Unzufrieden mit Planung von bewerteter Stunde im Ref

  • Ich habe demnächst meinen erste von 3 gemeinsamen unterrichtsbesuchen. Die werden bewertet und irgendwie finde ich meine Stunde total langweilig... Es geht um lange und kurze Vokale in einer komplett chaotischen und unruhigen ersten Klasse (Grundschule). Ich mache mein Ref für Sonderpädagogik und Deutsch.

    Ich hatte zuerst ein kleines Rollenspiel mit meiner Co-Lehrkraft geplant, bei dem ich zu jedem Vokal zwei Gegenstände mitbringe, wo in der ersten Silbe einmal der kurze und einmal der lange Vokal ist (z.B. Hase - Mantel) und wollte die Vokale da beim rausholen aus dem Korb vertauschen ("Oh, ein Hasse und hier ist noch ein Mahntel") und meine Co-Lehrkraft bemerkt dann mit den Kindern, dass da etwas nicht stimmt. Nachdem dann alles soweit geklärt ist (Vokale können kurz und lang klingen und hören sich dann auch anders an) und die Begriffe kurzer und langer Silbenkönig mit passenden Karten zu jedem Vokal eingeführt worden sind, würde ich mit den 5 Förderschülern der Klasse mit Bildkarten und Vokal/Silbenkarten arbeiten und dem Rest der Klasse ein Übungsheft zum Thema lange und kurze Vokale von Eduki geben. Im Lehrwerk gibt es absolut nichts zu diesem Thema und auch sonst fand ich das Material oft zu schwer für die erste Klasse oder es wurde mit Silbenhäusern oder anderen Methoden gearbeitet, die die Kinder noch nie benutzt haben.
    Zur Sicherung würde ich nochmal die Gegenstände vom Anfang und die Silbenkarten verteilen und dann durchgehen, bis sich jedes Paar gefunden hat (es würde genau aufgehen mit der Anzahl).

    Allerdings ist das ganze halt relativ trocken und meiner Meinung nach langweilig :/ Jede Stations- oder Gruppenarbeit endet komplett im Chaos, Kinder schlagen sich, schreien rum, machen nicht das was sie sollen, laufen aus dem Raum usw. Außerdem bin ich mit Arbeitsphase und Sicherung nicht wirklich zufrieden. Ich bin jetzt seit Februar im Ref und es ist mein erster gemeinsamer Unterrichsbesuch. An meiner Förderschule fällt mir die Planung um einiges leichter, aber die Planung für die Grundschule fällt mir wirklich schwer und ich bin ideenlos, bzw. ist die Klasse einfach so unruhig, dass außer Einzeldarbeit zurzeit wenig möglich ist (nicht nur bei mir im Unterricht). Vielleicht hat noch jemand Ideen, wie ich das Ganze besser gestalten kann, in eine Rahmenhandlung einbinden kann oder so. Ich habe nur circa 15 Minuten, um den Raum an dem Tag vorzubereiten, da ich direkt vorher an der Förderschule unterrichte und dann von dort losfahre.

    Bin für jeden Tipp dankbar und entschuldige mich dafür, dass ich komplett unfähig rüberkomme.

  • Meinst du mit „Rahmenhandlung“ so etwas wie einen Einstieg über eine Geschichte, die sich als roter Faden weiter mit durchzieht durch die Stunde oder woran denkst du dabei?


    Der Teil mit den Silbenkarten ist als Memory geplant?


    Ist Partnerarbeit eine Option?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Was ist denn der Förderschwerpunkt der Kinder?


    Und wirst du für die gesamte Stunde bewertet oder für den differenzierten Teil mit den 5 Kindern?

    Das ist das Ding, keiner der Kinder hat einen Förderschwerpunkt diagnostiziert. Es würde sich am ehesten um den Schwerpunkt "Lernen" handeln. Ich denke es liegt eher daran, dass 15 der 20 Kinder sehr leistungsstark sind und "meine 5" eben etwas länger brauchen, um die Schriftsprache zu erlernen und im regulären Unterricht nicht mitkommen, da alles sehr schnell abgehakt wird.

