LiVd - viele Fragen, wenig Hilfe

  • Hallo liebes Forum,


    ehrlich gesagt ist hier gerade meine letzte Anlaufstelle für viele Fragen.
    Zu mir, ich habe relativ erfolgreich studiert und aus Zukunftsangst ein Promotionsangebot ausgeschlagen. Jetzt bin ich seit August im Vorbereitungsdienst und zweifele plötzlich an allem. Ich habe vor dem Studium eine HEP-Ausbildung gemacht und mich resultierend für das Studium entschieden, in den Praktika hatte ich nie solche Gefühle wie jetzt. Ich habe allerdings auch immer in Sekundarstufen gearbeitet und da ist durch die vorhandenen Kulturtechniken deutlich mehr möglich. Meine Stärke sehe ich auch viel mehr in der Beziehung zu den SuS, selbst "die Schwierigen" konnte ich gut animieren und es gab ein belastbares Vertrauensverhältnis. Zu den Lehrkräften bestand ebenfalls ein super Kontakt, ich habe (ohne dass ich es durfte) Vertretungsstunden gemacht und alle wollten mit für das Ref haben.
    Jetzt bin ich an einer FS GE und einer Grundschule 1. Klasse - meine Anleiter sind vollkommen daneben. Ich frage viel, um möglichst viel zu lernen und versuche alle Disziplinen im Klassenteam nach ihren jeweiligen Meinungen zu fragen. Das wurde mir als der Versuch ausgelegt, dass ich sie gegeneinander aufhetzen möchte. An der FS unterrichte ich Deutsch - das Fach gab es da bis zu meinem Start nicht. Da war "irgendwie alles Deutsch" - Projektarbeite eben, so wäre das da - mehr und mehr kristalisiert sich jedoch heraus, dass keine meiner beiden Anleiterinnen Deutsch studiert hat und sie nach vollkommen veralteten Methoden arbeiten. Alles was ich anbiete wird entweder gar nicht angesehen oder abgetan "Die Schüler mögen keine Arbeitsblätter" - ich weiß nicht mehr weiter, es gab Gespräche, in denen gesagt wurde ich würde mich nicht vorbereiten und die Schüler ohne Struktur lassen. In den Besuchen habe ich diesbezüglich von meiner Seminarleitung nur Positives gehört.
    Ich glaube, dass ich sehr bemüht, empatisch und dennoch klar mit den Schülern umgehe. Mir fehlen studiumsbedingt fachliche Inhalte, die ich versuche nebenbei aufzuarbeiten. Wenn ich jedoch Fragen nach konkreten Angeboten stellen wird mir gesagt, dass müsste ich ja wohl selber wissen und ich soll "Angebote" machen. Mir fehlt einfach ein Leitfaden, was soll gelehrt werden, wie elementarisiere ich Deutsch, ohne in eine Beliebigkeit abzurutschen, wie kriege ich 45Min. voll :-D
    Ich habe bereits beim Seminar um einen Schulwechsel gebeten und darum wird sich jetzt wohl auch gekümmert....dennoch, ich zweifele daran, ob ich als Lehrer geeignet bin. Ich arbeite gern mit den Kindern, ich höre gern zu, unterstütze sie auf ihrem Weg, habe Verständnis für viel, wenig Tabuthemen, versuche auch außerhalb der Schule Ereignisse einzubeziehen und bekomme nur positive Rückmeldung bzgl. meiner Beziehung. Allerdings habe ich das Gefühl, dass das nicht reicht. Ich habe GE und LE studiert, weiß aber, dass ich nicht an einer FS arbeiten möchte, da mir die Arbeit im GE Bereich nicht liegt. Nun zu meinen Fragen...
    ...habe ich einfach Pech und diese negative Einstellung liegt an der Schule?
    ...muss ich als Sopä in meinem Schwerpunkt arbeiten oder kann ich komplett in die Inklusion gehen?
    ...bin ich alleine mit diesen Zweifeln oder ist das vllt. einfach normal?
    ...bleibt diese wahnsinnige Arbeitsbelastung oder wird man irgendwann routiniert und kann vllt. das ganze auf 8 Std. am Tag reduzieren?
    ...gehöre ich in die Uni, statt an die Schule?


