neugierige Frage an die Seiten-/Quereinsteiger

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe gerade wieder eine dieser Diskussionen im Freundeskreis hinter mir, wo über die Motivation der Seiten- und Quereinsteiger spekuliert wurde. Da ich mich - als 'normal' ausgebildete Lehrerin - in einem Punkt auch persönlich angegriffen fühle, wüsste ich jetzt gerne mal wie die Betroffenen reagieren würden.
    Es kam die Frage auf, ob ein Uni-Diplom nicht mehr wert sei als ein Staatsexamen und es deshalb doch eigentlich eine Zumutung sei, diese Leute völlig unterbezahlt als Lückenbüßer zu beschäftigen bzw. sie auch noch ein Refendariat o.ä. machen zu lassen.


    Da ich immer gespannt eure Beiträge über die unterschiedlichen Anerkennungsmethoden von Diplom, Diplomarbeit usw. verfolge, frage ich nun einfach mal: Wie fühlt ihr euch in eurer neuen Berufsrolle? Seid ihr fachlich gesehen, den Lehrämtlern voraus? Lässt sich die Methodik/Didaktik so einfach nebenbei noch erlernen?


    Damit es keine Missverständnisse gibt: Ich habe hohe Achtung vor eurer Entscheidung, Lehrer zu werden und möchte niemanden persönlich verletzen! Vielleicht kann mir aber jemand Argumente liefern, warum sich ein 'normales' Lehramtsstudium trotzdem lohnt, damit sich mein Selbstwertgefühl wieder einstellt. :P


    Gruß Talida (die sich bestimmt wieder zu kompliziert ausgedrückt hat ...)

  • Ich fange mal an .... Was ich jetzt genau bin, weiß ich nicht (ich habe ja, wie ich wohl schon öfters geschrieben habe, erst ein ganzes LA-Studium gemacht, mir dann nach einem Besuch zum Anmelden für das Staatsexamen gedacht, dass ich doch nicht Lehrerin werden wollte, weil man mir ja eine Promotion vorgeschlagen hatte und ich das noch interessanter damals fand. Also habe ich den Magister gemacht. Nach der Promotion hat es mich, AUCH auf Grund der schlechten Arbeitsmarktchancen und vor dem Hintergrund, dass mir das Unterrichten an der VHS Spaß machte, dann doch ins Referendariat gezogen. Nun stecke ich drin, es macht mir oft Spaß, oft frage ich mich aber auch, ob ich es - das Unterrichten - jemals "gut" machen werde, weil ich auch die Verantwortung so groß und die Anforderungen hoch empfinde. Didaktik und Unterrichten lernt man meiner Meinung nach aber erst in der Schule, das von der Uni hat nicht viel gebracht.
    Die Schwierigkeit für Quer- oder Seiteneinsteiger besteht meiner Meinung nach u.U. darin, dass sie deutlich mehr "runterschrauben" müssen. Ich bin durch die Promotion und anderes wissenschaftliches Schreiben in den letzten Jahren immer zum "Bohren bis in die letzte Ecke" gezwungen gewesen, genau das ist jetzt falsch, ich kann ein Thema in der Schule nicht bis ins Letzte erfahren.

