Beiträge von Midnatsol

    Ich finde die Reaktionen hier sehr überraschend. Aus meiner Sicht hat der TE alles richtig gemacht. Große Klasse für einen Berufsneuling.


    An meiner Schule und aus meiner Sicht gehören die Protokolle unbedingt (!) in die Schülerakte. Das ist der Ort, wo schwerwiegende Fälle von Fehlverhalten und die resultierenden Konsequenzen dokumentiert sind. Sollte sich echtes Mobbing wiederholen bzw. fortsetzen, käme ja über kurz oder lang ja Ordnungsmaßnahmen in Frage. Aber die können nur verhängt werden, wenn vorher nachweislich erzieherische Maßnahmen ausgeschöpft wurden. Und genau das dokumentieren wir immer in den Schülerakten.

    Unser Chef hält regelmäßig entsprechende Ansprachen auf Lehrerkonferenzen, in denen er uns auffordert, gründlich zu dokumentieren und alles in den Schülerakten abzuheften, ansonsten seien wir als Schule ein zahnloser Tiger und die SuS könnten sich schlussendlich alles erlauben, weil es (der Aktenlage nach) immer "das erste Mal" bzw. "ein Einzelfall" sei. Ich dokumentiere entsprechend sehr fleißig in den Schülerakten.

    Solche Dokumentationen gehören auch definitiv nicht in einen Ordner in meinem Arbeitszimmer: Wenn ein akuter Vorfall vorliegt, müssen Schulleitung und anwesende KollegInnen die Möglichkeit haben, nachzuvollziehen, welchen Hintergrund ein etwaiger Vorfall hat, um angemessen reagieren zu können. Da bringen Protokolle bei mir zu Hause gar nichts. Und wenn ich eine Klasse neu übernehme, schaue ich in alle Schülerakten rein: Das geht auch dann, wenn die vorherige Klassenleitung z.B. krankheitsbedingt plötzlich ausgefallen ist.

    Der einzige Unterschied zum Vorgehen des TE bei uns ist, dass die Eltern in der Regel nicht über Akteneinträge informiert werden.


    Dass es in manchen Schulen noch Extraordner gibt, mag den oben skizzierten Gründen genüge tun, dass die Dokumente jederzeit greifbar sein sollten; ich finde das aber sehr aufwändig, für alle SuS zwei Aktenordner zu führen. Schönes Beispiel für absoluten Bürokratiewahn.


    Ich würde dir, lieber TE, auch raten, mit der Schulleitung zu sprechen - aber ohne schlechtes Gewissen. Du hast aus meiner Sicht gut reagiert, kannst dein Vorgehen gut begründen, und die Schulleitung wird dir dann so oder so weiterhelfen.

    Bei uns tragen nahezu 100% der SuS und 100% der KuK die Masken weiter. Ich habe nur einen einzigen Schüler, der sie nicht trägt.

    Nach den Gründen gefragt, zucken die meisten SuS nur mit den Schultern und sagen: "Ich hab mich dran gewöhnt, ist doch egal ob ich sie aufhabe oder nicht." Einige hatten auch Erkrankungen im familiären Umfeld und haben Angst, selbst (noch einmal) zu erkranken bzw. die Krankheit mit nach Hause zu schleppen, und wollen mit den Masken sich und andere schützen. Auch hat sich meine Schülerschaft einstimmig gegen erneuten Distanz- oder Wechselunterricht ausgesprochen, daher finde ich das Tragen der Masken nur konsequent.

    Ich bin auch sehr dankbar, dass alle so an einem Strang ziehen. Ich hatte schon "Grabenkämpfe" befürchtet zwischen SuS, die die Masken absetzen, und solchen, die sie aufbehalten und dann nicht mehr neben den Maskenlosen sitzen möchten. Schön, dass es solche nicht gibt und alles friedlich ist in der Schule. Ich bin gespannt auf den Elternsprechtag - ich könnte mir vorstellen, dass da ein paar Eltern auflaufen, die diese Maskendisziplin nicht gutheißen. Ein paar der kleineren SuS haben durchaus geäußert, dass ihre Eltern es nicht gut finden, dass sie die Masken weiter tragen.