    Danke schon mal fürs Lesen, ich hoffe ich finde langsam meinen Frieden und komme zur Ruhe, aktuell sehe ich nicht, dass ich das Ref so überstehe und dann bleibt die Angst vor dem "Was dann?" Man ist einfach zu spezialisiert.
    Puh....




    Entschuldigung, ich sehe gerade, dass es das falsche Unterforum ist, vllt. kann jemand den Post verschieben.

  • Warum antwortet ihr nicht?


    Ich dachte zwar, ich wäre …, aber dann mache ich das mal:
    Zu wenig Informationen. Du sagst, du hast erfolgreich studiert? Was denn genau?


    Und eins kann ich mir nicht verkneifen: Scheint wohl nicht so einfach zu sein, die Arbeit mit Leuten, die (noch) keine Kulturtechniken beherrschen...

  • Zu mir, ich habe relativ erfolgreich studiert und aus Zukunftsangst ein Promotionsangebot ausgeschlagen. Jetzt bin ich seit August im Vorbereitungsdienst und zweifele plötzlich an allem. Ich habe vor dem Studium eine HEP-Ausbildung gemacht und mich resultierend für das Studium entschieden, in den Praktika hatte ich nie solche Gefühle wie jetzt.

    Nein, du bist nicht der Einzige und alleine damit. Zumindest mir ging es damals genauso. Ich habe unheimlich gerne studiert (GE und KME), meine Praktika haben mir Spaß gemacht und ich hatte gute Rückmeldungen bekommen. Nichtsdestotrotz hatte ich schon kurz vor Ende des Studiums Zweifel, ob Lehrer wirklich der richtige Beruf für mich ist. Ich habe dann trotzdem das Ref angefangen und genauso wie bei scheinbar dir hat es dann leider überhaupt nicht gepasst.


    An der FS unterrichte ich Deutsch - das Fach gab es da bis zu meinem Start nicht. Da war "irgendwie alles Deutsch" - Projektarbeite eben, so wäre das da - mehr und mehr kristalisiert sich jedoch heraus, dass keine meiner beiden Anleiterinnen Deutsch studiert hat und sie nach vollkommen veralteten Methoden arbeiten.

    Ja, genauso war es bei mir damals auch. Ich hatte in meinen beiden Klassen keinen einzigen Schüler, der lesen oder schreiben konnte. Ich sollte aber auch nicht in die einzige Fördergruppe, die zumindest teilweise lesen konnte. Arbeitsblätter gingen dadurch überhaupt nicht, alles musste komplett handlungsorientiert erarbeitet werden. Bei mir kam dann noch in meinen studierten Fächern dazu, dass keiner an der Schule wirklich Ahnung von meinen Fächern hatte und meine Seminarleiter keine Erfahrung mit SchülerInnen mit geistiger Beeinträchtigung und somit fachliche Erwartungen hatten ,die nicht erfüllbar waren.

    Ich habe GE und LE studiert, weiß aber, dass ich nicht an einer FS arbeiten möchte, da mir die Arbeit im GE Bereich nicht liegt. Nun zu meinen Fragen...
    ...habe ich einfach Pech und diese negative Einstellung liegt an der Schule?
    ...muss ich als Sopä in meinem Schwerpunkt arbeiten oder kann ich komplett in die Inklusion gehen?
    ...bin ich alleine mit diesen Zweifeln oder ist das vllt. einfach normal?
    ...bleibt diese wahnsinnige Arbeitsbelastung oder wird man irgendwann routiniert und kann vllt. das ganze auf 8 Std. am Tag reduzieren?

    Vielleicht könntest du in den LE-Bereich wechseln?
    Ich denke, ein Stück weit sind diese Zweifel normal, aber ich würde sie an deiner Stelle ernst nehmen und schauen, was du wirklich möchtest. Ich selber arbeite inzwischen im Grundschulbereich und bin dort sehr glücklich.
    Die Arbeitsbelastung ist bei allen Lehrämtern am Anfang sehr hoch und wird dann zumindest etwas geringer. Aber ich denke schon, dass es im GE-Bereich, wenn man nur nicht-lesende SchülerInnen hat, immer sehr aufwendig bleibt, da man im Prinzip auf keine Schulbücher oder Arbeitshefte zurückgreifen kann.

  • Zu wenig Informationen. Du sagst, du hast erfolgreich studiert? Was denn genau?

