Beiträge von Lorz

    Ich versuche mal hier den Abschluss zu finden.

    Mir ist klar geworden, dass ich so etwas wie "den Kommentar zum Schulgesetz" suche. Und mir ist klar geworden, dass ich das hier nicht finde. Es führt nur dazu, dass ich mit vielen Antworten nicht zufrieden bin und viele von Euch nicht mit meinen Ausführungen. Und jetzt ist das ganze nur noch ne Schlacht. Ich bekenne mich schuldig, ich dazu ordentlich meinen Teil beigetragen. Also sorry PeterKa, dass ich persönlich geworden bin, auch wenn es Dir wahrscheinlich egal ist.

    Zumindest für Niedersachsen gibt es so einen Kommentar zum Schulgesetz mit den eingängigen Autorennamen - "Brockmann / Littmann / Schippmann". Das Ding steht normalerweise in jeder Schule im Verwaltungstrakt (kostet ja auch 179 Euro und ist ganz schön dick, muss man also nicht selbst kaufen).

    Die Info daraus packe ich noch hier rein. Und dann seid ihr mich wahrscheinlich erst mal los.

    <Mod-Modus>

    Lorz, ich glaube nicht, dass es dir weiterhilft, wenn du die User, die auf deine Fragen reagieren, angreifst, sobald ihre Antwort dir nicht gefällt.

    Das ist jetzt schon das zweite Mal gewesen.


    kl. gr. frosch, Moderator

    Es ist schon OK, dass Du mich ermahnst. Also Schimpfworte habe ich nicht benutzt. Aber ich bin persönlich/provokant geworden. Ich selbst fühle mich provoziert, wenn jemand einen ganzen Absatz von mir zitiert und dann nur einen inhaltlich reduzierenden oder sogar abwertenden Satz drunter setzt. Aber klar, dass muss erlaubt sein. Aber ich werde dann halt auch dynamischer. Ich bitte Dich daher, Verhältnismäßigkeit zu wahren.

    Provokant mir gegenüber finde ich zB

    „Das Problem ist eher vermutlich, dass deine Frage auch seltsam konstruiert ist.“

    "Wie kann man jahrelang Lehrer sein und nicht mitbekommen(...)"

    "Das ganze (...) hättest du dir (...) schenken können."

    Um zu dem Thema zurück zu kommen:
    Ein Praktikant der nicht Vertretungsunterricht machen will, der muss ganz sicher nicht. Das ist denke ist inzwischen (aber eigentlich auch schon von Anfang an) klar.
    Aber da ist nun ein Praktikant, der wie ich früher, Bock hat, sich ALLEIN in so einer Klasse zu versuchen. Und da ist diese Klasse ohne LehrerIn und eine Schulleitung, die gerade keine Vertretung hat. Wenn er nun hinein geht - dafür hatten mich die Risiken aber eben auch die Möglichkeiten interessiert. Seph hatte ja bereits was Konstruktives dazu geschrieben. Demnach kann er da erst mal keinen Schaden anrichten, wenn er dort nur normalen Unterricht macht. Bedenken, dass er da Sachen lostreten kann und wenig Erfahrung hat - klar, das haben wir im Hinterkopf. Aber an der Tafel was erklären und ne Aufgabe geben, sollte nicht zu "brenzligen" Handlungen zählen.
    Interessieren tun mich auch Fallbeispiele, wo ihr selbst und ein guter Bekannter das probiert ha(b)t und wie das so ausgegangen ist.

    PeterKa

    Wir beide leben in unterschiedlichen Welten.

