böse böse

  • Hallo Ihr alle,


    ich hab eine mir etwas unangenehme Frage. Ich habe vor rund 1 1/2 Jahren etwas saublödes gemacht, das ich wirklich sehr sehr bereue und was man überhaupt nicht machen darf. Ich habe mich des Plagiates schuldig gemacht (in einer Proseminar-Arbeit, die Voraussetzung zur Zwischenprüfung war). Warum ich das getan habe, hat mehrere Gründe, aber die interessieren hier nicht. Fakt ist, dass ich das getan habe, dass es falsch war, dass ich es nie nie nie wieder tun werde und dass es mir leid tut.
    Zur Strafe wurde mir meine bestandene Zwischenprüfung aberkannt, das Proseminar musste ich nochmal machen (bei einem anderen Prof), und jetzt steht in 2 Wochen die erneute Zwischenprüfung an. Das ist auch in Ordnung so, ich beklage mich nicht.
    Mein Dozent (ganz jung, quasi frisch von der Uni), der mich erwischt hat, war - verständlicherweise - sehr sauer. Allerdings hat er Sachen gesagt, die mich bis heute verfolgen. Er meinte, ich wäre total unprofessionell (ok), von einem Lehrer könnte man etwas mehr Professionalität erwarten, zumahl er damit rechnen müsste, dass ich irgendwann mal seine Kinder unterrichten könnte. Er hat sich meine anderen Noten angeschaut (die teils gut, teils weniger gut sind) und sich darüber lustig gemacht (in einer langen Mail, die ich viel später von ihm bekam), und er hat wortwörtlich gesagt "Ich empfehle Ihnen, die Uni zu wechseln. Hier werden Sie keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen." Das ist alles schon so lange her, aber es macht mich heute noch fertig.
    Als Konsequenz habe ich mein Lehramtsstudium geschmissen, mache nur noch Magister (somit habe ich mit seinem Fachteil nichts mehr zu tun) und bin auch bald fertig. Lehrerin möchte ich nicht mehr werden, zumindest nicht mit Kindern. Ich habe das Gefühl, ich wäre vorbestraft.
    Jetzt meine Frage: findet Ihr, dass ich übertreibe? Darf ein Dozent einem Studenten solche Sachen sagen? Ich weiss nicht, was meine anderen Profs davon halten, aber (bez. Fuß auf den Boden) alle sind sehr nett zu mir, meinten teilweise auch, es wäre alles nur halb so schlimm, sie hätten schon viel schlimmere Sachen erlebt. Aber ich traue mich einfach auch gar nicht mehr in die Nähe seines Büros... Ich träum sogar davon!!!!
    Ich weiss, dass ich da echt Mist gebaut habe, aber ich weiss auch, dass es sehr viele tun, die dann zwar belächelt werden, aber nicht so einen Ärger bekommen. Ich habe mich sogar bei meinem Dozenten entschuldigt, aber er meinte, er wüsste nicht, ob ich das ernst meine.
    Die ZP mache ich jetzt nur, um mein Gewissen zu beruhigen, brauchen tue ich sie ja nicht mehr...
    Ich würde gerne Eure Meinung dazu hören.


    Sylvie,
    die jedem Studenten nur raten kann, IMMER ehrlich zu arbeiten! :(

    Leben ist ein Hund, mal schwarz, mal weiß mal kunterbunt. Es bellt, es beißt, es frisst und sch***t und manchmal reibt's sich an Dein Bein... (Wizo)

  • Hallo Sylvie,


    ehrlich gesagt, ging mir bei deinem Bericht die Hutschnur hoch....NICHT wegen Dir, sondern wegen Deines Dozenten. Sicherlich ist es Mist, Plagiate für eine wichtige Sache zu benutzen - vor allen Dingen wenn es heraus kommt :D - andererseits gibt es Leute die vorgefertigte Examensklausuren mit in die Prüfung nehmen und diese wie selbstverständlich abgeben. DAS finde ich unverschämt.
    Du bist durch das 'Erwischtwerden' doch genug bestraft worden. Dass Dein Dozent so einen riesen Affenzirkus daraus gemacht hat, beweist nur seine Unprofessionalität und zeigt, dass er nicht besonders sozial veranlagt ist. Klar, Strafe muss sein, dass er sauer war ist selbstverständlich, dass Du das Seminar nochmal machen musst.....o.k. Mist gebaut und dafür gebüßt. Aber das reicht!!! Jeder von uns wird in der Schule mit Täuschungsmanövern konfrontiert (und wer weiß was Dein "super" Dozent in seiner Schul- und später Unizeit alles so gemacht hat; wahrscheinlich will er durch sein hartes Durchgreifen seine eigenen Fehler vergessen


