Unterrichtsbesuch Deutsch GE: macht das Thema überhaupt Sinn?

  • Hallo zusammen,

    ich bin zurzeit im Ref und habe demnächst wieder einen Unterrichtsbesuch im Fach Deutsch im Primarbereich Geistige Entwicklung (5 SuS + PM und ich). Der erste in dieser Klasse. Normalerweise läuft mein Deutschunterricht mit ihnen so, dass alle individuell an ihren Lese- und Schreibkenntnissen arbeiten, da sie extrem weit auseinanderliegen (aber keiner bis jetzt "richtig" lesen oder schreiben kann) und ich eben alles vorbereite und die SuS individuell unterstütze. Von der Schule ist das so gewünscht und es macht für die Gruppe auch Sinn. Das passt aber für einen Besuch halt so gar nicht, da sollen ja alle am gleichen Inhalt arbeiten. Außerdem wird eine Stunde im Lese- und Schreiblehrgang im GE-Bereich von meiner Leitung nicht gerne gesehen.

    Da keiner der SuS die Wochentage kennt, habe ich zum Schuljahresbeginn damit begonnen, vor dem Morgenkreis zu Beginn jeder Stunde ein Lied über die Wochentage mit Gebärden zu singen. Wir besprechen dann auch, was heute/gestern/morgen bedeutet und wie viele Tage eine Woche hat usw.

    Ich habe deshalb überlegt, das Bilderbuch „Und Montag gibt es Suppe“ von Eric Carle in meiner UB-Stunde zu behandeln. In dem Buch isst auf jeder Seite an einem anderen Wochentag ein Tier sein Lieblingsessen und am Ende sitzen 7 Kinder an einem Tisch und essen gemeinsam ganz viele verschiedene Dinge. Ich hatte mir bislang folgendes überlegt:

    • Einstieg über das Lieblingsessen der Kinder (Was esst ihr total gerne/ Was ist euer Lieblingsessen?)
    • Das Buch Vorlesen und gemeinsam Tiere/Essen mit Fotos zum jeweiligen Tag zuordnen (Das Buch ist sehr kurz und hat sehr wenig Text)
    • zweites Vorlesen, bei dem die Kinder die richtigen Karten/Tiere hochhalten
    • evtl. ein Nachspielen mit Kuscheltieren und Spiellebensmitteln, sodass die Geschichte „lebendig“ wird und etwas umgestaltet mit anderem Essen und Tieren
    • für den Abschluss habe ich leider noch keine richtige Idee

    Als Ziel hatte ich jetzt erst das hier überlegt: Die Schülerinnen und Schüler hören die Geschichte „Und Montag gibt es Suppe“ und stellen szenisch eine eigene Version dar. ABER jetzt wenn ich das alles so aufschreibe, merke ich, dass das ja irgendwie eher eine Beschreibung der Stunde ist, als ein konkretes Ziel.

    Jetzt meine Zweifel:

    • Ist das überhaupt ein sinnvoller Ansatz für eine Stunde im Fach Deutsch?
    • Ist das zu wenig? Am Ende haben die SuS ja nichts "in der Hand" (Arbeitsblatt oder sowas)...
    • Ist meine Idee von der Gestaltung total daneben? Macht die Stunde überhaupt Sinn oder sieht es so aus, als würde ich irgendetwas machen ohne konkretes Ziel?
    • Was könnte ein konkretes Lernziel sein?

    Ich bin für jeden Hinweis und jede Idee dankbar.

  • Formuliere deine Ziele mit Hilfe von Operatoren, z.B. „Die SuS können die Geschichte szenisch darstellen.“, „Die SuS können zur Geschichte passende Tiere/Tierkarten nennen / zeigen.“

    Wäre als Abschluss eine Art Memory möglich für deine SuS, also z. B. Tier zum passenden Lieblingsessen zuordnen oder würde sie das überfordern?

