Beiträge von Arabella

    Ich hab auch schon bei meiner Tochter im Unterricht hospitiert, sie saß vorne, ich hinten. Manchmal hat sie mir zugelächelt, ansonsten hat sie mich "vergessen". Ich wollte wissen, wie sie sich als vorzeitig Eingeschulte im Unterricht einer wohnortnahen Regelschule macht (ob die Einschulung mit fünf sinnvoll ist) - und natürlich hat mich die pädagogische Arbeit der Lehrerin interessiert, auch im Hinblick auf andere Schüler. Und weil ich selbst sehr "alternativ drauf bin". An meiner freien Schule gab es z.B. einen Vater, der jeden Donnerstag den gesamten Tag mit seiner Tochter (1.Kl.) in der Schule verbrachte, ihr beim Arbeiten zuschaute oder half. Er wollte teilhaben am Schulleben seiner Tochter. Andere Mütter übernehmen regelmäßig Projekte, üben Lesen... oder hospitieren, d.h. spielen Mäuschen. An Montessori-Schulen ist das normal. Ich versteh hier die Abwehrhaltung gar nicht.
    Wovor die Angst? Und was sollte Eltern fremde Kinder interessieren, außer, dass sie sie vielleicht mit ihrem eigenen vergleichen können. Mit dem Datenschutz-Argument könnte ich als Mutter gar nichts anfangen, würde es für eine Ausrede halten. Es gibt zwar (leider) eine Schulpflicht, aber trotzdem bin ich als Mutter für die Erziehung verantwortlich und muss doch Einblick erhalten dürfen in ein Umfeld, das zeitlich ein Drittel der wachen Zeit meines Kindes ausmacht.

    Ordnungszahlen miteinführen? Der Montag ist der erste Tag der Woche. Was ist an ihm besonders? Einfach die Kinder fragen, die wissen schon irgendwas, z.B. "da muss Mama lange arbeiten und ich gehe zu Oma" oder "da habe ich Fußballtraining" oder "da bin ich morgens immer so müde, weil ich ja am Wochenende immer ausschlafen kann".
    Ich lege zuvor sternförmig A3-Bögen auf den Boden, auf denen die Wochentage aufgeschrieben sind. Die Reihenfolge ist zunächst zufällig. Es gibt Kinder, die die Reihenfolge schon beherrschen und beim Sortieren helfen. Unter Montag schreibe ich dann eine "1." für "erster Tag". Dann frage ich nach Dienstag, was daran so besonders ist und fahre dementsprechend fort. Vielleicht ist dann schon eine Stunde herum, wenn man das mit einer ganzen Klasse macht - je nachdem, was die Kinder zu erzählen haben. Zur zweiten Stunde oder im Anschluss, lasse ich ein Kind die Tage abgehen - mit Übergang in die nächste Woche, damit klar wird, dass es sich um einen Kreislauf handelt. Irgendwann sage ich "Stopp" und bitte das Kind zu benennen, welcher Tag gerade ist, also bei welchem Schild es steht. Und gestern? Dann muss es zurückschauen. Und morgen? Dann dürfen andere Kinder im Kreis gehen... Je nach Kind stelle ich passende Aufgaben: Welcher Tag ist übermorgen? Überübermorgen? In fünf Tagen? In einer Woche? In zwei Wochen?


    Man kann auch die Besonderheit des Sonntags noch hinzunehmen: alle Geschäfte sind geschlossen,... aus der Bibel vorlesen "am siebten Tage sollst du ruhen"... in anderen Religionen ist der "Sonntag" an einem anderen Tag, z.B. im Islam der Freitag.

    Was würde das Kind denn stattdessen gerne machen?


    ... unter Berücksichtigung der Regeln, dass es im Klassenraum bleiben muss (wenn das bei euch der Fall ist) und die anderen nicht von ihrer Arbeit abhält. Bei uns dürfen die Schüler machen/lernen, was sie wollen. Das hört sich für viele Außenstehende erst mal befremdlich an, aber wir grinsen dann zurück und sind stolz darauf. Belohnt wird niemand, für die einzelnen Räume (Lernwerkstätten) gibt es klare Regeln. Viele Kinder arbeiten bei uns gern auf kleinen Teppichen. Das ist dann ihr alleiniger Arbeitsplatz.


    Was kann das Kind? Für was interressiert es sich? Was gefällt ihm nicht an der Aufgabe der Klasse? Was schlägt es vor, zu tun? Wenn ihm nichts spontan einfällt, einfach mal überlegen lassen. Und immermal freundlich nachfragen. Auch wenn es sich über ein paar Stunden hinzieht. Ich habe schon mehrfach beobachtet, dass Kinder, die nichts mit sich anzufangen wussten, andere in ihrem Tun beobchtet und so "passiv" gelernt haben, weil sie ja nicht "mussten".

    Habt ihr schon Lesen mit der Silbenmethode ausprobiert? Für unsichere Leser ist die blau-rote Schrift eine große Hilfe. Von "Leserabe" gibt es auch Bücher in Silbenschrift.