    :D:D ), stell Dir mal vor, jeder würde so übertrieben reagieren. Eine Katastrophe.....
    Schade, dass Du Dich so sehr von ihm hast einschüchtern lassen. Dieser Mensch hat kein Recht, Dir Deinen Lebensweg zu verbauen, bzw. zu erschweren. Hak diese Sache ab, gehe mit erhobenem Haupte an ihm vorbei, schließlich hast Du bereut und Fehler lassen sich nicht rückgängig machen....... und ehrlich gesagt, finde ich diese Sache nicht sooo dramatisch (wenn es zu keiner Gewohnheit wird ;) ).


    Kopf hoch und vergiss es!!!! (Und irgendwann wird dieser Dozent auch merken, dass er sich unprofessionell verhalten hat).


    Liebe Grüße,


    Leo

  • hi,
    plagiat hin oder her, der sich mal wegen so einer kak-proseminar arbeit nicht gleich ausflippen. erwischt, konsequenz:nochma Prüfung - das war's. seine reaktion, mail und schwachsinnsspruch (keinen boden mehr...) find ich schlimmer. mach's wie beim ex-freund: trauern (haste ja schon genug), dem typen aus dem weg gehen, was neues anfangen, fit halten, gut essen dann abhaken.
    anna
    p.s. deine geschichte hat sicher guten unterhaltungswert auf jeder party - würd ich nicht unterschätzen.

  • Hi Sylvie!


    Na, den ersten Zorn des Dozentens kann ich verstehen, aber alles weiter nicht, und schon gar nicht den Fuß-auf-den-Boden-Spruch - wer am Boden liegt den soll man nicht..., und so.
    Mir haben vergangenes Jahr sage und schreibe 4 Studenten einer Einführungsveranstaltung Plagiate (Hausarbeiten.de läßt grüßen, kannte ich aber auch :D ) abgegeben, und bei zwei weiteren war ich mir ziemlich sicher, dass ich entweder doch nicht alle einschlägigen Seiten gekannt habe, oder aber begabte ältere Geschwister, Freunde etc, am Werk waren, war aber nicht zu beweisen.
    Zwar habe ich auch allen vier 'Ertappten' die arbeiten verbal um die Ohren gehauen - ich fühlte mich verar... .
    Aber bis auf die Tatsache, das sie bei mir IN DEM SEMESTER den Schein nicht bekommen haben, hatte das keine Konsequenzen. Zwei von den Leutchen habe ich auf dem Campus nicht mehr gesehen, einer hat das Seminar im nächsten Semester bei einer Kollegin wiederholt, und eine Studentin sogar bei mir - und wir haben uns gut vertragen, und die HA war auch in Ordnung, allerdings 100% Eigenarbeit - entsprach dem Referat, den mündlichen Beiträgen etc.


    Ich finde das Plagiiren zwar nach wie vor ziemlich übel, nicht zuletzt auch den lieben Kommilitonen gegenüber, aber es ist absolut kein Grund für 'lebenslängliche Verdammung'!!
    Lass Dich also nicht im Nachhinein noch so runter machen, und falls Du doch irgendwann noch mal Lehrerin werden willst- die mit menschlichen Schwächen und Fehlern in der Biographie sind - sofern sie sich darüber so ihre Gedanken gemacht haben, ganz sicher nicht die schlechtesten Pädagogen....


    Alles Gute!


    carla

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

  • Hallo Sylvie,


    auch ich finde die Reaktion deines Dozenten nicht korrekt und du solltest sie dir nicht so sehr zu Herzen nehmen und ihr eine Bedeutung beimessen, die ihr nicht zukommt. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan.


    Wie die anderen schon schrieben, hat es der werte Herr mit Drohungen dir gegenüber etwas übertrieben. Hast du dich einmal in ihn hineinversetzt um die ganze Sache etwas zu entdramatisieren und aus einer anderen Perspektive zu sehen? Ich habe mir beim Lesen deines Postings gedacht, dass dein Dozent selbst noch Anfänger ist/war (du schreibst, quasi frisch von der Uni). Der Typ ist ehrgeizig, er will einen guten Eindruck im Fachbereich hinterlassen, promovieren/Habilitation schreiben, in Arbeitsgruppen einbezogen werden; und dann sowas, ein Plagiat in seinem tollen Seminar (ist er nicht in der Lage seinen Stoff so zu vermitteln und die Themen der Proseminararbeiten so zu stellen, dass die Teilnehmer das schaffen?). Die Sache mit dem Plagiat zieht im Fachbereich auch noch Kreise (du schreibst, dass die Profs Bescheid wissen). Ich denke, dass sein unkalkulierbarer Ausbruch dir gegenüber viel eher auf sein Unvermögen bezogen war, mit dieser Situation umzugehen und das da vielleicht auch gewisse (eingebildete) Ängste seinerseits mitspielten. Ich möchte ihn damit keineswegs entschuldigen, sondern Möglichkeiten aufzeigen die ganze Situation mal weniger in Bezug auf dich zu sehen und dein Gewissen zu entlasten.