    Es wird die gesamte Stunde bewertet, Fachdidaktik Deutsch. Natürlich mit speziellem Blick auf die sonderpädagogische Förderung, aber generell wird alles bewertet.

  • Meinst du mit „Rahmenhandlung“ so etwas wie einen Einstieg über eine Geschichte, die sich als roter Faden weiter mit durchzieht durch die Stunde oder woran denkst du dabei?


    Der Teil mit den Silbenkarten ist als Memory geplant?


    Ist Partnerarbeit eine Option?

    Vielen Dank für deine Antwort. Partnerarbeit wäre eventuell möglich. Aber eben auch nur stark geleitet, sonst wird nicht an der Aufgabe gearbeitet. Als Rahmenhandlung meinte ich so etwas, ja. Einstieg über eine Geschichte wird allerdings nicht gerne gesehen, da die leistungsschwächeren Kinder sich eben nicht auf so implizite Weise den neuen Laut erschließen können und ich auch merke, wenn meine Co-Lehrkraft eine Geschichte zum Einstieg nimmt, dass die Hälfte der Kinder überhaupt nicht aufpasst. Einmal habe ich mich in einer Stunde als Dieb verkleidet und einen Buchstaben geklaut und die Kinder mussten an Stationen arbeiten, um sich den Buchstaben wieder zu holen. Aber so wie die Arbeitsphase in der Stunde verlief, möchte ich das lieber nicht wiederholen. Auch wenn alle Kinder hochmotiviert waren und Spaß hatten.

    Den Schluss hatte ich so geplant, dass jedes Kind hinter seinem Stuhl steht und ein Kind mit einer Vokalkarte seinen Vokal sagt und sich beide hinsetzen, wenn das Kind mit dem passenden Gegenstand gefunden wurde. Gerne würde ich die Kinder frei im Raum umher gehen lassen, sodass sie sich gegenseitig finden müssen, aber ich denke, das funktioniert in der Lerngruppe einfach nicht.

  • Erst einmal schreibe ich, dass ich den Inhalt der Stunde äußerst unglücklich für einen GUB finde. Ja, man muss das üben, aber bei schwächeren Kindern ist es aus verschiedenen Gründen möglich, dass sie diese Leistung nicht erbringen können - und werden. (Das gehört in die Analyse, ebenso wie die Auseinandersetzung dazu, was genau die Vokalqualitäten ausmacht).

    Gerade deshalb bemüht man sich ja um Konstrukte, die diese Problematik visualisieren sollen, z.B. Kennzeichnung der Vokallänge oder Häuser. Darüber wird das, was die Kinder hören sollten, sichtbar. Aber es bleibt die Schwierigkeit, dass die Kinder zum einen auf einer abstrakten Ebene agieren sollen, zum anderen eine Hörleistung erbringen müssen, die sie ggf. nicht erbringen können.

    Was genau könnten die Kinder erreichen? Was genau könnten die Kinder erlesen? Wer gibt den Inhalt der Stunde vor?

    Dass die Stärkeren ganz anderes Material erhalten, ist verständlich, ob ein Eduki-Heft angemessen ist (im UB), kommt auf die Auswahl an.

    Für die Schwachen Ideen:

    Ein Zuordnungsspiel: auf 2 Karten ist jeweils die Hälfte eines Bildes und die jeweiligen Silben (also Schlüs-sel oder Blu-me), ggf. auch mit Kennzeichnung des langen/kurzen Vokals der betonten Silbe über . und _, wie in manchen Lehrwerken üblich. Dann können die Kinder die Silben einander zuordnen. Wenn du es schaffst, eine eigene kleine Runde zum Erklären einzusetzen, könnte man mit diesen Kindern erarbeiten, dass bei einigen Wörtern der Vokal länger klingt und dieser am Ende der offenen Silbe steht, so wie man es bei den Häusern erläutert.

    Nutzt ihr Silbenbögen? Man könnte sonst im Anschluss noch Silbenbögen zeichnen lassen oder Wörter an der Silben-Stelle zerschneiden lassen und dann zuordnen, ob die Silbe offen oder geschlossen ist/ der Vokal entsprechend lang oder kurz ist.

