Beiträge von Firelilly

    der fall mit der "kranken", korrgierenden kollegin zeigt vor allem, wie krank die aktuellen gegebenheiten sich gegenüber leuten mit korrekturfächern verhalten

    So ist es!

    Zum Glück hat der Chef das dann selbst gemerkt. Die Folge war, dass sie nun nicht mehr nach jeder Klassenarbeit fehlte, sondern nur nachdem sie mehrere geschrieben hatte, dann eine Woche (mit Attest).

    Schon einmal darüber nachgedacht, dass eine Kollegin mit zwei Korrekturfächern, wenn sie mehrere geschrieben hat und die alle korrigiert, vollkommen überlastet ist? Kein Wunder, dass man bei so einer Belastung krank wird.
    Wie soll man bitte mehrere Klassenarbeiten korrigieren, nebenher unterrichten, Fachkonferenzen besuchen, Elterngespräche führen, Unterricht vorbereiten, Schulentwicklung betreiben, Klassenfahrt planen, [insert 1000 other things] und dabei bei Gesundheit bleiben?
    Nur, weil viele, die das ebenfalls nicht schaffen würden, freiwillig ihr Deputat reduzieren um das irgendwie zu bewältigen, heißt es nicht, dass sie das auch so machen muss. Sie arbeitet vielleicht so lange wie es noch geht und wird dann krank (überlastet, depressiv, burnout, fängt sich einen Infekt ein wegen des stressreduzierten Immunsystems, whatever).

    Ich beobachte es in meinem Kollegium, es ist sinnvoller sich mal einen Tag mit Erkältung etc. als Auszeit zu nehmen und dann nächsten Tag wieder fit da zu sein, als nicht auf seine eigenen Grenzen zu hören und dann eben gleich für eine Woche auszufallen. Ich weiß nicht, ob sich der Chef da etwas Gutes getan hat, wenn die Kollegin nun anstatt eines Tages nun eine Woche fehlt.
    Bei mir ist es ähnlich, bleibe ich ohne Attest zwei Tage zu hause, dann bin ich meist fit am dritten Tag. Gehe ich zum Arzt, fehle ich eine Woche (mit Attest).

    Gerne auch hier nachzulesen: Teilzeit bekommt es voll bezahlt:

    Gilt mal wieder nicht für SLH, dort werden die Teilzeitkräfte regelrecht gemolken.


    Mein Verdacht ist, dass die Bezirksregierungen dazu den Schulleitungen Weisungen geben.

    In SLH wird es so eine Anweisung auch geben, anders ist das nicht zu erklären. Das wird ganz gezielt praktiziert in Schleswig-Holstein.
    Ihr lebt in euren Bundesländern echt in einem Lehrerparadies scheint mir, zumindest verglichen mit SLH.

    Gönne ich ihr alles. In echt strotzt sie vor Leben, gibt Kurse nach Robert Beetz und Entspannungskurse am WE in einer Entspannungsoase. Alles unter ihrem Echtnamen und auf Facebook sieht man auch wie sie wie das blühende Leben ihr Leben genießt dank der ermäßigten Stunden und trotzdem guten Bezahlung. Ist da nicht jeder dumm, der es anders macht?

    Das zeigt einfach mal wieder, dass die Pflichtstundenzahl viel zu hoch ist. Wie viele Kolleginnen und Kollegen kenne ich, die in Teilzeit arbeiten, weil sie aufgrund des Pensums sonst kein glückliches Leben mehr hätten.
    Der Unterschied ist, dass diese dann in Teilzeit wenig Geld verdienen und deshalb immer noch nicht wirklich glücklich sind.
    Bei deiner ehemaligen Kommilitonin stimmt (aufgrund der teilweisen Dienstunfähigkeit) das Verhältnis aus Arbeit und Gehalt und siehe da, sie ist das sprühende Leben.
    Genau so müsste der Beruf eigentlich sein, Pflichtstunden um 50% runter und 75% Gehalt. Oder 25% Pflichtstunden runter und dafür 100% Gehalt. Die Lehrer wären das sprühende Leben, hätten die Kreativität und Ressourcen um guten Unterricht zu planen und so weiter.

