Beiträge von Midnatsol

    Bei uns wird auch vom Seiten der SL erwartet, Klassenfahrten und Ausflüge über ein eigenes Konto abzuwickeln, weil der Verwaltungsaufwand bei Abwicklung über das Schulkonto für die Sekretärin nicht leistbar sei.


    Während ich die Abschlussfahrt meines diesjährigen LKs noch zähneknirschend so abgewickelt habe (ich mochte die SuS sehr gern und wollte die Fahrt auf keinen Fall gefährden, da auch ich mich wirklich darauf gefreut habe), habe ich für die Willkommensfahrt meiner neuen fünften Klasse um eine schriftliche Anweisung gebeten, wie die Zahlungen verwaltet werden sollen - mit dem Hinweis, dass meiner neusten Information nach die Nutzung von Privatkonten nicht erlaubt sei. Das war vor 2,5 Wochen. Bislang habe ich keine Reaktion erhalten.

    Ich bin sehr gespannt, was da kommen wird. Hier mein Vorhaben:

    • Wenn ich die schriftliche Anweisung erhalte, mein privates Girokonto zu verwenden, leite ich sie (nach entsprechender Info an die Schulleitung) an die Rechtsabteilung der Philologen weiter.
    • Erhalte ich die schriftliche Aufforderung, ein auf mich laufendes Klassenkonto zu eröffnen, verlange ich die schriftliche Zusage, dass eventuelle negative Auswirkungen des zusätzlichen Kontos auf meine Schufa-Bilanz und damit einhergehende Schäden z.B. in Bezug auf Immobilienkredite vom Schulträger finanziell ausgeglichen werden. Ich wäre sehr auf die Reaktion gespannt. Ansonsten gilt auch für diese Anweisung, dass ich sie von den Philologen prüfen lassen werde.
    • Erhalte ich keine Reaktion, frage ich nochmal nach, wie das nun organiert wird, wenn die Fahrt gebucht werden soll. Gibt es dann keine Lösung, die mein Konto NICHT beansprucht, werde ich nochmals schriftlich um eine Dienstanweisung bitten, wie ich zu verfahren hätte, da ich sonst meiner Aufgabe, die Fahrt zu organisieren, leider nicht nachkommen kann.

    Diesmal bin ich fest entschlossen: Ich werde die Fahrt ggf. riskieren: Schade für die 5er, aber nicht mein Bier, wenn ich 6 Monate vor der Fahrt auf das Problem aufmerksam gemacht habe. Das sage ich dann auch auf dem Elternabend. Und noch kenne ich die Klasse nicht, sodass ich auch selbst gut damit leben könnte, NICHT mit den ca.30 wildfremden Kindern wegzufahren. Es wäre sogar eine Erleichterung.

    Ich hatte auch mal solch ein Elternpaar. Das Kind war extrem verhaltensauffällig, ich Klassenlehrerin. Das Kind erzählte zu Hause ganz andere Versionen der Geschehnisse, und die Eltern glaubten diesen Darstellungen und unterstellten den KuK, Mitschüler*innen und mir, die Situation in Schilderungen zu verfremden, teilweise gar Vorfälle zu erfinden. Da half es auch nichts, wenn das Kind von KuK, die meine Klasse und das Kind gar nicht kannten, bei problematischem Verhalten ertappt und von diesen Erziehungsmaßnahmen verhängt wurden, auch deren Schilderungen wurden als Teil der Verschwörung abgetan und kritisiert.