    Dies wird mir gänzlich klar, wenn ich Deinen letzten Absatz lese. Du hast wahrscheinlich Abitur gemacht auf einer ganz normal allgemeinbildenden Schule. Und Abiturjahrgänge - so war es zumindest bei meinem Jahrgang - verkaufen zB auch mal Waffeln in der Pause oder Milkshakes oder sonst was, um was in ihre Abikasse zu bekommen. Und das ist heute auch noch so. Und Du willst jetzt ernsthaft behaupten, diese SchülerInnen setzen sich vorher mit dem Gesundheitsamt auseinander? Es wird Teig mitgebracht, das Waffeleisen angeschlossen und fertig. Und mit sämtlichen anderen Essenverkäufen, wo SchülerInnen und/oder Eltern beteiligt sind, habe ich das auch so erlebt. So lange bis jemand das anzeigt. Und einen Grund, dass da was nicht mit OK ist, den wird es schnell geben, wenn der Essens-Anbietende in die Nachweispflicht genommen wird. Und selbst wenn eigentlich alles in Ordnung ist - die Angst davor, dass man doch etwas falsch macht, reicht, dass man sich nicht traut, das weiter zu machen. Und deshalb braucht es Menschen, die auch mal grünes Licht geben. Eine Sache verantworten. Dieser Job ist zweifelsfrei anstrengender, als der verbietende.


    Kurz um: Du machst es Dir leicht in Deinen Beiträgen. Du übernimmst keine Verantwortung. Du weist die Sachen einfach als "nicht erlaubt" ab. Ich bitte Dich mal zu überlegen, wer Dir eigentlich schon alles in Deinem Leben geholfen hat. Dir Dinge ermöglicht hat, in Situationen, wo eigentlich erst mal ein "geht nicht" stand.
    Für mich kann ich sagen, dass ich durchaus oft Unterstützung bekommen habe und auch für mich Sonderlösungen erarbeitet wurden. Dafür bin ich dankbar. Und deshalb will auch ich Möglichkeiten schaffen. Will Dinge so gestalten, das Menschen damit "leben" können.

    Ich entschuldige mich für implizite Abwertungen von konstruktiven Beiträgen, die hier sicher gefallen sind und auch generell zu diesem Thema passen.

    Ich glaub, wir haben verschiedene Intentionen bei dem Thema. Einigen geht es mehr darum, die Mängel/No-Goes zu betonen, dass ein Praktikant überhaupt alleine vor einer Klasse steht. Mir geht es eher um die Möglichkeiten - inwieweit kann ein Praktikant eventuell doch agieren und was sollte er dabei auf keinen Fall tun - sodass sein Versicherungsschutz aufrechterhalten und er rechtlich im möglichst grünen Bereich bleibt. Da vermisse nach wie vor konkrete und begründete Aussagen. Also ein "geht nicht" ist mir zu wenig.
    Ich finde diese Frage auch anderer Hinsicht interessant. Also es gibt ja mittlerweile viel zusätzliches Personal in Schulen, etwa Sozialpädagogen und Schüler-Assistenzkräfte. Wofür die da sind, ist klar. Aber darüber hinaus stellt sich mir die Frage, was dürfen die eigentlich tun und was nicht. Denn eine Assistenz fragte mich, ob sie nicht was tun kann, weil ihr langweilig ist. Auch hier fände ich die Antwort "Sie soll einfach nix machen, so kriegt sie rechtlich keine Schwierigkeiten" zu dürftig. Ich bin halt mehr dafür, Möglichkeiten zu schaffen, konstruktiv zu sein. Denn das braucht das System Schule. Leute, die den ganzen Tag nur Unmöglichkeiten rezitieren, die gibt es genug. Wenn nur diese Leute Schule bestimmen würden, dann gäbe es keine Klassenfahrten, keinen Sportunterricht, keine Versuche/Basteleien im Fachunterricht und keine Klettergerüste auf dem Schulhof.



