offensichtliche Rechtschreib- / Flüchtigkeitsfehler zugunsten der Authentizität

  • Ich meiner "tollen" Staatsarbeit zitiere ich Ausschnitte aus meinen noch "tolleren" Lerntagebüchern (langsam wird es für alle zu einem Schimpfwort hier, glaube ich). Aus Platzgründen habe ich die Zitate abgetippt. Dabei haben die Schüler z.T. recht "bunt" geschrieben, d.h. fast alles klein und ohne Satzzeichen. Das ist ja soweit 'schön und gut'. Manchmal haben sie aber geschrieben "ich habe verstande" u.ä., d.h. ganz klar Flüchtigkeitsfehler. Meine Korrekturleser haben mir solche Stellen z.T. angestrichen, weil sie so aussehen, als hätte ich nicht ordentlich getippt. Aber das kann ich ja nicht korrigieren? Ich habe in einer Fußnote angeben, dass ich die Stellen 1 zu 1 abschreibe.

  • Hallo Aktenklammer,
    kannst du es nicht die Kinder nochmal korrigieren lassen (indem du ihnen die Fehler genau zeigst)? Und dann 1 zu 1 abschreiben? Dann wäre es nicht gelogen. Denn besser aussehen würde es ohne die Fehlerchen.
    Gruß venti :)

  • Nein, das geht nicht, ich habe auch reingeschrieben, dass ich die Schüler nicht korrigieren werde, was ihre Rechtschreibung oder Ausdrucksweise (Satzbau etc.)angeht. Insbesondere das Letztgenannte ist meiner Meinung nach wichtig, da die LTB eben "ihre" Hefte sein sollen. Ich muss das schon so lassen. Die Hefte sind schon dadurch kontrolliert genug, dass die Schüler wussten, dass ich sie einsehen werde.

  • Vielleicht kannst Du eine Seite einscannen und als "Rechtschreib-Beispiel" mit in den Anhang aufnehmen.


    Oder Du zitierst, d.h. mit dem üblichen Brimborium: Anführungszeichen, Fußnote mit Quellennachweis (ein Lerntagebuch halt)


    Gruß, Forsch

  • Gerade bei offensichtlichen Flüchtigkeitsfehlern geht doch die Authentizität nicht verloren, wenn man das ändert - falls es jemand merken sollte, dann war es eben ein Flüchtigkeitsfehler von dir, dass du es richtig statt falsch geschrieben hast.
    Würde ich sagen...
    Gruß venti :)

  • Ich habe vier LTB im Anhang als Kopien, da kann jeder nachgucken. Die Sprachqualität ist auch recht unterschiedlich, das werden sie auch sehen. Hm, über was man (ich?) sich so Gedanken macht, manchmal besteht glaube ich eine groooße Gefahr, zur "Korinthenk******" in Person zu werden ...

  • hi aktenklammer,

    Zitat

    Hm, über was man (ich?) sich so Gedanken macht, manchmal besteht glaube ich eine groooße Gefahr, zur "Korinthenk******" in Person zu werden ...


    damit bist du nicht alleine! mir geht es genauso! ich schreibe über portfolios im grundschulunterricht und überlege auch die ganze zeit, wie ich zitieren soll. momentan tendiere ich dazu, einige schriftliche aussagen aus dem portfolio einzuscannen und mich darauf zu beziehen, andererseits scheu ich diese mühsame arbeit, zumal ich erst 10 (von30) seiten habe... 8o


    wie lang ist dein anhang bis jetzt?


    und nummerierst du die lerntagebücher im anhang durch? oder wie verweist du dann auf die einzelnen seiten?


    lg leila

  • In wissenschaftlichen Arbeiten ist es doch so, dass man in eckigen Klammern einen bestimmten "Ausdruck" schreibt, wenn im Originaltext ein offensichtlicher Rechtschreibfehler ist.
    Weiß nicht mehr genau, wie dieses Zeichen geht, müsstest du mal nachschauen. Ich meine aber so:


    "Der Autor si[!]ht in dem Text etwas ganz anderes..." Oder so ähnlich! Kannst du das nicht machen? Aber wenns viele Fehler sind, weiß ich nicht, wie das ausschaut...