    Szenische Darstellung ist auf jeden Fall ein sehr anspruchsvolles Ziel für eine UB - Stunde. Ich bin keine Förderschullehrkraft, habe das aber in der Lehrprobe in einer Inklusionsklasse mit u.a. GE - SuS gemacht. Da war die komplette Stundenplanung ausgerichtet darauf, dass am Ende eine kurze Szene gespielt werden konnte zum erarbeiteten Thema. Das solltest du vom Zeitaufwand her ebenso wenig unterschätzen, wie vom Anspruch her.

    Hat deine Klasse schon einmal ein Rollenspiel gemacht? Wenn nicht solltest du das vor dem UB mindestens noch einmal üben, damit deine Klasse die Methode überhaupt schon einmal kennt und besser versteht, was du von ihnen erwartest.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • So ganz grundsätzlich, besprecht ihr nicht am Seminar, wie die Stunden aufgebaut werden sollen? Ich habe keine Erfahrung in GE-Schulen und kenne auch das Buch nicht. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das "zu wenig" ist. Es könnte doch auch sein, dass in deiner Klasse Kinder mit schweren Mehrfachbehinderungen sind, dann wäre nicht mal sprechen möglich. Ein Arbeitsblatt ist also ganz sicher kein Muss. Mein Eindruck: du hast eine verhältnismäßig fitte Klasse und denkst in Kategorien von Grundschulen, was dem Seminar aufstößt.

    Was steht im Curriculum, kannst du da Hinweise bzgl. der Ziele finden? Ich hätte jetzt gedacht, es ginge dir ums Wiederholen der Wochentage. Dann wäre die Wiederholung mit Bildkarten im Kreis und auch das Nachspielen mit "nacheinander an den Tisch Kommen" eine Verdeutlichung des zeitlichen Ablaufs. Ein Gefühl dafür kriegen, dass die Wochentage immer wiederkommen, alles einen Rhythmus hat. Und sich die Begriffe zu merken.

    Ich würde auf jeden Fall das Lied am Anfang singen. Und vielleicht kann man aus den Bildkarten (Tieren/ Wochentagswörtern/ Symbolen...?) am Schluss eine Art Kalender machen, den man nach hinten umblättern kann oder übereinander aufhängen und mit einer wandernden Klammer anzeigen, welcher Tag heute ist? Dann habt ihr ein konkretes und nachhaltiges Ergebnis, das man jeden Tag nutzen kann, um die Tage zu wiederholen.

  • Formuliere deine Ziele mit Hilfe von Operatoren, z.B. „Die SuS können die Geschichte szenisch darstellen.“, „Die SuS können zur Geschichte passende Tiere/Tierkarten nennen / zeigen.“

    Wäre als Abschluss eine Art Memory möglich für deine SuS, also z. B. Tier zum passenden Lieblingsessen zuordnen oder würde sie das überfordern?

    Szenische Darstellung ist auf jeden Fall ein sehr anspruchsvolles Ziel für eine UB - Stunde. Ich bin keine Förderschullehrkraft, habe das aber in der Lehrprobe in einer Inklusionsklasse mit u.a. GE - SuS gemacht. Da war die komplette Stundenplanung ausgerichtet darauf, dass am Ende eine kurze Szene gespielt werden konnte zum erarbeiteten Thema. Das solltest du vom Zeitaufwand her ebenso wenig unterschätzen, wie vom Anspruch her.

    Hat deine Klasse schon einmal ein Rollenspiel gemacht? Wenn nicht solltest du das vor dem UB mindestens noch einmal üben, damit deine Klasse die Methode überhaupt schon einmal kennt und besser versteht, was du von ihnen erwartest.

    Vielen Dank für deine Antwort!

    Ich denke ein Memory würde nicht funktionieren mit den Kindern.

    Wir haben im letzten Halbjahr die Bremer Stadtmusikanten behandelt und nachgespielt. Das hat allerdings mehrere Wochen gedauert, die Handlung ist aber auch eine deutlich anspruchsvollere. Das Buch jetzt hat eben nur jeweils 2 Wörter pro Seite. Zum Beispiel: Dienstag: Spaghetti. Und insgesamt 10 Seiten.