    Ich habe schlussendlich jede Kleinigkeit, die vorfiel, und die erfolgte Konsequenz dokumentiert. Die Eltern wurden bei größeren Vorfällen schriftlich informiert (dann häufig auch eine Auflistung der anderen Kleinigkeiten, die sich kürzlich zugetragen hatten, damit sie im Bilde bleiben). Bei jedem Schriftverkehr war die Stufenleitung (Sek.1!) im CC, damit ich sicher sein konnte, dass ich ggf. deren Rückendeckung habe. Wir haben irgendwann den schulpsychologischen Dienst eingeschaltet und dieser hat in der Schule Gespräche mit mir, vereinzelten Mitschüler*innen (die unter dem Kind besonders litten) und schließlich dem Kind selbst geführt. Das Gespräch war für das Kind natürlich freiwillig. Anschließend hat die Schulpsychologin mit den Eltern einen Termin ausgemacht und ihnen den Kontakt zu einer Erziehungshilfe empfohlen. Das scheint einen gewissen Eindruck gemacht zu haben, jedenfalls wurde mir danach nie wieder vorgeworfen, mir etwas auszudenken. Die Situation hat sich gebessert, aber sich nie gänzlich gelegt, wie mir KuK berichteten. Ich war irgendwann nicht mehr so involviert, weil ich die Klasse turnusgemäß abgab.


    Was ich aus dem Gespräch mit der Schulpsychologin noch als hilfreich mitgenommen habe: Wenn Eltern solch eine Sicht auf die Situation haben, hat man so gut wie keine Chance sie zu überzeugen. Daher riet sie uns, dieses Ziel aufzugeben und stattdessen nach dem gemeinsamen Interesse von Eltern und Schule zu suchen: Dem Kind zu helfen. Man solle schildern, wie das Kind auf andere Kinder und Lehrkräfte wirke (nicht: Was es tut/getan hat), mit den Eltern überlegen, was das wohl für Folgen für das Kind haben könnte (insbesondere soziale Probleme mit anderen Kindern, ständige emotionale Aufgewühltheit nach Konflikten, etc.), seine Sorge um das Kind ausdrücken, und überlegen, wie man diese Wirkung des Kindes auf andere verändern könne. So hätte man das Kind nicht beschuldigt, sich falsch zu verhalten, geriete also nicht in die "Nein, das hat X nicht getan!"-Diskussion, und könne vielleicht mit den Eltern statt gegen sie arbeiten.

    Wir müssen auch alles nummerieren: Jede geschriebene Seite und die Seiten des Erwartungshorizontes.

    Wenn ich ihn mal bei guter Laune erwische, werde ich den Oberstufenkoordinator mal nach dem Grund bzw. der Grundlage für diesen nervigen Schmarrn fragen.

    Häufig, ja. Insbesondere indem ich Worte wähle, die "geschlechtsneutral" sind ("Lehrkräfte" statt "Lehrerinnen und Lehrer"), ansonsten mit durch Pause gesprochenes * (Schüler*innen). Ich habe mich bei vielen Begriffen ziemlich an ihre jeweils gegenderte Form gewöhnt, und so, wie ich an andere sprachliche Phänomene nicht bewusst denken muss, nehme ich auch diese gegenderten Begriffe nicht mehr bewusst wahr. Bei anderen, weniger häufig verwendeten Begriffen mag ich es auch mal vergessen; aber das ist ja auch egal, ich finde der Gedanke zählt :-)

    Das klingt spannend. Kannst du Beispiele geben, was da so als "erlaubt" drinsteht?

    Erlaubt ist z.B. eine Mail, um einen Gesprächstermin anzufragen, oder um schulisch relevante Infos an die Lehrkraft zu geben.

    Nicht erlaubt sind z.B. Mails mit Fragen zu Hausaufgaben, Unterrichtsinhalten ("Mein Kind war krank, was soll es nachbearbeiten?") oder auch Erinnerungen binnen einer Schulwoche, dass eine Mail noch nicht beantwortet wurde. Erhalte ich eine solche, starte ich meine Bearbeitungsfrist von fünf Schultagen immer wieder neu :teufel:. (In der Regel antworte ich aber deutlich davor - es gibt aber ja so Ausnahmeeltern, die gleich am nächsten Tag fragen, wann man zu antworten gedenkt.. ).

    Genau wie bei Schmidt. Finde ich auch gut so, ich habe keine Lust auf überfallartige Gespräche. Ich bin gern vorbereitet, gerade auf "schwierige" Eltern.


