Beiträge von sehrratlos

    Hallo try,
    schon lange war ich nicht mehr in diesem Forum aktiv, doch als ich den Beitrag über Differenzierung hier las, muss ich mich doch einmal zu Wort melden. Ich arbeite seit einigen Jahren sehr individualisierend mit meinen Schülern. das heißt, jeder so gut er kann und so schnell er kann. Das hat zur Folge, dass nicht alle Schüler bei einemThema verharren, bis auch der letzte es versteht. Warum sollen "pfiffige" Schüler nicht bereits an Themen arbeiten, die schwache Schüler noch nicht durchdringen? Ich denke, dass man starke Schüler ruhig weiter im Stoff führen kann. Das geht natürlich nicht im Frontalunterricht. Ich arbeite daher mit Plänen im Unterricht, mit denen sich die Schüler teilweise eigenständig neue Themen erarbeiten können. Meine Aufgabe ist es dann, Erklärungen zu geben und gleichzeitig schwachen Schülern intensive Hilfestellungen zu bieten. Ich mache damit gute Erfahrungen und habe immer Klassen, in denen die Schüler sehr motiviert und selbständig arbeiten. Es ist, meiner Meinung nach, wenig sinnvoll starke Schülern mit Material zu "parken", anstatt sie weiter durch den Stoff zu führen. natürlich muss man immer darauf achten, dass zum Ende des Schuljahres alle Schüler der Klasse die geforderten Anforderungen erfüllen. Doch wo steht geschrieben, dass ein Schüler im 2. Schuljahr z.B. nicht auch bereits am Stoff des 3. Schuljahres arbeiten darf? Natürlich sind die Pläne an sich schon für die starken Schüler mit mehr Denk- und Knobelaufgaben versehen.

    Danke pselino und ellah für eure Posts. Auch ich wollte natürlich die Situation nicht generalisieren, doch finde ich es sehr gut, dass hier viele Kollegen von ihren Erfahrungen berichten. Das hilft mir sehr, meine Situation einzuordnen. Nachdem es letzte Woche nach einer eigentlich harmlosen Diskussion zu einer Eskalation gekommen ist, scheint sich doch etwas zu bewegen. Es finden zum ersten Mal vorsichtige Gespräche statt. Ich habe nur bisher die Erfahrung gemacht, dass nach ein paar Wochen alles wieder so war wie vorher. Naja, jetzt sind ja erstmal Ferien und ich bin sehr gespannt, was sich dann weiter tut.Ich werde nach den Erfahrungen der letzten Woche aber noch intensiver den Dialog zu suchen. Vielleicht gelingt es ja doch, Vorbehalte und Vorurteile langsam aufzubrechen. :whistling:

    Hallo erstmal.. :D leider werden bei uns Zeugnisse nicht in "Du" Form geschrieben...ich habe jetzt auch ein erstes Schuljahr und möchte gerne meinen Schülern eine persönliche Rückmeldung geben. Sie bekommen von mir ein sog. "Ampelzeugnis". Auf dem "Formular" ist eine Ampel abgebildet. Natürlich steht die Ampel auf grün.. :rolleyes: Ich schreibe dann zwei, drei ganz persönliche Sätze..und habe die Erfahrung gemacht, dass das sehr spannend für die Schüler ist. Natürlich dürfen sie mir im Gegenzug auch ein Zeugnis schreiben.

    Ich habe in einem vierten Schuljahr sehr gute Erfahrungen mit folgendem Konzept gemacht: Zu Beginn des Schuljahres habe ich eine Woche lang jeden Tag 20 Wörter aus dem Grundwortschatz diktiert. Die Fehler habe ich dann in Kategorien eingeteilt. Ich habe dann für jeden Schüler festgestellt, wo er die meisten Probleme hat. Aus dem Rechtschreibteil des Sprachbuches habe ich ihm dann eine Tabelle erstellt und die Seiten ausgelassen, die Probleme bearbeiten, die der Schüler nicht mehr hat. So entstand für jeden Schüler ein individueller Plan, an dem er dann seine Probleme im Laufe von einigen Monaten bearbeiten konnte. Dann habe ich nochmals die Wörter aus dem Grundwortschatz diktiert, wiederum die Fehlerhäufigkeit analysiert und einen weiteren Plan erstellt. Übrigens beim zweiten Durchgang waren schon viele Schüler selber in der Lage zu erkennen, was sie noch üben müssen. Ist zwar einmalig recht viel Arbeit, aber dann läuft das wie von selber und jeder übt nur das, was er wirklich üben muss. :thumbup:

    Ich habe die Zehnerüberschreitung im 100er Raum mit Steckwürfeln erarbeitet. Das sind dieses Plastikwürfel, die man zusammenstecken kann. Zehner sind immer zu einer Stange zusammengefasst. Man kann dort mit verschiedenen Farben arbeiten. Beispiel: 23 + 9: Der erste Summand wird in einer Farbe dargestellt. Der zweite Summand in einer anderen Farbe. Jetzt wird erstmal bis zum Zehner ergänzt, so entstehen 3 Zehnerstangen, die übrigen Würfel werden neben die Stangen gelegt...jetzt kann die Zahl "abgelesen" werden. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Der Schritt zur bildlichen Darstellung fällt den Schülern dann recht leicht. Vielleicht hilft Dir das :whistling:

    Danke für eure netten Begrüßungen :rolleyes: , ich bin dankar für die vielen Posts zu meinem Problem und hoffe, bald nicht mehr so ratlos zu sein. Auf jeden Fall ist dieses Forum sehr interessant..

    Jetzt werde ich also mal eine Lanze für Grundschullehrer brechen.. :thumbup: ..auch ich arbeite seit einem Jahr mit dem iPad und bin sehr zufrieden. Endlich hört die Zettelwirtschaft auf. Auch bei Konferenzen leistet es mir gute Dienste. Da ich wenig frontal und sehr individualisierend( mit Plänen) arbeite, muss ich viel dokumentieren. Notizen über Schüler kann ich auch sehr zeitnah festhalten und, wenn gewünscht, den Eltern per Mail schicken. Auch muss ich nicht mehr Cds für den Musikunterricht mit mir rumschleppen...brauche ich etwas, kann ich die gespeicherte Musik gleich über die Anlage laufen lassen. Auch das Aufnehmen bei Musikprojekten war problemlos möglich...Wichtig sind natürlich regelmäßige backups...und natürlich ein W-Lan Zugang in der Schule, denn hier haben wir z.B. kaum mobilen Empfang.

    Hallo zusammen,
    ich habe mich jetzt hier angemeldet, weil ich dringend einmal Austausch brauche. In eurem Forum habe ich schon öfter mal gelesen und hoffe, dass es zu einem regen Austausch kommt. Ich bin Grundschullehrerin in Sachsen...komme aber ursprünglich aus NRW. Auf gute "Gespräche" :thumbup:

    Also ein Schulwechsel kommt für mich nicht mehr in Frage...das hat viele Gründe, aber der Hauptgrund ist bestimmt, dass ich ja mit Kindern und Eltern sehr gut klarkomme. Die Schulen hier in der Region sind alle ähnlich strukturiert..käme also vom Regen in die Traufe...das ist für mich bestimmt keine Lösung. Es wäre wirklich schön, wenn hier mal ein Lehrer aus dem Osten posten würde. Ein sachlicher Austausch würde bestimmt interessante Aspekte zeigen. Naja..jetzt erstmal Wochenende 8)

    Hallo zusammen,
    die Geschichte mit den alten Texten zur Einschulungsfeier ist mir wirklich ernsthaft passiert. Natürlich sollte der Satz mit den Pionieren nicht gesagt werden, aber dennoch ist dieser Vorfall symptomatisch für das, was ich so erlebe. Alles ist eigentlich so geblieben, wie es vor der Wende war. Die sozialistischen Begriffe werden eben ausgetauscht. Es hat sich in fast 25 Jahren aber an der Einstellung vieler Lehrer nichts geändert. Der Unterricht ist an vielen Stellen noch sehr geprägt von dem, was die Leute in ihrer Jugend gelernt haben. Nicht das Individuelle zählt, sondern marschieren möglichst im Gleichschritt. Fast alle Unterrichtsinhalte werden kleinschrittig vorgegeben. Man meint, man wäre individuell, wenn zusätzliche Arbeitsblätter gegeben werden. Elternmitarbeit ist eigentlich nicht erwünscht. Oft werden die Eltern von oben herab behandelt. Mir wurde schon häufiger signalisiert, dass meine Westausbildung qualitativ schlechter ist, als die ehemalige Ostausbildung. Es wäre unfair, dass Ostlehrer damals eine Zusatzqualifikation machen müssten, Westlehrer, die in den Osten kämen, aber gleich übernommen würden. Übrigens wurde hier meine Berufstätigkeit im Westen bei der Einstellung bei der Gehaltsgruppeneinstufung nicht berücksichtigt. Ich könnte noch viele Beispiele nennen, doch das soll jetzt erstmal reichen.