    Leider ist die Realität ohne solche wohlwollenden Ärzte so, dass eine Reduktion des Gehalts um 25% die Arbeit vielleicht um 10% reduziert. Das liegt an den unteilbaren Aufgaben und der überproportionalen Mehrbelastung von Teilzeitkräften. Das ist ein Grund, warum viele (so wie ich) sich denken, dass sie dem Staat nichts schenken wollen und dann Vollzeit arbeiten, obwohl es die Work/Life Balance ziemlich kaputt macht.
    Dafür verdienen wir eben einfach zu wenig, dass sich so etwas lohnt. Reduzieren ist halt keine Option, weil man als Teilzeitler massiv Geld verschenkt und man dann zwar mehr Zeit zum Leben hat, aber überproportional Gehalt verliert.

    Es sind diejenigen, die am besten geschützt sind und sofort und proportional mehr Geld kosten. Es gibt ja mal Zeiten, wo die Bezirksregierungen nicht besonders erfreut gucken, wenn die Kosten für die Vertretungen durch eine übermäßige Beanspruchung der TZ-Kräfte (und nicht eine "gerechte" Verteilung auf alle Lehrkräfte) in die Höhe steigen.

    Oh, moment, du gehst davon aus, dass die Teilzeitkräft oder auch Vollzeitkräfte Vertretungsstunden bezahlt kriegen?
    Das läuft so, ab dem Moment, wo man einen Antrag wegen Mehrarbeit dabei hat, dann bekommt man nur noch exakt so viele Vertretungsstunden, dass man sie nicht einreichen kann. Aber dieses Limit wird dann immer ausgereizt.
    Und einen Stundenplan, der sich gewaschen hat. Deshalb reichen viele Kollegen das gar nicht als Mehrarbeit ein.
    Gezielt werden die Vertretungsstunden über dem Limit auch an KuK gegeben, die noch in der Probezeit sind, oder an welche, die sichtbar Ambitionen auf A14 haben. Da geht man in der SL davon aus, dass sie keine Mehrarbeit einreichen werden und liegt damit auch bei den meisten richtig.
    Am besten geschützt? Wie sollen TZ-KuK vor einem Stundenplan mit vielen Hohlstunden geschützt sein? Die sind Freiwild wie andere auch. Man gibt ihnen einen freien Tag und kann den immer als Argument ranziehen, warum jemand dann acht Freistunden hat. Solche Gespräche habe ich mehr als einmal überhört. Da wird es so verkauft, als sollten sie noch dankbar sein überhaupt einen freien Tag zu haben, wenn sie auf mehrere Hundert Euro pro Monat verzichten.

    Richtig, für sowas ist der Amtsarzt Amtsarzt.

    Ich kann das immer noch nicht so ganz glauben, dass das wirklich so abläuft. Der Amtsarzt (bzw. dann das Land als Versicherer?) macht sich doch offen gegenüber Klagen im Millionenhöhe, wenn der Amtsarzt einen krankgeschriebenen Lehrer in den Dienst schickt, der einen Schwindelanfall erleidet und Brom über sich oder Schüler schüttet. Oder allein auf dem Weg zur Arbeit einen Autounfall hat, angibt, dass er sich gesundheitlich nicht fahrtauglich fühlte, vom Arzt auch krankgeschrieben wurde, aber der Amtsarzt ihn "gezwungen" hat (geh zur Arbeit oder werde aus dem Dienst suspendiert) trotz Krankschreibung zu arbeiten. Da reicht doch dann ein "Ich hatte wieder eine Migräneattacke und habe dann die Kontrolle verloren und mein Auto in die Menschenmenge gefahren".
    Das gibt doch Klagen in Millionenhöhe, ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Amtsarzt riskiert.

