Das Problem mit der Mathematik - liegt hier vielleicht die Antwort, weshalb Mathe das "Hassfach" Nr. 1 ist...?

  • OK, da muss ich dir Recht geben, @karuna . Da ich Mathematik immer ganz gerne mochte, konnte ich nie mit meinem fehlenden Wissen hier prahlen, aber dafür tat ich das mit anderen Schwächen, wenn das Gespräch hierauf kam. Z.B. sagte ich in späteren Jahren, dass ich in Sport immer das klassische dicke Kind nur in dünn war. Klar, idealerweise wären wir alle überall spitze, aber was machen, wenn es einfach nicht so ist? Ich bin ehrlich, ich nutzte auch schon den Spruch "Das kann ich aber nicht." als vermeintliche Ausrede, um bequem aus einer unangenehmen Situation herauszukommen. Man sollte es zumindest ernsthaft probieren und wenn es dann nicht klappt, kann man wenigstens behaupten, dass man es versuchte.

  • Vlt. habe ich ja nur hier und da ein paar absichtliche Fehler eingebaut, um zu sehen, ob sie dir auffallen ;) .

  • Kannst du das kurz erläutern? Also die Sache mit den Flüssigkeiten?

    Es geht dabei um die Kinder, die den 10er Übergang nicht "begriffen" (im wörtlichen Sinne) haben. Durch ein Kursangebot, bei dem dann Addition durch Umschütten von Flüssigkeiten, enaktiv erarbeitet wurde. Letztlich ist es so, wie beim Abakus. Du machst den Zehner voll und füllst dann den nächsten Zehner auf. Angeblich, so zumindest damals der Hype, wäre die Dyskalkulie damit dann geheilt...


    Ob das die heutige "Wasserglasmethode" ist, weiß ich nicht sicher.


    Ich bekomm die Schüler ja erst ab der 5. Klasse. Jeder Schüler, dessen Leistungen in Mathematik mit "Dyskalkulie" entschuldigt wurden, hatte kein Problem mit Zahlen- und Mengenverständnis und dem Zehnerübergang.

  • Ich dachte, es wäre um die Mengeninvarianz (Piaget) gegangen. Da gibt es doch diese bekannten Umschüttversuche.


    Das heißt, bei dir haben gar keine SuS Probleme mit dem Zahl- und Mengenverständnis und dem Zehnerübergang? Oder nur Kinder ohne oder mit anderer Diagnose?


    In welchen Bereichen haben deine SuS mit Diagnose Dyskalkulie Probleme?

  • Den bösartigen Rest hab ich lieber mal gelöscht.

    Das magst du bösartig finden. Ich störe mich daran, dass man mittlerweile die Diagnose nur noch daran festmacht, dass das Testergebnis in einem gewissen Abstand vom Median liegt. Eine qualitative Betrachtung der Symptomatik (Mengen-/Zahlverständnis, Zehnerübergang) passiert da häufig nicht. Dann kommt man auch auf die hohen Zahlen von 3-7% aller Schüler.


    Mit der gleichen Logik, kann man auch in allen anderen Fächern Teilleistungsstörungen diagnostizieren. Das mit dem Sport war durchaus ernst gemeint.

  • Ich störe mich daran, dass man mittlerweile die Diagnose nur noch daran festmacht, dass das Testergebnis in einem gewissen Abstand vom Median liegt. Eine qualitative Betrachtung der Symptomatik (Mengen-/Zahlverständnis, Zehnerübergang) passiert da häufig nicht. Dann kommt man auch auf die hohen Zahlen von 3-7% aller Schüler.

    Mag sein. Das ist aber etwas deutlich anderes, als zu behaupten, es gäbe keine Dyskalkulie.


    Aus meiner Sicht macht eine entsprechende Diagnose insbesondere deshalb Sinn, weil man Dyskalkulie behandeln kann.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Das heißt, bei dir haben gar keine SuS Probleme mit dem Zahl- und Mengenverständnis und dem Zehnerübergang oder nur Kinder ohne oder mit anderer Diagnose?

    Vollkommen korrekt. Die Addition und Subtraktion im Zahlenraum bis 100 klappt. Die Mengenvorstellung auch. Die rechteckigen Bruchdiagramme bekommt jeder gezeichnet. Die "Diagnose" kommt dann auch oft von "Therapeuten".


