Wipäd mit beruflicher Fachrichtung

  • Hallo ihr Lieben,


    derzeit stehe ich vor der großen Frage ob sich ein Wipäd Studium mit einer kleinen beruflichen Fachrichtung überhaupt lohnt.


    Wirtschaftliche Themen machen mir sehr spaß und ich finde diese auch interessant, jedoch scheint mir die Nachfrage nach BS Lehrern mit nur "einem" Fach sehr gering. Zumindest in NRW. Sollte ich vielleicht doch noch ein allgemein bildendes Fach nehmen um auch später eine Stelle zu finden? Also Wirtschaftslehre + Englisch o.ä. Die Prognosen zeigen nicht wirklich wie stark Lehrer mit Wirtschaft + kleiner berufl. Fachr. gebraucht werden und dies verunsichert mich sehr. Hat hier jemand vielleicht Erfahrungen diesbezüglich sammeln können, oder gibt es konkrete Statistiken vom Land NRW die mir bei dieser Frage helfen könnte?


    Viele Grüße

  • Hey Marc,


    ich stehe akt. bzw. stand bis zuletzt vor derselben Frage. Habe in den vergangenen Tagen online sehr viel recherchiert, konnte aber keine detaillierten Prognosen bzgl. WiPäd (ebenfalls in NRW) finden. Allg. heißt es, der Markt sei hier "ausgeglichen", die Einstellungschancen "geringer" (vgl. https://www.schulministerium.n…nstiegschancen/index.html - sieh dir unbedingt auch das PDF an, das unten auf der Seite ("Die Prognose [...] finden Sie HIER.") verlinkt ist). Jedoch stieß ich auf mehrere (auch besagte offizielle) Quellen, laut denen, wie du schon sagtest, insbesondere zusätzliche Unterrichtsfächer, v. a. Deutsch, Englisch und Mathematik, stark nachgefragt werden. Ich denke, hierdurch hebst du dich von klassischen WiPäd sowie Quer- und Seiteneinsteigern (mit 'nur' berufl. Fachrichtung) ab und steigerst deine Job- und Verbeamtungschancen auf diesem "ausgeglichenen" Markt.

    Ich für meinen Teil habe mich nun für WiWi + Englisch auf BK-Lehramt beworben. Davon verspreche ich mir außerdem eine höhere 'klasseninterne' Stundenanzahl, d. h. weniger versch. Klassen insg. Zumal ich mir vorstellen kann, dass, sollte ich doch den Weg in die freie Wirtschaft (Personal) wählen, mein Profil ein ansprechenderes wäre. Ein zusätzlicher Masterabschluss in Englisch wäre hier sicher nicht verkehrt.


    Fazit: Ich weiß nicht, ob du ohne weiteres Fach per se schlecht dran wärst. Aber auf jeden Fall schlechter als mit einem weiteren (Haupt)Fach. Ich kann dir also nur nahelegen, es mir gleichzutun.

  • Ich für meinen Teil habe mich nun für WiWi + Englisch auf BK-Lehramt beworben. Davon verspreche ich mir außerdem eine höhere 'klasseninterne' Stundenanzahl, d. h. weniger versch. Klassen insg

    Englisch wird eher das Gegenteil erzeugen, da dieses Fach nur in kleinen Umfang an beruflichen Schulen gegeben wird. Dadurch ist man, wenn es denn an Lehrern mit dem Fach mangelt, in viele verschiedene Klassen mit jeweils zwei Stunden (oder etwas mehr).

  • Englisch wird eher das Gegenteil erzeugen, da dieses Fach nur in kleinen Umfang an beruflichen Schulen gegeben wird. Dadurch ist man, wenn es denn an Lehrern mit dem Fach mangelt, in viele verschiedene Klassen mit jeweils zwei Stunden (oder etwas mehr).

    Das kann ich so für mich selbst nicht unbedingt bestätigen. Ich habe ja auch die Kombi Wirtschaft und Englisch und unterrichte schon seit Jahren in meiner eigenen Klasse (einjährige Berufsfachschule Wirtschaft) neun Stunden Wirtschaft in verschiedenen Lernfeldern. Englisch unterrichte ich vier Stunden in der Fachoberschule Wirtschaft und jeweils zwei Stunden in meiner eigenen Klasse, in einer Sprachlernklasse, einer Berufseinstiegsklasse und in einem Kurs, in dem SuS aus verschiedenen Berufsfachschulklassen des gewerblich-technischen Bereichs "sitzen". Sprich: Englischunterricht habe ich 12 Stunden.


