Wie bringe ich meine Schüler dazu, Französisch zu sprechen?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ihr Lieben,
    ich hab eine sehr nette 10 (Französisch 2. Fremdsprache), die leider im Schriftlichen in Französisch unglaublich schlecht sind.
    Davon frustriert, weigern sie sich mehr oder weniger Französisch zu sprechen ("Bin ja eh soooo schlecht"). Gutes Zureden hilft nur bedingt was, sie stürzen sich schon eher in die Grammatik, weil man die lernen kann.
    Heikes Tipp mit den Smarties in einem anderen Thread find ich schon ganz gut, aber fällt euch noch was ein, womit ich sie aus der Reserve locken könnte?
    Lg, Hermine

  • Unser Fachleiter hat immer die ausnahmsweise richtig gute Predigt gehalten, man solle den SuS geschützten Raum zum Üben einräumen, bevor man sie zum Französisch-Reden vor der ganzen Klasse auffordert. Also zuerst in PA sich seine Sätze zurecht legen, dann präsentieren - hat jedenfalls in Englisch immer ganz gut geklappt.


    Ich wollte demnächst noch was anderes ausprobieren, nebenher kann ich ja hier mal fragen, was ihr von der Idee haltet:


    Ich will mir Tischfähnchen aus Papier besorgen (GB, USA, Australien...); jede Arbeitsgruppe, die sich entschließt, auch in der Gruppenarbeit wirklich zu versuchen, Englisch zu reden und in der Fremdsprache zu bleiben, darf sich so ein Fähnchen nehmen und auf den Tisch stellen - als Erinnerung und Hinweis für Leute aus anderen Gruppen. Ich werd das nächste Woche mal an der Höheren Handelsschulgruppe ausprobieren, hoffe aber, dass es auch bei anderen Klassen taugt. Würdet ihr das als motivierend oder als albern empfinden, euch so ein Fähnchen auf den Tisch stellen zu können...?


    Fragend,
    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Wie wäre es mit regelmäßigen Schülerpräsentationen?
    Erarbeitung/produktive Umarbeitung eines Textes in GA, der dann in verteilten Rollen präsentiert werden muss.


    Tolle Texte, die man produktionsorientiert angehen könnte, finden sich in den Histoires pressées von Bernard Friot. (Simples Vokabular, das den Schülern nicht im Weg steht.)


    Also Sprachhandeln statt Grammatik (am Anfang sollte man dann vielleicht auch etwas großzügiger sein bei der mündl. Fehlerkorrektur).


    Zitat

    wolkenstein schrieb am 16.02.2005 18:00:
    Würdet ihr das als motivierend oder als albern empfinden, euch so ein Fähnchen auf den Tisch stellen zu können...?


    Aus dem hohlen Bauch gesagt: durch die Fähnchen kassierst du den o.g. angesprochenen Schutzraum wieder ein. ("Guck mal, die haben schon so ein Fähnchen, und wir reden noch Deutsch...") Das erzeugt ja wieder Druck. Unser Fachleiter setzt da auf Beharrlichkeit (immer mal wieder auf Frz. ansprechen während der GA, aber es den Schülern freistellen, wie sie in der GA reden --> funktionale Mehrsprachigkeit ;) ).

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  • Hallo Hermine,


    mein Tipp geht auch in Richtung "geschützte Räume": Hast du es schon einmal mit Tandembögen versucht? Mit dieser Methode bist du als Lehrer komplett außen vor, gleichzeitig gewährleistest du aber eine Korrektur von Fehlern durch die SuS, die auf der Rückseite eine mögliche Lösung stehen haben. Man kann sich auch darauf einigen, dass die Tandemgruppen nur Tipps geben, nicht aber die Lösung verraten dürfen.
    Nachteil: Die Ausdrucksvarianten sind relativ eingeschränkt durch die Lösungen auf der Rückseite, aber wenn die Klasse sowieso Schwierigkeiten mit der Sprache hat, werden die SuS durch die eigene Kontrollmöglichkeit bestimmt sicherer im Ausdruck.


    Viele Grüße
    volare

    Eine Lösung kommt fast immer aus der Richtung, aus der man sie am wenigsten erwartet, was bedeutet, dass es keinen Sinn hat, in diese Richtung zu gucken, weil sie nicht von dort kommen wird.