    Das schreibt er ja: GE und LE.
    Er hat also Lehramt Sonderpädagogik mit den Fachrichtungen geistige Entwicklung und Lernen studiert. Da er das Fach Deutsch unterrichtet, gehe ich davon aus, dass er dieses auch studiert hat.

  • Und eins kann ich mir nicht verkneifen: Scheint wohl nicht so einfach zu sein, die Arbeit mit Leuten, die (noch) keine Kulturtechniken beherrschen...

    Das klingt jetzt so, als ob das an Sekundarstufenlehrer gerichtet ist, die halt erwarten, dass die Schüler diese Kompetenzen aus der Grundschule mitbringen. Das passt allerdings zu dem TE sicherlich nicht. Auch wenn er in der "Sekundarstufe" gearbeitet hat, ist dies an der Förderschule etwas völlig anderes. Und ja, an der Förderschule geistige Entwicklung hat man halt nicht nur in der ersten Klasse SchülerInnen die noch nicht lesen und schreiben können, sondern das zieht sich bis in die Abschlussklassen hoch. Das können sich andere Lehrkräfte wahrscheinlich nur schwer vorstellen. Aber der Aufwand sämtliche Fächer ohne jegliches Lesen und Schreiben zu unterrichten (und dazu gehören Fächer wie Sachunterricht, Hauswirtschaft, Technik etc.) ist immens.

  • @ Nordseekrabbe: Danke, das habe ich überlesen. Ich dachte, er oder sie käme aus einer völlig anderen Schulform. Aber warum studiert man dann GE und LE, wenn man das nicht unterrichten möchte? Und man kann doch nicht einfach die Schule wechseln... man muss doch das Ref. in der Schulform machen, die man studiert hat...irgendwie kam es mir so vor, als würde sich der TE plötzlich auf Neuland wiederfinden, das er überhaupt nicht kennt und das ihm nicht liegt. Das habe ich wohl falsch verstanden. Tut mir leid.


    Er/sie schreibt ja auch, dass er in einer GS in der 1. Klasse arbeitet und dass "die Anleiter vollkommen daneben seien" ... daher habe ich das auch nicht ganz verstanden.

    Einmal editiert, zuletzt von lamaison ()

  • Warum antwortet ihr nicht?


    Ich dachte zwar, ich wäre …, aber dann mache ich das mal:
    Zu wenig Informationen. Du sagst, du hast erfolgreich studiert? Was denn genau?


    Und eins kann ich mir nicht verkneifen: Scheint wohl nicht so einfach zu sein, die Arbeit mit Leuten, die (noch) keine Kulturtechniken beherrschen...

    Versteckt in der unteren Hälfte findet sich die Information, dass der TE Sonderpädagogik mit den Schwerpunkten Geistige Entwicklung und Lernen? (LE) studiert hat, nach vor dem Studium bereits erfolgreich absolvierter Ausbildung zum Heilerziehungspfleger.


    Mein Problem @Max_Wood sind weniger fehlende Informationen, als die Unstrukturiertheit des Beitrags, durch den ich mich durchsuchen muss, um relevante Puzzlestücke verknüpfen zu können. Vielleicht kannst du das bei weiteren Beiträgen beachten, dann wird es leichter dir zu helfen.



    Hallo liebes Forum,


    ehrlich gesagt ist hier gerade meine letzte Anlaufstelle für viele Fragen.(...)

    Seminar, Mitanwärter, KuK, Gewerkschaft, Familie/Freundeskreis- alle bereits abgeklappert? (Die Frage musst du mir gar nicht beantworten, sie ist eher als Hinweis gedacht, an wen in deinem direkten Umfeld du dich wenden könntest, der/die dich ggf.besser kennt, deine Schule kennt usw. und dich damit anders zu beraten vermag, als jemand dir Unbekanntes das im Internet jemals könnte.)



    Zitat von Max_Wood

    Ich habe vor dem Studium eine HEP-Ausbildung gemacht und mich resultierend für das Studium entschieden, in den Praktika hatte ich nie solche Gefühle wie jetzt. Ich habe allerdings auch immer in Sekundarstufen gearbeitet und da ist durch die vorhandenen Kulturtechniken deutlich mehr möglich. Meine Stärke sehe ich auch viel mehr in der Beziehung zu den SuS, selbst "die Schwierigen" konnte ich gut animieren und es gab ein belastbares Vertrauensverhältnis. Zu den Lehrkräften bestand ebenfalls ein super Kontakt, ich habe (ohne dass ich es durfte) Vertretungsstunden gemacht und alle wollten mit für das Ref haben. (...) Ich glaube, dass ich sehr bemüht, empatisch und dennoch klar mit den Schülern umgehe. (...)