  • Meine Anhang umfasst Folgendes:
    - Reihenübersicht (in deren Rahmen das LTB geführt wurde) (2 Seiten)
    kurzer Fragebogen zum Lernstil (ging der Einführung voraus) (2 Seiten)
    - Informationsblatt für die Schüler über das LTB (2 Seiten)
    - Informationsbrief für die Eltern (damit sie ihre Kinder ggf. motivieren bzw. nicht kontrollierend-korrigierend eingreifen) (1 Seite)
    - Protokollbögen der Revision der Leitfragen aus den Schülergruppen (ca. 12 Seiten)
    - Einzelübersicht d. von den Schülern gewählten inhaltlichen Aspekte (4 Seiten)
    - Gesamtübersicht über die Aspekte (2 Seiten)
    - Vergleich Jungen - Mädchen (1 Seite)
    - Kopien von vier exemplarisch ausgewählte LTB (ca. 40 Seiten)
    - Schülerrückmeldebögen (50 Seiten)
    - Auswertung der Rückmeldungen (4 Seiten)


    .... das sollte man u.U. als eigenes Buch binden lassen ... da denke ich noch drüber nach ...

  • Ja, es gibt dieses [sic] / [sic!], aber das erscheint mir ein wenig übertrieben bzw. ggf. überheblich. Die Texte sind alle verständlich. Es handelt sich in der Regel um Kleinschreibung, fehlende Punkte oder Kommata oder eben fehlende Buchstaben ("verstande", "uterstreichen" etc.)

  • in meiner ZA habe ich damals im Schluss die Meinung von Kindern eingezogen. Ich habe damals die Aussagen der Kinder in einer Schreibschrift abgetippt - mit allen Rechtschreibfehlern -, kritisiert hat das damals niemand.

  • Hallo Aktenklammer,


    Zitat

    Aktenklammer schrieb am 12.05.2005 18:40:
    Ja, es gibt dieses [sic] / [sic!], aber das erscheint mir ein wenig übertrieben bzw. ggf. überheblich.


    Es geht hier nicht um [sic], Elaine nannte als Beispiel "si[!]ht" und meinte damit "si[e]ht". :)


    Unter dem Vorbehalt, dass ich keine Unterrichtserfahrungen habe ;), würde ich in so einem Fall in einem Vorkapitel (und nicht unbedingt als Fußnote) schreiben, dass die Originalität der Schüleraussagen erhalten bleiben soll und deshalb auch Fehler nicht korrigiert, sondern originalgetreu wiedergegeben werden, denn Fehler sind auch ein Hinweis darauf, wie sorgfältig ein Schüler mit dem Lerntagebuch umgeht. Eventuell lässt sich sogar an den Fehlern die Entwicklung der Sprache und des Lerntagebuchs über einen längeren Zeitraum ablesen.


    Ich habe für meine Magisterarbeit Zitate aus einer schriftlichen Befragung genommen und dazu geschrieben, dass Fehler originalgetreu übernommen werden, das habe ich begründet. Das wurde anerkannt, zumindest bei meinem Thema machte es Sinn (ich kann das Thema aus Gründen der Anonymität hier nicht nennen 8) ).


    Ich habe die Einstellung, dass man Zitate nicht verfälschen soll und dass Schreibfehler auch einiges über den Menschen aussagen. Und ich denke, wenn man begründet, warum man die Fehler nicht korrigiert, bist du auf der sicheren Seite. Der übrige Text von dir ist ja dafür sicherlich fehlerfrei. :D


    Keine Ahnung, ob das, was ich geschrieben habe, sich auch auf dein Problem anwenden lässt, musst du selbst beurteilen.


    Viel Erfolg!

  • Dann habe ich das falsch verstanden.


    Die Sprache werde ich aber wohl nicht noch mit einbeziehen, weil das über das Thema hinaus geht (auch wenn es interessant wäre). Die Schüler, die etwas 'nachlässig' geschrieben haben, schreiben immer so, auch in Klassenarbeiten, wo ich ihnen sage, dass auch die Rechtschreibung und Kommasetzung wichtig ist. Ich weiß nicht, ob ich bei vielen Fehlern auch gleich sagen könnte, dass sie sich keine Mühe gegeben haben oder das LTB ihnen nichts wert ist.


    Über diese Kennzeichnung muss ich noch mal nachdenken ...

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