Effektive Rechtschreibübungen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr,


    ich starte jetzt auch mal eine Ideensammlung. (Vielleicht hilft sie ja auch anderen.)
    Meine Deutsch-Seminarleiterin sagte mir nach dem letzten Unterrichtsbesuch, dass es effektive Rechtschreib-Trainingsmethoden gäbe. Welche das sind, möchte sie aber erst im nächsten Schuljahr verraten (zu spät, dann bin ich wahrscheinlich in Kl. 1).


    Nun bin ich also auf der Suche nach solchen Übungen.


    Aber Achtung!
    Ich kenne Übungen für wochenplanarbeitende, selbstständige, differenziert unterrichtete Klassen. Diese Möglichkeiten habe ich nicht.
    Ich unterrichte derzeit 1 Deutschstunde (hoffentlich bald 2) in einer kleinen, i.A. recht passiven 2. Klasse.
    Die Kinder kennen:
    Frontalunterricht, Einzelarbeit, ab und an ein kleines Partnerdiktat. Gruppenarbeit habe ich einmal im Lesen probiert, funktionierte in einer Gruppe gut, in den anderen beiden war es ein kompletter Reinfall. Also wenn Gruppenarbeit, dann nur sehr kurz und kleinschrittig zum Erlernen derselben. Selbstständige Arbeit ist extrem schwer durchzusetzen. (Doppelstunden in Rechtschreibung gibt es leider nicht.)
    Alle Kinder sprechen Deutsch als Muttersprache und sind meiner Meinung nach recht fit in Deutsch.
    Es gibt ein Buch (Volk und Wissen) mit leider sehr genau vorgegebenem Grundwortschatz (Klassenwortschatz also nicht möglich) und recht genau vorgegebenen Übungen, die die Klasselehrerin mir auch immer wieder vorschlägt, auch für nen UB. Ich setze mich zumindest bei UBen darüber hinweg und sage ihr, dass die FSL das nicht sehen will. Dann stehe ich aber komplett alleine da, da ich keinen Schimmer habe, was ich noch anfangen kann.
    Beliebte Übungen im Buch sind: Abschreiben, abschreiben und Artikel hinzufügen, Wörter trennen / Silbenrätsel, Lückensätze, bei denen das Buch offen gelassen wird (= die Kinder schreiben die Wörter auch wieder ab aus der Wortleiste). Abschreiben soll ich aber in UBs nicht zeigen. Ferner sollen die Kinder viel schreiben in den Rechtschreibstunden. (Sind im Stundenplan extra ausgewiesen.) Außerdem muss alles sehr schnell gehen, da der Stoffplan sehr vollgestopft ist.
    Was ich damit sagen will: So leid es mir auch tut für alle Reformschulbefürworter: Ich kann die Schule und den Unterricht in der Klasse auf keinen Fall auf den Kopf stellen mit 1 oder 2 Deutschstunden. (Ich hätte das ganze auch lieber anders, könnt ihr mir glauben.) Ich bin frustriert, weil ich nicht weiß, was ich machen soll und keine gescheiten Vorschläge in der Schule und im Seminar bekomme (andere sind entweder in wochenplanarbeitenden Klassen oder etwa so ratlos wie ich) und ich möchte den Kindern natürlich das richtige Schreiben beibringen.
    Ich weiß eben nicht, wie ich das unter den gegebenen Umständen machen kann. Achja, kosten soll es natürlich auch nicht die Welt, ich kann nicht für jedes Kind einen Karteikasten kaufen, wenn sie es nur eine Stunde pro Woche bei mir nutzen.
    Ich habe ausprobiert:
    - Abschreiben
    - Wortbildkarten (umdrehen, nachschreiben)
    - Tafel (zuklappen, nachschreiben)
    - Partnerdiktat ins Heft und auf den Rücken des Nachbarn
    - Laufdiktat (von meiner Ausbildungslehrerin gerade eben so toleriert, aber sie mag es nicht gern "weil die Kinder da so toben")
    - Analogiebildung (Reimwörter)
    - die Übungen aus dem Buch
    Zu beachten ist: Bei allen Partnerübungen habe ich 1 Kind übrig, wenn nicht jemand krank ist. Für einen Jungen läuft zur Zeit ein Förderausschuss, er kann kaum selbstständig schreiben und spricht sehr schlecht.