    Es ist aber bei den meisten KuK an unserer Schule so (und das kenne ich auch von anderen BBSn), dass sie ihr "Zweitfach" in ungefähr gleichem Stundenumfang unterrichten wie ihr Schwerpunktfach. Allerdings weiß ich nicht, wie es in NRW diesbezüglich aussieht.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Hallo Barbara,


    danke für deine Antwort. Auch ich habe auf den besagten Seiten seit einiger Zeit recherchiert und bin zu dem selben Ergebnis gekommen wie du. Leider wird nicht explizit eine Statistik für jedes Fach veröffentlicht ( vielleicht auch gar nicht möglich vom Aufwand her ). Werde wohl dann auch den Weg mit einem "richtigen" Fach + WiWi gehen, auch wenn ich dafür nochmal etwas länger brauchen werde. Aufgrund meines BWL Bachelors wäre die Option mit einer beruflichen Richtung weitaus komfortabler vom Aufwand her und ich wäre auch schneller durch mit dem Master.


    Ich würde mir dann zur nächsten Ausschreibungsrunde am 1.11 (?) mal auf LEO anschauen wieviele Berufsschullehrer mit welcher Kombi gesucht werden.


    Vielleicht klingt sich ja dennoch jemand mit WiWi und berufl. Richtung ein und könnte von seinen Erfahrungen berichten.

  • Es ist aber bei den meisten KuK an unserer Schule so (und das kenne ich auch von anderen BBSn), dass sie ihr "Zweitfach" in ungefähr gleichem Stundenumfang unterrichten wie ihr Schwerpunktfach. Allerdings weiß ich nicht, wie es in NRW diesbezüglich aussieht.

    Das ist auch super so finde ich. Da bleibt man in beidem fit.


    Ich werde leider in meinem Unterrichtsfach im nächsten Halbjahr gar nicht unterrichten. Es kommt halt auch immer auf den Bedarf der Schule an. Sollte es auf einmal einen Mangel an KuK mit Unterrichtsfach XY geben, dann kann es auch passieren, dass man nur noch in XY Unterricht halten muss. Es da kein Gewähr für.

  • Vielleicht klingt sich ja dennoch jemand mit WiWi und berufl. Richtung ein und könnte von seinen Erfahrungen berichten.

    also in Bayern ist es aktuell so, dass du eigentlich nur mit WiPäd und Zweitfach eine Aussicht auf eine sinnvolle Stelle hast. In anderen Bundesländern scheint es teilweise auch in Wirtschaft allein noch Stellen zu geben, aber mit Zweitfach ist es eigentlich immer besser.


    Sinnvolle Fächer fände ich Englisch, Deutsch oder Informatik. Teilweise auch Mathe und hier in Bayern ist Religion auch gut gefragt.


    Die anderen Fächer, die es sonst noch gibt, fristen oft ein Rand-Dasein, Französisch und Spanisch z.B. gibt es einfach nicht so häufig in beruflichen Schulen.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • In NRW wird ja eh eine einschlägige fachpraktische Tätigkeit über die Dauer von einem Jahr vorgeschrieben (zzgl. der obligatorischen Praktika, des Praxissemesters und des Vorbereitungsdienstes): http://www.pruefungsamt.nrw.de…praktische-Taetigkeit.pdf


    Wie wäre es, wenn du dir für die nächsten 1,5 Jahre einen Job in der Wirtschaft suchst (dort solltest du mit deinem B.Sc. BWL ja unterkommen), das fünfwöchige Schulpraktikum absolvierst und parallel den Englischpart des Lehramt-B.A. nachstudierst? Die BWL-Anteile des Lehramt-B.A. kannst du dir bestimmt anrechnen lassen. Danach könntest du dann den M.Ed. WiPäd BK I (so heißt er zumindest an der Uni Köln (https://wiso.uni-koeln.de/de/s…er-wirtschaftspaedagogik/), das ist der Zweig für die BKler zzgl. Unterrichtsfach) anschließen.