    Ich empfinde unbezahlte Bereitschaften als Zumutung und meiner Meinung nach müssten diese auch bezahlt werden, auch wenn sie nicht beansprucht werden.

    Bei uns regelt die Schulleitung das "geschickt", indem sie einfach viele Freistunden in die Stundenpläne baut und das Ganze mit Kopplungen von Kursen begründet.
    Als Vollzeitkraft habe ich es da noch ganz gut mit durchschnittlich 5 Freistunden pro Woche mit 5 Arbeitstagen, die Teilzeitler trifft es schlimmer, die erreichen bei uns immer die Maximalwerte an Freistunden.
    (Begründung: Ihr habt ja einen freien Tag, um den zu ermöglichen habt ihr nun also 7 bis 8 Freistunden an den übrigen vier Tagen).
    Und zack: Hat man schön viel Vertretungsmöglichkeiten

    Es reicht ja wenn Leute Fotos auf Instagram oder Facebook veröffentlichen, wenn sie von jemandem dort gesehen werden... wir haben auch schon Schülern nachweisen können, dass sie auf einem Festival waren und nicht krank. War halt blöd, wenn der Lehrer frei hat und auch da ist.

    Und doof hätte auch sein können, dass der Schüler sich ein paar Monate später das Leben genommen hat, weil er doch nicht gegen die Depression ankam, für die er krankgeschrieben war.
    "Versuchen Sie unter Leute zu kommen, unternehmen Sie etwas mit Freunden, aber liegen Sie nicht im Bett rum!"
    "Hey, XY, willst du mit aufs Festival kommen? Komm schon, du versauerst sonst noch zuhause!"
    Ja, vermutlich ist Blaumachen in dem Fall wahrscheinlicher, aber man sollte mit Urteilen sehr vorsichtig sein. Es gibt auch Krankheiten, die sieht man nicht körperlich.
    Wenn ich unter eine Klausur mangelhaft schreibe, dann wünsche ich mir, dass man meinem Urteil vertraut. Wenn ein Arzt jemanden krankschreibt, dann sollte man dem auch vertrauen.
    Gerade in der heutigen Zeit mit dem Druck sind psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch. Mal eben jemanden anschauen und sagen "Der sieht mir aber gesund aus, warum kommt der denn nicht zur Arbeit" wird den Abgründen nicht gerecht, in denen sich viele Menschen befinden.
    Aber Lehrer wissen das natürlich wieder besser.

    Zumindest das VG Trier hat am 22.09.2015 in einem Fall festgestellt, dass bei amtsärztlich festgestellter Dienstfähigkeit der Nichtantritt des Dienstes trotz privatärztlicher Dienstunfähigkeitsbescheinigungen zur Entfernung eines Beamten aus dem Dienst führen kann.

    Moment, ein Lehrer bekommt von einem Arzt eine Dienstunfähigkeitsbescheinigung und wird aus dem Dienst entfernt, weil er seinen Dienst nicht antritt?
    Das Urteil musst du verlinken, das schreit ja nach Skandal.

    Also jetzt mal ganz ehrlich, wenn man krank ist und ein Arzt einen krank schreibt und man dann zum Amtsarzt geschleift wird, der quasi das Urteil des Arztes aufhebt und zur Arbeit schickt....
    Man stelle sich mal vor, man erleidet dann einen Schwindelanfall, während man mit der Bromflasche hantiert und es kommt zu einem Unfall mit Personenschaden.
    Und dann steht da eine bereits ausgestellte Dienstunfähigkeitsbescheinigung im Raum, die aber von einem Amtsarzt aufgehoben wurde....

    Sorry, aber andersherum wird ein Schuh draus. Dienstlichen Anordnungen ist zunächst Folge zu leisten, außer sie sind offensichtlich rechtswidrig.
    Zweifelt man deren Rechtmäßigkeit an, ist man zur Remonstration verpflichtet und muss diese bei Aufrechterhaltung der Anweisung dennoch befolgen.