    Ich kenne den Stundenbeginn auch nur mit Aufstehen und Begrüßung, sowohl aus der Schüler- als auch der Lehrerperspektive. Ich habe es nie anders erlebt. Wie andere auch schon schilderten gilt das für die Sek.1; in der Sek.2 grüßt dann jeder sitzend so wie er mag ("Moin", "Hallo", "guten Morgen"), wobei ich das auch völlig in Ordnung finde - "Ruhe reinbringen" (s.u.) ist in der Sek.2 ja auch kein Thema mehr.


    Das Aufstehen soll kein "Machtverhältnis" zementieren. Wenn ich reinkomme, müssen die SuS nicht aufstehen. Da grüße ich dann auch schon diejenigen, die mir entgegenkommen individuell ("Moin", "Morgen", "Hallo"). Das Aufstehen ist das Signal zum Stundenbeginn, und natürlich steht hier auch die Lehrkraft. Ich finde es gut, so ein (schulweit etabliertes) einheitliches Ritual zu Stundenbeginn zu haben. So wird ganz klar signalisiert, wann der Unterricht beginnt und dass ab diesem Zeitpunkt entsprechende Verhaltensweisen umzusetzen sind. Es bringt Ruhe in den Raum. Diese Einheitlichkeit finde ich auch für Vertretungsstunden sehr angenehm, da hier allen klar ist, wie die Stunde beginnt, auch wenn man sich noch nie im Leben gesehen hat.


    Die Fünftklässler finden unsere Begrüßung übrigens immer total cool und üben das gerne mit mir, bevor sie dann ihre erste "richtige" Stunde haben. Wenn die erste Fachlehrkraft, die sie dann haben, ganz beeindruckt ist, wie sie sich schon auskennen bei uns, sind sie immer ganz stolz. Total putzig.

    Liebe Mitforisten,


    mein Mann und ich träumen eigentlich davon, aus unserem sehr urbanen Umfeld in einen ländlicheren Raum zu ziehen: Weniger Trubel, mehr Natur, Ruhe, Weitblick. Obwohl ich auch unheimlich gern etwas ländlicher wohnen würde, bin ich es, die stets auf die Bremse tritt:

    1. Fühle ich mich an meiner Schule sehr wohl und tue mich schwer mit dem Gedanken, sie zu verlassen. Aber: Auch andere Orte haben tolle Schulen, nehme ich doch mal an.

    2. - der wichtigere Grund - : Ich bin Gymnasiallehrerin durch und durch, das fachliche Arbeiten ist mir unheimlich wichtig und ich bin (so viel Ehrlichkeit muss sein!) zu "lieb" für ein nicht halbwegs bildungsinteressiertes Klientel. Nun ließe sich auch im ländlicheren Bereich sicher ein gutes Gymnasium finden, jedoch habe ich die Sorge, dass dieses eventuell aufgrund der Bevölkerungsentwicklung insbesondere im ländlichen Raum irgendwann (mittelfristig) schließen oder in eine Gesamtschule umgewandelt werden könnte.


    Liebe Gesamtschulkollegen, bitte seht das nicht als Kritik an euch oder eurer Schulform an - im Gegenteil: Meine Hochachtung für jeden, der mit einem (eventuell!) höheren Anteil weniger bildungsbeflissener SchülerInnen gut umgehen kann. (Aber) Für mich wäre das wirklich schwierig.

    Mein Gymnasium ist sicherlich kaum gefährdet: Wir sind eine große Schule mitten im Ruhrgebiet und dennoch mehr oder weniger das einzige Gymnasium vor Ort. Eine sichere Bank für mich.


    Meine Fragen:

    1. Für wie wahrscheinlich haltet ihr es, dass im ländlichen Raum bestehende Gymasien mittelfristig eventuell geschlossen oder in Gesamtschulen umgewandelt werden? Ist das mein Hirngespinst oder eine reelle Entwicklungsperspektive?

    2. Was geschieht mit den Kollegen an einer solchen Schule: Werden aus ihnen dann ggf. Gesamtschullehrer, oder werden sie an das nächste Gymnasium versetzt?


    Mir ist bewusst, dass das sicherlich auf die Bevölkerungsentwicklung und die jeweilige Lage vor Ort ankommt; aber vielleicht habt ihr ja doch eine Idee für eine generelle Entwicklung hinsichtlich der Schullandschaft in ländlicheren Gebieten. Jeder Denkanstoß kann für mich hilfreich sein.


