Meine Lehrprobe ... und die Nerven

  • Hallo,


    ich wollte nur mal berichten, wie meine unbenotete Lehrprobe (possessive determiners) war:


    Leider hatte ich mir die Sache selbst so kompliziert gemacht, dass ich schon gleich zu Beginn total ins Schwimmen geraten bin. Vor lauter Aufregung hatte ich in der Nacht vorher keine Minute schlafen können und war dementsprechend fertig.


    Ich selbst fand meine Stunde schlecht. Die SuS haben nicht allzuviel verstanden, ich habe einfach zuviel reingepackt und bin damit natürlich nicht durchgekommen, so dass ich mitten in der Stunde umdisponieren musste.


    Auf dem Weg zur Nachbesprechung mit Schulleiter, FL, Seminarvertreter, etc. war ich auf das Schlimmste gefasst.


    Aber: Im Gespräch wurde zwar deutlich, dass die Stunde nicht gerade doll war, dass ich besser eine andere Methode gewählt hätte und viel mehr Eindeutigkeit und didaktische Reduktion hätte anstreben müssen. Andererseits wurde mir gesagt, dass ich auf einem sehr guten Weg sei, die Lernatmospäre und das Arbeitsklima super seien. Als ich dann am Schluss auf die Frage der Seminarvertretung, ob es denn soooo schlimm gewesen sei, fragte, ob meine Stunde nicht katastrophal gewesen sei und ob ich nicht in der Prüfung (wenn es denn jetzt schon eine gewesen wäre) durchgefallen sei, antworteten sie und mein Schulleiter so halb entrüstet-erstaunt: "Nein, überhaupt nicht".


    Kann das sein? Stunde zwar ziemlich verunglückt - Gesamteindruck (insbesondere im Bereich des Umgang mit den SuS) so gut, dass die Stunde selbst gar nicht so wichtig ist?


    Ich geh mal davon aus, dass Seminarvertreter und Fachleiter wohl kaum etwas von einem sehr guten Weg und solchen Dingen sagen würden, wenn sie das nicht irgendwie sehen könnten, oder?


    Ziemlich durcheinander,
    Carla-Emilia


    PS: Wie kann ich beim nächsten Mal verhindern, dass ich wieder die ganze Nacht wachliege?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Carla-Emilia,
    wie du selbst schon gesagt hast, das Wichtigste ist, dass das Lernklima in der Klasse gut ist- ich selbst hab auch eine siebte und wir verstehen uns so gut, dass ich auch mal eine Stunde Frontalunterricht machen könnte, und die SuS finden das sogar noch spannend. Und ich denke, deine FL und sonstige Prüfer sehen das für die unbenotete Lehrprobe genauso: Das Arbeitsklima ist super- den Rest kann sie noch lernen. Schlimmer wäre es, wenn es umgekehrt wäre... (Leider sehen das nicht alle Prüfer so, manche sind auch tierisch eifersüchtig...) Also, glaub deinen Prüfern ruhig!
    Zum nachts durchschlafen: Geh ja nicht mehr abends deine Lehrprobe gedanklich durch, lenk dich mit irgendwas ab: einem schönen Film, ein spannendes Buch, dazu ein kleines Gläschen Wein... wenn du glaubst, dass das auch nicht hilft, triff dich mit Freunden, die nichts mit deinem Beruf zu tun haben ( und sprich ja nicht über die Lehrprobe!)
    oder trink abends vor dem Schlafengehen noch einen Schlaf- und Beruhigungstee.
    Vor allzu "hammerartigen" Beruhigungsmitteln möchte ich warnen, da du oft am nächsten Morgen immer noch "weggedriftet" bist und dich auch nicht konzentrieren kannst.
    Aber jetzt erstmal: Freu dich über die überstandene (Nicht-)Prüfung, denk dir, jetzt kennst du den Ablauf ja schon und genieß dein Wochenende!
    Liebe Grüße, Hermine

    "Ein Mann, der noch keinen Fehler begangen hat, hat noch nie etwas getan."
    Sir Robert Baden-Powell, Earl of Gilwell

  • Hallo!


    Bei uns kann man auch mit einer schlechten Stunde noch eine gute Note bekommen, wenn man sie gut reflektiert, die Schwachpunkte aufzeigt, sagt, was man hätte anders machen können etc.
    Ich denke wie Hermine, ein gutes Lernklima ist ein guter Anfang, alles andere kann noch gelernt werden!
    Also, freu dich über den überstandenen Unterrichtsbesuch und genieß die Ferien!!!