    Die fachpraktische Tätigkeit (die in Vollzeit bzw. addierter Vollzeit erbracht werden muss) vollständig während des Masterstudiums zu erbringen, halte ich nebst obligatorischem Praxissemester für schwer möglich. D. h. früher oder später müsstest du dafür eh eine (mindestens kurze) Pause einlegen.

    Und solltest du während deiner "fachpraktischen Tätigkeit" (sprich: Job ab sofort) merken, dass du dich doch eher in der freien Wirtschaft siehst, könntest du statt des M.Ed. doch einen reg. BWL-Master anschließen, hättest aber als Bonus noch den LA-B.A. in Englisch sowie das Schulpraktikum nachzuweisen. Beides macht sich in Unternehmen, gerade in der Personalentwicklung und/oder -verantwortung, sicher nicht schlecht.


    Zwar würde dich das so minimal mehr Zeit kosten, du arbeitest ja dann aber bereits 'richtig' (d. h. qualifiziert), sammelst Berufserfahrung und verdienst ganz gutes Geld.


    Oder hast du bereits eine kaufmännische Berufsausbildung o. ä. absolviert, die du dir als fachpraktische Tätigkeit anrechnen lassen kannst? Das ist bei mir der Fall.

  • Englisch wird eher das Gegenteil erzeugen, da dieses Fach nur in kleinen Umfang an beruflichen Schulen gegeben wird. Dadurch ist man, wenn es denn an Lehrern mit dem Fach mangelt, in viele verschiedene Klassen mit jeweils zwei Stunden (oder etwas mehr).

    Ich bin im ganzen BK-System noch nicht so drin (war selbst auf einem allgemeinbildenden Gymnasium), kam damit bis dato nur während meiner Berufsausbildung ("Finanzassistentin (Bankkauffrau mit Zusatzqualifikation Allfinanz)", eine reine Abiturientenausbildung) in Kontakt. In deren Rahmen wurde nebst BWL en masse auch Wirtschaftsenglisch vierstündig unterrichtet. Die Ausbildung gibt es so aber meines Wissens nur in BaWü, vllt. ist das bei der reg. Banklehre anders geregelt.

    Ansonsten habe ich mal nachgesehen, auf Wirtschaftsgymnasien (die mich persönlich besonders interessieren) z. B. wird Englisch 3-5 h/Woche unterrichtet.

    Ich habe also die naive Hoffnung, so vllt. v. a. am WG oder der BS eingesetzt zu werden, da sich meine Kombination hier entsprechend lohnen würde. Dachte mir, die SL bzw. diejenigen, die die Stundenpläne erstellen, wären doch bestimmt bemüht, möglichst wenige versch. Klassen und Lehrer zusammenzubringen. Oder ist das tatsächlich nicht mehr als eine naive Hoffnung?

  • Dachte mir, die SL bzw. diejenigen, die die Stundenpläne erstellen, wären doch bestimmt bemüht, möglichst wenige versch. Klassen und Lehrer zusammenzubringen. Oder ist das tatsächlich nicht mehr als eine naive Hoffnung?

    Bei uns macht es der Stellvertreter. Kann aber auch jemand mit Funktionsstelle sein.


    Sicher wäre das erstrebenswert, allerdings kommt man beim Setzen von Stundenplänen schnell an Grenzen und muss von diesem Gedanken abkommen.

  • Warum sollten denn die Stundenplaner*innen "möglichst wenige verschiedene Klassen und Lehrer zusammenbringen" wollen? Bis auf die Klassen, die sehr betreuungsintensiv sind und daher möglichst wenige Lehrkräfte als Bezugspersonen haben sollten, ist es m. E. ganz egal, wieviele Lehrer*innen in einer Klasse unterrichten. Und falls mal jemand krankheitsbedingt ausfallen sollte, ist es sogar besser, wenn er/sie nicht so viele Stunden in einer Klasse hat (desto schwieriger ist es für diese Stunden Vertretungen zu finden), sagt mein Abteilungsleiter immer.

    Bei uns an der Schule ist es übrigens tatsächlich so, dass nur im Beruflichen Gymnasium und in der Fachoberschule (Klasse 12) mehr als zwei Stunden Englisch unterrichtet werden. In allen anderen Schulformen, die an unserer BBS angeboten werden, ist Englisch zweistündig. In der Berufsschule wird Englisch auch nur im 1. und 2. Ausbildungsjahr unterrichtet, denn die Azubis haben ja max. an zwei Tagen Berufsschulunterricht (bzw. in einigen Berufen Blockunterricht).