    Danke für die interessanten Äußerungen. Mein Kollegium ist im Durchschnitt Mitte 50. Es stellte sich in den letzten Monaten heraus, dass eine Diskussion über neuere Methoden nicht möglich ist. Ein Beispiel: Ich muss dieses Jahr mit einer Kollegin die Einschulungsfeier gestalten. Die Kollegin gab mir dann Texte , die offensichtlich noch aus DDR Zeiten waren:" ich bin froh ein Pionier zu sein"...ich habe dann versucht mit dieser Kollegin eine Einigung zu finden, das heißt neuere, den Zeiten angepasste Formen zu finden. Ich habe die Texte verändert und modernere Lieder vorgeschlagen...sie hat das nicht verstanden...also es bleibt schwierig....solange ich das aushalte, bleibe ich ruhig und bin froh, wenn ich Kinder und Eltern auf meiner Seite habe...danke für eure Kommentare..das ist für mich sehr hilfreich.

    Auch hallo,
    danke für Deine schnelle Antwort. Natürlich hast Du recht..lange verschweißte Kollegien sind immer ein Problem. Ich empfinde es allerdings inzwischen als unerträglich, dass ich jeden Tag erleben muss, wie es vor der Wende zugegangen sein muss. Ich stoße hier auf Unterrichtsmethoden, die wirklich noch mehr als irritierend für mich sind. Nur mal einige Beispiele: Vor Unterrichtsbeginn müssen die Kinder hinter ihren Stühlen stehen und in monotonem Ton den Lehrer begrüßen. Die Bücher liegen bereits...sehr wichtig...der Größe nach sortiert...auf den Tischen. Es wird ausschließlich frontal unterrichtet..bis auf einige Stunden "Projekt" oder "Werkstattunterricht"... individuelle Förderung = 0...im Sportunterricht stellen sich die Kinder geteilt nach Geschlecht und der Größe nach auf. Als Krönung müssen alle "ein fröhliches Sport frei" brüllen. Ich mache eher freien Unterricht...mit Plänen, wenig frontal..nach Möglichkeit sehr individualisiert..die Schulleitung akzeptiert das, die Eltern finden es gut, die Kollegen finden das befremdlich...Ein "offenes" Gespräch führte unlängst dazu, dass eine Kollegin jetzt krankgemeldet ist, da sie meint, dass ihre Arbeit, die sie seit 30 Jahren macht, nicht gewertschätzt wird...ich finde das alles ganz gruselig..zumal nur wenige Leute im Westen wissen, was hier wirklich noch abgeht...

    Hallo erstmal,
    ich habe mich jetzt mal in diesem Forum angemeldet, weil ich doch einen Austausch brauche. Ich war 15 Jahre im Westen an einer Schule tätig. Danach wechselte ich aus persönlichen Gründen ^^ nach Sachsen. Über mehrere Umwege in Privatschulen bekam ich vor gut 3 Jahren eine Stelle an einer staatlichen Schule in Sachsen. Das Kollegium hat gemeinsam die Wende durchlebt und ich war die erste "Neue", die in dieses Kollegium kam. Und dann noch aus dem Westen. Ich habe schon große Probleme mit meinen Kollegen und wollte hier einmal fragen, ob es "Leidensgenossen" gibt, die vielleicht auch Erfahrungen haben mit Ostschulen als "Wessi". Meine Erfahrungen sind eher negativ und inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich gegen eine meterdicke Wand anrenne zur Zeit.

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