Habt ihr Erfahrungen mit dem Lerntagebuch in der Sek. I oder II?

  • Heute fiel im Hauptseminar der Begriff des Lerntagebuchs. Nachdem ich ein wenig im Internet gestöbert habe und die Idee sehr ansprechend finde, würde mich interessieren, ob ihr damit arbeitet und welche Erfahrungen ihr habt, insbesondere in Deutsch in der Sek. I oder auch in einer Fremdsprache in der Sek. II.
    Finden die Schüler so etwas gut? Vermutlich eher in der Unterstufe als in der Oberstufe, oder?

  • Nö, hab ich auch nicht, würde mich aber sehr interessieren! Falls du sowas machst, berichte doch drüber!
    Schöne Grüße
    Gela

  • Ich überlege, ob ich es in meiner Klasse 7 in Deutsch begleitend (zwecks Auswertung in der Staatsarbeit) zum Thema "Freundschaft" einsetze. Ich verspreche mir davon u.a., dass die Schüler ihr Lernverhalten beleuchten (zuhause und in der Schule) und dass ich eine Rückmeldung über den Unterricht und das, was ankommt, erhalte. Ich werde dann ggf. berichten!

  • Linktipp (aber das kennst du wahrscheinlich schon ;) )


    Ist das für eine 7 nicht vielleicht etwas zu kompliziert; Selbstreflexion in diesem Maße ist gar nicht so einfach.

    Einmal editiert, zuletzt von philosophus ()

  • Bei meinem Stöbern komme ich doch mal wieder auf meinen eigenen Thread ... und da wollte ich do philosophus noch sagen, dass diese Lerntagebücher auch schon an der Grundschule eingesetzt werden und dass man sie eben zielgruppengerecht machen muss ... wie, das überlege ich im Moment ja auch noch - und würde mich weiterhin freuen, falls es hier doch noch jemanden gibt, der damit schon gearbeitet hat und mir berichten kann :)

  • Ich habe in der Grundschule schon mit einem Lesetagebuch gearbeitet - man kann die Eigenarbeit ja je nach Aufgabenstellung variieren. Da war allerdings keine Selbsteinschätzung dabei, es ging nur um Themen rund um die Lektüre.


    Aber selbst einschätzen müssen sich meine Schülerlein schon in Englisch in der dritten - es selbstevaluiert allerorten - und da das neue Modewort ja Portfolio heißt, wäre so ein Lerntagebuch mit Selbsteinschätzung auf jeden Fall prima in einer Examensarbeit anzubringen.
    Gruß venti

  • Im Gespräch mit dem FL fragte ich, ob ich die Eltern anschreiben solle und sie informiere, dass ich dieses Lerntagebuch einführen will und was es ist. Der FL fragte dann nach, ob es im BdU sei (was ich bejahte) und meinte dann, dass ich die Eltern anschreiben solle. Jetzt frage ich mich im Nachhinein aber doch, ob das wirklich notwendig und sinnvoll ist. Die Eltern sollen sich ja nicht mit ihren Kindern hinsetzen und das Buch führen oder es kontrollieren. Macht ihr so etwas (es handelt sich um eine 7. Klasse)?

  • Erfahrungen habe ich keine. Ich werde das auch in der Staatsarbeit machen. Wichtiger als die Eltern zu benachrichtigen ist meiner Ansicht nach a)den Schülern den Sinn eines Lerntagebuchs zu verdeutlichen b)dafür zu sorgen dass sie das Führen ihres Lerntagebuchs ernstnehmen (Bewertung!) c)dazu angemessene Beurteilungskriterien zu definieren.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Ich nehme an, du schreibst in der Fremdsprache bzw. setzt es dort ein.
    Du wirst das Lerntagebuch bewerten? Ich habe das nicht vor.
    Ich überlege im Moment auch noch, inwieweit ICH regelmäßig in die LT der Schüler Einblick nehmen will. Es gibt ja Modelle, wo eine regelrechte Kommunikation mit den Schülern entsteht, andere schreiben, dass man auf keinen Fall reinschauen soll (was unserem konkreten Fall ja nicht geht).