    Mal vorneweg: Bei dem Spruch über "vorhandene Kulturtechniken" muss auch ich mächtig schlucken. Gerade von einem Sonderpädagogen erwarte ich deutlich mehr Respekt und Wertschätzung im Umgang mit behinderten Schülerinnen und Schülern und zwar ganz unabhängig von deren Klassenstufe. Obwohl: Das erwarte ich genau genommen von jeder Lehrkraft, dass er oder sie Achtung vor der Würde des Menschen hat und sich entsprechend bewusst, reflektiert und angemessen auszudrücken versteht. Soviel Professionalität darf nicht nur, sie muss sein! (Falls du dich weiter fragen solltest @lamaison warum bislang keine Antworten kamen: Das wäre mein Grund gewesen. ;-) ). Ich möchte an der Stelle einfach mal darauf hinweisen, dass ich persönlich nicht von einem belastbaren Vetrauensverhältnis oder einem empathischen Umgang mit SuS sprechen würde angesichts dieser entwertenden Formulierung.
    (Lesen, Schreiben, Rechnen sind natürlich im Anfangsunterricht an der GS erst anzulegen, während man in der Sek.I davon profitiert, dies weiterführen zu können, sprechen/Sprache (denkt man an mündliche Tradierung) ist allerdings auch ein Bestandteil von Kulturtechniken und auch im GE-Bereich in der 1.Klasse bereits vorhanden.)

    Zitat von Max_Wood

    (...) meine Anleiter sind vollkommen daneben. Ich frage viel, um möglichst viel zu lernen und versuche alle Disziplinen im Klassenteam nach ihren jeweiligen Meinungen zu fragen. Das wurde mir als der Versuch ausgelegt, dass ich sie gegeneinander aufhetzen möchte. An der FS unterrichte ich Deutsch - das Fach gab es da bis zu meinem Start nicht. Da war "irgendwie alles Deutsch" - Projektarbeite eben, so wäre das da - mehr und mehr kristalisiert sich jedoch heraus, dass keine meiner beiden Anleiterinnen Deutsch studiert hat und sie nach vollkommen veralteten Methoden arbeiten. Alles was ich anbiete wird entweder gar nicht angesehen oder abgetan "Die Schüler mögen keine Arbeitsblätter" - ich weiß nicht mehr weiter, es gab Gespräche, in denen gesagt wurde ich würde mich nicht vorbereiten und die Schüler ohne Struktur lassen. In den Besuchen habe ich diesbezüglich von meiner Seminarleitung nur Positives gehört.

    1. Mir ist unklar, inwiefern deine Nachfragen als Aufhetzen betrachtet werden könnten, dazu schreibst du zu wenig darüber bzw. fehlt mir die ergänzende Perspektive deiner Mentoren, um dies einordnen zu können. Ich denke aber, dass das in jedem Fall ein Punkt ist, den du im 4-Augen-Gespräch mit den Mentoren klären musst. Wenn es sich um ein Missverständnis handelt ist es in deinem Interesse, dieses zu klären, wenn es problematische Formulierungen/Verhaltensweisen deinerseits im Rahmen dieser Gespräche mit KuK gab, ist es wichtig für dienen Entwicklungsprozess zu verstehen wo das Problem liegt, um an dir arbeiten zu können. Also: Unbedingt klären, nicht unbesprochen lassen, auch wenn du unter Umständen die Ausbildungsschule wechseln kannst.


    2. Gibt es Mentoren, die dein Fach studiert haben an der Schule? Falls ja: Wäre ein Wechsel möglich?


    3. "Veraltete Methoden" bedeutet was genau? Wie arbeiten deine KuK denn methodisch? Mach dir in jedem Fall bewusst, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Bohai, dass wir im Ref veranstalten müssen und dem jahrzehntelangen Alltag mit Vollzeitdeputat; mach dir klar, dass manche angeblich veraltete Methode (fragend-entwickelnder Unterricht wäre so ein Beispiel) tatsächlich sehr anspruchsvoll ist und in bestimmten Phasen/Klassen/Settings/zum Erreichen bestimmter Ziele alles andere als veraltet ist, egal, was das Ausbildungsseminar vielleicht gerade besonders favorisieren mag methodisch und du insofern bei UBs und Lehrproben par exellence zeigen musst.