  • Hallo Talida!
    Eigentlich bin ich noch kein echter Quereinsteiger, habe allerdings als promovierter Wissenschaftler eine Anerkennung als Erstes Staatsexamen und plane im Februar mit dem Vorbereitungsdienst zu beginnen. So viel (kurz!) zum Hintergrund. Meine Motivation: Bei mir sieht es so aus, dass ich eigentlich immer Lehrer werden wollte. Vor allem habe ich aber in der Oberstufe angefangen, mich ganz besonders für ein einzelnes Fach zu interessieren. Als ich mich dann über das Studium informierte, erschien mir das Lehramtsstudium in fachlicher Sicht als zu oberflächlich. Ich war enttäuscht. Also beschloss ich, nicht Lehrer zu werden, sondern ein "Vollstudium" zu machen! Vor allem sagte ich mir, unterrichten könne ich auch an der Uni. Das habe ich dann auch gemacht. Ich habe Studenten betreut, an der Lehrerausbildung in meinem Fach mitgewirkt und sogar Lehrerfortbildung angeboten (mache ich auch heute noch!). Ich hatte großen Respekt vor den Lehramtsstudenten, weil diese immer so unglaublich viele Termine unter einen Hut bringen mussten. Ich habe aber auch Lehramtskandidaten in meinen Kursen gehabt, die eine "Ich-werde-ja-nur-Lehrer"-Haltung an den Tag legten. Sie interessierten sich nicht für den Aufbau von Experimenten und schon gar nicht für deren Auswertung (Ich bin Naturwissenschaftler!). Viele von ihnen benötigten auch nur etwas, das wir als "Sitzschein" bezeichneten. Entsprechned war eben auch die Haltung zur Veranstaltung. Wenn ich denen mitteilte, dass man derartige Exp. auch in der Schule durchführen kann (wie zum Teil bei mir geschehen oder im Rahmen der Lehrerfortbildung sogar selber ausprobiert), war die Überraschung oft sehr groß.
    Mittlerweile muss ich mir eingestehen, dass das mit dem Unterrichten an der Uni so eine Sache ist. Die Verträge sind nur befristet, man kann langfristig nichts planen und der eigene Horizont wird immer kleiner (Tendenz: Fachidiot). Die Erlasse der vergangenen beiden Jahre geben mir nun die Möglichkeit, noch mal die Kurve zu kriegen. Und ich freue mich da wahnsinnig drauf.
    In meinem Freundeskreis sind eine Menge Lehrer. Wie gesagt: Ich habe vor den Leuten, die sich ein Lehramtsstudium organisieren und die ganze Bürokratie auf sich nehmen, um sich für die Prüfungen anzumelden, großen Respekt. Für mich wäre es damals nichts gewesen.
    Grüße,
    clonie ;)

  • Zitat

    Talida schrieb am 29.03.2005 23:14:
    Es kam die Frage auf, ob ein Uni-Diplom nicht mehr wert sei als ein Staatsexamen und es deshalb doch eigentlich eine Zumutung sei, diese Leute völlig unterbezahlt als Lückenbüßer zu beschäftigen bzw. sie auch noch ein Refendariat o.ä. machen zu lassen.


    Vorweg: Ich bin normaler Lehrämtler, noch dazu "nur" Grundschule (so fühlt man sich jedenfalls manchmal). Aber auch ich hatte neulich die Diskussion mit SekI-Leuten, Anerkennern und OVP-Blern. Dort herrschte die allgemeine Ansicht (überraschenderweise wurde dem nicht widersprochen von den "Betroffenen"), dass das Diplom keineswegs mehr wert sei, sondern im Gegenteil eher leichter. Das wurde damit begründet, dass Diplomer ihre Prüfungen gern mal verschieben können und die Zeitstruktur viel stärker selbst bestimmen können als wir. Außerdem seien es weniger Prüfungen. Daher seien die Noten jedenfalls deutlich besser, sie würden aber bei den Anerkennern so übernommen. (wohlgemerkt: Ich zitiere hier nur; ich selbst kann mir kein Urteil darüber erlauben, weil ich in diesem System nicht stecke und niemanden daraus gut genug kenne!)
    Ich würde nicht unterschreiben, dass das Diplom mehr wert ist, weil ich denke, dass wir einfach andere Dinge lernen, aber wohl nicht weniger. Ob es aber soviel weniger wert ist, weiß ich auch nicht.