    Und genau da liegt im Lehrerberuf das riesige Problem. Unter dem Deckmantel der Dienstpflicht kann der Schulleiter nahezu alles an Mehrarbeit anordnen. Man wird keinen Gesetzestext finden, der einen davor schützt. Es ist nicht rechtswidrig Teilzeitkollegen einen Stundenplan mit übermäßigen Hohlstunden zu verpassen, es ist nicht rechtswidrig Lehrer ohne Ausgleich am Wochenende für den Tag der offenen Tür einzubestellen und so weiter.
    Man hat als Lehrer keinerlei Schutz vor Anordnungen, denn die Rechtslage ist so, dass nahezu alles Dienstpflicht ist, was der Schulleitung einfallen könnte.

    Unabhängig vom Gehalt:

    Die Fluglotsen in dem Artikel müssen regelmäßige, lange Pausen machen, weil sie immer hochkonzentriert sein müssen und in kürzester Zeit viele Entscheidungen treffen müssen.
    Mal abgesehen davon, dass ich durchaus finde, dass Fluglotsen mehr Verantwortung finden. Die Stressbelastung durch diese 100% geistige Anwesenheit und die vielen Entscheidungen ist tatsächlich vergleichbar mit dem Lehrerberuf. Das kann man eben nicht mit einem Bürojob vergleichen, wo man mal rumträumen kann.
    Ich halte es für unzumutbar, dass Lehrer so viele Stunden unterrichten müssen. Wenn man bedenkt, dass bei 6 Schulstunden am Stück ganz realistisch ofmtals Null Minuten Pause dazwischen sind (denn wir wissen alle, was in den "Pausen" abläuft), in Verbindung mit diesem hohen Level an benötigter Aufmerksamkeit und der Anzahl an Entscheidungen, dann sollte man schon mal überlegen, ob da nicht einmal etwas reformiert werden sollte.
    Kraftfahrer haben ihre vorgeschriebenen Pausen / Lenkzeiten, Fluglotsen machen laut Artikel richtig lange Pausen und arbeiten netto wenig, aber Lehrer schickt man gerne mal in Schultage mit 6 Stunden Unterricht am Stück ohne Pause, und danach noch schön Konferenz oder am Abend Elternabend.

    Immer wenn man ezwas "zusätzlich" macht, muss etwas anderes liegen bleiben. Zu oft ist das die Unterrictsvorbereitung.

    Leider gestaltet es sich in den allermeisten Fällen so, dass nichts Schulisches liegen bleibt, sondern Privates. Beobachtet bei unzähligen KuK und selbst bei mir. Und ich bin nun, wie man mir sicher leicht glaubt, jemand, die stark auf so etwas achtet. Aber auch mir ist das Kerngeschäft wichtig und Unterrichtsvorbereitung wird doch noch irgendwie gemacht dann.
    Das Phänomen, dass die Schulleitung locker solche Zusatzdinge anberaumen kann und es eben keinen merkbaren Effekt auf die übrige Arbeit gibt, ist aus meiner Sicht total verbreitet. Und das wissen auch Schulleitungen und setzen das bewusst (oder vielleicht auch einfach unbewusst) ein.

    Der SL kommt nur deshalb auf eine derart absurde Idee, weil den Nutzen viel zu hoch und die Kosten viel zu niedrig abschätzt. Das kriegt man dann besonders gut hin, wenn man sich über beides keine Gedanken macht.

    Oder eben zu der Erkenntnis kommt, dass nahezu keine Kosten anfallen, weil die KuK trotzdem "funktionieren".

    Schöner wäre es in dem Beruf, wenn man einfach die Zeiten abrechnen könnte. Ein Abenddienst dann vielleicht sogar mit einem gewissen Faktor davor wegen er Zeit.
    Dann würde ich für einen angemessenen Stundenlohn sogar sehr gerne "herumstehen und optische Präsenz" zeigen. Aber genau dann würde die angesprochene Kosten / Nutzen Rechnung für die SL eben nicht mehr aufgehen.