    Daher schon im Voraus herzlichen Dank für jeden konstruktiven Hinweis.

    Ich stimme Berufsschule93 zu. Ergänzen würde ich:


    Wie in jedem Beruf gibt es Charakterzüge, die dir selbst und den mit dir in Kontakt stehenden Menschen (allgemein vllt. Mitarbeiter und Kunden, bei uns Kollegium, Schüler, Eltern, usw.) den Beruf erleichtern oder erschweren können. Hilfreich als Lehrkraft sind z.B. eine gewisse Duchsetzungsstärke, Organisationstalent, die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, Gewandtheit in der Kommunikation. Hinderlich können die Gegenteile davon sein.

    Aber auch ein Mensch, der nicht besonders kommunikativ gewandt oder der unorganisiert ist, kann genau daran arbeiten, um möglichst erfolgreich und glücklich in dem Beruf arbeiten zu können.


    Man wird nicht als Schreiner, nicht als Opernsänger und nicht als Lehrkraft geboren: Wie immer gilt, dass es das Handwerk zu lernen gilt, und dass dies manchen Menschen leichter fallen mag als anderen (und sicherlich auch, dass manche Menschen es gar nicht hinbekommen können).

    Ich frage mich gerade folgendes: Wenn die TE bekannt gibt, dass sie schwanger ist, und entsprechend nicht mehr am Präsenzunterricht teilnehmen darf, darf sie denn dann noch an Bewerbungsgesprächen für Planstellen teilnehmen, die ebenfalls mit mehreren Beteiligten in Schulgebäuden stattfinden?


    Ich persönlich würde an deiner Stelle vermutlich noch nicht bekanntgeben, dass ich schwanger bin, undzwar mit folgender Überlegung: Die Schulwelt ist klein und es kann durchaus vorkommen, dass deine Schulleitung A sich bei Schulleitung B "ausheult", weil sie nun für die schwangere Vertreterin einer Schwangeren eine Vertreterin finden muss. Wenn du aber in der Gegend bleiben möchtest, könnte (!) es passieren, dass Schule B dir eine mögliche Planstelle an Schule B nun nicht gibt, weil sie weiß, "was ihr blüht". Dass das nicht legal ist, ist mir klar - aber dass eine findige Schulleitung B die Wahl einer anderen Person dann "klug" begründet sicher nicht auszuschließen. Auch sonst mag im Bewerbungsgespräch irgendwie herauskommen, dass du zwar eine VT-Stelle hast, aber nicht unterrichtest. Gerade in der Situation, schwanger zu sein, würde ich die Option auf eine Planstelle nicht schmälern wollen. Du behältst zwar deine VT-Stelle, da du nicht gekündigt werden kannst, sobald aber der Vertrag ausläuft, hast du dann keinerlei Einkommen mehr - aber Mehrkosten durch das Kind. Keine schöne Situation.

    Die Perspektive auf eine Pension ist natürlich ebenfalls im Vergleich zur Rente zu beachten. Und bei Erkrankungen von 6 oder mehr Wochen kommt einem der Beamtenstatus zu Gute, da man nicht direkt ins Krankentagegeld fällt.

    Neben diesen zwei weiteren großen Punkten gibt es noch kleinere Unterschiede (Abrechnung von Mehrarbeit, Arbeitsplatzwechsel, Versetzung), bei denen Angestellte auch Vorteile ggü. Beamten haben können.

    Ich bin in der Schulzeit auch 2x umgekippt, weil ich wegen der Bauchkrämpfe extreme Kreislaufprobleme bekomme. Deswegen entlasse ich Schülerinnen mit solchen Problemen sehr ungern allein nach Hause.

    Heute weiß ich, was ich tun muss, um das zu verhindern: Krampflösendes Schmerzmittel frühzeitig und kontinuierlich nehmen, dann kann ich "normal" leben. Aber wehe, wenn ich "frühzeitig" oder "kontinuierlich" nicht einhalte.