    Gespannt auf eure Meinungen
    Britta

  • Hallo Britta!
    Ein Problem ist sicherlich, dass jede Uni eine eigene Studieordnung bzw. Prüfungsordnung hat. Ich habe zum Beispiel in insgesamt drei Gebieten eine Diplomprüfung machen müssen und zudem als Biologe ein Vordiplom in Chemie und Physik. Es stimmt, wo ich studiert habe, kann man seinen Prüfungstermin selber bestimmen. Aber, lag der erste Termin einmal fest, so mussten die anderen beiden Prüfungen innerhalb von 2 Wochen stattfinden. Innerhalb von weiteren 8 Wochen musste man die Diplomarbeit angemeldet haben, für die man dann 6 Monate Zeit hatte mit Option auf Verlängerung um weitere 6 Monate. Niemand von uns hat sich damals ausgesucht, 1 Jahr lang Diplomarbeit zu machen, aber man ist für das Institut die billigste vorstellbare Arbeitskraft. Wenn der Chef sagt, Du machst ein Jahr, dann machst Du ein Jahr, auch wenn Du gerne nach einem halben Jahr abschließen möchtest. Wie ich in meinem Beitrag an Talida berichtet habe, ist die Anmeldung für Lehrämtler in der Tat aufwendiger, aber auch die Diplomer müssen sich an gewisse Regeln und Fristen halten!
    Grüße,
    clonie :)

  • Hallo Talida,


    ich habe eine normale Ausbildung hinter mir und bin jetzt im "normalen" Lehramtsstudium mit Schwerpunkt Primarstufe. Mein erstes Fach ist Biologie(Sek I), also kenne ich die Geflogenheiten der Diplom-Biologen ganz gut.
    Man kennt sich, denn die Vorlesungen besuchen wir größtenteils zusammen.
    clonie: Zum Teil ist das Studium schon einfacher, weil alle Diplomer können sich ganz in die Biologie (Physik und Chemie) vertiefen und müssen nicht immer noch "nebenbei" alles didaktische mitmachen. Das ist mir manchmal zu stressig und ich werde oft von den Diplomern mitleidig angesehen.
    Die Zwischenprüfungen /Vordiplomsarbeiten sind gleich viel und nur vom Umfang etwas unterschiedlich.


    Man hat ja auch noch die "kleinen" Fächer(Deutsch, Sachunterricht) und Psycho, Pädagogik sowie Grundschulpäd/Anfangsunterricht.
    In dem Bereich hat man -gerade was Didaktik angeht -die beste Ausbildung.
    Aber ausgelernt hat man damit natürlich noch lange nicht.


    Ich denke, dass das Lehramtsstudium besser auf den Beruf vorbereitet als jedes Diplom. Nur wenn man keine Begabung hat mit Kindern umzugehen, ist jedes Studium nicht das richtige.


    Steffi ;)

  • Ich bin Diplom Chemikerin mit Vordiplomprüfung in Physik und jetzt Quereinsteigerin Realschule Chemie/Physik. Es ist ein verdammt hartes Brot. Ich kämpfe a) mit massiven Disziplinproblemen (habe nur 7. und 8. Klassen), was ich vermutlich mit den meisten normalen Referendaren teile. b) fehlt mir die didaktische Erfahrung, welche Versuch man am besten macht, was Schüler wirklich verstehen können. Da sind mir die "alten" Lehrer natürlich einiges voraus. Ob man das im Lehramtsstudium lernt, weiss ich nicht, aber ich denke auf dem normalen Weg hat man viel mehr Zeit zum hospitieren, was mir am meisten fehlt. In einigen Jahren, mit zunehmender Erfahrung, wird man wahrscheinlich einen Quereinsteiger von einem normalen Lehrer nicht mehr unterscheiden können. Von meinem ganzen Spezialwissen aus meiner Diplomarbeit habe ich jetzt absolut gar nichts, ich bin diejenige, die dauernd fragen muss und glücklicherweise habe ich auch Betreuer, die ich fragen kann.

  • Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung gemacht, anschließend studiert und 4 1/2 Jahre in der "freien Wirtschaft" - wie man so schön sagt, gearbeitet. Seit einem halben Jahr bin ich nun Direkteinsteigerin. D.h. ich unterrichte seit dem ersten Tag 10 Stunden in eigenen Klassen. Dazu kommen noch Hospitationen, angeleiteter Unterricht bei Kollegen/Mentoren und ein Tag Seminar mit einem Crash-Kurs in Pädagogik, Fachdidaktik etc.
    Ich hatte zuvor wirklich einen stressigen Job und habe mich, ehrlich gesagt, auf das Lehramt gefreut. Zum einen wollte ich es schon immer machen, zum anderen erhoffte ich mir auch etwas mehr Freizeit. Zuvor habe ich ca. 60 Stunden die Woche gearbeitet, war an den Wochenenden oft unterwegs und wusste gar nicht wohin mit den 30 Urlaubstagen.
    Aber so locker, wie ich's mir vorgestellt habe, ist es leider bei weitem nicht. Zu Anfang habe ich auf jeden Fall deutlich mehr gerabeitet als in meinem alten Job. Zudem kam das ständig schlechte Gewissen, man müsste, sollte, könnte.... Auch das Wochenende ist seitdem nicht mehr frei, von Feierabend ganz zu schweigen. Vorher hatte ich, zumindest sobald ich im Auto saß, Feierabend, auch wenn's manchmal erst um 22 Uhr war.
    Nun gehe ich leider oft mit einem weniger guten Gewissen ins Bett, aber ich glaube, daran muss man leben.
    Meine Hoffnung ist, dass ich irgendwann einfach mehr Routine in meine Vorbereitungen bekomme bzw. vielleicht auf das eine oder andere zurückgreifen kann.
    Als Vorteil sehe ich beim Direkteinstieg die Berufserfahrung. Ich kann meinen Schülern berichten, wie etwas in der Industrie gemacht wird. Zudem kann ich ihnen anschaulich schildern, wie Einstellungsgespräche etc. verlaufen. Dann hängen sie wirklich an meinen Lippen und merken, dass da jemand spricht, der davon Ahnung hat.
    Außerdem kenne ich selbst auch die andere Seite, also wie's in Firmen abläuft - da ist nämlich leider auch nicht immer alles perfekt.
    Hätte ich gleich nach dem Studium als Lehrerin angefangen, würde ich wahrscheinlich immer denken, dass es anderswo doch sicherlich besser ist. So kann ich einigermaßen objektiv urteilen.
    Vermissen tue ich meine früheren Kunden und Kollegen mit denen man auch 'mal über private Dinge geredet hat oder auch ab und zu ein Bierchen trinkgen gegangen ist.
    Nette Kollegen habe ich nun auch, aber man geht eben meist nach seinem Unterricht nach Hause und sitzt dann allein am Schreibtisch.
    Bei manchen meiner Kollegen muss ich eben manchmal feststellen, dass diese direkt von der Schule an die Uni und dann wieder an die Schule sind. Ihnen fehlt, scheint es mir, etwas Lebenserfahrung. Man lebt in einer sozusagen "Heilen Welt".
    Beim Pädagogischen Tag, zu dem man schon um 8 Uhr erscheinen musste, gab's einen Aufschrei. Sie müssten dann ja schon um 7 Uhr zuhause losfahren, d.h. um 6 Uhr aufstehen. Ohje.
    Ich bin früher öfters geflogen, meist mit den ersten Maschinen, da war für mich um 1/2 4 die Nacht um.
    Insgesamt denke ich, dass alles Vor- und Nachteile hat. An Berufsschulen, wo ich z.B. bin, glaube ich, hat es Vorteile, wenn man nicht klassisch auf Lehramt studiert hat sondern zuvor etwas anderes gesehen hat. Für den Direkteinstieg ist so auch eine mehrjährige Berufserfahrung erforderlich.
    Aber tröstet Euch, hier wird auch ein Unterschied gemacht. Mit Uni-Abschluss gibt's nämlich gleich mehr Gehalt und die Aufstiegschancen sind deutlich besser, obwohl die FHler genau den gleichen Job machen.