    Was die eMail-Flut angeht: Wir haben einen eMail-Kodex erlassen, der von der Schulkonferenz (also auch der Elternvertretung) verabschiedet wurde. Darin ist geregelt, mit welchen Anliegen SuS und Eltern Lehrkräfte per Mail kontaktieren dürfen. Wer mir wegen Nichtigkeiten, die diesem Dokument widersprechen, schreibt, erhält keine Antwort. Fragt dann mal doch jemand nach, verweise ich eben auf den Kodex. Funktioniert prima. Sind vereinzelte Eltern in dieser Hinsicht nicht lernfähig, werden sie einmal zur Schule zitiert, dann dort nochmals im Beisein eines Mitglieds der erweiterten SL auf den Kodex hingewiesen, und das war es dann.

    Warum sollte man auch nicht in Teilzeit arbeiten? Nur weil irgendjemand definiert hat, dass "Vollzeit" 41h/Woche bei Bezahlung Y bedeutet, heißt das doch nicht, dass dies das richtige Maß an Arbeit für jeden Menschen sein muss. Wenn ich weniger Bezahlung benötige für mein Leben, dafür aber gern mehr Freizeit möchte, wüsste ich nicht, was ehrenrüchtig daran sein sollte, weniger von meiner Arbeitskraft zu verkaufen.


    Mein Mann und ich arbeiten beide nicht in Vollzeit. Er hat etwas stärker reduziert als ich. Wir haben keine Kinder und benötigen das zusätzliche Geld nicht. Dafür fühlen wir uns beide mit der gewonnenen Freizeit gesünder und wohler, als wir es vorher taten.

    Natürlich darfst du. Wie grundsätzlich in der Gesellschaft gilt: Es wird auf das konkrete Umfeld ankommen, ob man es einer trans-Lehrkraft schwer macht, oder sie offen so aufnimmt, wie sie ist.

    Falls es um dich geht: ich drücke dir die Daumen, dass du eine SL hast/findest, die fest hinter dir stehen wird.

    Ich könnte mir vorstellen, dass dein ehemaliger Lehrer damit auf den Rollenwechsel anspielt, den du durchlaufen müsstest/würdest: Du wärst nun nicht mehr der Schüler/die (ehemalige) Schülerin der älteren KollegInnen, sondern würdest selbst KollegIn. Bis du (primär) als KollegIn angesehen wirst, könnte es ggf. etwas dauern, denn deine ehemaligen Lehrkräfte erinnern sich an deine Teenagerzeit und könnten, wenn sie dich sehen, an all die Anekdötchen erinnert werden. Falls es da witzige Episoden gab, könnte es sein, dass du die nochmal aufs Brot geschmiert bekommst.

    Grundsätzlich spricht aber nichts dagegen, an die eigene Schule zurückzukehren. Wir haben mehrere KollegInnen, die bei uns selbst SuS waren, sie sind alle genauso angesehen und akzeptiert wie die "fremden" KuK auch. Dabei hat ihnen sicher geholfen, dass sie wohl schon zu ihren eigenen Schulzeiten top waren (in ihren nun unterrichteten Fächern), sodass die Erinnerung an ihre Teenagerzeit ihr Ansehen eher befördert als schmälert.

    Bei uns gibt es 27 Stunden Unterricht (plus ca 2 Vertretungsstunden) pro Woche. Da ist es egal, ob ich den Deutsch LK durchs Abi bringe, oder ob ich in der 5. Klasse Kunst unterrichte.

    Das ist meines Wissens nach überall mit Ausnahme von Hamburg der Fall (und mMn eine der größten Ungerechtigkeiten in unserem Beruf).