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  • Warum sollten denn die Stundenplaner*innen "möglichst wenige verschiedene Klassen und Lehrer zusammenbringen" wollen? Bis auf die Klassen, die sehr betreuungsintensiv sind und daher möglichst wenige Lehrkräfte als Bezugspersonen haben sollten, ist es m. E. ganz egal, wieviele Lehrer*innen in einer Klasse unterrichten. Und falls mal jemand krankheitsbedingt ausfallen sollte, ist es sogar besser, wenn er/sie nicht so viele Stunden in einer Klasse hat (desto schwieriger ist es für diese Stunden Vertretungen zu finden), sagt mein Abteilungsleiter immer.

    Ich war davon ausgegangen, weil ich mich erinnere, dass wir früher unserem/r Klassenlehrer/in in jedem Fach zugeteilt waren, das er/sie unterrichtet. Und auch sonst, wenn möglich, möglichst wenige Lehrer/innen insg. Bessere Bindung, die SuS müssen sich nicht stündlich auf andere Lehrer/innen einstellen und umgekehrt. Ist das bei euch also anders geregelt?

    Gerade der Punkt bzgl. Ausfall wg. Krankheit ergibt ja durchaus Sinn.

  • Wie gesagt: ich unterrichte in meiner eigenen Klasse auch neun Stunden (seil ich z. T. auch recht "schwierige" Schüler*innen habe), aber das ist bei uns sonst eher selten. Die meisten Klassenlehrer*innen haben - abgesehen von der "Berufseinstiegsschule"und den Sprachlernklassen - in ihren eigenen Klassen vier, sechs oder max. acht Stunden (z. B. in Schulformen mit hohem Praxisanteil). In meiner Berufsfachschulklasse unterrichten außer mir noch acht weitere Kolleg*innen.

    Als ich selber vor fast 30 Jahren eine berufsqualifizierende Berufsfachschule besucht habe, hatten wir bei unserem damaligen Klassenlehrer auch nur sechs Stunden und auch mind. noch acht oder sogar zehn weitere Lehrkräfte in den anderen Fächern.

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  • Zwar würde dich das so minimal mehr Zeit kosten, du arbeitest ja dann aber bereits 'richtig' (d. h. qualifiziert), sammelst Berufserfahrung und verdienst ganz gutes Geld.


    Oder hast du bereits eine kaufmännische Berufsausbildung o. ä. absolviert, die du dir als fachpraktische Tätigkeit anrechnen lassen kannst? Das ist bei mir der Fall.

    Ich denke, dass ich meine Praktika als fachpraktische Tätigkeit anrechnen lassen könnte und somit nur noch ein paar Monate noch ein Praktikum oder so machen muss. Eine Ausbildung habe ich leider nicht.


    Werd dann mal planen , wie ich so schnell wie möglich endlich Lehrer werden kann in NRW. Wünsche dir auf deinem Weg auch noch alles Gute und viel Erfolg ;)

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe ja auch die Kombi Wirtschaft und Englisch und unterrichte schon seit Jahren in meiner eigenen Klasse (einjährige Berufsfachschule Wirtschaft) neun Stunden Wirtschaft in verschiedenen Lernfeldern.

    So etwas würde ich nie machen. Wenn eine Lehrkraft so viele Stunden in einer Klasse ist und dann mal ausfällt, bekomme ich da niemals eine sinnvolle Vertretung hin.

  • Hat bis jetzt immer geklappt. Das ist bei uns an der Schule aber auch extra so vorgesehen und mit Stundenplaner*innen und den Klassenlehrkräften abgesprochen, dass die "schwächeren"/"schwierigeren" Klassen möglichst wenige unterschiedliche Lehrkräfte haben sollen und dabei ziemlich viele Stunden bei ihrer/ihrem Klassenlehrer*in.

    Weniger Stunden möchte ich in meiner Klasse auf gar keinen Fall haben, denn durch meinen hohen Stundenanteil habe ich sie immer "im Blick", da ich ja fast jeden Tag in der Klasse Unterricht habe! ;)

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