    4. Wenn du den Eindruck hast, deine Vorschläge würden abgetan, dann bitte um konstruktive Kritik. Frag konkret nach, welche 2-3 Dinge du bei der Erstellung von Materialien/Planung von Stunden beachten sollst, frag konkret nach der Stunde nach einer Rückmeldung zu diesen Punkten. Wenn sie erfolgreich bearbeitet wurden nimmst du die nächsten 2-3 Punkte dazu. Du hast ein Recht auf Ausbildung, also fordere sie freundlich, aber bestimmt ein. Wenn die SuS keine Arbeitsblätter mögen (ist ja ganz nebenbei bemerkt auch nicht der neueste Schrei im Unterricht)- wie arbeiten deine KuK denn alternativ? Apps und Tablets? (Ganz alte Schule...) Und wie führen sie die SuS an die Arbeit mit Arbeitsblättern heran, die diese ja erlernen müssen?


    5. Deine Seminarleitungen sehen nur einzelne Paradestunden, deine Mentoren den Alltag. Interessant wäre, wie deine Mentoren deine Unterrichtsbesuche bewerten, ob sie der Seminarleitung zustimmen oder auch bei diesen Stunden meinen, du wärst nicht vorbereitet. Das könntest du klären und dann für dich prüfen, wie groß der Unterschied ist zwischen deinen Vorführ- und Paradestunden fürs Seminar und deinen Alltagsstunden, die deine Mentoren zu Gesicht bekommen. Möglicherweise fehlt den Alltagsstunden tatsächlich noch etwas, was du im best case bereits zu zeigen vermagst, aber eben auch im Alltag konstant abrufen müsstest.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Jetzt bin ich an einer FS GE und einer Grundschule 1. Klasse - meine Anleiter sind vollkommen daneben. Ich frage viel, um möglichst viel zu lernen und versuche alle Disziplinen im Klassenteam nach ihren jeweiligen Meinungen zu fragen. Das wurde mir als der Versuch ausgelegt, dass ich sie gegeneinander aufhetzen möchte. An der FS unterrichte ich Deutsch - das Fach gab es da bis zu meinem Start nicht. Da war "irgendwie alles Deutsch" - Projektarbeite eben, so wäre das da - mehr und mehr kristalisiert sich jedoch heraus, dass keine meiner beiden Anleiterinnen Deutsch studiert hat und sie nach vollkommen veralteten Methoden arbeiten. Alles was ich anbiete wird entweder gar nicht angesehen oder abgetan "Die Schüler mögen keine Arbeitsblätter" - ich weiß nicht mehr weiter, es gab Gespräche, in denen gesagt wurde ich würde mich nicht vorbereiten und die Schüler ohne Struktur lassen. In den Besuchen habe ich diesbezüglich von meiner Seminarleitung nur Positives gehört.


    Fachliche Lücken zu schließen ist dein Job. Die "Angebote" dazu nennen sich Fachliteratur, die dir aus dem Studium bekannt sein sollte bzw. wo du gelernt hast, dich durch Bibliotheken zu arbeiten, um relevante Fachliteratur slebständig zu finden. Das musst du angesichts eines abgeschlossenen Hochschulstudiums wirklich bereits wissen, wie du für dich passende Fachliteratur findest, wo die nächste dir zugängliche Hochschulbibliothek ist (alternativ: Seminarbibliothek durchforsten), wie du in wissenschaftlichen Fachbuchhandlungen ode Online passende Titel findest. KuK, Mentoren, Mitanwärter, Seminar können dir maximal Literaturtipps geben, das Weitere ist dein persänlicher Arbeitsauftrag.