    Keiner bezahlt Akademiker in Stückzahl eines Gesamtkollegiums zum Herumstehen. Sehr wohl lässt man aber gerne ebendiese KuK antanzen, wenn man sie durch das Zauberwort "Dienstpflicht" quasi in ihrer Freizeit dazu bringen kann -> Kostenneutral

    Ganz toller Beitrag Lamaison, kann ich total nachvollziehen. Gerade dieses 100% da sein im Unterricht. Wie oft hat mein Ex erzählt, dass er sich in meetings gelangweilt hat. Ich wäre froh einfach mal tagträumen zu können.
    Es ist ja nicht so, dass Unterricht keinen Spaß bringen kann. Ich habe eine total chemieinteressierte Neunte Klasse, da gehe ich furchtbar gerne rein. Trotzdem strengt mich auch solcher Unterricht enorm an, man muss präsent sein, man muss ihn erstmal vorbereiten und so weiter. Kein: Ich gehe heute einfach mal so zur Arbeit und arbeite meine Routinesachen ab. Immer planen, immer im Mittelpunkt.
    Es gibt sicher auch vergleichbare, anstrengende Jobs. Aber es gibt auch einen riesigen Haufen an Jobs, bei denen man nicht diesen Stress und Anspannung hat.
    Du schreibst es ja auch, Burnout usw.
    Warum ist das im Lehrerberuf so oft der Fall? Weil der Beruf so extrem anstrengend ist, so viele Menschen gleichzeitig.
    Kein Wunder, dass (die meisten) anderen akademischen Berufe gesundheitlich nicht so belastend sind.

    Eigentlich dürfte man als Lehrer gar nicht 42 Stunden die Woche (im Mittel) arbeiten, weil eine Lehrerstunde einen ganz anderen Faktor bekommen müsste.
    Ich denke da nur z.B. an Profisportler. Denkt ihr, dass die 8 Stunden täglich durchtrainieren? Nein, der Körper benötigt auch Regeneration und in dem Beruf ist es eben so, dass man nicht 8 Stunden täglich durchgängig Fußball spielen kann, während man auf dem Amt eben 8 Stunden täglich arbeiten kann.
    Eigentlich müsste jedem klar sein, dass man bei der psychischen Belastung eines Lehrers niemals 42 Stunden für Beamte pro Woche ansetzen dürfte! Macht man aber und das Resultat sind die von Lamaison beschriebenen, gesundheitlichen Folgen.

    Ich habe heute von 8 bis 16 unterrichtet, I-Schüler waren unter anderem auch dabei. Die Obetstufenklsuren liegen weiterhin ungelesen auf dem Schreibtisch. Ich weiß nicht, wo man um 12 Uhr Feierabend haben kann, in HH selten.

    Kann ich auch nicht nachvollziehen, mal abgesehen davon, dass ich eh einen grauenvollen Stundenplan habe, so liegt zuhause immer Arbeit, selbst, wenn es "nur" die Vorbereitung des Unterrichts vom Folgetag ist.
    Ich bekomme schon immer einen Hals, wenn die Schulbegleiterinnen oder die Hausmeister einem einen schönen Feierabend wünschen, oder so etwas sagen wie "heute aber mal früh Schluss, was?". Das ist gar nicht böse gemeint, aber es ist Ausdruck dessen, dass fast alle Menschen (selbst Mitarbeiter des Schulsystems, die nicht Lehrer sind) bewusst oder unbewusst glauben, dass man als Lehrer frei hat, wenn man nach hause kommt.
    Das merke ich so oft. Vielleicht denken die Personen nicht darüber nach, würden auf Nachfrage schon selber darauf kommen, dass dem nicht so ist.
    Aber unreflektiert / nicht nachgedacht ist anscheinend der Grundgedanke von 95% der Menschen, dass man als Lehrer Feierabend hat, wenn man das Schulgebäude verlässt.

    An welcher Schulform unterrichtet Hannelotti, dass so etwas tatsächlich möglich ist?!