    Quergedacht: Vielleicht geht er ja gar nicht zur Schule und ist Freilerner!? In Frankreich geht das. :)


    Ich bin überzeugt, dass sein Erfolg nicht der Schule zuzuschreiben ist, sondern dem Elternhaus. Mozart wäre auch nicht "Mozart", wäre er in eine andere Familie hineingeboren, Talent allein genügt nicht. Interessant fand ich eine Studie, bei der Chemie-Studenten gefragt wurden, was sie dazu bewog, Chemie zu studieren: Die Freude am Experimentieren (und das "Dürfen") im Vorschulalter, also zu Hause und im Kindergarten!

    Hallo Katta,


    natürlich FÜR freies Lernen!! Die Freie Schule Leipzig ist mein absolutes Vorbild! Wollte ja nur sagen, dass Kinder - selbst wenn sie dürften - nicht wochenlang nur auf Bäume klettern oder aus dem Fenster starren, sondern sich selbst Aufgaben suchen, die sie interessieren. Das entspricht dann sicher nicht dem, was manche Lehrer unter Lernen verstehen, aber dem, was die Hirnforschung darunter versteht. An der FSL haben die Lehrer z.B. immer im Hinterkopf, dass sie ihren Schülern folgendes auf den Weg mitgeben: Herauszufinden, "Wer bin ich? Wo sind meine Stärken? Was will ich?" Kulturtechniken, Social Skills, Nachhaltigkeit,... lernen sich so nebenbei. Faszinierend. :) Mein Kollegium ist leider nicht ganz so frei.


    Liebe Grüße
    Arabella

    Die leistungsstarken können doch nichts dafür, dass andere noch nicht so weit sind. Sie sollten nicht gefrustet werden und ewig in der Warteschleife hängen, bis die anderen auch so weit sind. Klar, passende Aufgaben, Materialien, jeder nach seiner Facon... :)

    Ein Beispiel von der FS Leipzig: Ein Junge kam als Quereinsteiger an die Schule. Seine Eltern fragten ihn regelmäßig sowas wie "Und? Gefällt es dir an der Schule? Was machst du denn so den ganzen Tag? An welchen Projekten nimmst du teil?" Die Antworten waren immer einsilbig und so fragten sie die Lehrer mal beim Elterngespräch, was denn ihr Kind so mache. Er würde zu Hause immer nur sagen, er mache den ganzen Tag "nichts" und an Projekten nähme er auch nicht teil. Die Lehrer waren erstaunt, weil der Junge seit Wochen täglich viele Stunden aufm Sofa in der Bibliothek sitzt oder liegt und sich durch die PM- und Geo-Hefte liest...


    Material vorwerfen... wär traurig, wenns wirklich so gemeint war, denn so funktioniert das natürlich nicht. Man muss als Lehrer verstehen, dass man viel dazu beitragen kann, dass Lernen "gelingt", aber eine Garantie gibt es nicht. Auch wenn man von Staatswegen den Auftrag hat... Daher bin ich Fan freier Systeme, in denen der Schüler sich seinen Mentor selbst wählen kann und nicht auf das Urteil eines Lehrers angewiesen ist. Es gibt Schüler, zu denen ich keinen Zugang habe. Dafür komme ich bestens mit anderen klar, zu denen Kollegen keinen Zugang haben. Ein großer Vorteil offener Konzepte - für Schüler und Lehrer!

    Sooo ganz frei und gemeinsam ist das da nun auch nicht.


    Nee, inspirieren, einladen, ermutigen gehören natürlich immer dazu. Machmal auch "liebevoll gezwungen". Wenn ich Spinat noch nie probiert habe, weiß ich nicht, ob er mir schmeckt. ;)


    >> was in unserem Kindergarten als "freies Spiel" bezeichnet wird << Man könnte es auch "Freies Lernen" oder "Freiarbeit" nennen.

    An der Rütli-Schule ging man doch bei den 6. und 7.-Klässlern konsequent in den Zahlenraum bis 20 zurück... holte die Kinder dort ab, wo sie standen, statt mit dem "Lehrplan" weiterzumachen und plötzlich lief es. Bei einer 17-jährigen kann man natürlich keine Grundschulmaterialien mit Clowns, Zauberern und Marienkäfern verwenden, aber inhaltlich knüpfe man dort an. Und kleine überschaubare Ziele setzen! Nicht von Wurzelziehen und Binomischen Formeln sprechen.


    Quereinsteigende Schüler frage ich immer, was sie schon können. Meist wissen sie es selbst nicht so genau und ich gehe den Lehrplan durch: Ziffern schreiben? Kannst du. (Meist wird hier gelacht und die Augen verdreht, weils ja so einfach sei... aber ich bleibe völlig neutral, wertfrei.) Ok, bis 20 zählen? Wie weit kannst du zählen? Rückwärts? Kannst du + Rechnen?... Schreib mal eine Aufgabe, die du rechnen kannst. Denke dir selbst eine aus. ...Hey, ich kann nicht in dein Gehirn reingucken, ich versuche herauszufinden, was du schon kannst, damit wir da weitermachen können. Und sie merken dann, dass sie doch schon so einiges können. "Ja, aber die anderen können das und das..." Dann frage ich nach Hobbys. Irgendwas kann jeder gut. Ist mit Sicherheit ein Hobby dabei, von dem ich keine Ahnung habe...