    Probleme kommen bei der Multiplikation und bei der Division. Gehäuft tritt das bei Teilern, Vielfachen und Primfaktorzerlegung auf und setzt sich dann in der Bruchrechnung fort. In allen Fällen hilft üben, üben, üben. Das geht heute mit Anton und Schlaukopf ja auch richtig gut. Viele Eltern sind über die Effekte überrascht, wenn sie konsequent mit ihren Kindern Kopfrechnen üben.

  • Mathematik ist die einzige Wissenschaft, in der alles, absolut alles, streng logisch herleitbar ist. Sie ist spannend und faszinierend. Und sie ist wunderschön! Dass dies nicht jeder so empfindet, ist traurig, aber nicht zu ändern.

    Nein es ist nicht traurig, dass das nicht jeder so empfindet, es ist eigentlich völlig normal, denn Menschen sind verschieden. Wäre das nicht so und alle würden Mathe lieben, wäre die Welt ziemlich dröge und langweilig. Genauso wäre es zum davon laufen, wenn alle Deutsch, Biologie, Latein oder Erdkunde, etc. lieben würden.


    Für die Sozialisation eines Menschen, ist es enorm wichtig, dass er u.a. seiner Individualität bewusst wird. Abgrenzung zu bestimmten Sachen ist ebenso wichtig, wie die Anpassung an z.B. bestimmte Normen und Werte einer Gesellschaft. Wenn ich mich (auch mal) abgrenzen kann, in dem ich z.B. weiß, dass Mathe nun mal nicht gerade meine Stärke ist, kann ich meinen Fokus auf Fächer legen, die mir eher liegen...In denen ich evtl sogar dem Mathe Crack helfen kann, weil dieser bspw. in Latein nicht so gut ist. Genauso wie der gute Mathe Schüler mir evtl. helfen kann...Zumindest kann er ersuchen, mir einen Weg aufzuzeigen, wie es vielleicht mit Mathe in Zukunft für mich einfacher wird.


    Und selbst wenn die Hilfen nichts nützen, es geht doch darum, dass ich versucht habe jemandem zu helfen, dass ich mich versucht habe in jemanden hinein zu versetzten...Ihn ernst nehme, etc. Mit anderen Worten: Es ist in meinen Augen viel, viel wichtiger eine gute Ausgewogenheit zwischen Empathie, Selbstreflexion und Kritikfähigkeit zu erwerben, als der Mathe Crack oder der Deutsch Crack zu sein...Das haben Arbeitgeber in der freien Wirtschaft schon lange erkannt.


    Es muss nicht jeder ein Einstein, Goethe oder Darwin werden...


    Ich bin auch nicht gut in Mathe, ok: Prozentrechnung, Bruchrechnung, Grundrechenarten sollte man können, ansonsten hat man Schwierigkeiten durchs Leben zu kommen. Aber Algebra?, Vektorrechnung?, Matrizen?...Ich wüsste nicht, wann dieses Unvermögen in diesen Bereichen der Mathematik, mir jemals in meinem Leben um die Ohren geflogen wäre, dass ich jetzt Angst gehabt hätte, ich würde mit meiner Umwelt nicht mehr klar kommen oder ich wäre ein Total Versager...Vielleicht mal in den Schulen sich weniger mit Gleichungen, Ableitungen, etc. herumschlagen und dafür solche Fächer wie Lebensmanagement einführen. Was muss man beim Mietvertrag beachten? Was für Versicherungen sind nötig/ hilfreich bzw. nützlich? Auch eine gewisse Grundbildung in Jura (ganz grob!!!) Ja, genau richtig gelesen! Jura!...Damit man nicht gleich für jeden Pipapo zum Anwalt rennen muss, der sich seine Arbeit ( zu unrecht oder nicht) fürstlich entlohnen lässt, sondern in gewissen rechtlichen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt und auch selbst mal in der Lage ist adäquat mit der Gegenseite zu kommunizieren, wenn diese nämlich merkt, dass man juristisch etwas bewandert ist, wird ziemlich schnell mal der "Schwanz" eingezogen ( Funktioniert nicht überall, aber doch in vielen Fällen). Wie viele Schüler wissen denn zum Beispiel wirklich, dass sie grundsätzlich ein Zeugnisverweigerungsrecht haben? Wie viele wissen, dass sie einer Vorladung, zur Vernehmung bei der Polizei, nicht zu folgen brauchen? Sondern nur der, der Staatsanwaltschaft bzw. wenn die Polizei als "Ermittlungsperson der StA auftritt. Da gehts schon los: Wer weiß das denn von den SuS? Wer weiß denn, dass es u.U besser wäre nicht zum Termin bei der Polizei zu erscheinen, da die Beamten i.d.r. auf taktische Fragestellungen spezialisiert sind, so dass man am besten (meistens!) die Klappe hält, weil man sich sonst nur noch tiefer rein reitet bzw.. man am Ende des Tages plötzlich als Beschuldigter da steht und einem der Knast im Nacken sitzt?