    Mir fällt gerade auch noch ein schönes Beispiel ein für solch ein destruktives Einwirken. Wir veranstalten an unserer Schule jährlich eine Projektwoche. Am letzten Tag ist Tag der offenen Tür, es kommen dann so um die 2000 BesucherInnen und schauen sich die Ergebnisse der Projektwoche an. Dabei gab auch mehrere Projekte "Kochen", die sich mit bestimmten Speisen aus anderen Kulturen beschäftigt haben (asiatische, persische, indische ...Küche). Diese Speisen sollten dann am Tag der offenen Tür angeboten werden.
    Ein Vater eines Schülers unserer Schule, der beim Gesundheitsamt arbeitet, klärte unsere Schule dann darüber auf, dass wir das Essen auf keinen Fall einfach so anbieten dürfen. Resultat: Es gab für all die 2000 Besucher und noch über 1000 SchülerInnen und Lehrkräfte kein Essen während der 4-stündigen Veranstaltung und die betroffenen Projekte waren damit eingestampft. Denn hätte man trotzdem das Essen angeboten, so hätte man sich strafbar gemacht - denn es gab ja jetzt von einer amtlichen Person eine offizielle Mahnung, dies zu unterlassen. Und das hat Auswirkung bis heute. Es wird bei allen Projektwochen kein Essen mehr angeboten.
    So etwas finde ich traurig. Ich hätte mir gewünscht, dass der Vater nicht nur mitteilt, was verboten ist, sondern mitgeholfen hätte, Möglichkeiten zu schaffen, sodass der Verkauf doch noch stattfinden kann.

    OK, der Thread ist down. Ich sehe nicht, dass es möglich ist, eine Antwort zu bekommen, wie sich der Praktikant verhalten soll, wenn er in die Situation "allein in der Klasse" gekommen ist. Statt dessen findet hier entweder

    - Realtitätverneinung statt. Meint, es wird behauptet, dass es diese Situation nicht gibt oder

    - Die Diskussion auf die Sinnhaftigkeit reduziert a la "das sollte nicht sein".

    Wem das trotz akademischer Ausbildung immer noch unklar ist, wo ich Aufklärungsbedarf sehe, hier eine Analogie mit einem Atomkraftwerk, in dem ein Unglück passiert. Nun soll diskutiert werden, wie man sich verhält. Es wird dann hier statt dessen diskutiert:

    - Dass ein solches Unglück ja aus den und den Gründen gar nicht passieren kann.

    - Dass es ja nicht gut ist, Atomkraftwerke zu betreiben.

    OK, ich finde viele Argumente, dass die Verantwortlichkeit nicht beim Praktikanten liegt, wenn er in die Lage "allein in der Klasse" geraten ist.
    Dann wäre noch zu klären - wie soll sich der Praktikant verhalten, damit er keine Probleme kriegt?

    Ist die Antwort darauf "egal, denn er ist ja nicht schuld daran, dass er dort allein steht und eventuell nicht korrekt handelt". Dann sollte es generell nicht schlimm sein, wenn er einfach Vertretungsunterricht macht. Denn auch zu dieser Entscheidung war nicht mündig/er sollte sie gar nicht fällen müssen.

    Warum wird dann empfohlen "mache keinen Vertretungsunterricht"?

    Ich vermute, dass es doch ein paar Dinge gibt, die der Praktikant nicht sollte. Eben sich nicht als Lehrkraft ausgeben.

    Wenn ein Praktikant vor der Klasse steht, dann, weil ihn irgendwer - Lehrkraft, Vertretungsplaner, etc. - da hin gestellt hat.

    Im Regelfall ja. Aber es gibt halt Möglichkeiten für den Praktikanten in eine Situation "alleine mit der Klasse" hinein zu geraten. Auch wenn Dir diese Fälle zu kompliziert sind, kommen sie leider vor. Das Beispiel "LehrerIn muss plötzlich aus der Klasse" ist doch realistisch?! Und deshalb sollte es auch hier Klarheit geben, was der Praktikant dann machen bzw. nicht machen sollte.

    Was meinst du mit "was gutes tun"?

    Wenn eine Schule an der Kapazitätsgrenze arbeitet, so stellt eine spontan ausfallende Lehrkraft ein eventuell nicht gleich lösbares Problem dar, weil gerade keine Lehrkraft vertreten kann - nachvollziehbar für Dich? Für mich schon.
    Wenn nun bereits Chaos in der Klasse ohne Lehrer tobt und der Praktikant rein geht und es schafft, was mit den SchülerInnen zu erarbeiten, könnte es bei ihm das Gefühl hervorrufen, er habe etwas sinnvolles = etwas gutes getan? Vorstellbar für Dich? Für mich schon.

    Warum sollte der Praktikant diese Pflicht haben? Dafür sind die betreuende Lehrkräfte da. An die Tafel schreibt das aber hoffentlich niemand.