    (Douglas Adams)

  • Ich habe auch gerade eine 10, die nicht besonders leistungsstark ist. Um ihnen zu zeigen, dass sie doch etwas drauf haben, habe ich eine "Simulation globale" gemacht. Dabei wurde eine Stadt erfunden, diese gestaltet, in Frankreich verortet, dann hat sich jeder Schüler eine neue französische Identität zugelegt und diese "Franzosen" haben dann in Kleingruppen verschiedene Situationen durchgespielt. War wirklich sehr motivierend. Materialien dazu findest du beispielsweise in "Autrement - Klassen 9/10" von Klett. Andere Simulations wie beispielsweise "L'immeuble" (Begrenzung der Aktionen auf ein Gebäude) sind auch denkbar und Literatur gibt's auch dazu.

  • Also ich geb jetzt einfach mal meinen Senf dazu, obwohl ich ja mit Fremdsprachen überhaupt nichts am Hut habe.


    Zitat

    Ich will mir Tischfähnchen aus Papier besorgen (GB, USA, Australien...); jede Arbeitsgruppe, die sich entschließt, auch in der Gruppenarbeit wirklich zu versuchen, Englisch zu reden und in der Fremdsprache zu bleiben, darf sich so ein Fähnchen nehmen und auf den Tisch stellen - als Erinnerung und Hinweis für Leute aus anderen Gruppen.


    Mir gefällt die Idee gut. Einerseits als Erinnerungshilfe ("Ach ja , wir wollten doch ...) andererseits um ein bisschen den Ehrgeiz bei anderen Gruppen zu wecken, es auch zu versuchen.


    Zitat

    (...) durch die Fähnchen kassierst du den o.g. angesprochenen Schutzraum wieder ein. (...)


    Hm, das versteh ich jetzt nicht ganz. Durch die Fähnchen motivierst du doch vielleicht gerade den einen oder anderen die Chance wahrzunehmen und im "Schonraum Kleingruppe" die Fremdsprache zu benutzen.


    Evt. könnte man ja die Fähnchen an eine Zeitvorgabe koppeln. (z.B. wir reden 15 Minuten in der Fremdsprache und die restliche Zeit wieder Deutsch)
    Vielleicht als Anreiz für die, die sich das nicht zutrauen die ganze Gruppenarbeit die Fremdsprache zu benutzen.





    :)

  • Die Idee ist schon, dass die SuS selbst entscheiden, ob sie sich so ein Fähnchen auf den Tischstellen wollen oder nicht - soll eine Absichtserklärung sein, nicht mehr und nicht weniger. Im Moment verzweifel ich aber eher daran, dass es die Dinger anscheinend eh nur im 1000 Pack zu bestellen gibt...


    L'Immeuble haben wir in Französisch mal gemacht, wir waren hin und weg. Das macht sowas von Spaß...


    w.

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  • Zitat

    indidi schrieb am 16.02.2005 19:36:


    Hm, das versteh ich jetzt nicht ganz. Durch die Fähnchen motivierst du doch vielleicht gerade den einen oder anderen die Chance wahrzunehmen und im "Schonraum Kleingruppe" die Fremdsprache zu benutzen.


    Ich sehe eher die 'Gefahr', daß die Fähnchen eher als Zwang empfunden werden, d.h. die Gruppen, die sich kein Fähnchen nehmen, sind die 'schlechten'. Dadurch wird der Fremdsprachengebrauch wieder direkt mit Leistungsdruck verknüpft - und da entstehen eben keine ungezwungenen Gespräche IMHO.

    Einmal editiert, zuletzt von philosophus ()

  • Hallo Hermine,


    Zitat

    eine sehr nette 10 ... frustriert, weigern sie sich ... Französisch zu sprechen


    Gut, dass Du jetzt endlich zur "Sprache" kommen willst.


    Ist da 3 Jahre fast nicht gesprochen sondern nur Grammatik gepaukt worden, woran sie sich gewöhnt haben ?
    Ich nehme an, dass Du da nicht schon immer die Lehrerin warst.

    Versuch's noch mal wie im Anfangsunterricht:


    Gegenstände benennen - in Inter-/Aktionen benennen - einfache Dialoge und Rollenspiele auswendig lernen und spielen lassen - Chansons mitsingen - Texte laut lesen / laut mitlesen, Videocassetten ablaufen lassen ... damit das französische Klangbild möglichst oft gehört und selbst gesprochen wird.