    Die reduzierte Fahrtzeit könnte (je nach Größenordnung der eingesparten Zeit) eher ein Argument sein. Wenn ich deinen Text lese, habe ich aber eherlich gesagt nicht das Gefühl, dass an dieser Stelle "der Hund begraben" liegt. Eher scheint mir (ich mag mich irren!) a) eine Überforderung durch die Fülle der beruflichen Aufgaben in Kombination mit b) einer Überforderung durch die privaten Aufgaben vorzuliegen. An diesen beiden Hebeln müsstest du daher ansetzen:

    a) Kannst du deine Arbeit reduzieren? (In der Sek1 Unterricht nach Schulbuch, erfahrene KuK um Material/Klausuren bitten, vllt. mit jemandem parallel planen, Aufgaben an die stellvertretende Klassenleitung abgeben, wo es irgendwie geht fertige Klausurvorschläge von Schulbuchverlagen verwenden statt selbst Klausuren zu konstruieren, Grammatikaufgaben nur noch als Lückentext statt ganze Sätze formulieren zu lassen, ggf. Material wie Raabits-Reihen kaufen und dann strikt verwenden, ... - [fast] alles nicht "schön", aber besser als ein Burnout. An "schönen" Unterricht kannst du dich setzen, wenn du wieder Kraft dafür hast)

    b) Kannst du dich zu Hause entlasten? (Unbedingt über die Aufgabenverteilung mit deinem Partner sprechen [so es ihn/sie gibt], Kinder regelmäßig für Ausflüge von ein paar Stunden an Großeltern [oder einen Babysitter] abgeben, eine Haushaltshilfe für ein paar Stunden pro Woche engagieren, ...)


    Ansonsten denke nochmal über den Tipp mit der Teilzeit in Elternzeit nach. Gegenüber einer regulär beantragten Teilzeit (aus familienpolitischen Gründen), könnte die Teilzeit in Elternzeit mit kürzeren Fristen umgesetzt werden. Ich bin auch hier keine Expertin, kenne dies aber aus Aussagen von KuK, die der Schulleitung mal damit gedroht haben.

    Ich sehe es wie Anna Lisa: Das erwachsene Kind wäre für mich kein Grund, die neue Stelle auszuschlagen. Und wenn du in der aktuellen Situation solch einen Leidensdruck hast, auch die Haustiere nicht. Die große Frage wäre für mich die Beziehung zum/zur LAG.

    Ich persönlich würde mich nicht von meinem Mann (räumlich) trennen für die Arbeit. Aber das musst du natürlich für dich entscheiden, da niemand hier Einblick in euer Beziehungsleben und eure emotionale Verbindung hat. Folgende Überlegung fände ich in dieser Hinsicht wichtig: Wenn dein*e LAG wirklich gar nicht bereit ist, über eine Änderung eurer Lebenssituation nachzudenken, würde ich an deiner Stelle genau die Motive hinter dieser Entscheidung hinterfragen und prüfen, inwieweit du und deine Situation in dieser Entscheidungsfindung eine Rolle spielten. Es kann total nachvollziehbare Gründe für diese Entscheidung geben, die deinen Leidensdruck auch berücksichtig haben. Es mag aber auch sein, dass deine Interessen dieser Person wenig bedeuten: Ist am Ende die nette Handballmannschaft in der modernen Halle wichtiger als dein Lebensglück? Wäre ich an deiner Stelle, so wäre das Ergebnis dieser Überlegungen für mich sehr relevant in meiner Entscheidungsfindung.

    Ich würde zudem andere Alternativen erwägen: Könntet ihr gemeinsam in die Mitte zwischen jetzigem Wohnort und deiner neuen Schule ziehen? Könntest du dich an Schulen näher am Wohnort bewerben? Falls es dir aktuell so schlecht geht: Könnte eine längere Krankschreibung dir helfen, dich neu aufzubauen, neu zu orientieren? Gäbe es eventuell doch noch Wege, die Situation an der Schule zu verbessern (Zusammenschluss mit KuK, "Tagebuch" führen, Gespräch mit Gewerkschaft/Personalrat -> Perspektiven ausloten)?


    Edit: Deine Ergänzung kam während ich meinen Beitrag schrieb.