    Letzte Tage schaute mein Mann ein Fußballspiel. Irgendwann lag einer der Spieler auf dem Boden, mit einem Krampf im Bein. Seine Assoziation bzw. sein Kommentar war tatsächlich: "Die bekommen sofort Hilfe, das Spiel wird angehalten und alle haben Verständnis. Ihr [gemeint waren Frauen] müsst da ständig durch und das auch noch überspielen." Als medizinisch interessierter Mensch kannte er zwar das Symptom theoretisch, hatte aber keine Vorstellung davon, dass mit "Bauchkrämpfen" wirklich "Krämpfe" gemeint sind, weil man da einfach nicht drüber spricht und man (insbesondere Mann) es auch nicht sieht. Inzwischen hat er die Medikamentenschublade immer (mit) im Blick und füllt mein Buscopan auf, wenn es droht auszugehen: Das wird nie auf den nächsten Tag verschoben :rose:.


    Da wir übrigens ja aus dem "Corona-Thread" kommen: Nach meiner 2. Impfung hat mir Buscopan die Nacht gleich doppelt "gerettet": Ich hatte es eingenommen, weil meine Tage am Tag der Impfung eingesetzt hatten. Nachts wurde mir ungewöhnlich (und für die Sommertemperaturen: unangemessen) kalt; als ich dann gegen Mittag das Buscopan absetzte, habe ich tatsächlich aufgefiebert. Mein Mann erklärt es sich so, dass das Paracetamol im Buscopan wohl in der Nacht das Fieber unterdrückt habe, welches dann aber aufkam, sobald ich das Medikament "absetzte". Fieber bei der Hitze fand ich echt nicht angenehm, insofern ziehe ich das Fazit: "Gut, dass ich gerade meine Tage bekommen hatte, so war wenigstens die Nacht noch halbwegs okay.

    Zitat

    Ich habe mal, neu an einer Schule seiend (heißt das so) nach der ersten (laaangen) Dienstbesprechung den mit einem Polster bezogenen Stuhl eingesaut :rotwerd:. Habe ich natürlich erst bemerkt, als ich aufgestanden war. Meine Säuberungsversuche blieben unerhört. Irgendwann war er weg oder gereinigt, jedenfalls sahen alle Stühle wieder gleich aus. Wir hatten feste Sitzplätze, also war es klar, wer es war.

    Das wäre mein absoluter Horror!!!! Mir ist das mal mit dem Klavierhocker zu Hause passiert, beiger Bezug. Die Flecken sind trotz aller panischer Säuberungsversuche bis heute zu sehen, ich habe aber nie jemandem erzählt, wie es dazu kam.... das ist für mich unglaublich schambesetzt.

    Meine Sportlehrerin hat Buch geführt. Mädchenklasse.

    Mein Sportlehrer während des Schwimmunterrichts auch. War super: Da mein Zyklus damals etwa 21 Tage dauerte, habe ich in einer Klasse (irgendwann in der Mittelstufe) 2x in einem Monat mit dieser Begründung gefehlt, einmal am Anfang und einmal gegen Ende des Monats. Das wollte er nicht akzeptieren: "Du hast am XX.XX.XXXX mit dieser Begründung gefehlt, erzähl mir keine Scheiße, man hat nur 1x im Monat seine Tage." Nee, hat man eben nicht bei einem kurzen Zyklus, das kann dann auch 2x im Monat vorkommen. Erst meinte er, meine Eltern anrufen zu wollen, weil ich ihn anlüge - ich hatte aber ein Schreiben meiner Mutter mit eben dieser Begründung dabei. Dann meinte er, zur Stufenleitung zu gehen, weil ich offensichtlich beim Lügen gedeckt würde von meinen Eltern, um mich vor dem Schwimmunterricht zu drücken. Ich habe ihm dann gesagt, dass er das gern tun könne, wenn er wollte würde ich ihm auch meine aktuell benutzte Binde mitgeben, dann könnten sie darüber diskutieren, ob die auch lügen würde. Er war stinksauer, ich war stinksauer, gehört habe ich danach nie wieder was in dieser Beziehung.

    Im Schuljahr darauf bin ich nicht mehr mit in die Schwimmhalle gegangen, wenn ich meine Tage hatte: dann war ich einfach "krank" und bin nach Hause gegangen, statt mich hinzusetzen und zuzuschauen. So eine Diskussion wollte ich mir nicht nochmal geben, ich fand das total beleidigend.

    Als ich in Mathe in der Oberstufe mal 1-0=0 gerechnet habe (:sterne:), kommentierte meine Lehrerin mit einem Totenkopf am Rand.