    Das finde ich persönlich viel wichtiger. Oder meint ihr die Polizei lässt sich, bei einem Tatvorwurf, dadurch beeindrucken, dass man E=mc² herleiten kann? Da wird man höchstens dem Amtsarzt vorgestellt, wenn man anfängt bei einer Vernehmung Gleichungen zu lösen oder Goethe zu analysieren.


    Und solche Situationen passieren schneller als Gedacht, schade, dass Rechtskunde nur ein Fach an einigen, wenigen Gymnasien ist!


    Oder liefert hierfür die Ableitung von F(X)...auch die non plus Ultra Lösung? Oder ist hier die Analyse von Goethe das Allzweckmittel? Ich glaube eher nicht...Aber vielleicht gibt es ja Richter die darauf abfahren, wenn man denen die Integralrechnung darbietet, so dass sogar am Ende nur aufgrund dieser Tatsache ein Freispruch winkt...JA, mit Vektoren, Algebra und Gedichtsanalysen kommt man wirklich durchs Leben!!!

  • An Förderschulen GE gibt es mehrere Fächer, die sich im weitesten Sinne um Lebensmanagement kümmern: Selbst-, Gesundheitsvorsorge, sowie Soziale Beziehungen.

    An mehreren Schulformen gibt es zudem das Fach Arbeitslehre.


    Plattenspieler: Habe noch einmal nachgeschaut und jetzt müsste es passen.

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  • Nein es ist nicht traurig, dass das nicht jeder so empfindet, es ist eigentlich völlig normal, denn Menschen sind verschieden. Wäre das nicht so und alle würden Mathe lieben, wäre die Welt ziemlich dröge und langweilig.

    Nein, es wäre überhaupt nicht langweilig oder tröge.


    Wenn ich Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1 B-Moll höre, aber auch "The Wall" von Pink Floyd, in Dresden vor der "Sixtinischen Madonna" stehe, z.B. "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" lese, "Avatar - Aufbruch nach Pandora", ja selbst "Dirty Dancing" (ich schäme mich nicht!) sehe, auf einem Berg stehe und die weite Landschaft unter mir erblicke, die Erdmännchen im Tierpark mit ihren Jungen spielen, in meinem Garten schon die ersten Schneeglöckchen und Krokusse erscheinen, und ich in den nächsten Tagen endlich Opa werde und ich das Kleine zum ersten Mal sehen werde, u.v.a. mehr, finde ich es wunderschön.


    Deshalb werde ich "unmusikalisches Etwas" nicht Pianist, Maler, Schriftsteller, Regisseur, Tierpfleger, Gärtner usw.

    Ich kann die Schönheit einer Sache durchaus erfassen und "fühlen", ohne den entsprechenden Beruf zu ergreifen.

  • @alpha Ich glaube ich weiß, worauf du hinaus willst...Und von diesem Standpunkt aus gesehen, hast du natürlich Recht: Natürlich besteht so gut wie alles um uns herum aus Mathematik...Und ja, wir kommen natürlich alle auf irgendeiner Weise mit Mathe in Berührung (sonst könnten wir ja auch gar nicht existieren) und somit findet jeder indirekt und in letzter Konsequenz Mathe spannend, sonst hätte man keine Interessen...Wenn man es soo mega hypergenau nimmt, wie du, kann man natürlich argumentieren, dass sich jeder schon alleine wegen seiner bloßen Existenz mit Mathe auseinander setzten muss. Meine Aussage bezog sich jedoch auf diejenige Mathematik mit der alle in der Schule konfrontiert werden, insbesondere mit der höheren Mathematik ( Algebra, Matrizen, Logarithmen, etc.). Da ist es nicht absolut nicht schlimm oder "traurig", wenn sich jemand, für diese Form der Mathematik, nicht begeistern kann...Dieser Jemand wird auch so ein glückliches und erfülltes Leben haben...Glaub mir:_o_)