    An meiner Schule gibt es diese Skiwoche auch, allerdings auf freiwilliger Basis. Ich finde es eine sagenhafte Frechheit, wie das geregelt ist:

    Im 9. Jahrgang fährt eine Klassenstärke zum Skifahren. Wir sind sechs- bis siebenzügig, aus jeder Klasse können also durchschnittlich 4-5 Kinder mitfahren. Die Kinder können sich dafür anmelden. Gibt es mehr Anmeldungen als Plätze, wird nach der Vorerfahrung ausgewählt. Sprich: Am Ende fährt eine elitäre Truppe von Kindern, die sich so eine teure Fahrt leisten und meist schon von Hause aus Skifahren können, auf die Fahrt, begleitet von SL, St.SL und noch zwei Sportlehrkräften sowie teilweise noch 1-2 Referendar*innen. Auf allen anderen Fahrten gibt es natürlich nur zwei Begleitungen pro Klasse, aber bei dieser Skifreizeit ist es ja wichtig, kleine Gruppen bilden zu können (ach, und sonst nie?), und außerdem würde es sich ja bei weniger KuK und gleicher Arbeit weniger wie Urlaub anfühlen...

    In allen Klassen fehlen die Woche über einige Leutchen, was zwar den Unterricht angenehmer macht, aber auch bedeutet, dass ich allen in dieser Zeit behandelten Stoff nochmal wiederholen muss, weil die elitären Söhnchen und Töchterchen es eben nicht schaffen, sich den Stoff einer kompletten Schulwoche selbst beizubringen.


    Unsere Auslandsfahrten sind dieses Jahr wegen der Kosten komplett gestrichen, nicht aber die genauso teure (und je nach Auslandsfahrt sogar weiter entfernte) Skifreizeit: Da hält die SL den Daumen drauf.


    Ich könnte da regelmäßig so :uebel:.


    Verpflichtend (finde ich auch bescheuert, die Gründe wurden hier schon zur Genüge genannt) oder gar nicht.

    Getrennte Wartezimmer sind mir noch nicht untergekommen (wohl aber reine Privatpraxen!), ich habe aber ähnliche Erfahrungen gemacht wie du was die Terminvergabe angeht. Mein Mann fordert mich, wenn ich krank bin, immer auf, direkt meinen Versicherungsstatus zu erwähnen - ich kann das aber nicht, da wird mir emotional schlecht. Wenn ich gefragt werde, antworte ich, aber von mir aus kann ich das nicht einbringen.

    Ich bin politisch eindeutig für eine einheitliche Versicherung für alle Versicherungsnehmer*innen.

    Jüngere SuS starten in der 1.Stunde, die älteren SuS entsprechend später. Das führt natürlich dazu, dass der Vormittag bei den Großen bis halb zwei geht, wenn bei den Kleinen ggf. schon wieder der Nachmittagsunterricht startet

    Das ist ja spannend: Was habt ihr denn für Unterrichtszeiten? Bei uns endet der Vormittagsunterricht mit Beginn um 8:00 Uhr um 13:30 Uhr. Habt ihr kürzere Pausen als wir (45 Min. Unterricht, dann immer abwechselnd 5 Min. und 20 Min. Pause)?


    Zum Thema: Mieser Vorschlag. Ich stelle kein "Outputproblem" in der 1. Stunde fest (weder Sek1 noch Sek2), sehr wohl aber ein heftiges Defizit am Nachmittag. Bloß nicht noch mehr Nachmittagsunterricht - der gehört mMn jetzt schon gestrichen, weil Aufwand und (Lern-)Ertrag in keinem Verhältnis zueinander stehen.

    Ich finde es erschreckend, wie hier mit der Kollegin umgegangen wird.


    Um mal aus die Sicht einer Betroffenen einzunehmen: Eine gute Freundin unserer Familie ist GS-Lehrerin. Im November wurde bei ihr ein schwerer Burnout diagnostiziert. Sie hatte sich vorher schon wochenlang noch irgendwie zur Arbeit geschleppt, obwohl sie nicht mehr konnte, weil es auch an ihrer GS keinerlei Reserven mehr gibt - im Gegenteil, ihre Parallelklasse wurde schon von einer ungelernten Kraft aus dem Ganztagspool übernommen, weil deren KL im September in die Burnout-Krankschreibung gegangen ist. Sie wollte weder diese völlig überforderte "Einspringerin" noch das Kollegium hängen lassen, und ist dabei schlussendlich immer tiefer in den Burnout gerutscht. Seit November ist sie nun wie gesagt selbst krankgeschrieben und es sieht bislang nicht so aus, als ginge sie im nächsten Schuljahr wieder zur Schule. Im privaten Rahmen kann man mit ihr gut reden und auch einiges unternehmen. Aber sobald das Thema Schule aufkommt, treten ihr die Tränen in die Augen und sie beginnt nach kürzester Zeit unkontrolliert zu weinen.