    Gewisse Täuschungen sind rechtlich nicht zulässig. ZB darf man sich nicht einfach als Polizist verkleiden in der Öffentlichkeit. Es sei denn, es ist klar, dass Fasching ist. Auch Titel und etwaige Zertifikate dürfen nicht vorgestäuscht werden. Ich halte es zumindest für möglich, dass eine Person, die in die Klasse geht und es darauf anlegt, als Lehrkraft fälschlich eingeordnet zu werden, um dann Anweisungen zu erteilen, sich nicht rechtens verhält.


    Der Praktikant ist kein Lehrer, der muss die Schulleitung nicht informieren. Er weiss doch in der Regel auch gar nicht, ob eine Lerngruppe wirklich unbeaufsichtigt ist. In den meisten Schulen gibt es für unbeaufsichtigte Klassen auch Regeln, die einige der Schüler auch kennen und befolgen. Warum das Verhältnis zwischen Praktikant und Schule dafür eine Rolle spielt, kann ich nicht nachvollziehen.

    Was meinst Du denn, wie gut es ankommt - bei der Schulleitung und bei der Praktikums-betreuenden Uni - wenn in einem Klassenraum das Chaos tobt und der Praktikant daneben steht und tatenlos (also noch nicht mal Meldung macht) zusieht?

    Mir ist auch kein Fall bekannt, dass ein Praktikant alleine gelassen wurde, wenn eine betreuende Lehrkraft ausfiel, immer wurde eine andere Fachkraft eingesetzt, die der Praktikant begleiten konnte.

    Schön, dass Deine Arbeitsstätte so tadellos funktioniert und es Engpässe und Probleme niemals gab und niemals geben wird. Anderorts kommt es leider vor. Und für diese "normalen" Schulen habe ich den Thread gestartet.


    By the way: Lieber PeterKa, ich entnahm Deinem Post, dass Du meine Beiträge - die ich als juristisch-laienhaft benannt habe - gerne als "dämlich" darstellst. Wie Du siehst, kriege ich das auch mit Deinen Beiträgen hin. Wollen wir so weiter machen oder hier "angenehm" miteinander umgehen? Ich wär fürs zweite.

    Jetzt wird es für mich abwegig und die Ausführungen gehen auch an der Problematik "Bin ich versichert" vorbei.

    Meine Absicht war hierauf die Antwort zu geben:

    Täusche ich Autorität vor, dann bin ich (mindestens teilweise) verantwortlich für die Folgen der Schülerhandlungen. Und ich selbst bin nicht mehr (vollständig) versichert, denn es gibt nun einen Anteil an Eigenverschulden.


    Erkläre ich den SchülerInnen, dass ich KEINE Weisungsbefugnis habe, dann handele ich als Privatperson. Wenn die SchülerInnen dann was anstellen, während meiner Gegenwart, so bin ich nicht verantwortlich für die Schülerhandlungen. Ich selbst bin weiterhin als Praktikant der Schule über die Schule versichert.

    Anbei: Warum interessiert mich das?


    Den einen Grund habe ich schon genannt - ich mag keine Schwammigkeiten bei rechtlichen Sachen. Der Praktikant sollte genau wiessen, welche Möglchkeiten und Grenzen/Risiken ihn erwarten. Und die Dynamik der realen Schule muss hier bedacht werden.