    Es wird seine Zeit brauchen, das Niveau des 4. Lernjahres zu erreichen.
    Aber Du hast bestimmt recht, die ja an sich mündliche Sprache endlich "herauskitzeln" zu wollen. Das scheint wichtiger.


    Beste Erfahrung: 2 Wochen Schüleraustausch in den Ferien organisieren / anregen. Nicht in franz. Klassenzimmern sitzen und weder verstehen noch sprechen können.


    Viel Erfolg ! gemo

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

    • Offizieller Beitrag

    Hi Ihr Lieben,
    ich werde eure Anregungen aufnehmen und morgen einen Dialog in Partnerarbeit erarbeiten lassen- den sollen die Schüler dann frei präsentieren (mit Karteikarte als "Spickzettel")
    Tja, was in der Vergangenheit war, weiß ich nicht, aber ihr Französisch ist (für eine zehnte Klasse!) grauenhaft schlecht, mündlich und schriftlich, und das wissen sie leider auch.
    Ich als Schüler, der aus der Pubertät heraus ist, käme mir ziemlich "veralbert" vor, wenn die Lehrerin noch mal mit dem Anfangszeugs käme- sie können schon sprechen, aber nicht auf dem Zehntklassniveau.

    Zitat

    Es wird seine Zeit brauchen, das Niveau des 4. Lernjahres zu erreichen.
    Aber Du hast bestimmt recht, die ja an sich mündliche Sprache endlich "herauskitzeln" zu wollen. Das scheint wichtiger.


    Nein, ich muss die Balance zwischen dem Aufholen und dem normalen Lehrplan halten! Schließlich gibt es einen Lehrplan und wenn sie merken, dass ich sie wie Anfänger behandle, dann werden sie noch frustrierter sein. Schließlich sind sie im 4. Lehrjahr und nicht dumm!
    Die Idee mit dem Frankreichaustausch ist
    a) schon in der achten Klasse gelaufen
    b) bei vielen wegen fehlender finanzieller Mittel nicht machbar
    c) Das Interesse an der Sprache ist von vornherein nur bedingt vorhanden, da es sich hierbei um "Mathematiker" handelt.
    Lg, Hermine

  • Hallo,


    trotzdem könntest du doch wenigstens eine warming-up-Phase so einfach gestalten, dass alle wenigstens einmal kurz was sagen können, dann sinkt vielleicht auch die Hemmschwelle.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

    • Offizieller Beitrag

    Ja, natürlich werde ich in "Warming-up" Phasen das Niveau runterschreiben-
    nur das Niveau für den Rest des Jahres auf "Wir müssen doch alles nachholen, wir fangen nochmal von Anfang an" runterzuschrauben, widerstrebt mir.
    Hab heute mit der Klasse angefangen- sie durften sogar schwätzen, aber nur Französisch- und siehe da, sie trauten sich!
    Lg, Hermine

  • Hallo hermine,


    na das klingt doch gut.


    Wieso hast du mich so missverstanden? Du hattest nach anregungen zum sprechen gefragt - und ich hab dir nur vorschläge zum "mündlich zu äußern ermutigen" gemacht. Als teile deines unterrichts, nicht um alles noch mal von vorne in der 7. klasse zu beginnen.


    grüße, gemo

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo gemo,
    ich denke, das Missverständnis entstand daraus, dass in deinem Post nicht vorkam, dass ich nur Teile des Unterrichts auf Anfangsniveau herunterschrauben soll. Und der Satz, dass es einige Zeit dauern wird, bis das 10.Klassniveau erreicht wird, war wahrscheinlich ein noch größerer Ausschlag (Sie müssen ja die Grammatik der 10. Klasse drauf haben!)
    Deshalb habe ich das als "ganzheitlichen" Vorschlag aufgefasst und im Gym kann man halt im Hinblick auf das Abi nicht den ganzen Lehrplan umändern, weil man Lücken stopfen muss.
    Aber allen Beteiligten ganz vielen Dank! Es waren sehr viele schöne und brauchbare Anregungen!
    Ich habe zusammen mit der Klasse auch ein Belohnungs/Bestrafungskonzept entwickelt, das sehr an Heikes "Schokokaufzwang" erinnert und von den Schülern selbst kam. Wenn einer in einer Woche mehr als fünf Mal deutsch redet, muss er Kuchen backen oder eine Süßigkeitenrunde ausgeben- im nächsten Monat sind es dann nur noch drei Striche usw.
    Und wenn sie es schaffen, einen Monat lang weniger als 30 Striche (es sind 15 Schüler) zu haben, dann back ich ihnen einen Kuchen.
    Wir hatten heute schon eine Proberunde und sie haben sich immer wieder gegenseitig erinnert und sich richtig Mühe gegeben.