    Da mich einmal die tausend griechischen Buchstaben für diverse Winkel in einer Mathearbeit verwirrten, habe ich sie in "Otto", "Klaus", "Barbara" usw. umbenannt - weniger Verwechslungsgefahr. Kommentar: "Interessant: Ein mathematisch korrekter Familienstammbaum."


    Ich schreibe selbst auch immer mal lockere Kommentare oder zeichne gerne mal Skizzen von falsch verwendeten Vokabeln an den Rand (wenn z.B. jemand "witch" statt "which" schreibt gibt's ne Hexe mit Sprechblase, in der dann die Korrektur steht). Kommt natürlich immer drauf an, wer den Fehler macht und ob derjenige über nen lustigen Kommentar schmunzelt oder ob er einschnappt - man kennt seine Kinderchen ja.

    Geimpft wird seit Dezember des Vorjahres. Was darn früh sein soll, erschließt sich mir nicht.

    Lehrkräfte der weiterführenden Schulen in NRW werden erst seit Anfang/Mitte Mai geimpft. Dass Einzelne über ihr Alter oder Vorerkrankungen früher geimpft worden sein mögen ist möglich, aber von Seiten Ministeriums wohl nicht allgemein voraussetzbar. Da der volle Schutz erst nach der zweiten Impfung besteht, die die Lehrkräfte nach einer Impfung im Mai noch nicht haben können, finde ich die Ansage des Ministeriums nicht spät, sondern eher früh.

    Wir nehmen auch immer eine Ferienwohnung weiter landeinwärts, zur Küste fährt man 20-30 Minuten. Da wimmelt es dann auch nicht von Menschen und die Preise sind (etwas) günstiger. Aber wenn es euch wirklich um Strandurlaub geht, dann hilft nix, die Strände sind trotzdem voll. Da gibt es fürchte ich keine "Geheimtipps", selbst unsere Vermieter, mit denen wir nach mehr als 30 Jahren Urlaub im Haus gut befreundet sind, können dir nur sagen, wo es schön ist. Wo es schön und leer ist - na, dat gibbet halt nicht im Sommer. Dafür hat Deutschland zu wenig Küste.

    Wie geht ihr eigentlich damit um in die Schule zu müssen?


    Seid ihr gelassen? Seid ihr wütend?

    Habt ihr Angst?

    Ich fühle mich hilflos den willkürlichen Entscheidungen „von oben“ (bislang: Des Ministeriums für Bildung und Erziehung, demnächst dann vllt. denen des Bundes) ausgeliefert. In ruhigen Momenten (z.B. beim Weg vom Parkplatz zum Gebäude, in Pausen) habe ich Befürchtungen, dass meine Gesundheit und die meiner Angehörigen mutwillig gefährdet werden. Während des Unterrichtsgeschehens kommen solche Gedanken anlassbezogen auch auf, z.B. wenn ich SchülerInnen auffordern muss, die Masken vernünftig aufzusetzen, in einen ungelüfteten, von einer Stunde Unterricht ungelüfteten Raum komme, oder ich plötzlich von einer Traube FünftklässlerInnen umgeben bin. Manchmal, wenn einzelne SchülerInnen sich wiederholt nicht an Regeln halten („Erna, ich sage es jetzt noch ein Mal: Die Maske muss auch deine Nase bedecken. Sehe ich letztere in dieser Stunde noch einmal, muss ich dich des Raumes verweisen.“), bin ich wütend - teilweise auf diese SchülerInnen (wenn ich den Eindruck habe, dass sie bewusst handeln), aber auch oft auf die PolitikerInnen, die sich einreden, dass alle Menschen vernünftig seien und postulieren, Schulen seien „sichere Orte“, gleichzeitig selbst aber keine BesucherInnen im Parlament empfangen, per Videokonferenz oder mindestens mit gesicherten Abständen tagen, etc.

    Aktuell tröstet mich nur, dass meine Stadt schon vor den Ferien signalisiert hat, dass sie die Schulen schließen würde, wenn das Ministerium nicht dagegen vorgehen würde, und ich mir sicher bin, dass die Inzidenz von 200 gerissen werden wird, bevor das Bundesgesetz durchkommt. Danke, liebe Bürger meiner Schulstadt, dass ihr so freundlich seid, die Inzidenz so hochzutreiben, dass ich hoffen darf, mit Distanzunterricht geschützt zu werden.

