Horrorgeschichten zum Referendariat.

  • Wenn so viele SuS den 'Sachverhalt' nicht kapieren, dann ist vielleicht auch der Sachverhalt nicht optimal gewählt?

    Den wähle nicht ich, sondern den gibt der Bildungsplan des jeweiligen Bildungsganges vor. Und wenn in einer Klasse die z.B. zum Realschulabschluss führt die Hälfte der SuS keinen deutschen Text lesen/verstehen kann, der länger als drei Zeilen ist, kann ich deshalb nicht einfach einen "passenderen" Sachverhalt auf bestenfalls Hauptschule 5. Klasse Niveau wählen. Oder in der Friseurausbildung Stoff der dritten Klasse behandeln. Ich könnte das natürlich tun und das mache ich auch gelegentlich. Aber dann ist der Abschluss nicht mehr das Papier wert, auf dem er gedruckt ist. Eigentlich ist er das schon jetzt nicht mehr. Aber zumindest ein ganz kleines bisschen habe ich schon noch den Anspruch, dass zumindest die Leistungsnachweise auf einem dem Bildungsgang entsprechendem Niveau stattfinden. Zumindest halbwegs.

    Und deshalb ist das Ref an BBS teilweise echt ein Tanz auf Messers schneide: Die Fachleiter, die häufig selbst nur die Sahnehäubchenbildungsgänge kennen wollen ganz tolle Sachen sehen, die sich auf dem gewünschten Niveau nicht realisieren lassen. Eine wichtige Anforderung an den Unterricht ist ja u.a., dass der vorgeführte Unterricht dem Niveau des Bildungsganges entspricht. Wenn in einem Bildungsgang, der zum HS10 führt keiner Deutsch spricht, dann kannst du dich da krumm machen bis zum geht nicht mehr und es wird trotzdem nicht so tuttifrutti wie die Fachleiter es gerne hätten. Das hat dann aber wenig mit dem Refi zu tun, sondern mit den vorliegenden Gegebenheiten. Da kannst du dem Goldschmiedeazubi als Gesellenprüfung auch den Auftrag geben, aus Holz einen Goldring zu schmieden :autsch:

  • Ich glaube dir die Problematik zu 100%, Hannelotti, und es tut mir auch leid um die Referendare in der Berufsschule - je nach Bildungslehrgang hat man da echt die A-Karte gezogen. Bis zu einem gewissen Grad hast du das auch in anderen Schulformen. Die Schüler, die von diesem Bildungssystem protieren, können am Ende nichts dazu, da es politischer Natur ist, aber am Ende muss irgendjemand der Buhmann sein. Wenn du die Schulleitung und Kollegen hinter dir hast, würde ich sagen: "Abschlussziele nicht erfüllt, ich kann dir/Ihnen leider nicht den Abschluss geben.". Wenn nicht, dann sieht es ganz düster aus, denn dann ist am Ende der Kunde der Buhmann - und jemand aus dem technischen Bereich hier meinte mal, dass es dann im schlechtesten Fall um Leben und Tod gehen kann.

  • Ein Mitreferendar hat das mal so ausgedrückt:

    "Wir (die Referendare) wollen Ausbildung machen, die Ausbilder Therapie. Beides ist nicht kompatibel."

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

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