    Der "Leitfaden" was gelehrt werden soll nennt sich Bildungsplan, Lehrplan oder auch Schulcurriculum. Schulbücher sind eine hilfreiche Ergänzung, um Umsetzungsbeispiele zu sehen. Ganz nebenbei geben Schülbücher auch einen Hinweis zur Fachdidaktik. Passende fachdidaktische Literatur (die Seminare haben hierzu meist gute, fachbezogene Literaturhinweise) kann dir Hinweise geben, wie du z.B. angemessen didaktisch reduzierts, damit du gerade nicht in die Beliebigkeit abrutschst- vorausgesetzt du verfügst über das notwendige Fachwissen, um tatsächlich etwas reudzieren zu können. Unterstützend könntest du dich gerade im Hinblick auf den Anfangsunterricht bei KuK mit 1.Klassen in den UNterricht setzen zur Hospitation, dich mit Mitanwärtern abstimmen bzgl.kollegialer Hospitationen unter Anwärtern, mit Mitanwärtern Material austauschen und euch besprechen, damit du einfach verschidene Umsetzungsbeispiele siehst und dein Repertoire erweitern kannst. Da muss sehr viel von dir kommen an Eigenarbeit. Möglicherweise leistest du diese bereits und drückst dich nur unglücklich aus- möglicherweise drückst du dich dann an deiner Schule ähnlich unglücklich aus und solltest zumindest daran sehr aktiv arbeiten.


    1. Niemand hier wird dir letztlich sagen können, ob du als Lehrer gegeignet bist. Diese Frage solltest du sinnvollerweise KuK, Mentoren, Seminarausbildern, Mitanwärtern, Freunden und Familie stellen- Menschen die dich privat oder beruflich kennen und einshätzen können, wo deine Stärken und Schwächen liegen, wie dien bisheriger beruflicher Werdegang war und ob du in der Kürze der Zeot eines Refs die notwendigen Lenrschritte wirst vollziehen können. Sei darüber hinaus dir selbst gegenüber ehrlich. Deine Einlassungen werfen bei mir zumindest Fragen auf, ob du dich selbst und dein Verhalten kritisch genug reflektierst, zu beurteilen vermag ich das letzlich aber nicht.


    2. Ich kenne weder die Schule noch dich und von der Schule nur deine Darstellung derselben. Diese Einseitigkeit lässt mich vermuten, dass es womöglich am Ende weder nur Pech ist oder nur an der Schule liegen kann, sondern zumindest mit an dir liegt . Wie groß dein Anteil ist solltest du selbst herauszufinden suchen. Direkt den Grund nur im Außen zu suchen macht mich aber zumindest einmal stutzig, auch wenn es Fälle geben mag, wo dies tatsächlich angebracht ist.


    3. Was sagt dein Seminar zu dieser Frage? Wie sind die Vorgaben deines Bundeslandes? Um welches Bundesland geht es überhaupt?


    4. Zweifel sind ein völlig normaler Bestandteil des Refs, alleine bist du damit also keinesfalls. Sieh dich in deinem Seminar um: Von 10 Mitanwärtern werden 10 aktuell mit dem einen oder anderen Selbstzweifeln, kritischen Rückmeldungen, den Anforderungen und und und kämpfen. Exakt deine Zweifel in exakt dieser Form hat nicht jede und jeder, Probleme mit Mentoren, der Unterrichtsplanung etc. sind aber "Klassiker" die viele Anwärter betreffen.


    5. Was verstehst du unter "wahnsinniger Arbeitsbelastung"? HIer in BW hat man in der Sek.I im Ref 13 Stunden eigenständigen Unterricht. Natürlich muss man noch lernen UNterricht zu planen und benötigt dadurch mehr Zeit, muss perfekte Showstunden für Unterrichtsbesuche von Schulleitung, Mentoren, Seminar und Lehrproben planen und benötigt für all das mangels Repertoire noch deutlich länger, als KuK mit ein paar Jahren (oder gar Jahrzehnten) Berufserfahrung. Andererseits hat man aber die dafür notwendige Zeit auch noch, die man später im Vollzeitdeputat nicht mehr in dieser Form hat. Die deutlich zentralere Frage ist also: Wie schnell kannst du deine fachlichen Lücken schließen und lernen dich effizient zu organisieren, damit du nicht jeden Schritt doppelt und dreifach machen musst? Wieviel Perfektionismus musst du ggf. einhegen lernen, damit du nicht beständig über dich selbst stolperst (Stichwort "Pareto-Prinzip")? Ob du am Ende im Jahresmittel plus/minus auf deine 40-Stunden-Woche kommst im Vollzeitdeputat oder nicht hängt von dir ab, deinem Selbstanspruch, deiner Organisationsfähigkeit, deiner Fähigkeit Grenzen zu ziehen bei Bedarf etc.