    Reimwörter finden, da diese ebenfalls die gleiche Vokallänge aufweisen (Hose, Dose...) ... schwieriger wäre, aus mehreren angebotenen Beispielen (ggf. mit Bild und Schrift) falsche Paare herauszufinden, z.B. statt Bett-Fett wird falsch Beet-Fett angeboten (oder falsche Paare berichtigen)

    Minimalpaare (Wort+Bild) zuordnen, also keine Reime, sondern Beet-Bett, Schiff-schief ... dann suchen die Kinder zunächst nur ähnlich klingende Wörter, das wird schon schwierig genug sein, und man kann dann anhand der Wörter die Unterschiede erläutern

    Für die Starken könnte man mit ähnlichem Material eine ähnliche Aufgabe stellen. Z.B. könnten sie die Karten mit Bildern aber ohne Schrift bekommen und die Wörter selbst schreiben müssen. Nachfolgend gäbe es dann ein Rechtschreibgespräch. Oder sie könnten Bild+Schrift zuordnen (je Wort 4 Karten), während die Schwachen beides auf einer Karte haben (je Wort 2 Karten). Oder das Wortmaterial wäre für die Starken schwieriger (Wortwahl) und umfangreicher.

    Erst nach der Zuordnung gäbe es dann eine Phase, in der die Vokallänge erläutert und die Wörter sortiert werden, vielleicht mit anderem Material, und schließlich wieder in Gruppen mit dem Wort-Bild-Material aus der ersten Phase, um das, was erläutert wurde, anzuwenden.

    Das könnte man auf 2 Stunden aufteilen und am Anfang der 2. Stunde (GUB) zunächst erläutern, was in der Stunde vorher bereits erarbeitet wurde. Am Ende könnte man in der Reflexion Ergebnisse festhalten und Schwierigkeiten benennen lassen. Dann haben die schwachen Schüler die Chance, ihre Schwierigkeiten darzustellen ... und die Starken auch.

  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Am Anfang ist ein gemeinsamer Einstieg gewünscht... Ich wollte dann in der Kleingruppe mit Silbenbögen arbeiten. Da alle Wörter zweisilbig sind, habe ich den ersten Bogen rot gefärbt. Dazu passend Kronen mit den einzelnen Vokalen mit einem Punkt oder Strich darunter, Buchstaben hier ebenfalls in rot. Ich würde die alles ausschneiden und laminieren und die Wörter zu den Bildkarten in der Kleingruppe dann jeweils nochmal aussprechen, in die Silben unterteilen, den Silbenbogen zu der Bildkarte legen, die erste Silbe nochmal aussprechen und dann die zugehörige Vokalkarte dazulegen lassen. Dies mit allen 10 Wörtern wiederholen (die SuS kennen noch keine Umlaute, also nur jeweils langes und kurzes aeiou). Danach könnte man auch noch ein Memory oder Zuordnungsspiel zu den Wörtern und Bildern spielen. Du hast natürlich recht, die Unterscheidung ist schwierig. Offene und geschlossene Silben wollte ich erst in der folgenden Stunde thematisieren, da die Kinder wirklich wenig mit Silben arbeiten und leider auch sehr wenig frei schreiben und ich die Stunde nicht mit neuen Informationen überladen wollte. Minimalpaare sind super, aber ich finde da gibt es wirklich sehr wenige, die kindgerecht und anschaulich sind...

  • Ich habe zig Fragen:

    Was sollen die Kinder lernen?

    Welche Mittel und Wege bietest du ihnen an?

    Was ist der Eigenanteil der Kinder daran? Wenn du die Kleingruppe anleitest, bedeutet es ja nicht, dass du die Aufgabe und Lösung vorgibst. Welche Hilfen stellst du zur Verfügung?

    Können die Kinder die Wörter selbstständig in Silben gliedern und den Vokal sicher erkennen?

  • Ich habe zig Fragen:

    Was sollen die Kinder lernen?