  • Ich bin der Meinung, dass man das bewerten muss, zumindest als ein Element der mündlichen Note, sonst schaffen die Lieben nämlich nichts. Mein Lerntagebuch wird mit einem Lesetagebuch und Spracharbeit kombiniert sein und voraussichtlich sogar eine Klassenarbeit ersetzen.
    Ich finde es wichtig vorher anzukündigen, dass man reinschauen wird, damit die Schüler sich darauf einstellen können. In meinem speziellen Fall wird die ganze Sache auch in eine Ausstellung/Präsentation der Schüler einbezogen.
    EDIT: ja klar, es handelt sich um Fremdsprachenunterricht.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    Einmal editiert, zuletzt von Maria Leticia ()

  • Da bin ich mal wieder mit meinem Lerntagebuch


    Ich überlege im Moment Folgendes: ich muss mich noch entscheiden, welche Form mein Lerntagebuch haben soll. Dabei passen aber verschiedene Vorstellungen nicht recht zueinander.
    Einerseits finde ich, dass das LT ein anderes Format als die anderen Hefte haben soll, d.h. eher Din A 5. Andererseits könnte man dort aber keine normal-großen Blätter reinkleben
    Ich möchte den Schülern anfangs Fragen vorgeben, andererseits aber keinen Bogen geben, auf dem sie nur Felder ausfüllen sollen, weil sie individuell mehr Platz haben sollen z.B. für Zeichnungen o.ä. - ist es da blöd, eine Liste zu geben, von der sie die Fragen abschreiben?
    Falls ich doch vorgefertigte Blätter gebe, wäre ein Din A 4-Hefter besser, sonst müssen sie einkleben. Ein Ordner ist aber unpersönlicher.



    :( Ich bin etwas ratlos.

  • Schön!
    Also, ich finde das kommt drauf an was du möchtest bzw. was dein Projekt ist. Es müsste den Umständen, die ein anderes Format als DIN A4 bereitet, irgendwie ein Nutzen gegenüberstehen z.B. besondere künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten, Binden eines handlichen Heftchens nach Beendigung der Arbeit am Buch... ansonsten wäre mir der Aufwand zu groß (Woher nehmen die Schüler die Blätter in dem anderen Format? Haben sie die bei Bedarf greifbar?). Ich werde normale Blätter in einem Schnellhefter nehmen, die haben die Schüler immer zur Hand und sie können leicht zusätzliche Dinge einheften, Seiten entfernen und das Ganze umorganisieren (zum Schluss müssen sie ein Inhaltsverzeichnis erstellen). Auch können sie verschiedene bzw. überarbeitete Versionen von Texten zusammenstellen und sich austauschen in meinem Fall eben mit Vokabelblättern etc. von den anderen Schülern o.ä.. Die Gestaltung des Hefters werde ich auch bewerten, insbesondere das Titelblatt.
    Ich werde Blätter mit Hilfsfragen zu den Lektüren reingeben. Diese sind jedoch rein fakultativ. Es wäre dann der Job der Schüler für solche Blätter einen angemessenen Platz in ihrem Lerntagebuch zu finden d.h. je nach Verwendung der Fragen im Anhang, im Lerntagebuch selbst etc.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Hallo Maria Leticia,
    ich glaube, wir haben unterschiedliche Dinge im Sinn. Mein Lerntagebuch wird eher Leitfragen wie "Was war das Thema der Stunde?", "Was habe ich verstanden?", "Was habe ich nicht verstanden? Welche Frage kann ich formulieren, die ich meinen Mitschülern oder meiner Lehrerin stellen kann?", "Woran möchte ich weiterarbeiten?", "Bin ich mit meiner Arbeit zufrieden?", "Welche Note würde ich mir für diese Stunde geben?", etc. etc., im Sinne einer Lernbegleitung und Selbstevaluation wie bei Beck et al., Ruf / Gallin etc. beschrieben. In den Fremdsprachen sieht so ein Lerntagebuch wohl anders aus bzw. das, was du beschreibst mache ich derzeit in Verbindung mit einem Jugendbuch in Deutsch. So wie ich das Ganze geplant habe, kommen keine Texte in das Lerntagebuch, es sei denn, ein Schüler sieht einen Text, eine Skizze oder ähnlich als das an, was er gelernt hat und schreibt es eigenständig in sein Heft. Deswegen hatte ich ja auch an ein dickeres Heft gedacht, eben wirklich wie ein persönliches Heft, dessen Gebrauch man auch auf andere Fächer ausweiten könnte. Ähnliches läuft ja bereits an Grundschulen und einigen Gymnasien ab der Klasse 5.

  • Hallo Aktenklammer und andere,

    Zitat

    Heute fiel im Hauptseminar der Begriff des Lerntagebuchs.