    6. Bis auf das Promotionsangebot habe ich keinerlei Hinweise gefunden, die mich spontan vermuten ließe, die Uni sei dein natürliches Habitat am Ende. Ein Promotionsangebot macht die Uni noch nicht zum natürlichen Habitat. Anders formuliert: Wie soll irgendjemand hier das beurteilen können? Was interessiert dich denn? Wo siehst du deine Stärken? Was sind deine Ziele? Was spricht für dich für den Schuldienst, was für den Versuch über eine Promotion hinaus an der Uni Fuß zu fassen, was dagegen?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mal vorneweg: Bei dem Spruch über "vorhandene Kulturtechniken" muss auch ich mächtig schlucken. Gerade von einem Sonderpädagogen erwarte ich deutlich mehr Respekt und Wertschätzung im Umgang mit behinderten Schülerinnen und Schülern und zwar ganz unabhängig von deren Klassenstufe. Obwohl: Das erwarte ich genau genommen von jeder Lehrkraft, dass er oder sie Achtung vor der Würde des Menschen hat und sich entsprechend bewusst, reflektiert und angemessen auszudrücken versteht. Soviel Professionalität darf nicht nur, sie muss sein! (Falls du dich weiter fragen solltest @lamaison warum bislang keine Antworten kamen: Das wäre mein Grund gewesen. ;-) ). Ich möchte an der Stelle einfach mal darauf hinweisen, dass ich persönlich nicht von einem belastbaren Vetrauensverhältnis oder einem empathischen Umgang mit SuS sprechen würde angesichts dieser entwertenden Formulierung.(Lesen, Schreiben, Rechnen sind natürlich im Anfangsunterricht an der GS erst anzulegen, während man in der Sek.I davon profitiert, dies weiterführen zu können, sprechen/Sprache (denkt man an mündliche Tradierung) ist allerdings auch ein Bestandteil von Kulturtechniken und auch im GE-Bereich in der 1.Klasse bereits vorhanden.)

    Was ist an der Formulierung "vorhandene Kulturtechniken" bedenklich? Dass es einfacher ist, z.B. Sachunterricht bzw. später z.B. Erdkunde zu unterrichten, wenn die SuS Lesen, Schreiben und Rechnen, also die klassischen Kulturtechniken nutzen können, hat ja auch Nordseekrabbe noch mal bestätigt.
    Dass jemand, der Förderschullehramt studiert hat, jetzt verwirrt ist, weil er mit SuS arbeiten soll, die das (noch) nicht können, ist merkwürdig, aber an der Formulierung ansich ist mMn nichts auszusetzen.

  • Ja, das stimmt. "Erlernen der Kulturtechniken" ist in der Grundschule sozusagen ein "stehender Ausdruck." Es ist nicht negativ behaftet und meint bloß, die Grundfertigkeiten "lesen, schreiben, rechnen" erlernen.

  • Ja, das stimmt. "Erlernen der Kulturtechniken" ist in der Grundschule sozusagen ein "stehender Ausdruck." Es ist nicht negativ behaftet und meint bloß, die Grundfertigkeiten "lesen, schreiben, rechnen" erlernen.

    OK, das war mir so nicht klar. Grundsätzlich ist halt auch Sprache/sprechen eine Kulturtechnik, die die SuS in der GS regelmäßig bereits beherrschen dürften. Der Umstand, dass man im Umgang mit Förderschülern GE auch weit nach der GS noch Lesen-Schreiben-Rechnen in einem deutlich anderen Ausmaß erarbeitet als bei anderen Förderbedarfen/SuS ohne Förderbedarfe macht die Formulierung für mich sehr problematisch. Das mag aber mgöicherweise eine persönliche Empfindlichkeit sein.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • @CDL


    Du gibst viele sinnvolle Hinweise, aber in manchem zeigt sich meiner Meinung nach, dass dir etwas der Einblick in den sonderpädagogischen Bereich bzw. den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (GE) fehlt:


    - Auch ich habe in der Schilderung der fehlenden Kulturtechniken keine Abwertung der Schüler oder gar mangelnde Achtung der Würde des Menschen erkennen können.


    - Schüler im Förderschwerpunkt GE sind sehr heterogen. Es ist für mich daher nicht verwunderlich, dass, wenn die TE bisher stets mit tendenziell fitteren Kindern, die lesen und schreiben konnten, gearbeitet hat, es eine deutliche Umstellung ist, zum ersten Mal auf solche zu treffen, die das überhaupt nicht können.