    Welche Mittel und Wege bietest du ihnen an?

    Was ist der Eigenanteil der Kinder daran? Wenn du die Kleingruppe anleitest, bedeutet es ja nicht, dass du die Aufgabe und Lösung vorgibst. Welche Hilfen stellst du zur Verfügung?

    Können die Kinder die Wörter selbstständig in Silben gliedern und den Vokal sicher erkennen?

    Als Lernziel der Stunde habe ich für den Großteil der Klasse folgendes formuliert: Die SuS können lange und kurze Vokale in gesprochenen und geschriebenen Wörtern unterscheiden. Für die 5 Förderkinder ist das Ziel nur die Unterscheidung in gesprochenen Wörtern.

    Was genau meinst du mit Mitteln und Wegen? Da stehe ich gerade echt auf dem Schlauch.

    Als Hilfen würde ich Gebärden benutzen, bei einem kurzen Vokal unter die Lippe tippen und bei einem langen Vokal den Finger von dort aus nach vorne ziehen. Die Kinder kennen sonst leider keine Lautgebärden. Die Kinder in der Fördergruppe sollen gemeinsam überlegen und die Vokalkarten sortieren, ich kann als Hilfestellung die Wörter richtig und falsch (falsche Vokallänge) aussprechen, die Gebärden dazu benutzen und die Vokale einzeln lang/kurz aussprechen...

    Die Kinder können Wörter in Silben gliedern und kennen die Vokale, also die Phonem-Graphem Zuordnung. Da sehr wenig frei geschrieben wird und so gut wie gar nicht mit Silben oder Silbenkönigen gearbeitet wird, kommt die Skelettschreibweise noch oft vor. Aber gerade darum ist es ja eigentlich so wichtig, das ganze zu thematisieren. In der Stunde vorher wiederholen wir die Vokale (und, dass jede Silbe einen hat) nochmal, das hatten sie wohl nur relativ weit am Anfang des Schuljahres mal thematisiert, da war ich aber noch gar nicht in der Klasse dabei.

  • Du könntest Körperarbeit als Differenzierungsmethode mit aufnehmen, um lange und kurze Vokale zu unterscheiden: Reicht ein kurzer Tapp auf die Hand oder muss vielleicht der halbe Arm abgestrichen werden für die korrekte Aussprache? Oder die Ohrmuschel den Rand entlang abstreichen versus aufs Ohrläppchen tippen oder eigene Bewegungen der Kinder.

    Raumbewegung wäre auch eine Option: Laaaaaaaaaanger Schritt- kurzer Schritt (oder Hüpfer?).

    Können die Kinder (alle!) vielleicht mit diesen Methoden selbst herausfinden, welche weiteren Vokale lang und welche kurz sind?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Als Lernziel der Stunde habe ich für den Großteil der Klasse folgendes formuliert: Die SuS können lange und kurze Vokale in gesprochenen und geschriebenen Wörtern unterscheiden. Für die 5 Förderkinder ist das Ziel nur die Unterscheidung in gesprochenen Wörtern.

    Das ist ambitioniert, an der Förderschule üben wir sowas 5 Jahre lang.

    Mal so ganz allgemein: das a in Hase und das a in Mantel klingt völlig verschieden. Die Kinder lernen gerade erst, dass Laute überhaupt als Zeichen dargestellt werden können. Sie haben keine Ahnung, dass in Hase und Mantel "as" vorkommen, sie können ja noch nicht lesen.

    Ich würde für die Schwachen also eher nur einen Vokal und möglichst lautgetreue Wörter nehmen, mich auf Anlaute beschänken und Hörübungen dazu suchen. Reimwörter wurden auch schon genannt.

    Vielleicht im Spiegel die Mundstellung anschauen? Oooohr, Oooma, Otter?

    Was starke Erstklässler können, weiß ich nicht, allerdings würde ich kein eduki für einen UB verwenden. Du musst selbst Arbeitsblätter erstellen. Nur so kannst du zeigen, was du kannst und auch nur so die Qualität der AB unbekannter Autor*innen aus dem Äther beurteilen.

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