    Der zweite Grund ist - ich mochte es, Unterricht zu vertreten als Praktikant. Das habe ich so zweidrei Mal gemacht, es ergab sich spontan.
    Der Vertretungsunterricht hat seinen Reiz, denn der Praktikant hat niemanden "im Nacken", der ihn für sein Verhalten kritisiert. Und man fühlt sich gut, weil man etwas gutes tut - in dem Sinne, dass die SchülerInnen ja sonst Ausfall hätten. Das entspannt einen dolle, man kann also nix kaputt machen/Zeit verschwenden, wenn der Unterricht(sversuch) nicht klappt. Ich habe in diesen Stunden für mich wertvolle Erfahrungen sammeln können. Ich konnte ganz ich selbst sein. Und ich konnte genau in diesen Stunden gut für mich abschätzen, ob ich den Lehrerberuf mag oder nicht.
    Daher würde ich Praktikanten nicht davon abraten, solche "Pseudo"-Vertretungsstunden zu machen. Ich würde einfach nur auf die Grenzen hinweisen, a la "tu bitte nicht vor den SchülerInnen so, als ob die weisungsbefugt bist. Ja mache ihnen sogar ausdrücklich klar, dass Du es nicht bist. Letzteres gern auf eine charmante/gewinnende Art. Und sei Dir bewusst, dass eine Gruppe von Menschen gefährliche Dynamiken entwickeln kann - bist Du fähig, diese zu erkennen und auszusteigen? Wenn nicht, dann lass es lieber. Letzteres kann allerdings bedeuten, dass der Lehrerberuf generell für Dich (noch) nicht geeignet ist.".

    Der OHP/Laptop/Ipad der Schule fällt auf den Boden und ist defekt. Passiert das einem Lehrer, ist das Risiko über den Dienstherr versichert, passiert das dem Praktikanten greift diese Versicherung nicht und die private Haftpflicht wird einspringen müssen und ggf. Nachfragen stellen müssen.

    Schaukelt ein Schüler trotz Ermahungen mit dem Stuhl, fällt hin, bricht sich die Nase/den Hinterkopf/das Genick wird man als reguläre Lehrkraft keine Probleme bekommen, als Praktikant, der unberechtigt Vertretungsunterricht gegeben hat, wahrscheinlich schon.

    Bist Du Dir das sicher, dass das auf den Praktikanten zurückfällt?

    Ich war gerade Joggen und hatte viel Zeit weiter darüber nachzudenken und versuche es mal selbst mit einer Antwort:


    Regel für den Praktikanten, der freiwillig oder unfreiwillig allein mit einer Lerngruppe ist:
    1. Warum ist es nicht gewollt, dass der Praktikant ausversehen/um "was gutes zu tun", eine Lerngruppe instruiert?
    Der Praktikant ist nicht genügend ausgebildet/nicht zertifiziert, als Autorität zu handeln und (korrekt) zu entscheiden. Daher ist nicht gewährleistet, dass er richtige Entscheidungen trifft. Die Lerngruppe würde einer Gefahr ausgesetzt werden.


    2. Der Praktikant ist in der Pflicht, die SchülerInnen über seine Rolle aufzuklären. Warum?

    Nun, wenn er mit den LehrInnen mitläuft, so ist die "Gefahr" groß, dass die SchülerInnen ihn fälschlich als grundsätzliche Autoritätsperson interpretieren. Die Schule und die Praktikumsbetreuung durch die Ausbildungsstätte (Uni, Fachhochschule, Schule etc) hat den Praktikanten darüber aufzuklären, dass er KEINE Weisungbefugnisse gegenüber den Schülern hat. Tut der Praktikant so als ob er diese hätte, so ist dies eine Täuschung. Hier kann sich der Praktikant schuldig/strafbar machen.
    Wahrscheinlich so ähnlich, als wenn ich mir eine Polizeiuniform anziehe und in der Öffentlichkeit Personen dazu anhalte, irgendwelche Dinge zu tun.


    3. Der Praktikant muss nun also GENÜGEND dafür tun, dass die Lerngruppe im Klaren darüber ist, dass der Praktikant nicht weisungsbefugt ist. Am besten, er schreibt dies zusätzlich noch an die Tafel.*

    3.a - hier bin ich mir nicht sicher: Eventuell ist der Praktikant in der Pflicht, die Schulleitung zu informieren, dass hier gerade eine Lerngruppe unbeaufsichtigt ist. (In Anlehnung an der Bürgerpflicht, eine Straftat anzuzeigen. Aber ist eine unbeaufsichtige Klasse eine Straftat? I don't know. In jedem Fall ist diese Info für ein gutes Verhältnis zwischen Praktikant und Schule förderlich).


