächen, können uns darauf einstellen. Lehrer und Eltern kennen sich eigentlich kaum, sie bleiben immer Fremde - leider.


    Gruß Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Hi Erika!


    Zitat

    Lehrer und Eltern kennen sich eigentlich kaum, sie bleiben immer Fremde - leider.


    Vielleicht liegt das daran, dass du im Unterschied zu deinem Chef die Lehrer deiner Kinder nicht täglich siehst und mit ihnen Essen gehst? Wär doch mal ne Möglichkeit..lad Sie zum Essen ein -- so lern man sich bessern kennen :)


    Gruß


    Tina

  • Zitat

    Erika schrieb am 12.07.2005 23:53:
    Lehrer und Eltern kennen sich eigentlich kaum, sie bleiben immer Fremde - leider.


    <ironie on> Das würde natürlich auch erklären, warum ich immer noch Briefe von einigen Eltern "meiner" Referendariatskinder erhalte, in denen sie mir über ihre Kinder, deren Lernfortschritte, die Schule, das Dorf und von sich persönlich berichten. <ironie off>
    Da es diese Briefe tatsächlich gibt, scheint es ja doch Lehrer-Eltern-Verhältnisse zu geben, in denen man sich nicht fremd bleibt. Erika, vielleicht solltest du mal mit der Schwarzmalerei bzw. mit dem Verteilen von Rundumschlägen aufhören?


    Gruss, das_kaddl.

  • Kommt ein bißchen auf den Schultyp an. Der Grundschullehrer wird natürlich Familienmitglied. An "aber Herr L. sagt" muss man sich dann gewöhnen. Der Lehrer ist auf einen Schlag für das Kind viel wichtiger als jeder andere Mensch sonst. Und da Lehrer in der Schule recht gerne auch mal Privates erzählen und die Kinder das detailliert zu Hause wiedergeben, ist man da recht bald erfreulich auf dem Laufenden. Man begegnet sich oft. Grundschulen sind meist Stadtteilschulen. Man feiert zusammen und macht Ausflüge, wird zu Bastelaktionen in die Schule gerufen und gestaltet gemeinsam den Schulhof um. Mit einigen Lehrerinnen aus dieser Zeit meiner Kinder bin ich inzwischen recht eng befreundet.


    Am Gymnasium ist das dann schlagartig anders. Das Kind bekommt gleich 10 davon. Denen begegnet man gar nicht mehr zufällig und die Kinder erledigen jetzt die Bastelaktionen und Ausflüge eher allein. Die Lehrer geben sich wesentlich distanzierter, kennen einen zumeist auch gar nicht mehr, gehen grußlos an einem vorbei. Die Mütter sind zu dieser Zeit meist schon wieder berufstätig und haben auch die Zeit nicht mehr, ständig am Schultor zu stehen.


    Auf Einführungsveranstaltungen werden ich häufig gefragt, wie man denn "die Lehrer" kennenlernen könne. Und damit sind sicher nicht die typischen Gespräche gemeint. In der Form wie an der Grundschule ist das einfach strukturell unmöglich.


    Um sich mal in entspannterem Kontext zu erleben, finde ich deshalb Veranstaltungen wie Schulfeste sehr wichtig. Bei den Kleinen auch gemeinsame Wanderungen, Grillfeste, was auch immer. Wenn man sich ein bißchen schon kennt, ist im Krisenfalle die Zusammenarbeit wesentlich einfacher.


    Grüße Enja

  • Zitat

    Tina_NE schrieb am 13.07.2005 07:11:
    Wär doch mal ne Möglichkeit..lad Sie zum Essen ein -- so lern man sich bessern kennen :)


    Nja, es bleibt doch ein "besonderes Verhältnis".
    Ich würde erwarten, dass die Lehrer dann im Sinner der Gleichbehandlung auch alle Einladungen annehmen.
    Sowas spricht sich ja fix rum.


    Da sich Lehrer im Restaurant nicht einladen lassen dürfen, sind die Referendare jedenfalls sofort pleite. Und die älteren Semester steigen lieber nicht mehr auf die Badezimmerwaage.


    Zu sich nach Hause einladen geht natürlich im Einzelfall, das hat durchaus seine Vorteile. Beim "Essen" würde ich mit einem unverfänglichen Schälchen Erdbeeren anfangen, dann ein Likörchen - nur ein winziges Schlückchen, dann den Rumtopf auf den Tisch, dazu die Schlachtplatte, irgendwann beginnt der nächste Schultag... ;)



    Grüße,
    Martin

    Acht Semester mitlesen ersetzt das Lehramtsstudium. ;)

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  • Hallo zusammen,


    *lach* und dann schüttet der Lehrer aus Versehen den kompletten Rumtopf der Mama über die neue Hose oder umgekehrt *lach*
    nee, aber ich denke, bei Klassenausflügen werden oft genug ja noch Aufsichts- bzw. Begleiteltern gesucht, da bietet sich ja auch die Möglichkeit, den Lehrer, die Lehrerin in einem anderen, ungezwungernen Umfeld kennen zu lernen.
    Sommerliche Grüsse,
    slumpy

