Umsetzungsantrag ja oder nein

  • Hallo,

    ich bin neu hier, habe aber ein Thema, bei dem ich mich im Kreis drehe.

    Vielleicht habt Ihr ja noch ein paar Denkanstöße.


    Ich arbeite seit nun 3,5 Jahren als Lehrerin in Klasse 4-6 einer nennen wir es mal Brennpunkt-Grundschule.

    Ich bin Späteinsteiger. Mein Studium habe ich vor 30 Jahren abgeschlossen.

    Wir haben viele Kinder mit einem Förderbedarf, egal ob LRS, Dyskalkulie, Em-Soz ... oft auch doppelt und mehrfach gehandicapte Kinder. Förderung und Doppelsteckung gibt es quasi nicht.

    Allein in meiner Klasse habe ich gerade 12 Förderpläne geschrieben.

    Anfangs war auch alles super.

    Dann gab es einen Leitungs- und Führungsstilwechsel.


    Die neue Leitungsriege (u.a. bestehend aus 3 Freundinnen) ist dich sehr leistungsorientiert und in alter Schule behaftet.

    Mein Demokratieverständnis ist an der ein oder anderen Stelle anders. Ich habe auch andere Vorstellungen von Unterricht und Bewertungen.


    Einige KollegInnen denken ähnlich wie ich. Es gibt aber keine wirkliche Zusammenarbeit, jeder ist ein Einzelkämpfer.

    Nun hatte ich schon letztes Jahr einen Umsetzungsantrag gestellt, der abgelehnt wurde.

    Jetzt bin ich wieder am Überlegen.

    Wird es an einer anderen Schule, die ich nur oberflächlich kenne, überhaupt besser?

    Was gebe ich für einen Wechsel alles auf?


    Durch meine intensive Arbeit im Bereich der Digitalität (für die gesamte Schule) habe ich mir einen guten Stand auch bei dieser Schulleitung aufgebaut. Aktuell habe ich ziemlich freie Hand für meine Projekte. Wir haben z.B. einen Klassensatz Tablets angeschafft, kauften Lego-Roboter und Calliope minis, die ich jetzt im Wahlpflichbereich nutze. Das macht unheimlich viel Spaß. Auch eine interaktive Tafel habe ich seit dieser Woche. Den Antrag für Begabungsförderung durfte ich auf den Weg bringen ... Ich arbeite also viel und gern, aber trotzdem läuft es nicht rund.


    Ich wünsche mir eine wirkliche Arbeit im Team. Mir fehlt Wertschätzung und auch das Begegnen auf Augenhöhe auch und gerade den SuS gegenüber.

    Alternative Unterrichtsmöglichkeiten (Blockunterricht, dauerhaft fächerübergreifend, alternative Bewertung - anstatt Klassenarbeit Erstellung eines Leseportfolios) werden nicht mal angedacht, entsprechende Anträge sofort abgeschmettert.

    Immer wieder gibt es "Nackenschläge", die mich zweifeln lassen, runterziehen.


    Nun könnte ich also wieder einen Umsetzungsantrag stellen.

    Es gibt z.B. eine Schule, die macht Frei- und Projektarbeit, arbeitet montessoriorientiert. Das käme mir vom Konzept entgegegen. Die suchen dringend neue KuK.

    Aber wird der Rest auch besser?


    Da ich so viel mache, würde man mich natürlich auch nicht gehen lassen wollen. Man weiß ja, was man verliert.

    Ich habe auch schon mal, in einer schlimmen Phase, versucht, mich sehr zurückzunehmen, aber auch damit ging es mir nicht gut.


    Habt Ihr Erfahrungen, Tipps, Denkanstöße?


    Sollte ich versuchen, aus der bekannten Situation versuchen etwas zu ändern, was unheimlich schwierig wird. Oder doch lieber ein Neuanfang in einem recht unbekannten Umfeld?


    Danke und liebe Grüße

    Teufelchen

  • Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber

    Da ich so viel mache, würde man mich natürlich auch nicht gehen lassen wollen. Man weiß ja, was man verliert.

    Mache Ihnen klar, dass sie dich schon verloren haben. Entweder, weil du weg bist oder weil du den ganzen Kram hinschmeißt. Löse dich von der Vorstellung, dass du etwas davon hast, wenn es an der Schule gut läuft. Das ist ein Job, mehr nicht. Dir dankt eh keiner was. 3 Wochen nachdem du da weg bist, kennt keiner mehr deinen Namen, dein Gesicht oder weiß, was du da gemacht hast.


    Dein Angebot könnte lauten, dass, wenn sie dich ziehen lassen, du die verbleibende Zeit nutzen kannst, alles zu sortieren, zu übergeben, Kolleginnen einzuarbeiten. Oder du bleibst und machst, was du machen musst. Du musst das nur geschickt formulieren. So direkt will das keiner hören.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wieso gehst du nicht in die Schulleitung?

    Da ich einen DDR-Abschluss habe und erst 2017 in den Schuldienst eingestiegen bin, sind meine Abschlüsse nicht voll anerkannt. Ich muss mich erst bewähren, eine einjährige Weiterbildung machen und bekomme viel weniger Geld als die (meisten) anderen KollegInnen. Eine Bewerbung für die Schulleitung wäre also gar nicht möglich.

    Außerdem will ich das auch nicht, Ich bin gerne in (m)einer Klasse.

  • Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber

    Mache Ihnen klar, dass sie dich schon verloren haben. Entweder, weil du weg bist oder weil du den ganzen Kram hinschmeißt. Löse dich von der Vorstellung, dass du etwas davon hast, wenn es an der Schule gut läuft. Das ist ein Job, mehr nicht. Dir dankt eh keiner was. 3 Wochen nachdem du da weg bist, kennt keiner mehr deinen Namen, dein Gesicht oder weiß, was du da gemacht hast.


    Dein Angebot könnte lauten, dass, wenn sie dich ziehen lassen, du die verbleibende Zeit nutzen kannst, alles zu sortieren, zu übergeben, Kolleginnen einzuarbeiten. Oder du bleibst und machst, was du machen musst. Du musst das nur geschickt formulieren. So direkt will das keiner hören.

    Das klingt richtig gut. Das merke ich mir und werde diesen Weg versuchen, wenn das Gespräch nach dem Umsetzungsantrag stattfindet. :teufel:

    Unter Druck setzen wollten sie mich auch schon mehrfach: Wenn Sie das und das jetzt tun (Medieneinsatz), dann aber keinen Umsetzungsantrag ... :autsch:

    Ich habe auch schon vorgebaut: Bei allen Projekten, die ich angeschoben habe, steht immer auch ein Zweiter mit drauf, so dass eine Übergabe nahtlos erfolgen könnte.:zungeraus:

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