Konfessionswechsel als katholischer Religionslehrer

  • Liebe Mitglieder*innen,


    ich hoffe, ich bin hier im richtigen Forum unterwegs (allgemein). Sollte dies nicht der Fall sein, bitte ich dies zu entschuldigen.

    Derzeit studiere ich sprachliche Grundbildung und katholische Religionslehre für das Lehramt sonderpädagogische Förderung (Lernen, ESE) im 3. Mastersemester.


    Nun zu meinem Problem: Um im Referendariat und im späteren Berufsleben kath. Religionslehre unterrichten zu dürfen, brauche ich die missio canonica der kath. Kirche.

    Allerdings kann ich die Ideologie der kath. Kirche überhaupt nicht vertreten (Umgang mit LGBTQI+, Zölibat, Frau im Priesteramt, ...), zumal ich selbst homosexuell bin und in Zukunft gerne meinen Freund heiraten würde. (Ich weiß, dass es dann wohl nicht so schlau war, überhaupt mit dem Studium der kath. Religionslehre zu beginnen, aber ich bitte dies für diese Frage auszublenden! :))


    Ich würde gerne zum evangelischen Glauben konvertieren, da ich mich mittlerweile eher mit diesem identifizieren kann. Nun ist es aber so, dass mein Ref bevorsteht ... macht es mehr Sinn, zu warten, bis ich dieses absolviert habe und erst dann zu wechseln, wenn ich eine feste Stelle habe? Oder sollte ich dies direkt nach dem Master umsetzen? Ist es überhaupt möglich, evangelische Religionslehre zu unterrichten, wenn ich kath. Religionslehre studiert habe? Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht oder kennt jemanden, der dasselbe durchlebt hat?


    Ich würde mich über Antworten freuen! :)

  • Natürlich darfst du zur EKD wechseln und Lehrer für evangelische Theologie danach werden. Du müsstest nur alles nachstudieren. Ich würde dir raten, es vor dem Referendariat zu tun. Woher ich es weiß? Habe selber mal bei dem Verantwortlichen bei der EKD Bayern nachgefragt, weil ich auch schwul und katholisch bin

  • Danke dir für deine schnelle Antwort!


    Jetzt nochmal zu wechseln wäre echt mühselig, so kurz vor dem Ref ...

    Wie sieht es denn damit aus, wenn ich das Ref zu Ende mache und erst dann aus der Kirche austrete, wenn ich eine feste Stelle habe und verbeamtet bin? Dann werde ich die Stelle ja behalten dürfen, ohne (konfessionellen) RU zu erteilen, oder nicht? Zumal die meisten Förderschulen bei mir in der Gegend ohnehin keinen (konfessionellen) RU anbieten und eher nach studiertem Förderschwerpunkt mit beliebiger Fächerwahl suchen.

  • Jetzt nochmal zu wechseln wäre echt mühselig, so kurz vor dem Ref ...

    Naja, du hast es zwar oben schon gesagt, aber ich nehme an, dass dir schon lange vor dem Studium bewusst war, dass du homosexuell bist und dass das sich sehr schlecht mit der missio canonica verträgt. Ich habe auch lange bevor ich mein Lehramtsstudium angefangen habe bei der EKD Bayern nachgefragt wie es aussieht. Wenn man einfach blauäugig trotzdem Katholische Theologie macht, tja, dann musst du mit der Konsequenz leben bzw. diese fürchten. Ist für Schüler auch nicht anders, wenn sie absichtlich etwas ignorieren.

    Wie sieht es denn damit aus, wenn ich das Ref zu Ende mache und erst dann aus der Kirche austrete, wenn ich eine feste Stelle habe und verbeamtet bin? Dann werde ich die Stelle ja behalten dürfen, ohne (konfessionellen) RU zu erteilen, oder nicht? Zumal die meisten Förderschulen bei mir in der Gegend ohnehin keinen (konfessionellen) RU anbieten und eher nach studiertem Förderschwerpunkt mit beliebiger Fächerwahl suchen.