    Wäre diese Freundin die betroffene Kollegin, würde es sich ihr und der Schulleitung verbieten, wegen irgendwelcher Aufzeichnen in Kontakt miteinander zu treten, auch wenn sie zu Hause Zugang dazu hätte. Das würde ihrer Pflicht, nichts der Genesung abträgluches zu tun, deutlich zuwiderlaufen.


    Meine Bekannte hatte Glück, dass sie nicht direkt zu den Zeugnissen ausfiel. Aber wer weiß schon, ob der Fall aus diesem Thread nicht ähnlich gelagert ist?

    Ich finde es erschreckend, wie wenig Menschen, die das Glück haben gesund zu sein, Rücksicht auf Menschen nehmen, denen es nicht so ergeht; dass sie fordern, dass diese weiter Kontakt zum Arbeitgeber pflegen; dass impliziert wird, wer das nicht täte gehöre drangsaliert (der Vorschlag, den Amtsarzt einzuschalten, las sich für mich jedenfalls nicht konstruktiv, sondern eben als Versuch, die vermutlich faule Kollegin zur Mitarbeit zu zwingen).


    Das Problem, vor dem die Schule hier steht, ist systemisch bedingt, nicht durch die Kollegin. Sie hat für das Versagen des Systems nicht die Verantwortung zu übernehmen.

    Dann gibt es halt Zeugnisse nach bestem Wissen und Gewissen: Halbjahreszeugnisse anschauen, Kinder die letzten zwei Wochen beobachten und schauen, ob gravierende Abweichungen zu verzeichnen sind. Wenn nicht,gibt's halt den Text ( leicht abgewandelt ) nochmal. Ansonsten Ansage an die Eltern: "In nahezu allen Fällen profitierten die Kinder und Familien vom KL-Prinzip und der besonders engen Betreuung, leider ist hier ein außergewöhnlicher Fall aufgetreten, der eine Schwachstelle offenbart.Die vertretenden KuK werden die Aufgabe der KL nach bestem Wissen und Gewissen übernehmen, bitte haben Sie Verständnis, dass ihre Beobachtungen nicht so detailliert ausfallen können wie die der KL. Im nächsten Schuljahr übernimmt eine neue KL die Klasse, um wieder gewohnt detaillierte und gesicherte Diagnosen des Leistungsstandes zu ermöglichen."

    Was sollen die Eltern denn tun? Widerspruch gegen ein Zeugnis einlegen, weil sie gern einen zweiten Satz zur Rechtschreibleistung gehabt hätten? Selbst wenn jemand auf die dämliche Idee käme: Unfähigkeit ist kein Dienstvergehen, und wenn eine genauere Beurteilung aufgrund der Situation nicht möglich war, dann gibt es nichts zu befürchten.


    Ohnehin finde ich, dass die Bedeutung dieser Zeugnisse doch etwas niedriger gehängt werden darf: Die Kids können am Ende dasselbe wie mit durch die KL geschriebenem Zeugnis, sie werden alle in die nächste Klasse versetzt, und haben dann hoffentlich wieder eine stetige Betreuung und genauere Diagnosen. Keine Zukunft oder Gegenwart wird hier versaut. Natürlich wäre es schön, wenn das Zeugnis den aktuellen Leistungsstand auch noch einmal schriftlich fixiert transparent machen würde (mündlich dürfte das zuletzt zumindest zum EST des 2.HJ geschehen sein), aber jetzt geht es halt mal nicht.

    Schule sollte weniger Schiss vor Eltern haben und sich mal überlegen, ob ein Zeugnis der 2. Klasse es wert ist, kranke KuK so unter Druck zu setzen.