  • Hallo Tina,


    die Klassenlehrerin in der alten Grundschule hatte uns Elternvertreter in der 1. Klasse anfangs einmal zu sich nach Hause eingeladen, was uns auch sehr gefreut hatte. Danach hatte ich sie auch einmal zum Kaffee bei uns zu Hause. Als Elternvertreterin hatten wir auch sonst öfter Kontakt. Ich mochte die Lehrerin, die Lehrerin mich und meinen Sohn wohl auch noch. Die Elternabende habe ich meistens mit einem Lob über die Lehrerin (aus Überzeugung) begonnen. Allerdings erschien sie mir und auch anderen immer etwas distanziert, zwar immer freundlich lächelnd, machte immer einen resoluten Eindruck. Wir hatten immer das Gefühl, dass sie sich nirgendwo reinreden lassen würde. Solange alles gut lief, hatten wir auch keine Probleme damit. Na ja, nach dem 1. großzügigen Jahr wurde es dann anders, mein Sohn galt dann plötzlich als sehr verhaltensauffällig. In den geführten Gesprächen habe ich der Lehrerin nie Vorwürfe gemacht, sogar Verständnis geäußert, lediglich geschildert und auch mit Fachinfos belegt, womit das nicht normgerechte Verhalten meines Sohnes zusammenhing. Die Gespräche fanden immer in guter Atmosphäre statt. Das Problem nur war, dass sie halt nichts veränderte. Sie war davon überzeugt, dass sie nach 30-jähriger Erfahrung alles wüsste. Wer nicht der Norm entsprach hatte schlechte Karten. Nur das Ergebnis wurde gesehen, nicht die Ursachen.


    Die Klassenlehrerin (gleichzeitig Schulleiterin) der nächsten Grundschule, die unseren Sohn dann freiwillig aufgenommen hatte (dafür bin ich nach wie vor dankbar), war ebenso eine vielleicht sogar noch resolutere Person, (eine Mauer lag immer zwischen ihr und -jedenfalls einigen Eltern-) die nur ansagen aber nichts hören wollte, immer andere Erklärungen hatte (war nicht nur meine Meinung).


    Ehrlich gesagt, habe ich so eine Mauer -wie zwischen Lehrern und mir (nicht aus eigener Schulzeit, sondern jetzt als Mutter)-selten so gespürt. Ganz im Gegenteil kriege ich es sonst als geborene Kohlenpottlerin oft hin, hier die teilweise verschlossenen "steifen" Norddeutschen zu "lockern". Meine Erfahrung ist sonst eigentlich: Wer etwas von sich -auch von seinen Schwächen, Problemen- preisgibt, erfährt auch viel von den Anderen. Viele Mauern fallen dabei.


    Na ja, die Grundschule ist für meinen Großen erst einmal abgehakt. Immerhin hat mein Sohn es geschafft, dass sein Verhalten jetzt im Zeugnis positiv beurteilt wurde, aber "geliebt" bzw. verstanden hat er sich auch dort nicht von den Lehrern gefühlt, was ihm sehr fehlt hatte und sicher für seine postive Persönlichkeitsentwicklung sehr von Vorteil gewesen wäre, denn die Erlebnisse in der alten Schule sind noch nicht vollständig aufgearbeitet.


    Mal sehen, was das Gymnasium bringt, bisher habe ich jedenfalls eher weniger von liebevollem Umgang und persönlichem Verhältnis zu den Lehrern gehört, was 11-Jährige aber m.E. noch brauchen.


    Viele Grüße
    Erika

    "Die Lehrer bezeichnen Lesen, Schreiben und Rechnen als Grundlagenfächer. In Wirklichkeit handelt es sich aber bei diesen Lehrstoffen bereits um sehr komplexe Prozesse, die sich nur bei einer einwandfreien geistigen Verarbeitung der durch die Sinnesorgane aufgenommenen Wahrnehmung erlernen lassen." A. Jean Ayres

  • Zitat

    Enja schrieb am 08.07.2005 16:16:



    warum gäbe es sonst so ein reichhaltiges Angebot an Seminaren, in denen Eltern lernen können, so ein Gespräch zu überleben? Gibt es solche Seminare auch für Lehrer?



    Hallo Enja,
    für das „reichhaltige Angebot“ an Seminaren, in denen Eltern Überlebensstrategien für eventuelle Kontakte mit Lehrern erlernen, könnte ich mir durchaus auch noch ein paar andere als die von dir genannten Gründe denken.
    Deine Frage, ob es auch entsprechende Seminare für Lehrer gibt, irritiert mich ein wenig.
    Da Seminare für Eltern nach deinen Worten den Eltern ermöglichen sollen, Gespräche mit Lehrern zu „überleben“, zielt diese Frage also auf eventuelle Seminare, in denen Lehrer lernen können, Gespräche mit Eltern zu „überleben“, oder habe ich das jetzt falsch verstanden???


    Mit freundlichen Grüßen


    Animagus

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