    - Auch das Sprechen und die Sprache sind bei Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, speziell GE-Schülern, nicht automatisch vorauszusetzen (weder in Primar- noch in Sekundarstufe). Nicht ohne Grund gibt es verschiedene Formen der unterstützten Kommunikation (UK).


    - Es müssen im GE-Bereich nicht alle Schüler den Umgang mit Arbeitsblättern erlernen. Es gibt Schüler, für die dies dauerhaft zu abstrakt oder aus anderen Gründen ungeeignet ist.


    - Für sehr spezielle Fragestellungen aus dem sonderpädagogischen Bereich gibt es oft nicht die Fülle an Fachliteratur wie für den Regelschulbereich. Insbesondere dürfte das für den Förderschwerpunkt GE gelten, da hier, wie gesagt, große Heterogenität herrscht und viele Schüler tatsächlich sehr individuelle Zugänge zu den Inhalten benötigen. Schulbücher gibt es für den GE-Bereich aus demselben Grund auch nur begrenzt.


    - Einen Bildungs- oder Lehrplan für GE gibt es meines Wissens nicht in allen Bundesländern. Und auch die existierenden Pläne sind meistens sehr allgemein verfasst und bieten nur begrenzt konkrete Hilfestellung (siehe oben, Heterogenität der SuS).


    - Dazu, wie das Nachfragen als 'Aufhetzen' verstanden worden sein könnte: In Förderschulen GE und KME arbeiten in den Klassen oft interdisziplinäre Teams (Sonderpädagogen, Fachlehrer, Erzieher, Therapeuten, ungelernte Betreuungskräfte, ...). Man bekommt immer wieder mit, dass die verschiedenen Gruppen aufgrund unterschiedlicher Qualifikation, Aufgabenbereiche, Arbeitszeiten, Verantwortung, Besoldung etc. nicht immer alle gut miteinander auskommen. Eventuell ist die TE hier unbewusst in einen bereits schwelenden Konflikt hineingeraten. Nur eine Möglichkeit; ich habe ja auch keine näheren Einblicke.

  • Ich würde auch auf den Threadersteller nicht hinabschauen, da selbst bei einem vorangegangenen Studium im Bereich Sonderpädagogik die Lehre mit GE-Schülern im Grundschulalter sehr herausfordernd sein kann. Ich weiß grob, wie die Ausbildung der Förderschullehrer an meiner ehemaligen Uni aussah und da kann es selbst bei der Fachrichtungskombi GE/LE sein, dass man sich primär mit den Bedürfnissen LE-Schülern auseinandersetzt. Z.B. kann man es vorkommen, dass man erstmals im Ref eine GE-Schule von innen sieht, weil man vorher immer an LE-Schulen (des Sek I-Bereichs) war. In der Fachdidaktik lernt man meist mit den H/R-Leuten zusammen und da heißt es für die paar Förder-Hanseln (oft ist es eh nur ein Bruchteil): "Das müssen Sie für Ihre Lerngruppe entsprechend didaktisch reduzieren.". Geht bei LE noch gut, aber bei GE muss man oft ganz andere Ansätze anwenden. Und dann kommt noch einmal so oder so der Praxisschock Theorie und Praxis.


    Mit freundlichen Grüßen

  • wechsel die schule. ist ja scheinbar schon in die wege geleitet. ich würde nicht versuchen, irgendwelche klärenden gespräche zu führen mit leuten, die dich anleiten sollen. das fällt einem im ref nur auf die füße.

  • Danke für deine Hinweise @Plattenspieler.


    @Max_Wood :Bitte entschuldige die ruppigen Formulierungen an der einen oder anderen Stelle. Wie Plattenspieler richtig erkannt hat (mir an dieser Stelle aber nicht klar war) fehlt mir an der einen oder andere Stelle das Wissen um die besonderen Bedingungen im Sonderschulbereich.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ehrlich gesagt, dachte ich im Ref. anfangs auch, dass ich am falschen Ort bin. Nie im Leben wollte ich so werden wie meine Betreuungslehrerin. Ich fand sie unmöglich und auch alles altmodisch.


    Inzwischen habe ich die Erfahrung gemacht, dass nicht so selten wie ich dachte, diese "altmodischen" v.a. Übungsformen zuweilen unerlässlich und auch zielführend sind. V.a. bei schwachen Schülern

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