    Das ist bestimmt bundeslandabhängig. Ich habe mal den Fall einer lesbischen Deutsch/Katholisch Lehrerin in Bayern gesehen, die musste innerhalb einer gewissen Zeit ein Fach nachholen, das war dann bei ihr Geschichte. Wie die Regeln, besonders in deinem Bundesland, genau sind, weiß ich nicht, da das denke ich ein besonderer Fall ist. Deshalb habe ich dir oben auch geraten, das lieber vor dem Referendariat zu korrigieren. Auch im Referendariat würde ich mir es nicht schön vorstellen neben dem generellen Leistungsdruck auch noch Angst haben zu müssen meine Unterrichtserlaubnis in einem Fach zu verlieren. Aber wie du willst. Du musst es entscheiden.

  • Danke dir für deine schnelle Antwort!


    Jetzt nochmal zu wechseln wäre echt mühselig, so kurz vor dem Ref ...

    Wie sieht es denn damit aus, wenn ich das Ref zu Ende mache und erst dann aus der Kirche austrete, wenn ich eine feste Stelle habe und verbeamtet bin? Dann werde ich die Stelle ja behalten dürfen, ohne (konfessionellen) RU zu erteilen, oder nicht? Zumal die meisten Förderschulen bei mir in der Gegend ohnehin keinen (konfessionellen) RU anbieten und eher nach studiertem Förderschwerpunkt mit beliebiger Fächerwahl suchen.

    Klär das mit deiner Gewerkschaft. Die kennen die Regelungen deines Bundeslandes und sind an Vertraulichkeit gebunden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Unterliegt die Gewerkschaft einer Schweigepflicht? Mache mir Sorgen, dass sie die Gesprächsinhalte ans Erzbistum weiterleiten könnten und es dann besser gewesen wäre, mir erst eine feste Stelle zu sichern.

    Ja, natürlich unterliegt ein solches Gespräch der Schweigepflicht, das meinte ich mit Vertraulichkeit. Nur, wenn du diese davon entbindest dürfen sie mit von dir zu bestimmenden dritten Parteien über eure Gesprächsinhalte sprechen. Die Gewerkschaft steht dir zur Seite und ist kein Spitzel des Erzbistums oder eines künftigen Dienstherrn.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Gern.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bei Theologen geht das übrigens mit dem Konfessionswechsel: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hedwig_Porsch

    Klar geht das, nur geht unter Umständen (vor allem bei der Kirche als Arbeitgeber) damit ein zentrales Einstellungsmerkmal verloren, so dass man sich- wie in dem von dir verlinkten Fall- nachqualifizieren muss, möchte man eine vergleichbare Position bei einem konfessionell (und ideologisch) passenden Arbeitgeber bekleiden.


    Danke dir für deine schnelle Antwort!


    Jetzt nochmal zu wechseln wäre echt mühselig, so kurz vor dem Ref ...

    Wie sieht es denn damit aus, wenn ich das Ref zu Ende mache und erst dann aus der Kirche austrete, wenn ich eine feste Stelle habe und verbeamtet bin? Dann werde ich die Stelle ja behalten dürfen, ohne (konfessionellen) RU zu erteilen, oder nicht? Zumal die meisten Förderschulen bei mir in der Gegend ohnehin keinen (konfessionellen) RU anbieten und eher nach studiertem Förderschwerpunkt mit beliebiger Fächerwahl suchen.