    Also wäre mein Vorschlag: Wer auch immer die Klasse in den letzten Wochen betreut vergleicht ganz punktuell das HJ-Zeugnis mit dem Eindruck von den Kids jetzt und notiert, wo Abweichungen feststellbar sind. Mit den Notizen erstellen alle KuK die Zeugnisse, basierend auf den HJ-Zeugnissen. Und die kranke Kollegin wird in Ruhe gelassen, so wie es ihr Recht ist.

    Übrigens: Alle Kontakte (Beratungsgespräche, Besprechung des Leistungsbildes, ...) in Form kurzer Aktennotizen dokumentieren. Ich würde einen Widerspruch oder gar den versuchten Einsatz weiterer juristischer Mittel erwarten und je wasserdichter die ständige Beratung, Transparenz der Leistungen etc. dokumentiert sind, desto weniger Stress wird deine Freundin im Fall des Falles haben. Aber das weiß sie sicherlich selbst auch.

    Was soll denn "Naturphänomene" für ein Fach sein? Gibt es das in irgendeinem Bundesland?


    Falls der Fall echt ist: Ich würde mit der Unterstufenkoordination sprechen, die Lage schildern, und um Hilfe bzw. Entlastung bitten. Vielleicht kann ein Gespräch mit den Eltern unter Leitung der Unterstufenkoordination geführt werden, in welchem die Sicht der Schule auf die Leistungen von Marcel-Noah geschildert und das weitere Vorgehen in den wenigen Wochen bis zum Schuljahresende vereinbart wird. Teil dieser Vereinbarung ist, dass die Eltern sich nicht mehr ständig melden, sondern bei Änderungen zum Status Quo von Christel informiert werden.


    Auf den Zeugniskonferenzen wird nach Möglichkeit darauf geachtet, dass das Ergebnis deutlich ausfällt (Versetzung oder eben Nicht-Versetzung ohne Möglichkeit der NVP), sodass das nicht nur an Christels Deutschnote hängt und so der Druck von ihr genommen wird.

    Wir haben in einem meiner Fächer ebenfalls nur eine Klausur, die Gewichtung von SoMi und schriftlicher Leistung (= Klausur) ist etwa 50:50, entsprechend der APO GOst. Ich weise daher vorher immer auf die hohe Bedeutsamkeit der Klausur für die Endnote hin. Wenn ich es für nötig erachte, mache ich von meinem pädagogischen Spielraum Gebrauch und werte nicht genau 50:50 - was ja ebenfalls der APO GOst entspricht, weil nicht gerechnet werden darf, sondern der Gesamteindruck zu bewerten ist. So kann ich ggf. die Klausur etwas abwerten.

    Ich finde den Thread äußerst spannend. Gibt es zu der scheinbar an diversen Seminaren vermittelten Pflicht, alle Wege vorab abgegangen bzw. Aktivitäten vorab getestet zu haben, eine rechtliche Grundlage (ich frage konkret für NRW)? Davon habe ich noch nie gehört. In den Richtlinien für Schulfahrten steht nur dieser - für den vorliegenden Fall wohl relevante - Passus:

    Zitat

    6.3 Für sportliche Unternehmungen mit einem erhöhten Sicherheitsrisiko (z.B. Schwimmen und Baden, Wassersport, Wanderungen im Hochgebirge oder im Watt, Skisport) gelten auch bei Schulfahrten der Runderlass „Sicherheitsförderung im Schulsport“ v. 26.11.2014 (BASS 18-23 Nr. 2) sowie die „Sicherheitsvorschriften für das Schwimmen im Rahmen des Schulsports“ und die „Erläuterungen und Empfehlungen zur Sicherheitsförderung im Schulsport“, Heft 1033 der Schriftenreihe „Schule in NRW“2.

    Dass ich aber "normale" Wegstrecken vorher abzugehen habe, ist für mich aus keiner der Vorschriften ersichtlich. Einem City-Trip nach Berlin ohne vorherige Begehung sollte nach meinem Verständnis nichts im Wege stehen.

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