    Wie die anderen schon sagten: mit der Wiederholung der ZP hast du schon genug gebüßt und ob man ein besserer Lehrer ist nur weil man ohne Fehl und Tadel ist will ich, wie die anderen hier, mal sehr stark bezweifeln. Wenn es dein Wunsch ist, Lehrerin zu werden, mache es!!!


    Allerdings sehe ich in dieser weit übertriebenen Formulierung "keinen Fuss mehr auf den Boden bekommen" ein klitzekleines Stück Wahrheit. In deinem Fachbereich wirst du immer "die mit dem Plagiat" sein, auch wenn deine Profs das nicht so schlimm finden, wie du schreibst, und ich mir auch sicher bin, dass sie dies bewußt nicht zu deinem Nachteil auslegen werden. Mich persönlich würde dies dennoch sehr stören.


    An deiner Stelle würde ich mir darüber klarwerden, ob du Lehrerin werden willst oder weiter Magister studierst. Wenn du dich für Lehrerin entscheidest, könntest du evtl. die Chance nutzen mit der bestandenen Zwischenprüfung an einer anderen Uni das Hauptstudium zu machen (dein Posting vermittelt mir, ehrlich gesagt, den Eindruck, dass du kein ausreichend "dickes Fell" hast, dies an deiner jetzigen Uni tun zu können, aber vielleicht irre ich mich).


    LG
    ML

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Hallo,


    nein, ich möchte die Uni auf keinen Fall wechseln, denn ich habe bereits ein Mal einen solchen Wechsel hinter mir. Die viel Zeit, die man braucht um sich einzuleben, neue Profs besser kennen zu lernen, etc., ist es einfach nicht wert. Außerdem denke ich schon, dass ich ein recht dickes Fell habe, sonst würde ich diese Prüfung jetzt nicht nochmal machen. Aber beschäftigen tut es mich schon...


    Außerdem kommt dazu, dass ich jetzt 26 bin und diese Sache mich fast um 3 Semester zurück geworfen hat. Nee...ich will endlich fertig werden!


    Dass ich "die mit dem Plagiat" bin, stört mich weniger, denn viele (inkl. mir) versuchen es mit Humor hinzunehmen. Ich weiss ja auch nicht, warum ich da immer noch dran denke!?!?! Vielleicht sollte ich nochmal mit dem Mann reden? Ich weiss nicht....


    ?(


    Kommt Zeit, kommt Rat...


    Sylvie

    Leben ist ein Hund, mal schwarz, mal weiß mal kunterbunt. Es bellt, es beißt, es frisst und sch***t und manchmal reibt's sich an Dein Bein... (Wizo)

  • Hi,


    Was würdest du denn durch ein Gespräch mit ihm erreichen wollen?


    Ich würde die Sache auf sich beruhen lassen und langsam daran gehen, sie zu verarbeiten.


    Grüße
    ML

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • weiss auch nicht... Vielleicht will ich einfach nur hören, dass er mir "verziehen" hat. Wahrscheinlich hast Du aber recht und ich sollte einfach nix machen.


    Sylvie

    Leben ist ein Hund, mal schwarz, mal weiß mal kunterbunt. Es bellt, es beißt, es frisst und sch***t und manchmal reibt's sich an Dein Bein... (Wizo)

  • ICh kann es gut verstehen, dass du noch mal mit ihm reden willst, um somit die Sache aus der Welt zu schaffen - zumal sollte man davon ausgehen, dass sich der Dozent auch mittlerweile beruhigt hat.
    Nur solltest du, falls du nocheinmal das Gespräch mit ihm suchst, nicht reumütig wirken, sondern ihm dann selbstbewusst entgegen treten. Er hat dir damals seine Wut ausgedrückt und dabei sollte es nun auch bleiben. Wenn er jetzt immer noch damit ankommen sollte und sich dadurch aufspielen würde, dann kannst du diesen Mann doch nur belächeln und ihm sein Mitleid ausdrücken... Dann ist ist ihm wirklich nicht zu helfen!


    Kopf hoch!


    LG, scream

    Gib´ jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden!

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