    LG
    Dana

  • Hallo Carla-Emilia,
    das ist mir auch schon passiert. In einer Mathe-Stunde, in der meine Pädagogik-Seminarleiterin zusah, ist es auch nicht gut gelaufen. Die Schüler waren hochmotiviert und haben versucht wie immer gut mitzumachen. Ich bin aber nicht auf die Schwierigkeiten eingegangen, die im Verlauf für die Schüler aufkamen. Ich habe an meinem entwurf geklebt und habe selbst ganz viel geredet. Als es zur Pause klingelte, war ich schon sehr unzufrieden und wusste, dass das absolut keine Glanzleistung war. Meine Seminarleiterin fand das alles gar nicht so schlimm. Sie hält es total normal, dass auch eine Vorführstunde mal nicht sehr gut laufen kann. Wir haben im Gespräch analysiert, wo genau die Knackpunkte lagen und wo ich hätte anders reagierne sollen. Ich weiß bis heute noch nicht, warum ich in dieser Stunde so unflexibel reagiert habe, das ich mir vorher und bis jetzt auch danach noch nie wieder passiert. Für meine Seminarleiterin war das kein Grund mir anzuraten, mir zu überlegen, ob ich mir sicher bin, gerade das richtige zu tun und ob ich mich als Lehrerin wohlfühle. Im gegenteil, sie fand es gut, dass die Stunde ein paar Schwachpunkte hatte, da ich im Gespräch zeigen konnte, dass ich die Schwachstellen erkennen kann und Alternativne aufzeigen kann.
    Da ich so sehr selbstkritisch bin, ging es mir mit dieser Stunde nicht gut, aber um meine Noten mache ich mir deshalb eigentlich keine Sorgen. Die Seminarleiter sehen doch jeden Tag viele Stunde und geben auch selbst welche, die nicht immer supertoll sind. Außerdem haben sie -jedenfalls nehme ich das von meinen an- doch ein Gesprü dafür, bei wem so eine Stunde eine Ausnahme ist und wem sie raten sollten, sich eien anderen Beruf zu suchen. Wenn di ansonsten gute Stunden zeigst, hast du auch im Hinblick auf deine Noten gar nichts zu befürchten.
    Liebe Grüße
    ohlin

  • Liebe Hermine, Dana, Ohlin,


    vielen lieben Dank für eure Antworten! Ja, ich glaube auch, dass die SL und FL wissen, dass nicht jede Stunde gut laufen kann.


    Deshalb wird bei uns auch zum Beispiel ganz besonders darauf hingewiesen, dass man sich für die mündliche Prüfung im 2. Examen gut vorbereiten soll, weil sie besser kalkulierbar sei als die Lehrproben in der Prüfung.


    Wir haben schon ein sehr vernünftiges Seminar. :)


    Liebe Grüße,
    Carla-Emilia

  • Ich denke, es ist erst einmal wichtig, dass man sich von Schule nicht den Schlaf rauben lässt! Wir sind doch nur Lehrer und keine Herzchirurgen und niemand gerät in Lebensgefahr, wenn wir eine Stunde verhauen. Ich denke, deine Ängste und Befürchtungen sind "nur" Auswirkungen dieses beschissenen Kontrollsystems, dem wir während des Referendariats unterliegen. Etwas mehr Freiheit wäre manchmal wirklich schön. Wenn eine Stunde vor den Baum geht, merke ich das just in time schon in der Stunde. Dann brauche ich hinterher keinen mehr, der mich dann auch noch in den Salat ditscht. Nach Gründen suchen und vor allem RE-motivieren wäre wichtiger von den Mentoren. Einige unserer alten Kollegen haben wohl längst vergessen, dass sie auch mal angefangen haben.

  • Ich finde es auch schade, dass in einigen Seminaren weniger das Helfen und Unterstützen im Vordergrund steht, sondern dass die Seminarleiter einem nur sagen, dass dieses und jenes falsch war, aber nicht wirklich konkrete Tipps geben. Aber das ist wohl von SeminarleiterIn zu SeminarleiterIn verschieden und man MUSS sich wirklich glücklich schätzen, wenn man verständnisvolle SL bekommen hat.


    Sollte es denn nicht so sein, wenn jemand wirkliche Probleme im Unterricht hat (Praxisschock!), dem-/derjenigen nicht zu sagen, dass er/sie sich besser einen anderen Job suchen soll, sondern die Person tatkräftig unterstützen, sich in der Schule zurechtzufinden? Sonst wäre doch die ganze bisherige mühselige Ausbildung für die Katz!
    Aber leider ist das System wohl so, dass man im Studium kaum Praxiserfahrungen sammeln kann...
    schade...

    Gib´ jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden!

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