    Lg, Hermine

  • Hallo Hermine, hallo alle,


    besten Dank für Deine Antwort; dann haben wir ja alle Missverständnisse geklärt.


    Nur 15 Schüler - und auch noch nette - da müssen die Kuchenrunden doch paradiesisch schön werden.


    Zu dem folgenden Zitat aus Deinem Text möchte ich direkt eine neue Diskussion eröffnen, zu der ich nur 2 Thesen aufstelle.


    Zitat

    "... und im Gym kann man halt im Hinblick auf das Abi nicht den ganzen Lehrplan umändern, weil man Lücken stopfen muss. "


    These 1: Deine Lehrer-Vorgänger haben bei dieser tollen kleinen Gruppe Wesentliches versämt ( 3 ganze Jahre lang ), nämlich dass die Schüler in der "gelehrten" und zu lernenden Fremsprache auch Sprechen lernen. Übrigends schriebst Du im 1. Beitrag auch, dass sie schriftlich ebenfalls sehr "schwach" sind - nicht "schlecht".


    Mir scheint nach Deinem sofortigen Erfolg heute klar, wer hier die Ursachen-Verantwortung trägt: der/die LehrerIn vor Dir. Deren Unterricht war nicht viel wert ! "Ungenügend". Und wer muss es ausbaden ? Die Schüler vielleicht ihr Leben lang - und Du jetzt.
    Ob da eine frühere Leistungskontrolle auf Lehrerseite geholfen hätte ?


    These 2 : Da jemand aus der Instituation Schule für den schlechten Leistungstand verantwortlich ist, muss auch die Institution Schule "die Lücke" stopfen.


    a) Das könnten zusätzliche Förderstunden sein, die die Schüler zusätzliche Zeit kosten, die Lehrer aber - hoffentlich - bezahlt bekommen / im Deputat haben. Oder Du machst es aus "Idealismus" und um die Versäumnisse Deiner Kollegen auszubügeln.


    b) Der Lehrplan der nächsten 3 1/2 Jahre MUSS ausgedünnt/gestreckt werden, um Zeit zum Stopfen der schulbedingten Lücken zu gewinnen.


    Was nützt es denn, an einem imaginären Lehrplanpunkt fortzufahren, wenn sich den Schülern davor eine breite Lücken-Spalte auftut, die sie nicht alleine überwinden können ?


    Wir als Französisch-lehrer sind doch nicht daran interessiert, dass der Frust noch weiter steigt und diese netten jungen Menschen diese von uns geliebte Sprache so schnell wie möglich abgeben. "Rien ne va plus ? Mais si !"


    Hermine, Du selbst hast in Deinem 1.Beitrag beschrieben, dass diese Schüler aufgrund des Ist-Zustandes sehr frustriert und so geblockt sind, dass sie sich weigern, zu sprechen. Allgemein gefragt: soll das so noch 3 1/2 Jahre weitergehen ? "Die haben mit ihren ersten Lehrern halt Pech gehabt." ???


    Du verteigst zwar die im Zitat enthaltene Theorie, aber ich meine, dass Du selbst, Hermine, das gute Beispiel bist, das gar nicht so denkt: Du hast nämlich hier nach Anregungen/Vorschlägen gefragt, weil Du nicht einfach über "Lehrplan-Leichen" gehen willst.


    Viele Grüße, gemo.

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • Hallo,
    ich hole das Thema mal wieder hoch, weil ich mit meinen Französisch 9ern mit dem gleichen Problem zu kämpfen habe.
    Das Irre bei mir ist, daß die Besten bei mir im Schriftlichen die Schlechtesten im Mündlichen sind - vor allem habe ich ein tierisches Ausspracheproblem bei den SuS festgestellt. Mir läufts regelmäßig kalt den Rücken runter. Eine S liest so, wie es geschrieben steht... Ich könnte sie nur korrigieren beim Vorlesen. Wie macht Ihr das denn mit dem Verbessern? Laßt Ihr die SuS sich gegenseitig korrigieren?