    Gruß
    Super-Lion

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die vielen und ausführlichen Antworten. Damit hatte ich nicht gerechnet! Ich sehe aber, dass der Diskussionspunkt in meinem Bekannten-/Freundeskreis wieder einmal darauf hinausläuft, dass das Studium für das Lehramt Grundschule als Witz betrachtet wird. Darüber brauchen wir auch keine Worte mehr zu verlieren.
    Aus euren positiven Äußerungen entnehme ich, dass zumindest ihr euch 'berufen' fühlt und deshalb über die Unstimmigkeiten hinwegseht. Ich hatte in diesem Schuljahr schon zwei Seiteneinsteiger (Hauptschule und Realschule) als Hospitanten in meiner Klasse. Anscheindend gehört es zum Programm der umliegenden Studienseminare, dass sich die Leute den Unterricht in einer Grundschule anschauen, was ich für gut und richtig halte. Ich bin es von Praktikanten und Referendaren gewohnt, dass man sich vor und nach den Stunden kurz unterhält. Auch während der Stunden ist das möglich. Ich seh das immer locker und habe es am Liebsten, wenn die Besucher einfach 'mitmachen'. Nun musste ich aber gleich zweimal erleben, dass es anscheinend auch andere Leute gibt: der Erste meinte, ich biete ihm eine Schaustunde und saß wie ein Fachleiter in einer Ecke des Raumes und machte sich Notizen. Seinen Gesichtsausdruck fand ich ziemlich überheblich, ein Nachgespräch wollte er gar nicht. Die Zweite war sauer, dass ihr nicht nur Stunden in ihren Fächern geboten wurden. Das war nun mal organisatorisch nicht möglich.
    Wenn also mal einer von der Berufsschule vorbeikommt, freue ich mich.


    Auch ein Grund für meine Fragen: einige Bekannte bangen um ihren Arbeitsplatz, wagen aber den Schritt in die Schule nicht, obwohl sie 'Lehrertypen' sind z.B. Erfahrungen in der Jugendarbeit/Erwachsenenbildung haben. Vorgeschoben werden die Gründe, der Verdienst sei zu gering, die Bewerbung/Anerkennung zu undurchsichtig etc.


    Ein Gedankenspiel lässt mich - in meiner besonderen Situation als Dauervertretungslehrer - natürlich auch nicht los: Soll auch ich den Sprung ins kalte Wasser wagen und an eine andere Schulform gehen? Leider kann ich nicht in die Sek II, weil die Regelstudienzeit meines Studiums zu kurz war. Irgendwie aufstocken geht auch nicht. Jedenfalls finde ich keine Infos. Aber ich habe ja am Freitag einen Termin bei der BezReg. Vielleicht erfahre ich etwas Neues ... ?(


    Ich wünsche euch jedenfalls viel Spaß in eurem neuen Job!
    Talida

  • Hallo Talida!
    Ich bin auch "normale" Lehrämtlerin, habe aber vor meinem Sonderpädagogikstudien ein Mathediplomstudium angefangen. Deshalb kenne ich die Anforderungen dort. Bei uns war es so, dass das Lehramtsstudium (Sek. I/II) zunächst dem Diplom sehr ähnelte, die Diplomer dann aber einige Scheine mehr machen mussten. Deshalb könnte man rein vom fachlichen her vielleicht sagen, dass das Studium mehr wert ist.