    Fällt euch noch was tolles ein? (Oder muss ich damit warten, bis ich vielleicht mal ne eigene Klasse bekomme? ?( )


    Gruß,
    Conni<br>

  • Oh je, du kannst einem wirklich Leid tun. Aber die Kinder sind eigentlich schlimmer dran. Sie müssen das den ganzen Tag ertragen.
    Versuch es mal mit dem Robischon-Material. Es heißt"Richtig schreiben Wort für Wort". Es sind Kopiervorlagen, die erschwinglich sind. Meine Kinder arbeiten gern damit, allerdings nicht zur gleichen Zeit die gleichen Aufgaben.
    Dosendiktate fallen mir noch ein.
    Heidi<br>

  • Ohje, die armen Kleinen scheinen ja wirklich einen vorsintflutlichen Deutschunterricht in punkto Rechtschreibung genießen zu müssen.


    Meine Tipps:
    - Laufdiktat (ich nenne es immer "Schleichdiktat", da wird es automatisch leiser)
    - Würfeldiktat (Sätze oder Wörter mit Nummern vorgeben, würfeln, entsprechenden Satz schreiben)
    - Partnerdiktat
    - Wortlistentraining (bestimmte Wörter (ie-Wörter, Adjektive, alle mit "s" etc.) aus einem Text abschreiben oder zu einem bestimmten Oberbegriff Wörter im Klassenzimmer suchen
    - Wortbilder (Wörter ihrem Aussehen entsprechend darstellen - Umrisse)
    -Purzelwörter (Buchstaben durcheinander in ein Quadrat schreiben, Wort heraus finden)
    - Lernwörter-Memory (ein Kärtchen mit vollständigem Wort, eines mit Purzelwort)
    - Schlangenwörter (Lernwörter aneinander reihen)
    - Geheimschrift (Wörter rückwärts schreiben; Lernwörter in Anlautsymbole verpacken)
    - Girlandenbögen (Silbenboote vorgeben, Wörter erfinden lassen)
    - alle Übungen der FRESCH-Methode (Freiburger RechtschreibSc - viele hilfreiche Methoden, verlängern, ableiten, schwingen)
    - Dosendiktat
    - Lernwörter auf Kärtchen schreiben, Sätze bilden lassen, können auch Unsinnssätze sein


    Hoffe, ein paar dieser Tipps helfen dir! Auf jeden Fall nicht verzagen, sondern immer wieder etwas neues einführen, du wirst sehen, die Kids werden sich darauf einlassen, auch wenn du nur zwei Mal die Woche kommst. Klar, komplett umkrempeln kannst du den Deutschunterricht nicht, aber ihnen vielleicht wieder ein bisschen Spaß und Motivation bringen!
    Gruß, Annette<br>

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Annette,


    danke für deine Tipps. Ich habe noch ein paar Fragen:

    Zitat


    Meine Tipps:
    - Würfeldiktat (Sätze oder Wörter mit Nummern vorgeben, würfeln, entsprechenden Satz schreiben)


    Heißt das, einen vorliegenden Text abschreiben? (Ich bin beim letzten UB darauf hingewiesen worden, dass ich viel zu viel abschreiben lasse. :( )


    Zitat


    - Wortlistentraining (bestimmte Wörter (ie-Wörter, Adjektive, alle mit "s" etc.) aus einem Text abschreiben oder zu einem bestimmten Oberbegriff Wörter im Klassenzimmer suchen


    Wie meinst du das mit dem suchen? Versteckts du vorher Wortkarten?


    Zitat


    -Purzelwörter (Buchstaben durcheinander in ein Quadrat schreiben, Wort heraus finden)


    Ahh, sowas haben wir auch! Hab ich sogar mal als Zusatzaufgabe für einen UB vorbereitet, aber nie benutzt. War sehr zeitaufwändig: Ich hatte Wörter mit ie in einzelne Buchstaben und ie in eine Tabelle getragen, auf Karton ausgedruckt, zerschnitten und wortweise in Ue-Eier gefüllt.


    Zitat


    - Girlandenbögen (Silbenboote vorgeben, Wörter erfinden lassen)


    Was sind denn Silbenboote? Sowas wie ein Silbenrätsel?