    Die Hör-CD von unserem Buch spiele ich regelmäßig ab - und habe sie einigen SuS sehr ans Herz gelegt, mit einer eigenen CD regelmäßig zu üben. Den ersten Erfolg hatte ich schon! Mehr fällt mir aber nicht ein - Lieder noch, aber da suche ich was altersgemäßes (ich habe einige "coole" Mädels darin, die kann ich nicht mit der Chantons-CD locken..). Habt Ihr da schon was ausprobiert?


    Sonst werde ich das Kuchenbackbelohnungs/-bestrafungsprinzip mal ausprobieren, vielleicht klappts.
    Liebe Grüße Aline

  • Hallo Provencaline,


    ich hab zwar kein Französisch als Fach, aber ich kann mich noch gut an meine Schülerzeit erinnern, als ich während eines Austausches von einem Jungen eine Kassette überspielt bekommen hab mit Jean-Jacques Goldman. *schmacht* Die CD hab ich mir Jahre später als Erinnerung gekauft, und höre immer noch ganz gern hinein. Viel Französisch sprech ich zwar nicht mehr, aber die Lieder versteh ich doch noch grob.
    Die CD heisst übrigens "Entre Gris Claire et Gris Foncée" oder so ( hab ich jetzt nicht nachgeguckt...)


    Die Themen der Songs sind auch ganz ok und 9. Klasse-tauglich.


    Liebe Grüße,


    Tina

  • @ Provencaline und alle Fremdsprachenlehrer


    Nach meiner Erfahrung als Fremdsprachenlehrer hier und als 'Deutsch-als-Fremsprache'-Lehrer im Ausland hast Du selbst das Symptom sehr gut beobachtet und erkannt.


    Darf ich ein bisschen "Lehrer/Ausbilder" mit Dir spielen?


    Was könntest Du Dir denken, warum gerade die im Schriftlichen leistungsstarken Schüler so schwach im Mündlichen agieren - gerade in Französisch ?


    Diese Schüler sind zu stark auf das Schriftbild fixiert - und sie wissen genau, das sie nicht so wie unwissende Deutsche sprechen dürfen: jeden Buchstaben ausgesprochen, Betonung selten auf der letzten Silbe.
    Lies mal à la Deutsch: ils (mit s) écrivent (mit -ent) deux (mit x) lettres (mit -s). Du würdest Dir die Haare raufen - und das wollen sie vermeiden.


    Es wird traditionell besonders in Gymnasien viel zu viel und vor allem viel zu früh fast nur das Schriftliche geübt und gewertet - und damit wird die Konzentration fast nur auf das Schriftbild gerichtet. Ich habe noch unlängst Arbeiten gesehen, bei denen Orthographiefehler so gewertet wurden, als wäre das ganze Wort falsch oder gar nicht da.


    "Sprache" muss vorrangig "gesprochen" werden.


    Mein Tipp: Sprich genau die Wörter der Lektion mündlich vor und lass sie solange nachahmen (!), bis das Klangbild richtig ist (zuhören, leise mitsprechen, laut im Chor sprechen, erst starke dann schwache Schüler nachsprechen lassen).


    So kannst Du auch mit Sätzen und Geschichten vorgehen. Dabei ist es sehr erleichternd, den Inhalt zuerst in Deutsch zu erzählen, damit die Schüler wissen, worum es geht und sich nicht nur wie doofe Papageie vorkommen.


    Wenn dann der Text aufgeschlagen wird, zuerst selbst korrekt vorlesen und ganz leise mitlesen lassen. Dabei können sie sich gut an dem Gehörten korrigieren.


    Das alles kann man natürlich auch schön mit tgechnischen Hilfsmitteln durchführen - besonders gut wäre ein Ton (!) -Film mit zunächst verlangsamter Sprechweise.


    Jedenfalls müssen die Schüler intensiver an die gesprochene mündliche Sprache herangeführt werden als an die Schriftsprache.


    Und dann sind wir schnell wieder bei der Diskussion über die Bedeutung und Wertigkeit der Rechtschreibung.


    Streitthese:
    Wer gut französisch sprechen kann, ist mir allemal lieber als jemand der nur und stumm gut schreiben kann.


    Natürlich muss die Schrift nachgezogen werden. Aber sie darf das gespeicherte Klangbild nicht mehr verderben können.


    Wer fast nur "ilz ekriwent" im Kopf hat, tut sich sehr schwer, "ils écrivent" richtig zu sprechen.


    Probiere mal mit Geduld über einige Wochen.
    Im Deinem dritten schon auf das Schriftliche festgefahrenen Lehrjahr wird das einige Zeit brauchen.