    Und den Schüler nicht aufgeben!! Sonst geht in seinem Gehirn die Gießkanne der Begeisterung an über das erwartete "Sag ich doch, ich bin zu blöd!" Und sich über kleinste Erfolge freuen!!! Riesig freuen!!

    Wie gesagt, im Kindergarten ist das gemeinsame Lernen längst etabliert, niemand zweifelt an diesem Ansatz: Hier ein paar Kinder in der Leseecke in Bücher vertieft, dort welche arbeitend an Tischen, allein oder in Kleingruppen, mit und ohne Erzieherin, draußen spielen welche Fußball, eins gießt die Blumen, zu einer bestimmten Zeit treffen sich alle zum gemeinsamen Morgenkreis,... an unserer Schule (und an vielen anderen) sieht das genauso aus. Bücher und Materialien sind natürlich altersentsprechend.


    Manfred Spitzer sagt, das Problem im Kopf vieler Lehrer und Kultusministerien ist, dass "mit der Schule der Ernst des Lebens beginnt". Und Ernst und Lernfreude scheinen sich für viele auszuschließen.


    Und noch was wollt ich loswerden: Bei aller Freiheitsliebe bin ich selbst vorsichtig mit "Entdeckendem Lernen". Durch meine Lerntherapie-Ausbildung weiß ich, dass es Kinder gibt, die bestimmte Dinge einfach nicht entdecken... Und andere entdecken einen Weg, der sowas von umständlich ist (wie von Hamburg nach Berlin über München) und klammern sich daran fest, weil sie einen einfacheren nicht selbst finden. Ich liebe unsere Materialien daher, weil sie das Grundwissen so leicht verständlich erklären. Ohne sie würds nicht gehen.


    Und natürlich gibt es viel, was man einfach automatisieren muss. 1+1 oder 1x1 lernen wir mit Vokabelkärtchen... "Pauken" würd ich das nicht nennen.

    Die meisten Kinder haben 3-4 Jahre "Eingangsstufe", also Jahrgangsmischung im Kindergarten hinter sich und Erfahrung in Gruppenaktionen und Einzel- oder Kleingruppenarbeit. Eine Trennung nach Jahrgängen haben sie dann nur in der Schule und sonst im Leben nie mehr. In der Schule brauchen sie sie auch nicht. Und wenn man die Haltung hat, dass Kinder besser ihren eigenen Weg gehen und man sie eh nicht "belehren" kann, dass man ihren Lernweg nur begleiten kann, dann hat man auch nicht so viel Arbeit. Im Gegenteil. Die hat man ja nur, wenn man will, dass Kinder zu einer bestimmten Zeit etwas bestimmtes lernen sollen, ob sie wollen oder nicht - das ist natürlich sehr anstrengend, aber diese Probleme sind "hausgemacht". Wir erwarten von Schülern, dass sie etwas leisten ohne Widerspruch und wenn sie unseren Erwartungen dann nicht entsprechen, sind natürlich sie schuld und der Lehrer hat noch mehr Arbeit... Wie heißt es so schön: "Lehrer sind Menschen, die uns helfen, Probleme zu lösen, die wir ohne sie nicht hätten."


    Hab noch kein Kind erlebt, was von sich aus nicht lernen wollte. Sie haben ja auch alle laufen und sprechen gelernt...


    Jahrgangsmischung und nach Interesse zusammengekommene Gruppen sind für mich normal. Es gibt aber sicher viele gemischte Klassen, die sich "nur einen Raum teilen" und ansonsten jahrgangsmäßig unterrichtet werden. Dann liegt aber ein Fehler im Konzept. Selbst jede "jahrgangshomogene" Klasse kann drei Jahrgänge abdecken und selbst wenn nicht, kann sie so was von heterogen sein. Ist doch schön, dass wir alle verschieden sind. Kompetenzorientierung heißt doch das Zauberwort, auch wenn es, zugegeben, dafür noch keine Didaktik gibt. Hauptsache weg von der Defizitorientierung...

    Später in der Arbeit kannst Du Deinem Chef auch nicht sagen, dass Du für dieselben Aufgaben doppelt so lange brauchst wie Deine Kollegen.


    Später in der Arbeit hat der Chef nichts davon, wenn man nur ausführen kann, das machen Maschinen... Schon heute ist was völlig anderes gefragt, als die Regelschule produziert. Es wird sich ganz viel ändern, wir sind schon dabei...
    http://www.schule-im-aufbruch.…/%C3%BCber-die-initiative


    aber nicht daraus schließen Noten abzuschaffen!


    Noten, die mit anderen vergleichen: ja, Noten als persönliche Rückmeldung: nein, die werden gebraucht.

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