    Zitat


    - alle Übungen der FRESCH-Methode (Freiburger RechtschreibSc - viele hilfreiche Methoden, verlängern, ableiten, schwingen)


    Hast du dazu einen Link- oder Verlagstipp? (Mir ist so, als hätte ich das schonmal irgendwo gelesen, ich weiß nur nicht mehr wo, ich glaub Werbung in einer älteren "Grundschule".)


    Gruß,
    Conni<br>

  • Hallo Conny,


    zu deinen Fragen:
    1. Würfeldiktat
    Du schreibst einfach auf ein Blatt ein paar Sätze oder Wörter (meistens die, die für ein Diktat geübt werden) und lässt sie dann abschreiben.


    2. Wortlistentraining
    Aus einem Text oder angeregt durch Gegenstände, Bilder etc. Wörter suchen lassen.


    3. Purzelwörter
    Wieso so umständlichß? Kannst doch einfach auf einem Blatt Buchstaben durcheinander schreiben!


    4. Girlandenbögen
    Ein Bogen = eine Silbe. Boote,weil Buchstaben-Passagiere drin sitzen. (z.B. gu-ten a-bend)


    5. FRESCH-Methode


    Michel, Hans-Joachim (Hg.): FRESCH (Freiburger Rechtschreibschule). Grundlagen – Diagnosemöglichkeiten - praktische Übungen zum Thema LRS. Lichtenau: AOL 2002.


    Rinderle, Bettina: Fit trotz LRS. Übungen und Strategien für LRS-Kinder. Lichtenau: AOL 2002.



    Gruß Annette



    <br>

  • Meiner Erfahrung nach, kommt es nicht so sehr auf verschiedene Übungsformen an, sondern darauf, ein Konzept zu haben. Ein (gelungenes) Konzept bietet u.a. Lessmann, beate, Schreiben und Rechtschreiben, Dieck Verlag. Sie hat u.a. eine Kiste mit Rechtschreibphänomenen, nicht ganz billig, aber lohnt sich.
    Ich habe das Konzept etwas abgeändert, und mit Wörterlisten geübt. Dazu gab es verschiedene Übungsformen, die nach und nach eingeführt wurden. Mit diesen übte ich die Listen.


    Ansonsten gibt es auch gute Rechtschreibprogramme und auch Programme zum Herstellen von Purzelwörtern.
    Anfang der 90 gab es in der Praxis Grundschule oder Grundschule mal zwei Artikel zu alternativen Diktatfomen (Würfel, Schleich, Partner, Dosendiktate).


    In Fortbildungen habe ich gelernt, dass die Entwicklung eines Rechtschreibgespürs 5-6 tragfähige Grundlagen beinhaltet: Schreiben nach Diktat ist nur eine, Abschreiben (Vermittlung einer Technik des Abschreibens), Wörterbucharbeit (kontrollieren und korrigieren), verständliches Schreiben, eingeübte Wörter als Modelle nutzen, selbständiges Üben von Lernwörtern. Also sollte sich der Rechtschreibunterricht nicht nur aus der Förderung der einen Teilleistung zusammensetzen. Also gehört durchaus Training der Arbeit mit dem Wörterbuch in den Bereich der Rechtschreibung.


    Irgendwo schrieb ich einen Threat zu LRS. Vielleicht hilft das auch etwas weiter?
    flip
    <br>

  • Hallo,


    aus gegebenem Anlass (erstmals eine zweite Klasse in Deutsch) krame ich diesen Beitrag heraus.


    Die in diesem Beitrag genannten Ideen zum Üben von Rechtschreibung finde ich ganz gut. Einiges habe ich mir gleich mal abgespeichert!


    Aber ich habe noch eine Frage: neulich habe ich im Forum etwas über "Merk-, Mitsprech- und Nachdenkwörter" (oder so ähnlich) gelesen und habe anschließend in dieser Richtung etwas recherchiert. Die Idee, Wörter so zu sortieren, finde ich sehr schön. Allerdings ist mir unklar, wie konkret das vor sich geht. Haben die Kinder drei Hefte, in die sie die Wörter einsortieren (z.B. das lautgetreue Hase ins Mitsprechheft und das abgeleitete Wort Hände ins Nachdenkheft)? Stelle ich mir auf Dauer sehr langweilig vor. Aber wie kann das sonst funktionieren? Hat jemand schon so gearbeitet?

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