Unglücklich in der 1. vollen Stelle

  • Das kann aber doch auch nicht immer die Ausrede sein.

    Nein, das ist niemals eine Ausrede. Aber es gibt einen Unterschied, ob den Unsinn, den manche Kinder oder Jugendliche von sich geben, Angeberei ist oder sie mal die neue testen wollen oder ernst gemeint ist. Du hast deutlich ergänzt, dass dieser Jugendliche dies durchaus ernst gemeint hat. Da gibt es keinen Spielraum der Interpretation. Anprechen, deutlich machen, dass eine Grenze überschritten ist, SL informieren und ins Boot holen, Anzeige erstatten, wenn es keine Besserung gibt. Wenn die SL/ Kolleginnen/ Kollegen nicht hinter dir stehen, es kein Konzept gibt, wie damit umgegangen wird, siehts böse aus für dich.

    "die überfordert einen Job angeht" klingt irgendwie so, als würdest du glauben, dass ich bereits von Anfang an hysterisch und aufgedreht dort aufgekreuzt bin. Das war aber nicht der Fall.

    Nein, denke ich bestimmt nicht. Als ich damals als junge Lehrkraft im Referendariat an der Brennpunktschule war, war ich völlig überfordert. Darauf war ich im Studium nicht vorbereitet gewesen. Und das war nur eine Grundschule. Die körperliche Bedrohung der Kinder ist gegenüber den Lehrkräften auch da gewesen, aber das ist kein Vergleich mit deinen Problemen mit Jugendlichen, da die kleinen doch etwas kleiner sind. Da ist es eher das Problem der körperlichen Gewalt gegenüber anderen Kindern und die Gefahr die teilweise von den Eltern aus dem Milieu ausgeht, die durchaus auch Lehrkräfte bedrohen. Meine erste Stelle war dann eine andere Problemschule. Auch das war am Anfang eine Überforderung. Aber dort gab es eine goldige SL und ein Kollegium, das einen unterstützt hat. Es gab ein mehrstufiges Konzept wie auf Problemen dieser Art reagiert werden sollte. Daran haben sich alle gehalten und es gab eine Sozialarbeiterin, die einen in der Arbeit tatsächlich unterstützt hat und sich auch um die "Granaten" gekümmert hat.

    Die Überforderung ist also völlig normal. Ich wäre sehr erstaunt, wenn das jemand von Anfang an völlig im Griff hätte.

    Meine Ausgangsfrage war eigentlich, ob es sinnvoll ist, sich dort weiter durchzubeißen oder lieber das Weite zu suchen. Wenn du zu letzterem noch einen Tipp hast, immer gerne.

    Ich würde das aktiv bei der SL und den anderen Lehrkräften ansprechen. Wenn es kein Konzept gibt, wie mit Bedrohrungen und Regelverstoßen umgegangen werden soll, dann wäre das mal ein Anlass ein solches zu entwickeln. Dazu kann man sich bestimmt auch Hilfe von außen holen.

    Die Unterstützung würde ich auch von Kolleginnen und der SL einfordern. Das kann keiner alleine durchstehen.

    Wenn das hoffnungslos ist, es keine Unterstützung gibt, noch nicht mal Ansatzweise, stelle einen Versetzungsantrag. Damit setzt du auch ein Signal gegebnüber der SL. Es ist heutzutage auch für eine SL nicht mehr so einfach, Ersatz zu finden.

    Wenn du nicht mehr schlafen kannst, nicht mehr abschalten kannst, du nur noch mit Angst zur Schule fährst, es keine "guten" Tage mehr gibt, sollte man etwas ändern.

    Wenn man auch die ersten Jahre nicht aushalten kann, bis der Versetzungsantrag durch ist, abchecken ob eine Kündigung und Neuanfang, vielleicht auch an einer anderen Schulform eine Möglichkeit ist. Aber ob einem dann Steine in den Weg gelegt werden, kann ich leider nicht beurteilen.

  • Zitat

    Die Unterstützung würde ich auch von Kolleginnen und der SL einfordern. Das kann keiner alleine durchstehen.


    Das denke ich auch. Leider habe ich selbst auch erlebt, dass auch Kollegen felsenfest davon überzeugt waren, dass sie ihre Probleme mit den SuS ganz allein lösen müssen, da der Schüler nur dann diesen Lehrer irgendwann akzeptieren würde. So nach dem Motto "Auge um Auge, ... " :grimmig:

    Dass die SuS lernen müssen, dass ihr Verhalten im SYSTEM Schule nicht geht, verstehen leider auch manche Lehrer nicht.

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