    Die Diskussion, die jetzt läuft, finde ich im Gegensatz zu der von gestern (sind Frauen selbst Schuld, wenn sie wegen einer potenziellen Schwangerschaft nicht eingestellt werden?) konstruktiv: Wir nehmen das Faktum, dass Frauen bedingt durch die Schwangerschaft und Geburt mit hoher Wahrscheinlichkeit, und junge Eltern bedingt durch Elternzeit wahrscheinlich einige Zeit beruflich kürzer treten, zur Kenntnis und überlegen, wie man das System verbessern kann, sodass es hierdurch nicht in Schieflage gerät. Das ist schonmal ein ganz anderer Ansatz als zu sagen "Das System gerät in Schwierigkeiten, deshalb ist es verwerflich, als junger (weiblicher) Mensch Ausbildungs- und Arbeitsstellen zu besetzen und dann die Arbeitskraft nicht voll zur Verfügung zu stellen."


    Im Lehramt muss hierfür ganz klar eine entsprechend große Vertretungsreserve her. Ggf. wäre diese sogar (teilweise) über Planstellen im Sinne des Modells von Fallen Angel realisierbar. Da der Bedarf an Stellen und die Anzahl an Stellen, die mit jungen Lehrkräften besetzt werden, doch sehr gut prognostizierbar sind, sollte es ein Leichtes sein, den Vertretungspool entsprechend zu gestalten.


    Grundsätzlich halte ich auch die Einrichtung von betrieblichen Angeboten zur Kinderbetreuung für vielversprechend, gerade in mittelständischen Unternehmen. Wäre das Kind verlässlich während der Arbeitszeit versorgt, könnten die Eltern mehr und flexibler arbeiten. Natürlich kann ein Unternehmen mit zwei MitarbeiterInnen keine Kinderbetreuungsfachkraft anstellen, ein Krankenhaus hingegen könnte das z.B. durchaus. Die Frage ist, was es dem AG wert ist, dem AN die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern. Ist es ihm nichts wert, hat er aber eben auch kein Recht, sich zu beklagen, dass mitunter teuer ausgebildete Fachkräfte ausfallen.

    Wenn du selbst sagst, es würde dich nicht eklatant belasten, wenn die Schwangerschaft abginge und es schon einige Leute wüssten, würde ich es an deiner Stelle wohl bestmöglich der SL mitteilen - ggf. mit genau diesem Vermerk: Zu normalen Zeiten hättest du mit der Benachrichtigung noch gewartet wegen der erhöhten Gefahr des Verlustes in den ersten Wochen; doch da die Situation momentan ist, wie sie ist, und du natürlich kein gesteigertes gesundheitliches Risiko eingehen möchtest, teilst möchtest du ihn/ sie (die SL) schon jetzt informieren; wenn möglich, wäre es in deinem Sinne, wenn die Nachricht noch nicht ans Kollegium weitergegeben würde, sondern du die KuK nach der "üblichen" Frist selbst informieren möchtest.


    Das finde ich ganz transparent und die SL dürfte deine Beweggründe gut nachvollziehen und hoffentlich entsprechend reagieren können.

    Und du verurteilst den rational handelnden Arbeitgeber.

    Eine Stelle zuzusagen, die man gar nicht antreten bzw. wie vereinbart ausfüllen will, ist moralisch nicht in Ordnung. Nachvollziehbar ist das Handeln im Prinzip, könnte ich aber mit meinem Gewissen und meinem Anspruch an Ehrlichkeit nicht vereinbaren.

    Wenn andere das können, muss ich das sicher nicht gut finden.

    Das Problem ist, dass du beim Arbeitgeber (zweck-)rationales Handeln mit legitimem Verhalten gleichsetzt. "Legitim" kann hier nur "moralisch" legitim bedeuten, denn dass es gesetzlich verboten ist, die Frage nach der Familienplanung zu stellen bzw. diese als Kriterium für die (Nicht-) Einstellung heranzuziehen, ist hinlänglich bekannt. Aber rationales Verhalten ist eben nicht automatisch moralisch legitim, das bedarf der Begründung. Du musst also begründen, weshalb es moralisch legitim wäre, Frauen eine Arbeitsstelle (oder wie weiter oben auch zu lesen war: Beförderung) zu verwehren, weil die Möglichkeit besteht, dass sie schwanger sein oder werden könnten.