    Ich sag es euch ganz ehrlich, wenn ich um 12.00 Uhr, oder von mir aus auch später nach hause kommen würde und müsste nichts mehr machen, dann würde ich mich nicht mehr über das Gehalt ärgern.
    Wenn der Lehrerberuf ein Halbtagsjob wäre, dann wäre ich mit Sicherheit total entspannt und würde sogar mit weniger als A13 zufrieden sein. Das wäre dann immer noch eine passable Work-Life-Balance.
    Die Realität ist aber, dass es ein Stressjob mit unzähligen Überstunden ist, weil das Unterrichten an sich nur einen kleinen Bruchteil der Arbeit ausmacht und man zu so vielen Dingen gezwungen wird.
    Entweder Hannelotti möchte provozieren (kann man ja mal machen ;)) oder ich habe das falsche Bundesland, die falschen Fächer oder die falsche Schulform gewählt.

    Wieviele Kollegen kennst du denn, die sich aufgrund der Weigerung eine Klassenfahrt zu begleiten, ein Disziplinarverfahren bekommen haben?

    Zugegeben nur einen Kollegen (und das nicht an derselben Schule, aber es ist der Mann einer Kollegin bei uns), das ist also nicht statistisch siginifkant, das ist mir auch klar. Aber wie belastend so ein Verfahren sein kann, wenn es denn dazu kommt, hat sich da auch gezeigt. Einziger Auswerg konnte dann sein, dass er ein ärztliches Gutachten bekommt, dass er einfach nicht auf Klassenfahrten kann. Im Zuge dieser ganzen Scherereien mit der Schulleitung der anderen Schule ist er dann psychosomatisch erkrankt und mittlerweile in Frühpension. Aber nicht mal gegen seinen Willen, soweit ich das mitbekomme habe. Da er eine zusätzliche Dienstunfähigkeitsversicherung hatte, hat er nach einiger finanzieller Kalkukation dann entschieden, dass er sich lieber gleich ganz dienstunfähig schreiben lässt. Wie das jetzt ganz genau war, weiß ich nicht, könnte ich aber nachfragen, denn seine Frau sitzt bei mir am Tisch im Lehrerzimmer.
    Sie war es eben auch, die sehr eindrücklich davor gewarnt sich mit dem Dienstherrn anzulegen, wenn man nicht bereit (oder versicherungstechnisch nicht in der Lage) ist, im Notfall die ganze Strecke zu gehen. Und unsere Schulleitung würde mit Sicherheit ebenso reagieren, wenn man sich weigert auf Klassenfahrt zu gehen. "SLH lässt niemanden ungeschoren davonkommen"

    Firelilly: Klassenfahrtziele kann ich mir doch sogar selbst organisieren. Und dann soll der Arbeitgeber mal schön für eine Fahrt in die USA, Singapur, Mongolei, Norwegen oder so bezahlen. Hat doch in Berlin schon mal geklappt vor ein paar Jahren mit New York.

    Ja, ich gebe zu, das wäre schon deutlich attraktiver, wenn man dem Diensherrn so zumindest was aufbrummen könnte.
    Aber auch da hat man hier gleich schön den Finger drauf:
    Die maximalen Kosten sind nach oben hin stark begrenzt und liegen so gering, dass man eben bei der Unterkunft und den Zielen nur Schmalspur machen kann (die sozial schwachen Familien müssen die Reise ja auch finanzieren können). Dafür hat unsere Schulleitung schon gesorgt. Das würde also von Vornherein gar nicht erst genehmigt, wenn man die Reise so plant, dass es einem da auch gut gehen könnte.
    Was auch eine riesige Frechheit ist, dass man z.B. nicht als Programmpunkt für den letzten Abend ein gemeinsames Essen im Restaurant angeben kann (siehe der Thread mit dem Geschäftsessen mit den Kunden im Restaurant auf Firmenkosten). Das würde der Dienstherr niemals erstatten, so die Schulleitung. Alles, was einem zugesteht ist trocken Brot, Tee und vielleicht Spaghetti Bolognese aus einem Riesentopf einer Jugendherberge.
    Sobald man sich da besser verpflegen möchte wird das nicht genehmigt, selbst, wenn man Restaurantbesuche, Cafebesuche etc. so mit einkalkuliert, dass man unter den Maximalkosten der Klassenfahrt bleibt.
    Man könne froh sein ein eigenes Zimmer in der Jugendherberge zu bekommen.
    Kann sein, dass Berlin seinen Lehrern mehr bietet (würde mich nicht wundern), aber in SLH kannst du eine Fahrt gar nicht so organisieren, dass einen amtsangemessenen Standard gibt.