    4. Nun kann der Praktikant agieren - als Privatperson. Wenn die SchülerInnen nun mal Bock haben, mit ihm Mathe oder sonst was zu machen (auf eigenes Risiko), dann machen sie das halt. Ganz genauso, wie wenn ich mich in die Fußgängerzone stelle und dort einen Workshop anbiete. Völlig freiwillig, keiner muss mitmachen. Und natürlich gelten die gleichen Regeln wie in der Öffentlichkeit - wenn ich als Praktikant von SchülerInnen beleidigt oder geschlagen werde, so besteht natürlich Rechtsanspruch - ich habe das Recht anzuklagen und entschädigt zu werden. Und auch für Fälle wie die herunterfallende Rigipsplatte...


    *Kritisches Hinterfragen:

    - Was ist, wenn ein/e SchülerIn es nicht mitbekommt, dass der Praktikant nicht weisungsbefugt ist? Ich sehe das so: wenn der Praktikant es genügend versucht hat, darüber aufzuklären, dann ist er aus dem Schneider. Missverständnisse kann es nun mal immer geben. Auch in anderen rechtichen Situationen ist das so. Fahre ich mit dem Auto mit 50 km/h durch die Ortsschaft und es springt ein Kind auf die Fahrbahn und es kommt zum Unfall, dann zählt auch nur, ob ich mich korrekt verhalten habe. Also bin ich wirklich nur 50 km/h gefahren. Habe ich versucht auszuweichen, versucht zu bremsen? Wenn ja - trotzdem schlimm, aber Schuld trifft mich nicht.

    - Ist der Praktikant nicht perse in der Rolle "missbrauchender Scheinautorität" und sollte daher nicht allein agieren? Also ist der/die SchülerIn nicht trotzdem immer in der Not, dem Praktikanten "gefällig zu sein", weil der Praktikant ja "alles weitererzählen" kann? Meine Einschätzung: Dieses Gefühl wird auf Schülerseite wohl durchaus zu finden sein. Im Deutschen Rechtssystem wird aber wohl davon ausgegangen, dass eine Autoritätsperson ihre Autorität außerhalb ihres Dienstes "abgeschaltet" hat. Also treffe ich eine Polizisten privat, so werde ich vielleicht auch das Gefühl haben, mich dann besonders korrekt verhalten zu müssen und sogar seinen Wünschen mehr Gewicht zu verleihen (weil er ja schließlich Polizist ist). Aber formal besteht dieser Anspruch nicht. Und daher ist es nicht so, dass dem Polizist hier vorgeworfen würde, dass er seine dienstlichen Befugnisse auf das Private ausweiten würde - nur weil ich das Gefühl habe, ich müsste ihm gefällig sein.

    @reinerte

    Ja, danke, genau diesen Klärungsbedarf sehe ich eben auch.

    Schulen haben nur natürlich in gewisser Hinsicht ein Interesse, "kostenlose Pseudo"-Aufsicht für eine Klasse zu haben. Gerade, wenn mittendrin, also so 3. und/oder 4. Stde auf einmal eine Lehrkraft ausfällt. Zack, Praktikant rein und zumindest aus "SchülerInnensicht" ergibt sich der Anschein, dass sie beaufsichtigt sind und der Stundenplaner hat die Situation erst mal scheinbar "gelöst". Aber genau diese klare Fälle finde ich gar nicht interessiert zu thematisieren - da hat der Praktikant ja noch Zeit zu reagieren und Nein zu sagen und das Vergehen liegt ganz klar bei der Schulleitung.


    Es geht mir um Fälle, wie oben mit der Prügelei erklärt, wo ein Praktikant aus versehen in den Verantwortung gerät/geraten könnte.
    Wenn nun jemand, wie ein Dozent in der Uni, der hier DIFFERENZIERT beraten können sollte, so einen schwammigen Spruch ablässt "mach keinen Vertretungsunterricht, denn Du bist nicht versichert", macht mich das wütend. Denn er leugnet damit die Realität in den Schulen. Tut so, als ob das nicht aus versehen passieren kann. Tut so, als jeder, der in diese Situation kommt, ja selbst schuld sei, denn er (der Dozent) hat ja einen ganzen klaren Ratschlag "lass es sein" gegeben. Das ist der Grund, warum mich diese Schwammigkeit ärgert und traurig macht. Sie impliziert, dass es solche Dynamiken in Schule nicht gebe. Und die Praktikanten, die nun mal an einer Brennpunktschule landen (was sie sich noch mal ausgesucht haben müssen), stehen im Regen.

