Immer dieses Gemotze

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr,
    ich schleppe mich gerade krank in die Schule und bin deshalb wohl besonders empfindlich, aber momentan nervt mich dieses ständige Gemotze in der Schule so unsagbar. Die Kleinen (6. Klasse) sind ja noch richtig nett und supermotiviert, aber die Größeren motzen in den letzten Tagen nur noch rum. Machen wir in Englisch Textarbeit, dann motzt die eine Hälfte der Klasse, dass das ihnen viel zu schwer wäre und sie Grammatikübungen machen wollen, wenn wir diese dann machen, dann motzt die andere Hälfte, dass das ja viel zu langweilig wäre. Meine 7er wollen momentan am Liebsten jede Stunde spielen und motzen rum, dass sie ja spielen wollen und nicht Unterricht haben wollen.
    Die 9er-Mädchen sind z.T. momentan extrem zickig. Einmal schlechte Laune darf man ja mal haben, aber wenn man von ihnen nur noch im motzigen Ton angeredet wird und sie eigentlich nur noch Lust auf Party oder Fußball (die Jungs) haben und Schule in ihren Augen sowas von uncool ist, dann weiß ich langsam auch nichts mehr. Was macht ihr nur mit solchen Schülern? Jeden Tag fehlen ein paar Schüler oder kommen 2 oder mehr Stunden zu spät in die Schule, einige Eltern meinen: "Machen Sie mal, Sie haben doch mehr Einfluss auf mein Kind als ich. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich mit ihm /ihr machen soll."
    Was macht ihr nur bei dieser ganzen Motzerei? Normalerweise habe ich da recht viel Geduld, aber gerade krankheitsmäßig angeschlagen ist das schon sehr zermürbend. Außerdem denke ich auch, dass es das auf Dauer nicht sein kann, oder?
    Es gibt bei uns echt viele Schüler, die in einem derart motzigen Ton mit allen Menschen in ihrer Umwelt reden, den ich einfach nicht akzeptabel finde. Ein Beispiel habe ich ja neulich beschrieben: Eine Neuntklässlerin, die sich tierisch aufgeregt hat, als ich sie freundlich gebeten habe, sich normal hinzusetzen und nicht mit angezogenen und an den Tisch gestützen Knien zu sitzen. Am Vortag hatte sie dreimal hintereinander trotz Ermahnung Briefe geschrieben und sich weiterhin tierisch aufgeregt, dass ich ihr sage, sie solle das lassen. Sie hat den Brief dann drei Mal motzend weggepackt und immer wieder ausgepackt und weitergeschrieben. Am nächsten Tag, als ich den nächsten Brief dann eingesammelt habe (mit dem Hinweis darauf, dass ich ihn nicht lese - ich wollte, dass sie ihn nicht gleich wieder auspackt und weiterschreibt), hat sie sich wieder total aufgeregt und mir am Schluss den Brief vor die Füße geknallt. Sie sieht auch nicht ein, dass ihr Ton unpassend war. Das gleiche Spiel hatte meine Kollegin ja auch mit ihr.
    Sind eure Schüler nicht so, habt ihr eine gute Methode, was gegen diese Motzerei zu tun oder könnt ihr das irgendwie ignorieren?


    Erkältete und heute wirklich frustrierte Grüße von
    Referendarin :(

  • Hi!
    Ist jetzt wahrscheinlich nicht wirklich hilfreich, aber in der Grundschule würde ich eine Unterrichtsreihe zum Thema "höflicher Umgang mit Mitmenschen" machen.


    Bei mir in der Klasse streiten sich die Kinder andauernd, da folgt jetzt halt eine Unterrichtsreihe zum Thema, wie man mit Wut umgehen kann etc anhand eines Bilderbuches.


    Stell ich mir in der weiterführenden Schule aber schwerer vor. Ich denke, es bringt nichts, die Kinder immer zu ermahnen, weil sie so keine Einsicht bekommen (wahrscheinlich lebt ihre Umwelt auch das schlechte Verhalten vor). Das müsste man dann eher thematisieren!


    Liebe Grüße
    Elaine

  • Mehrere Ideen, weiß nicht, welche auf deine Klasse(n) passen:


    - Verhalten spiegeln - du betrittst motzend die Klasse und machst erst mal ein paar Leute richtig von der Seite an. Nachher Verhalten reflektieren; vorsicht, kann sich hochschaukeln.