    Aber: Das, was man im Hauptstudium in Mathe lernt, sind so spezielle Kenntnisse, das man sie wirklich nie in der Schule braucht. Und da hilft auch nicht mehr das Argument, dass man ja schließlich mehr Mathe können müsse als die Schüler, um mehr Überblick zu haben. Man kann viel mehr gelernt an Mathe, auch nach dem Grundstudium. Also finde ich, wenn man halt Kenntnisse hat, die man weder in der Schule noch sonstwo außerhalb der Uni braucht, ist das Diplom auch nicht mehr wert für den Lehrerberuf. Deshalb finde ich auch nicht, dass Seiteneinsteiger dafür mehr Geld bekommen sollten. So wichtig sind die Fachkenntnisse nicht, auch nicht in der Oberstufe.


    Man könnte natürlich alle Lehrer besser bezahlen, aber ich denke mal, im Vergleich zu anderen Ländern können wir uns in Deutschland da nicht beklagen. (Höchstens über das Gehalt im zweijährigen Referendariat, aber das ist was anderes...)


    Viele Grüße


    Uta

  • Zitat

    Ratte schrieb am 30.03.2005 16:23:
    Ich bin Diplom Chemikerin mit Vordiplomprüfung in Physik und jetzt Quereinsteigerin Realschule Chemie/Physik.



    Zitat

    clonie schrieb am 30.03.2005 13:20:
    Ich habe zum Beispiel in insgesamt drei Gebieten eine Diplomprüfung machen müssen und zudem als Biologe ein Vordiplom in Chemie und Physik.


    Kommt das vielleicht falsch bei mir an? So wie ihr das schreibt, wär das ja der Hammer!


    Ratte: Sehe ich das richtig, du hast ein Vordiplom Chemie, darunter war auch eine Prüfung in Physik.


    clonie: Dein eines Diplom in Biologie umfasste drei Teilprüfungen in verschiedenen Gebieten, dein Vordiplom in Biologie umfasste auch Teilprüfungen in Chemie und Physik.


    Meint ihr das so? Denn ein "Vordiplom Physik" samt Prüfung ist m.E. was anderes - die Voraussetzung für ein Physik Diplom.


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns an der Uni gehört es zum Diplom-Studium in Biologie dazu in Biologie, Physik und Chemie Vordiplomsprüfungen zu haben. Physik und Chemie bleiben mir da als LA erspart, dafür hab ich eben ein zweites Fach in dem ich auch Zwischenprüfung machen mußte. Und am Ende fand ich Diplom irgendwie "leichter", weil man in seinen zwei Schwerpunkten Diplom macht, während ich in Bio in Zoologie und Botanik Prüfung hatte, weil man das eben können muß und an die Schwerpunkte, die man innerhalb dieses Bereiches angeben darf sind die Prüfer auch nicht streng gebunden. Dafür muß ich in Germanistik genauso die Prüfungen machen wie die Magister-Leute, wobei man da eben Schwerpunkte angeben darf, die geprüft werden. Ich würde daher nicht unbedingt behaupten, daß Diplomer mehr "wert" sind als Lehramtsstudenten, zumal wir auch noch ein bißchen Pädagogik machen müüsen. Ich habe zum Beispiel Pädagogik noch im Nebenfach studiert, was auch einfach noch mehr Zeit kostet. Aber das wird eben oft alles nicht gesehen, wenn manche Leute sagen, daß Diplom doch viel mehr wert ist, weil es schwerer ist. Mal abgesehen davon, daß ich im Hauptstudiumn ganz viele Sachen gemacht habe oder auch machen mußte, die an der Schule niemanden interessieren werden :)


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Remus Lupin:


    Irgendwie hast Du mit Deiner "Korrektur" recht, aber irgendwie auch wieder nicht. Ich versuche das mal, etwas detailierter zu schildern. Meine Diplomprüfung bestand aus einem biol. Hauptfach (war bei mir Mikrobiologie), einem biol. Nebenfach (bei mir "Biophysik und Biochemie") und einem sog. außerbiologischen Nebenfach. Das heißt natürlich nicht, dass man eine Prüfung in Jura oder Latein gemacht hat :D , sondern außerbiologisch war, was nicht an der Fakultät für Biologie angeboten wurde, aber mit Bio noch irgendwie zu tun hatte: Biochemie bei den Chemikern, Paläontologie bei den Geologen, Physik oder Chemie oder z.B. wie bei mir Humangenetik bei den Medizinern. Das Nebenfach unterschied sich vom Hauptfach durch eine kürzere Prüfungszeit, nicht aber durch Einschränkung der prüfungsrelevanten Themen.
    Was nun das Vordiplom betrifft: In Physik mussten wir über zwei Semester eine Vorlesung besuchen, die den abwertenden Namen "Physik für Biologen" trug . Zu dem fand über ein Semester ein Physikpraktikum statt mit jeweils einem Eingangsantestat zu jedem Versuchstag. Zwei nicht bestandene Antestate bedeuteten: keine Zulassung zur "Vordiplomsprüfung". Natürlich mussten die Versuche protokolliert werden. Darüber hinaus gab es "Mathematische Ergänzungen zur Physik" und "Übungen zur Mathematischen Ergänzung zur Physik", damit man auch in der Lage war, die Aufgaben der "Vordiplomsklausur" zu rechnen. Damit habe ich mich wohl geoutet: Ja, ich habe in Bochum studiert (Kennt einer noch Hablik?). Die "Vordiplomsklausur" war dann eine mehrstündige Physikklausur. Natürlich ist das kein Vordiplom, wie es die Voll-Physikdiplomer machen, es wurde aber als "Vordiplom in Physik" bezeichnet, und so steht es dann auch auf dem Zeugnis. In Chemie war es vergleichbar. Zwei Semester Chemie-Vorlesung, ein Praktikum in der vorlesungsfreien Zeit, Protokolle schreiben, bestandene Abschlussklausur = Zulassung zum "Vordiplom". Auch hier war die Vordiplomsklausur mehrstündig und das Ganze heißt dann "Vordiplom in Chemie".


    LG, clonie!

  • @ Clonie:


    Also ein "normales" Diplomstudium in deinem Fach/Fachausrichtung? Ich hab auch ein Vordiplom Physik, aber ein "echtes". Dazu gehörte unter anderem auch eine Prüfung in Chemie (incl. Praktikum in Chemie, insges. 2 Semester), mehrere Prüfungen in Mathematik, mehrere Prüfungen in Physik, in Elektrotechnik, in theoretischer Physik. Natürlich mussten wir Protokolle machen, was soll das auch sonst?


    Klingt ganz bombastisch, ist aber auch nur heiß gekocht. Zusätzlich hab ich dann ja noch meine Staatsexamina, die als Untermenge weite Teile dieser Grütze beinhalten. Da hab ich halt gleich das Vordiplom mitgenommen...


    Kuriose Story, die alle "stolzen" Diplomer nachdenklich machen sollte...


    In theoretischer Physik gab es getrennte Prüfungen für Diplom und Lehramt. Einige von uns haben beide Prüfungen geschrieben. Wo war der Schnitt bei DIESEN Leuten wohl um fast zwei Noten höher? Einige haben an dieser Stelle Physik auf Lehramt geschmissen... :P


    Gruß,
    Remus

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    Einmal editiert, zuletzt von Remus Lupin ()

  • Remus Lupus!


    Jeder, der in Bochum ein Biologie-Volldiplomstudium macht, muss dieses Physik- und Chemie-Vordiplom machen. Die Bio-Lehrämtler nicht. Die Durchfall-Quote in Physik war immer sehr hoch. In meinem Jahrgang waren damals 2/3 der Leute durchgefallen , der Punktedurchschnitt, der zum Bestehen erreicht werden musste, wurde daraufhin hochgesetzt.
    Viel Lehrämtler wollten damals auch das "echte" Biologie-Vordiplom mal eben mitnehmen. Den wenigsten ist es aber gelungen. Die Belastung durch das zweite Fach und der zusätzliche Aufwand für Chemie, Physik und z.B. auch Biophysik ist dann wohl doch zu viel.