    Ich hatte in Frankreich in einer Troisième (9.Jg.) Deutsch erste Fremdsprache (4.Jahr) einen schriftlich sehr starken Schüler, dem ich beim Lesen im vor mir liegenden Text nicht folgen konnte, weil er da ein gar nicht deutsch klingendes Etwas sprach. Nach zwei Wochen Schüleraustausch in einer netten Familie las er wie ein Deutscher. Er hatte erstmals das deutsche Klangbild aufgenommen.


    Deswegen meine These und Forderung: Im ersten Lernjahr einer Fremdsprache täglich wenigstens eine Doppelstunde mit vorwiegend Hören und Sprechen, damit ein Gehör und Gefühl für die neue Sprache entstehen kann. Dann drei Monate Auslandsaufenthalt und danach nur noch "Sprach-Erhaltungs-Unterricht" von 1 - 2 Wochenstunden, wenn denn leider finanziell nicht mehr möglich ist.


    Ich war sehr negativ beeindruckt, als ich die Erfahrung machen musste, dass Uni-Anfänger in Romanistik Fach Französisch mit vorausgegangenem Französisch Leistungskurs nur ein sehr schlechtes Französisch sprachen.


    Aber ich bleibe nicht bei der Kritik und Mängelbeschreibung stehen, sondern habe mir die obige Alternative überlegt.


    In real 37-Minutenstunden 4 x die Woche kann man kein Sprachgefühl vermitteln und kann es sich nicht aneignen.
    Trotzdem muss man das Beste daraus machen und darf die "Sprache" nicht durch die "Schrift" noch schwieriger werden lassen oder gar verderben.


    Nach diesen typisch mohrschen Thesen wünsche ich Dir noch viele eigene Gedanken dazu.


    Viele Grüße, Georg Mohr

    Glückliche Kinderaugen machen glücklich !
    "Lehren" = beim Lernen unterstützen + "Erziehen" ist noch wichtiger als "Stoff" vermitteln.

  • Hallo,


    ich habe mal eine Nachprüfung Französich 10. Klasse miterlebt. Auf dem Flur sozusagen. Die Tür hatte keinen nennenswerten Schallschutz......


    Den Herrschaften winkte die Versetzung, wenn es ihnen gelungen wäre, in der mündlichen Prüfung einen einzigen Satz herauszubringen. Da war aber nichts zu wollen.


    An unserer jetzigen Schule geht es ziemlich anders zu. Spätestens im 2. Lernjahr wird da flüssig parliert. Und zwar in beiden Fremdsprachen.


    Schüleraustausch gibt es zum Teil klassenweise. Ist auch längst nicht so teuer wie etwa die Skifreizeit, weil man nur die Bahnfahrt bezahlen muss.


    Was mir auch gut gefallen hat: Chatten mit der Partnerschule. Meinen eigenen Kindern hatte ich eine Zeitlang auch nur Chatten in Fremdsprache erlaubt. Das brachte einen ziemlichen Schub.


    Können denn diese Kinder, die nicht sprechen können, freie Texte verfassen?


    Grüße Enja

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Schüleraustausch gibt es zum Teil klassenweise. Ist auch längst nicht so teuer wie etwa die Skifreizeit, weil man nur die Bahnfahrt bezahlen muss.


    Ich finde Schüleraustauschs so toll zum Fremdsprachenlernen. Ich habe in meiner eigenen Schulzeit 4 mal beim Schüleraustausch mitgemacht und das hat mir einen riesigen Motivationsschub beim Fremdsprachenlernen gebracht.
    Aber eine Frage habe ich an dich, Enja: Was macht ihr mit den Schülern, die keinen Austauschschüler unterbringen dürfen oder keinen Platz haben? An meiner Schule und an der Schule, in der ich im Referendariat war, ist der Schüleraustausch daran gescheitert, dass nicht genügend Schüler in der ganzen Schule bereit waren oder die Möglichkeit hatten, jemanden aufzunehmen.
    Wie macht ihr das oder gibt es bei euch keinen Gegenbesuch der Partnerschulen?


    Gibt es bei euch keine Probleme bei der Finanzierung der Bahnfahrt (ist ja auch nicht so billig, oder?)? Bei uns wurden fast alle Klassenfahrten gestrichen, weil das für die Eltern zu teuer ist.


    Grüße.
    Ex-Referendarin,
    die sehr gerne einen Schüleraustausch an ihrer Schule hätte

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