    - Radikaler Kommunikationsabbruch bei "motzigem" Verhalten - das musst du vorher ankündigen und das gemeinte Verhalten genau beschreiben. Erkläre, dass es dem Lernklima sehr abträglich ist und du nicht bereit bist, dich weiter mit so einem Kleinkram abzugeben - wer "motzig" wird, fliegt mit Stillarbeit raus. Wichtig: Es geht nicht darum, keine Kritik zu üben, sondern um menschenfreundlichen Umgang miteinander.


    - Wenn das Grundverhältnis ansonsten stimmt: Ironisieren. Funktioniert gerade bei Klassen, die selbst wissen, dass sie sich daneben benehmen, überraschend gut. Oft ist das allgemeine Rumnölen ein Spiel, auf das eine entsprechende (übertriebene) theatralische Reaktion gehört.


    - Grundlegend: Du machst den Unterricht, und der Unterricht ist keine Spaßveranstaltung. Wenn du so freundlich bist, ihnen Mitbestimmungsrecht einzuräumen, dann deswegen, weil sie sich so vernünftig und verantwortungsvoll zeigen, dass sie dieses Recht auch ausüben können. Solang sie sich benehmen wie schmollende Dreijährige in der Trotzphase, wirst du sie auch so behandeln - dann ist eben nix mit Mitbestimmungsrecht, gemacht wird, was du sagst, und das kann SEHR LANGWEILIG sein.


    - Ursachenforschung: Die Sache mit dem guten Gespräch... wobei hier genau unterschieden werden muss zwischen klassischer Teenymotzigkeit (die sollte man nicht diskutieren - bringt nix) und Ausdruck tatsächlicher Unzufriedenheit, Schulstress, Mobbin gin der Klasse usw. Über letzteres kann und muss man reden - beim ersteren bringt Reden m.E. nix.


    Ansonsten hast du mein Beileid - ich weiß sehr genau, was du meinst, und komm mit dem Umgangston des Ankeifens, Anmotzens und Rumnölens auch nur schwer klar. Ich sehe es jedoch wirklich immer mehr als (teils unbewusstes) Spiel, das man durch Übersteigerung bewusst machen und dann abbauen kann. Wichtig finde ich, dass du sehr deutlich auf die Grenzen hinweist und dich von dem klassischen, ebenso motzigen "Was hab ich denn gesagt? Ich hab doch gar nix gesagt!" nicht irritieren lässt. Gespräch abbrechen, nach der Stunde weiterreden. Bei dem Motz-Spiel (zumindest bei meine Abendrealschülern) geht es sehr viel um Respekt - wer darf wen anmachen, wer lässt sich irritieren,wer lässt sich was gefallen, unabhängig davon, wer im Recht ist. Dieses Spiel kannst du nur gewinnen oder verweigern.


    Umärmelung, Geduld und gute Besserung,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Zitat

    Ich sehe es jedoch wirklich immer mehr als (teils unbewusstes) Spiel


    Da stimme ich dir zu.
    Oft habe ich den Eindruck "Es wird gemotzt, weil man halt einfach motzt". - Egal über was.


    Mein Vorgehen:


    Nicht persönlich nehmen, nicht (groß) drauf eingehen.
    Bestimmte Sachen werden halt im Unterricht gemacht, ob der Schüler das nun im Moment cool findet oder nicht.


    Vieles lässt sich auch mit Humor entschärfen, wie wolkenstein schon sagte.


    Mein Lieblingsbeispiel:
    "O Gott, ach nee, nein nicht schon wieder. (Übersicht ausschneiden und ins Geschichteheft kleben) Immer schneiden und kleben. Wir sind doch nicht im Kindergarten . usw................................."
    Ich: "Okay, kein Problem" und sammle Klebeteile wieder ein.
    Schüler "leicht" irritiert.
    Tafel auf: Übersicht angezeichnet. "Bitte zeichnet die Übersicht in euer Heft ab."


    Beim nächsten "Oh Gott..." reicht ein Blick/Griff zur Tafel. :D

  • indidi:
    hihi..das ist gut -- das muss ich mir merken! :)


    Ich habe von einer Kollegin (mit Schwester in der 8. Klasse) gehört, dass das zum "guten Ton" der Kids gehört zu motzen.