    Grüße, clonie!

  • Hm, nachdem sich hier die Naturwissenschaftler tummeln, mal ein kurzes Wort zur Geisteswissenschaft - zumindest in Köln war das Lehramtsstudium "härter" als der Studiengang Germanistik und Anglistik, da bedeutend mehr Fachbereiche und Themen abgedeckt werden mussten und zum Schluss auch die Püfungen viel dichter gedrängt waren - auf der anderen Seite gaben die Profs den "typischen Lehramtsstudenten" auch nur naserümpfend mittelmäßige Noten, wollte man was Netteres, musste man schon mit den Magistern im Fachwissen mithalten können. Mich hat nachher nur geärgert, dass das 2. Staatsexamen kein Uni-Abschluss ist - deshalb wurde die Promotion trotz Assi-Stelle nicht als Berufserfahrung angerechnet und ich konnte eine Stelle an der FH in München nicht annehmen... on the other hand, was soll ich in München?


    Ich wollte mal einen Theorievorschlag machen, was die magere Bewertung der Lehrerausbildung angeht: Da ist was dran. Da ist deshalb was dran, weil Öffentlichkeit und Lehrer selbst immer noch an der Meinung kleben, es ginge um den Grad des eigenen Fachwissens - und da braucht man ja für Grundschule "nur" wenig zu wissen. Was immer noch nicht in die Köpfe geht, und in die der Oberstudienräte am allerwenigsten, ist, dass das Fachwissen nur einen sehr geringen Anteil am Lehrerfolg macht. Dass es völlig auf die didaktische Strukturierung des Fachwissens, die Methodenvielfalt, die sinnvolle Diagnose von Lernschwierigkeiten und die soziale und betreuerische Kompetenz ankommt - UND DAS KANN MAN LERNEN, es bringt einem in Deutschland nur keiner bei. Wenn Lehrer grundlegende Kenntnisse in Soziologie und Neurophysiologie belegen müssten, ebenso wie vertiefte Kenntnisse in Lern- und Gruppenpsychologie (nur so als Beispiel) - ob dann immer noch die Nase gerümpft würde? Und dann würde es auch Sinn machen, zwischen Seiteneinsteigern und "echten" Lehramtskandidaten zu unterscheiden - so, wie im Moment, halte ich das für reine Besitzstandswahrung und Schikane.



    Nur so ins Blaue,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Zitat

    Was immer noch nicht in die Köpfe geht, und in die der Oberstudienräte am allerwenigsten, ist, dass das Fachwissen nur einen sehr geringen Anteil am Lehrerfolg macht.


    Meinst du das für alle Schulstufen oder auf die Grundschule bezogen?

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Ich bin mir noch nicht ganz sicher - oder sagen wir so: An der Grundschule gilt es vielleicht noch mehr als am Gymi, was nicht heißt, dass es am Gymnasium nicht gilt. Nota bene: Ich habe schon den Eindruck, jedes Fitzelchen Fachwissen (einschließlich des qua Diss vertieften) zu brauchen, um meinen Schülern anspruchsvolle, fächerübergreifende und aktuelle Lernsituationen erstellen zu können, aber es hört beim Fachwissen eben nicht auf - das "Eigentliche" ist, den Lernprozess zu begreifen, ihn herauszufordern und unterstützen zu können. Also: Nein, nicht nur für Grundschulen, sondern für alle Schulen. Für Grundschulen vielleicht stärker als für andere Schulen, weil hier Grundlagen gelegt werden, die später kaum nachgeholt werden können. Einen schlechten Lehrer in der Oberstufe können ansonsten gute Schüler durchaus verkraften - in der Grundschule wird's haarig.


    Was meinst du?
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

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