    Frag doch auch nochmal bei der evangelischen Landeskirche nach, wie die fachwissenschaftlichen Bedingungen für die Erteilung einer Vocatio bei euch sind. Bitte um ein vertrauliches Gespräch und schildere dann deine Situation (wobei ich den Teil mit "ich überlege im Ref noch so zu tun, als könnte ich die Werte der römisch-katholischen Kirche vertreten um eine Lehrbefähigung und Planstelle zu erhalten" nicht erwähnen würde). Lege deine dogmatischen Zweifel dar an der katholischen Heilslehre (welche und warum), den Wunsch, dennoch (ev.) Religionsunterricht erteilen zu dürfen, den Wunsch nach einem Konfessionswechsel (der natürlich eine Voraussetzung für eine Vocatio wäre), etc. und frag ergebnisoffen nach, welche inhaltlichen Bausteine dir aus dem Studium fehlen könnten, ob es Möglichkeiten gibt, diese im Rahmen eines Konfessionswechsels nachzuarbeiten oder ergänzende Seminare zu belegen, etc. Eventuell gibt es da Möglichkeiten, die den meisten von uns hier gar nicht bekannt sind, weil es doch ein großer Sonderfall ist, der dann auch noch in den Landeskirchen unterschiedlich gehandhabt werden könnte, zusätzlich Beschränkungen seitens des Dienstherrn unterliegen könnte, usw. Zauberwald , du hast doch- wenngleich aus anderen Gründen- erst die Missio erworben und später dann die Vocatio meine ich. Fällt dir noch ein hilfreicher Hinweis für den TE ein?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Die konvertierte Pfarrerin hat doch eben gerade kein zweites Studium absolvieren müssen?

    Danke, das hatte ich tatsächlich im ersten Anlauf anders gelesen, nachdem sie zunächst als Bildungsreferentin für die evangelische Kirche tätig war. Wobei ich vorsichtig wäre es als gesichert anzunehmen, dass sie nicht nachstudiert hat. So explizit geht das aus dem Beitrag nicht hervor, dort steht ja nur, wann sie in der evangelischen Kirche ordiniert wurde. Es wäre möglich (und wohl auch wahrscheinlich), dass sie irgendeine weitere Nachqualifikation absolvieren musste, wenngleich wohl kein vollständiges Studium.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wie sieht es denn damit aus, wenn ich das Ref zu Ende mache und erst dann aus der Kirche austrete, wenn ich eine feste Stelle habe und verbeamtet bin? Dann werde ich die Stelle ja behalten dürfen, ohne (konfessionellen) RU zu erteilen, oder nicht?

    Mach das bitte möglichst nicht so.

    Nichts ist für die Schule so ätzend, wie Leute, die sich auf ein Fach einstellen lassen und dass dann versuchen nachträglich abzustoßen...

  • Kann man nicht immer noch im Rahmen eines Erweiterungsfaches was dranhängen?

    So ein Erweiterungsfach setzt ein Nachstudium voraus, welches du ja gerade lieber umgehen wollen würdest. Mach dich erstmal schlau bei Gewerkschaft und evangelischer Landeskirche, was man dir tatsächlich wie anerkennen könnte. Ein Ref durchzustehen, bei dem du konstant nicht einfach nur vorgeben musst etwas zu sein, was du nicht bist, sondern schlimmer noch, an etwas zu glauben, was du für falsch erachtest und das dann auch noch SuS zu vermitteln halte ich dir selbst gegenüber für eine unzumutbare Situation; das Ref ist auch ohne solche Lügengebäude hart genug. Mit dem Ref wäre es dann ja auch nicht getan: Nach dem Ref erlischt die vorläufige Missio, diese muss also für die Verbeamtung auf Probe erneut erst einmal beantragt und erteilt werden, was noch mehr Lügen nach sich zieht, die du wenigstens für 3 Jahre bis zur Verbeamtung auf Lebenszeit durchhalten müsstest. Auch danach dürftest du dir deinen dienstlichen Vorgesetzten gegenüber niemals anmerken lassen, dass du schon lange vor dem Ref wusstest, dass du nicht lebenslang katholischen Religionsunterricht erteilen wirst können, sondern musst so tun, als wäre das eine Erkenntnis, die erst nach der Verbeamtung auf Lebenszeit aufgekommen ist. Ich denke, dir ist klar, dass es an dieser Stelle einen integren Weg gibt vorzugehen und einen des möglicherweise geringsten Widerstands. Überleg dir gerade auch als Mensch, der bestimmte Normen und ethische Grundsätze lehren möchte, ob du das für einen Weg halten würdest, den Menschen deines Erachtens wählen sollten. Bist du dann noch der Mensch, für den du dich halten möchtest? Was erzählt dein Spiegelbild dir, wenn du ihm das Wort in der Sache erteilst? Welchen Weg würdest du einem Schüler oder einer Schülerin anraten zu wählen in einer vergleichbaren Lage mit welcher Begründung? Mach dich schlau, was deine Möglichkeiten anbelangt und dann wähle den Weg, den du aufrechten Gangs beschreiten kannst, weil du zu dir stehst, wie du bist.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich versuche gerade, eine Entsprechung für ein anderes Fach zu formulieren. "Ich möchte mich von der Physik abmelden, weil mir die Erkenntnisse der Physik nicht mehr gefallen...". "Ich möchte aus Englisch austreten, weil mir die Werte der englischen Sprache nicht behagen..."