    Ich habe auch überlegt, ob wir gemeinsam einen Wochenkalender erstellen anhand des Buches. Das passt dann, glaube ich fast, aber besser in den Sachunterricht?

  • So ganz grundsätzlich, besprecht ihr nicht am Seminar, wie die Stunden aufgebaut werden sollen? Ich habe keine Erfahrung in GE-Schulen und kenne auch das Buch nicht. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das "zu wenig" ist. Es könnte doch auch sein, dass in deiner Klasse Kinder mit schweren Mehrfachbehinderungen sind, dann wäre nicht mal sprechen möglich. Ein Arbeitsblatt ist also ganz sicher kein Muss. Mein Eindruck: du hast eine verhältnismäßig fitte Klasse und denkst in Kategorien von Grundschulen, was dem Seminar aufstößt.

    Was steht im Curriculum, kannst du da Hinweise bzgl. der Ziele finden? Ich hätte jetzt gedacht, es ginge dir ums Wiederholen der Wochentage. Dann wäre die Wiederholung mit Bildkarten im Kreis und auch das Nachspielen mit "nacheinander an den Tisch Kommen" eine Verdeutlichung des zeitlichen Ablaufs. Ein Gefühl dafür kriegen, dass die Wochentage immer wiederkommen, alles einen Rhythmus hat. Und sich die Begriffe zu merken.

    Ich würde auf jeden Fall das Lied am Anfang singen. Und vielleicht kann man aus den Bildkarten (Tieren/ Wochentagswörtern/ Symbolen...?) am Schluss eine Art Kalender machen, den man nach hinten umblättern kann oder übereinander aufhängen und mit einer wandernden Klammer anzeigen, welcher Tag heute ist? Dann habt ihr ein konkretes und nachhaltiges Ergebnis, das man jeden Tag nutzen kann, um die Tage zu wiederholen.

    Im KC würde ich die Stunde unter "Die Schülerinnen und Schüler erschließen literarische Texte" einordnen. Da ist bei den Hinweisen beschrieben: bildlich-anschauliche Form der Gestaltung (Einsatz von bildlichen Darstellungen sowie Produzieren solcher), begrifflich-abstrakte Ebene (z.B. Unterrichtsgespräche) handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht, visuelle Gestaltung (z.B. Bilder zum Text), szenische Gestaltung (z.B. darstellendes Spiel).

    Das mit dem Kalender ist eine tolle Idee, die kam mir gestern Nacht auch noch. Ich habe Angst, dass das etwas nah an Sachunterricht dran ist. Aber es würde ja die Handlung des Buches darstellen, von daher wäre das vielleicht doch okay. Ich werde meine Mentorin mal fragen.

  • @Caprisonne: Heißt das Bilderbuch nicht "Und heute ist Montag"? Und die Suppe gibt bei Eric Carle am Mittwoch... Hast du einen Grund für die Änderungen?

    Was die Nähe zum Sachunterricht (Kalender) angeht: Im Grundschulbereich ist es oft gewünscht, Anknüpfungspunkte/Verzweigungen zu den anderen Fächern aufzugreifen. Ist das in Förderschulen wirklich nicht so?

  • @Caprisonne: Heißt das Bilderbuch nicht "Und heute ist Montag"? Und die Suppe gibt bei Eric Carle am Mittwoch... Hast du einen Grund für die Änderungen?

    Was die Nähe zum Sachunterricht (Kalender) angeht: Im Grundschulbereich ist es oft gewünscht, Anknüpfungspunkte/Verzweigungen zu den anderen Fächern aufzugreifen. Ist das in Förderschulen wirklich nicht so?

    Ja, das heißt so. Ich denke, nachts um 00:09 Uhr war mein Kopf matsch, da habe ich den Titel wohl irgendwie mit dem Inhalt vermischt :D


    Im FS Geistige Entwicklung vermischt sich auch vieles ziemlich von den Fächern. Aber es muss eben trotzdem noch irgendwo Deutsch erkennbar sein im UB. Und es muss ja ins KC passen, da ist ein Kalender eben schwierig einzuordnen im Fach Deutsch

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