    Ich glaub, alle Möglichkeiten sind gut: ironisches Überziehen; sich selber seinem Unmut Luft machen, das Verhalten aufgreifen....
    kommt halt nur auf dieKlasse an, was man macht. In meiner 10 ist das im Moment ähnlich. Grundsätzlich lange Gesichter. Letzte Woche habe ich zurückgepöbelt....die Klasse war ruhig, ich hab mir Luft gemacht, und ich bin gespannt, ob die heute ihre Hausaufgaben KOMPLETT haben.... :rolleyes::D

  • wolkenstein:
    deine Tipps sind grandios! Eine meiner Klassen (8. HS) ist auch so eine Muffel- und Motzklasse, da werde ich sicher mal deine Ideen testen.
    Kannst du mal Beispiele für das Ironisieren nennen, ich kann mir das noch nicht so richtig vorstellen?


    Sophia

  • Wolkeinstein ist gerade trotz aller Weisheit in einer Projektgruppe mächtig auf den Bauch gefallen (das pädagogische Equivalent zur Bankrotterklärung - die Schüler machen, was sie wollen, bleiben aber dabei halbwegs ruhig und ich stör sie nicht. Gaaaaah). Selten ein so beschissenes Projekt erlebt, es gibt viele Gründe, warum ich an dieser Katastrophe nicht schuld war, trotzdem hab ich grad megalange Zähne und möcht nicht mehr hin. Nächste Woche noch eine Sitzung mit dieser Gruppe, ich hab keine AHnung, was ich mit ihnen anfangen soll. Schreib ich nachher noch einen Thread zu...


    In dieser fröhlichen Stimmung dann ein paar Tipps zum Ironisieren:


    - eine meiner Schülerinnen macht auf "Meckerbaby", so richtig knatschig-stressig. Erfreulicherweise geht sie den anderen auch auf die Nerven, ich reagiere als "Übermutter" - "Muttu deine Aufgaben machen, krittu auch Bömsken", Gruppe lacht, Teilnehmerin merkt, dass sie so nicht weiterkommt, und beruhigt sich.


    - "Boah, is ja zum Kotzen". "Schön, dass Sie Ihre Gefühle so offen aussprechen und mit uns teilen können."


    - "Oh Mann, ich hab kein Bock" - "Hier stehe ich, habe Stunden um Stunden meiner Intelligenz, Phantasie und Herzenswärme in Ihre Weiterbildung investiert, und womit begrüßen Sie mich? Wollen Sie mich in die Frühpensionierung treiben?"


    Und so weiter, und so weiter - klappt nur, wenn das Verhältnis grundsätzlich in Ordnung ist, muss sehr deutlich als freundlicher Witz markiert sein und - wenn die Lächerlichkeit wieder beim Schüler landen soll - darf niemals gegen Schüler gehn, die in der Klasse eh schon einen schlechten Stand haben.


    Mehr fällt mir grad nicht ein, aber sowas in der Richtung. Hab das noch nicht bei Achtklässlern ausprobiert - vorsichtig antesten, ob die den Humor schon verstehen.


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Die 7. am Gym verstehen das mühelos...


    Ich glaube allerdings, das muss authentisch zu deiner Person passen.

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

  • Zitat

    Hab das noch nicht bei Achtklässlern ausprobiert - vorsichtig antesten, ob die den Humor schon verstehen.


    bei 9ern (Realschule), eigentlich 'ne nette Truppe, klappts, öfter auch 'reinigendes' Gelächter (naja, bis der Motzkopp lacht dauerts, aber die anderen) und dann ist die Stimmung zumeist fürs erste 'motzfrei'. In einer 8 (Jaaaa, ich habe so einige Klassen mit relativ hohem Motzfaktor... :D ) kommt weniger der Humor an, bzw. bei einigen ja, bei anderen nicht, aber was ankommt ist, dass ich mich nicht davon ärgern lasse, es aber ziemlich daneben finde, was zunächst auch wirkt - nur leider nie so lange.
    Meine 7. ist noch komplett ironieabstinent, da 'hilft' (wenn überhaupt) nur ein Grundsatzgespräch über Umgangsformen, oder ignorieren: für Fragen in diesem Ton habe ich heute kein Ohr offen, Punkt.


    viele grüße von carla,
    die alle motzgenervten gut verstehen kann und sich zur Zeit freut, dass es sich spätestens in der 10 erledigt zu haben scheint. (und dann gehen die Schüler von der Schule ab... :heul:)

    Nehmen Sie die Menschen so wie sie sind.
    Es gibt keine anderen

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