    Hallo!

    Eine Freundin von mir macht bald ein Praktikum an einer Schule im Rahmen ihres Lehramtsstudiums.

    Ich selbst bin seit mittlerweile 12 Jahren Lehrer und erinnere mich daran, dass ich während das ASP (Allgemeines Schulpraktikum = Anfängerpraktikum) Unterricht vertreten habe und mir war damals klar, dass das eigentlich so nicht sein sollte, also dass ich dort allein drin bin.


    Nun wird den StudentInnen - zumindest an der Uni meiner Freundin - dringend davon abgeraten Vertretungsunterricht zu machen, weil sie "nicht versichert" wären.

    Dass das Vertretungsunterricht-machen rechtlich wohl nicht "sauber" ist, das ist mir zwar klar. Aber ich finde die Aussage "ihr seid während dessen nicht abgesichert" zu schwammig.


    Mich interessiert, was genau daran nicht abgesichert ist. ZB erscheint es mir unlogisch, dass StudentInnen, denen während des Vertretungsunterrichtes zB eine Rigipsplatte auf den Kopf fällt, dann selbst für den Schaden verantwortlich wären, absurd. Ebenso, wenn ich als Student still in der Ecke sitze und von SchülerInnen attackiert werde.
    Es scheint doch eher um Situationen zu gehen, in denen die StudenInnen etwas anleiern, was dann eskaliert und man ihnen nachträglich vorwerfen kann, sie hätten ihre "Schein-Autorität" missbraucht, um Dinge in der Lerngruppe zu instruieren, die sie - aus Mangel an Kompetenz - nicht verantworten/steuern können. Also sprich, wenn ein Schaden entsteht und sie vorher aktiv geworden sind.

    (Dass man das nicht immer so planen kann, nicht aktiv zu werden und deshalb die Situation Vertretungsunterricht grundsätzlich vermeidet, das steht auf einem anderen Blatt. Das will ich hier gar nicht diskutieren. Denn auch wenn man diese Regel beherzigt, kann es auch "aus versehen" passieren, dass ich als Student in diese Situation komme, Beispiel: Die Lehrkraft geht plötzlich raus (zB weil auf dem Flur eine Prügelei ist) und kommt erst mal nicht mehr wieder und ich bin dann auf einmal allein in der Klasse.)

    Also ich wäre da sehr an einer aufklärenden Differenzierung für dieses "ihr seid da nicht versichert" interessiert.

    Du sagst es. Zumal du dir gleich Gesamturteile über ihre Persönlichkeit anmaßt. :weg: Keiner hat hier eine Ahnung, welche der wenigen gezeigten Szenen aus einem halben Jahr filmen gezeigt wurden. Ich glaube niemandem, der hier postuliert, jede pubertierende Klasse mit "Mimik und Gestik" 100% der Zeit totenstill und arbeitsam zu halten, und mich ärgert die Arroganz in deinem ersten (!) Beitrag. Hast du dich zur Selbsterhöhung hier angemeldet?


    Ich urteile mal frech aus den anonymen Tiefen des Internets, dass du mit deinen 30 Jahren einfach die aus langer beruflicher Erfahrung stammende Ausgewogenheit, weiteren Horizont und freundliche Akzeptanz verschiedener Menschen- bzw. Lehrertypen noch nicht gelernt hast und dich selbst für das Gelbe vom Ei hältst...
    Das Prinzensyndrom ist ein am Berufsanfang sehr verbreitetes. Und kommt nicht gut - weder bei Schülern, noch bei Kollegen.