    Oder anders: Wie wäre es, wenn du ein ideologiebefreites Fach studieren würdest, Ethik zum Beispiel? Nicht mal für ein zweiwöchiges Praktikum würde ich vor meinen Schüler*innen eine Kirche mit solchen Werten vertreten wollen. Keine 5 min. länger wollte ich selbst Mitglied dieser Kirche sein. Und keiner Schulleitung wollte ich direkt nach Stellenantritt sagen, dass ich keine Lust habe, das Fach zu unterrichten, für das ich ausgebildet und eingestellt wurde.

  • Na ja, der TE möchte ja nicht seinen Gottesglauben an sich revidieren oder den Wunsch, das damit einhergehende, existierende Schulfach SuS zu vermitteln, kann nur bestimmte Aspekte speziell der katholischen Heilslehre für sich nicht länger vertreten, die er nach einer Konversion aber auch nicht mehr vertreten können muss als Lehrkraft. Ethik scheint mir da zumindest ein deutlich größerer Kompromiss zu sein, als womöglich am Ende eine Vocatio erlangen zu können nach einer Konversion und evangelischen RU erteilen zu dürfen, den der TE offenbar für sich vertreten könnte. Analogien zu anderen Fächern gibt es schlichtweg nicht, eh sei denn eben mit anderen Glaubenslehren, weil das eben ein spezieller Fall ist, für den ja auch schulische Sonderbedingungen gelten. In keinem anderen Fach benötigt man eine besondere Zulassung einer externen Organisation, um dieses erteilen zu dürfen, nur im evangelischen und katholischen Religionsunterricht. Ich glaube, es wäre gut den Fall nicht aus einer persönlichen Haltung zu Religion an sich zu beurteilen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Na ja, der TE möchte ja nicht seinen Gottesglauben an sich revidieren

    Habe ich weder angenommen noch erwartet.

    ... kann nur bestimmte Aspekte speziell der katholischen Heilslehre für sich nicht länger vertreten,

    Eben, daher kann die einzig richtige Entscheidung nur ein sofortiges Austreten bedeuten. Nicht irgendwann, wenn man sich durch den Erwerb dieser Lehrerlaubnis finanziell abgesichert hat, sondern morgen.


    ...den Wunsch, das damit einhergehende, existierende Schulfach SuS zu vermitteln, kann nur bestimmte Aspekte speziell der katholischen Heilslehre für sich nicht länger vertreten, die er nach einer Konversion aber auch nicht mehr vertreten können muss als Lehrkraft.

    Wäre katholischer und evangelischer Religionsunterrucht dasselbe, das man mal schnell auf dem Bürgeramt durch Urkundentausch erwerben kann, würde ich erst recht keine Religionslehrein mehr werden wollen. Kann der evangelischen Kirche ihre "Heilslehre" so beliebig sein, dass es egal ist, was man studiert hat, um evangelische Religion unterrichten zu dürfen? Müsste man natürlich die Vertreter*innen derselben fragen. Für mich wäre die Zusage ein Ausschlusskriterium.


    Ich glaube, es wäre gut den Fall nicht aus einer persönlichen Haltung zu Religion an sich zu beurteilen.

    Weiß ich nicht, ob das gut wäre, hat aber gar niemand gemacht. Ich beurteile den Fall aus persönlicher Haltung zu Religionsunterricht im Allgemeinen und zur Beliebigkeit des Wechselns von Konfession und Lehrerlaubnis hier im Besonderen.

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