    Letzteres ist ein biologisches Faktum und eine biologische Notwendigkeit zur Sicherung der Nachkommenschaft. Dafür eine Stelle verwehrt zu bekommen, ist nichts anderes als eine Diskriminierung. Sich hiergegen zu wehren, ist nicht nur rechtlich legitim, sondern auch moralisch. Dafür kann dann auch das ohnehin kaum durchzuhaltende Gebot der absoluten Ehrlichkeit gebrochen werden. Das Gut der (Chancen-) Gleichheit wiegt hier meiner Ansicht nach deutlich höher. Dass das nicht nur meine Privatmeinung ist, sieht man daran, dass der Gesetzgeber dem ebenfalls folgt.

    Und das tut sie mit Recht und völlig zu Recht, wenn zu befürchten steht, dass sie ansonsten (da sie für das "wichtige Projekt" nicht zur Verfügung stünde) wegen ihrer Schwangerschaft die Stelle nicht erhalten würde - ergo: Wegen ihrer Schwangerschaft diskriminiert würde. Das ist verboten und es ist ihr (gutes!) Recht, sich gegen diese Diskriminierung zu wehren - eben indem sie a) schweigt, oder b) lügt.


    Zu sagen "Frauen sind selbst Schuld, wenn sie wegen ihrer potenziellen Gebährfähigkeit diskriminiert werden, weil sie es wagen, sich gegen die Diskriminierung von Frauen wegen deren potenzieller Gebährfähigkeit zu wehren" ist schon wirklich.... :uebel:

    Ich habe noch nie jemanden - egal ob Kollegin oder Kollege - darüber reden hören, nach welcher Zeit ein/e Kolleg/in mit welchem Stundenumfang zurückkommt.

    Von KollegInnen habe ich das auch noch nie gehört. Aber ich hatte eine ganz unangenehme Konversation mit Schulleitung und Chefsekretärin. Ich wollte etwas von letzterer, die Tür stand offen und die beiden lästerten gerade über eine unterhälftig arbeitende Kollegin, die eben diese unterhälftige Teilzeit gerade verlängert hatte (so ich das richtig verstanden habe). Als sie merkten, dass ich in der Tür stand, wurde ich dann eingebunden, bzw. man versuchte zu rechtfertigen, dass das wirklich eine beklagenswerte Lage sei: Es sei ja für die Schule eine Zumutung, wenn dauerhaft unterhälftig gearbeitet würde, da könne ja keine verlässliche Unterrichtsverteilung erfolgen, die Stelle müsse freigehalten werden, es gäbe nicht ausreichend Vertretungslehrkräfte, dadurch würden dann andere (Vollzeit-) Kolleginnen wie ich noch mehr belastet, die Kolleginnen sollten sich daher mal überlegen, was sie da anrichten. Die Sekretärin hätte doch auch nach nicht ganz einem Jahr wieder voll gearbeitet, ohne reichen Ehemann, das sei also irgendwie machbar und die Mütter heutzutage würden sich so anstellen.


    Ich fand das unglaublich daneben. Es ist das Recht der KollegInnen, (auch länger als ein Jahr) Elternzeit zu nehmen, in dieser auch unterhälftig zu arbeiten, und wenn das im System Probleme verursacht, hat man das nicht den KollegInnen vorzuwerfen, die ihr Recht in Anspruch nehmen, sondern dem System. Das habe ich auch so artikuliert.


    Es war mir unheimlich unangenehm mitzubekommen, wie da hinter (nicht...) verschlossenen Türen auf der Leitungsebene gelästert wird.


    Eines aber muss ich aber doch der Schulleitung zugute halten: In den letzten Jahren wurden bei uns viele junge Kolleginnen eingestellt, und einige davon sind mittlerweile auch schwanger geworden. Alle haben von keinerlei Einflussversuchen oder ähnlich abfälligen Kommentaren berichtet, wie ich sie da mitbekommen habe. Gegenüber den (werdenden) Müttern selbst scheint die Schulleitung professionell zu agieren.

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