    Wir wäre es, wenn ihr im Hauptseminar bzw. in den Fachseminaren selber ein Lerntagebuch führt? Ich habe mir sagen lassen, dass man u. U. auch im Referendariat was lernt :D . Spaß bei Seite.
    Ist es nicht nur einfach konsequent, diese "neue" Form der Reflexion erst bzw. zumindest parallel auch bei sich selber auszuprobieren? Wir muten unseren Kindern immer neue Methoden und Vorgehensweisen zu, über die wir uns meistens nur schlau gelesen haben. Wenn ein Lerntagebuch solch eine tolle Sache ist, dann kann das doch nicht nur für Kinder gelten, sondern müsste doch gleichermaßen ein gutes Reflexionsinstrument für erwachsene Lerner (automatisch alle Lehrer) gelten.
    Und dann stellt man womöglich fest, das einem dieses ganze Geschreibse nach zwei Wochen mächtig auf die Senkel geht, und weil man ja schon "groß" ist, hört man damit dann auf ...
    Nur mal so zum Nachdenken ....
    snoopy64

  • Hallo,
    Aktenklammer
    Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht doch Überschneidungen gibt. Meine Schüler lesen nämlich alle verschiedene Lektüren und das Tagebuch dient der individuellen Auseinandersetzung damit bzw. Dokumentation der Arbeit. Reflektiert bzw. evaluiert wird auch und zwar mindestens drei mal im Laufe der Reihe (sich selbst und andere, ist ja nicht so einfach da immer mit dem entsprechenden Vokabular verbunden) damit es funktional ist und im Rahmen bleibt. Die Erarbeitung bestimmter Textsorten und der dazugehörigen sprachlichen Mittel ist auch Thema der Einheit und ich hoffe doch sehr, dass die Anwendung des beispielhaft Gelernten/Geübten über eine Textsorte in diesem Sinne auf die eigene Lektüre etwas ist, das die Schüler gelernt haben und demnach in ihrem Tagebuch abheften. :D
    Ist nett sich auszutauschen, bringt mich zum nachdenken. :)


    snoopy
    du wirst lachen, ich mache sowas seit meiner ersten Staatsarbeit, als mir das der Prof als Methode empfohlen hat und ich damit sehr gut klarkam (liegt schon ein paar Jahre zurück weil ich zwischendurch was anderes gemacht habe). Für die Mehrzahl meiner Seminare allerdings nicht geeignet denn da würde stehen "wieder Zeit vergeudet und die Arbeit liegt zuhause".
    Ich verstehe natürlich deinen Einwand und gebe dir insofern Recht, als dass die ganze Reflektiererei nicht zum Selbstzweck werden darf sondern funktional sein muss um sinnvoll zu sein. Andererseits sollten die Schüler sowas schon mal kennenlernen (wird man als Ref geschickterweise vorher mal abfragen ob sie das gemacht haben). Auch ist man halt Ref und so bitter es klingt, ein bisschen muß man sich schon nach den Methodensäuen richten, die gerade durchs Seminardorf oder durchs Dorf des Fachleiters getrieben werden.


    Grüße
    Maria Leticia

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    Einmal editiert, zuletzt von Maria Leticia ()

  • Hm,
    ich habe momentan das Gefühl, dass es problematisch ist, das Inhaltliche von der Selbstevaluation zu trennen.
    Wenn ein Schüler z.B. die Frage beantwortet hat, woran er weiterabeiten möchte, wie wird das denn in den Unterricht integriert?
    Oder, wenn er feststellt, dass sich Probleme aufgetan haben, wäre es doch sinnvoll, dass er auch die Beantwortung dokumentiert.
    Meines Erachtens wäre es gut, das Lerntagebuch mit einem Angebot an Aufgaben und Texten zu kombinieren, so dass ein Portfolio entsteht, in dem der Schüler für sich und nach außen seinen Lernfortschritt auch augenfällig dokumentieren kann.
    D.h. im Unterricht werden Texte behandelt und der Schüler entscheidet dann aufgrund einer niederzulegenden Selbsteinschätzung, ob er zum Beispiel an Aufgaben zum Textverständnis weiterarbeitet oder sich zusätzliches thematisches Material zu Gemüte führt. Natürlich kann er auch jederzeit zusätzliches Material einbringen.
    Eine zu starke Betonung der Reflexion stumpft meiner Erfahrung nach die Schüler schnell ab; fehlt gar die Verknüpfung zum Weiterarbeiten werden schlechtere Schüler immer wieder die gleichen Probleme feststellen, was sehr demotivierend wirkt. Eine ständige Reflexion heißt, sich ja auch ständig unter Druck setzen. Und ich bin ein überzeugter Anhänger davon, dass es auch (möglichst) bewertungsfreie Räume im Unterricht geben muss.
    Nach der x-ten Selbstevaluation im Fachkundeunterricht der Berufsschule haben meine mir als Klassenlehrer anvertrauten Schützlinge gemeint, sie würden jetzt halt in die Kategorien konsequent eine zwei oder drei schreiben, schließlich ginge es doch darum, den Inhalt zu verstehen und sich nicht immer auf die Selbstbewertung konzentrieren zu müssen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

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