    PS: Es gibt für mich nichts schöneres, als wenn ich Lieder an der Gitarre oder am Keyboard nachspielen kann...In diesen Momenten bin ich einfach bei mir und nur bei mir...Bei dir mag das anders sein und das ist auch gut und klasse. Das ist ja genau das, was ich weiter oben mit Individualität meine...Wir Menschen dürfen verschieden sein und wir dürfen auch mal sagen: "Mathe interessiert mich nicht, sorry"...Das hast du zu akzeptieren, genau wie ich es zu akzeptieren habe, dass du in deiner mathematischen Welt vollkommen aufblühst und es für dich wahrscheinlich nichts "größeres" auf dieser Welt gibt...Lass den anderen aber bitte auch noch den Freiraum für ihre Interessen und Neigungen, auch wenn diese nicht die deinen so direkt überlagern...Mathe ist nicht das Generalrezept des Lebens...auch wenn du es gerne so hättest: Die Welt dreht sich nicht nur um dich und auch nicht um mich, es gibt viel wichtigere Dinge im Leben als Mathe und Musik...Glaube mir :)

  • An Förderschulen GE gibt es mehrere Fächer, die sich im weitesten Sinne um Lebensmanagement kümmern: Selbst-, Gesundheitsvorsorge, sowie Soziale Beziehungen.

    [...]


    Plattenspieler: Habe noch einmal nachgeschaut und jetzt müsste es passen.

    Danke fürs Nachschauen, aber:


    Ich nehme an, du beziehst dich auf die hessischen Richtlinien zum Förderschwerpunkt? (Einen entsprechenden Bildungs- oder Lehrplan scheint es in Hessen nicht zu geben?)


    Darin sind die von dir genannten "Fächer" als Kompetenzbereiche aufgeführt und erläutert.


    Darüber heißt es explizit:


    Zitat

    Die Kompetenzbereiche stellen curriculare Rahmenbedingungen dar und dienen der Orientierung für die Gestaltung von Unterricht und Erziehung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Sie sind nicht als Unterrichtsfächer zu verstehen, vielmehr sind die Kompetenzen und Erfahrungen aus den Kompetenzbereichen am jeweiligen Förderort in die Unterrichtsorganisation und -inhalte einzubeziehen


    Quelle: 2013-01-24 Richtlinien Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (hessen.de), Hervorhebung meinerseits

  • AM BK in NRW gibt es das Fach Lebensmanagment. Siehe hier z.B monatgs 7. Stunde: http://www.hansa-berufskolleg-…nplan/KLADRUCK_C21IW3.htm

  • Genau, ich bezog mich auf die von dir zitierte Seite. Wenn besagte Kompetenzbereiche nicht mit Unterrichtsfächern gleichzusetzen sind, kannst du mir sagen, wie das sonst an Förderschulen GE organisiert ist?

  • Ich glaube ich weiß, worauf du hinaus willst...

    ... Da ist es nicht absolut nicht schlimm oder "traurig", wenn sich jemand, für diese Form der Mathematik, nicht begeistern kann...Dieser Jemand wird auch so ein glückliches und erfülltes Leben haben...Glaub mir:_o_)

    Wahrscheinlich meinen wir dasselbe. Ich hatte geschrieben:

    "Und sie ist wunderschön! Dass dies nicht jeder so empfindet, ist traurig, aber nicht zu ändern."


    Ich will gar nicht, dass jeder ein riesiger Fan der Mathematik wird. Ich möchte nur, dass er die "Schönheit" erkennt. Er muss Mathe gar nicht in den höheren Sphären beherrschen.


    Wenn man aber diese Schönheit erkennt, wird man nicht, wie es oft der Fall ist, die Mathematik als Störfaktor und Übel wahrnehmen und vielleicht besser akzeptieren, dass man es eben nicht zu einer Note 1 oder 2 in der Schule schafft. Nicht die Mathematik ist schuld, dass man sie nicht kann, sondern es liegt an einem selbst.

    Ich kann kein Musikinstrument spielen, habe aber dennoch mich mit Aufwand durch den Musikunterricht gequält. Deshalb verteufele ich nicht die Musik.


    Es ist eine ganz andere Sache, dass der Matheunterricht in den Schulen, die "Schönheit" des Fachs nicht genügend aufzeigt. Es wird mir auch nicht bei jedem Schüler gelungen sein. Aber ich habe es wenigstens versucht. Und ich denke (hoffe), dass es mir auch ab und an gelungen ist.

    In der letzten Stunde Mathe Klasse 8 am Freitag unmittelbar vor den Halbjahreszeugnissen werde ich keine lineare Funktionen, Gleichungen ... behandeln. Die letzte Stunde ist für die "Schönheit der Mathematik", z.B.


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    und weitere interessante Themen, die nicht im Lehrplan stehen.

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