    Die jungen Kollegen machen auch vieles richtig. Sie haben eine grundsätzlich den Schülern zugewandte Haltung, sie fragen nach feedback (wird erfahrungsgemäß aus gutem Grund wie die Pest vor allem von den Kollegen vermieden, die glauben, sie wären das Zentrum des Lehreruniversums) und sie haben einen Anspruch nicht nur an die Schüler, sondern auch an sich selbst. Sie halten sich selbst nicht für Gott und haben Lust auf ihren Beruf. Sie wollen sich verbessern und glauben nicht, schon perfekt zu sein.
    Alles andere wird wachsen, mit wachsender Erfahrung. Ich finde mit den beiden nichts grundlegend verkehrt, auch wenn ich selbst an einigen Stellen anders reagiert hätte und manche Dinge anders handhabe. Funktioniert halt für MICH und für meine Schüler. Aber da ich mich nicht für die Sonne des Lehreruniversums halte, kann ich damit leben, dass andere andere Schwerpunkte setzen und deren Arbeit achten...

    ..liebe Meike,
    Du hast es geschafft, mich zu 0% richtig zu beschreiben.. ich halte mich nicht für das "Gelbe vom Ei" und strebe es auch nicht an, ein Streber zu sein. Vielmehr mag ich einen freundschaftlichen Umgang im Kollegium als Wichtigtuerei und ein Geifern nach Anerkennung. Von mir aus kann auch der ganze Quatsch von wegen Qualitätskontrolle - wie er in der Doku vorgeschlagen wird - weiterhin wegbleiben, meiner Ansicht nach muss beim Lehrerjob nun mal die Motivation von innen kommen, denn wir arbeiten ja auch sonst eigenverantwortlich. Insofern sehe ich keinen Sinn darin, meine Kollegen zu bewerten - mal einen Tipp bekommen, ist OK - und sehe mich auch nicht als besonders qualifiziert an für solch eine Beurteilungsaufgabe.
    Ich stimme Dir zu, dass unser Job nicht einfach ist, Patentrezeptlösungen sind da wohl ein eher lächerlicher Ansatz. Aber.. bei beiden Charakteren in der Doku erschienen mir einige Verhaltensweisen sehr sehr offensichtlich "ungünstig" zu sein - da Du jedoch anderer Meinung bist, gilt jenes Verhalten wohl doch nicht allgemein als ungünstig, das ist bei mir angekommen. Dennoch - die beiden haben sich nun mal in die Offentlichkeit gestellt und repräsentieren mich bzw. meinen Beruf und deswegen darf ich auch Stellung nehmen. Und ich halte die Stellung, interpretiere da so viel Narzissmus hinein, wie Du willst, das ist widerrum Dein gutes Recht.

    ..habe die Doku tatsächlich bis zum Ende geschaut, obwohl sie mir schon nach den ersten 5 Min. nicht gefiel..


    Die beiden Lehrer (Frau Kober und Herr Puderbach), die hier begleitet wurden, scheinen mir eher schwache Persönlichkeiten zu sein. Dass die beiden mit Disziplinschwierigkeiten kämpfen, wundert mich überhaupt nicht - im Hereinkommen "Guten Morgen" sagen, Schülerermahnung ständig wiederholen anstatt Konsequenzen folgen zu lassen und ein Gebaren, das eher hilflos als imposant wirkt. Insbesondere Frau Kober scheint jede Störung als Anlass zu nehmen, ihren Unterricht zu unterbrechen, anstatt kraftsparend und effizient mit Mimik und Gestik Disziplin einzufordern. In den Interviews wirken ihre Statements wie aus einem (Populärliteratur kompatiblen) Pädagogikbuch auswendiggelernt. Dass Frau Kober und Herr Puderbach ein eigenes Berufsverständnis hätten, kann ich aus zwischen den Zeilen hingegen nicht entnehmen.
    Natürlich ist es unfair, dass ich die beiden - die sich haben filmen und auf den Präsentierteller legen lassen - feige aus der Anonymität des Internets kritisiere. Aber man hätte ja andere, z.B. ältere, erfahrene Lehrer rekrutieren können, aber wahrscheinlich passt dies mit der ZDF-Zielgruppe nicht. (Anm.: Ich selbst bin Junglehrer, 30 Jahre alt - also nicht, dass jemand denkt, ich kritisiere aus Eifersucht auf die jungen Kollegen).

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