    Wenn du nicht fahren willst, fährst du eben nicht. Schon gar nicht, wenn du das selbst bezahlen sollst. Dazu gibt es auch schon einen Thread. Wenn jemand anderes die Fahrt organisiert, ich sie nicht bezahlen muss und mir das mit der Lerngruppe vorstellen kann, fahre ich auch mal auf Studienfahrt. Das ist bisher aber erst ein mal vorgekommen. Als Klassenleitung mache ich gerne Tagesausflüge bis maximal eine Übernachtung in der Region, an Orte, die mich interessieren und für die ich auch privat Geld ausgeben würde.
    Als Beamter kann man mich ja glücklicherweise zu fast nichts zwingen.

    Und ob man Beamte zu etwas zwingen kann. Sag du in SLH mal, dass du keine Klassenfahrt machst. Dann kloppt man dir ein Disziplinarverfahren um die Ohren, weil du deine Dienstpflicht verletzt.
    Das einzige, wie man rechtlich sauber aus so einer Mehrarbeit herauskommst ist, wenn man kurzfristig erkrankt.
    Es scheint ja in anderen Bundesländern humaner zuzugehen, aber in SLH ist man vieler Rechte beraubt und es kann von oben extrem viel angeordnet werden, gerade auch bei Beamten!

    Das einzige, und da gebe ich dir recht ist, dass man das nicht selber bezahlen muss. Aber das Geld für die Lehrkräfte aufzutreiben ist für den Dienstherrn nie das Problem, da man halt genötigt wird in einfachsten Jugendherbergen unterzukommen, die man privat natürlich nie von innen sehen würde. So ist genug Geld da um den Lehreranteil zu übernehmen. Alles möglichst billig.
    Natürlich versteckt sich der Dienstherr dann wieder hinter der Aussage, dass die sozial schwachen Familien sich keine teurere Unterkunft auf der Fahrt leisten könnten. Als Lehrer musst das dann eben doch Orte besuchen, für die du privat nie Geld ausgeben würdest.

    Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass der Dienstherr das durch die gegenüber anderen Bundesländern erhöhte Pflichtstundenzahl eingesparte Gehalt, sowie das entfallene Weihnachtsgeld, genau für solche Zwecke benutzt.
    Mit anderen Worten, der Dienstherr enthält den Lehrern in Schleswig-Holstein einen Teil ihres Gehalts (erhöhte Pflichtstundenzahl!), sowie deren Weihnachtsgeld vor, um die Lehrer mit diesem Geld dann auf Klassenfahrten in Jugendherbergen zu zwingen (Dienstpflicht!), indem er aus diesem eingesparten Topf dann den Lehreranteil übernehmen kann. Eigentlich ganz geschickt, die Eltern und Schüler freuen sich, dass die Lehrer das machen müssen und es ist sogar besser als kostenneutral, denn es wird rechtlich nicht nur keine Mehrarbeit fällig, sondern es ist sogar quasi vom eigenen Lehrergehalt bezahlt.
    Und so kann der Dienstherr strahlen, sich hinstellen und behaupten: "Kein Lehrer muss auf Klassenfahrt fahren, wenn er die Kosten dafür selber tragen müsste". Macht er aber, er wird halt an anderer Stelle dafür geschröpft.

    Bei uns wird niemand zu Dienstreisen gezwungen. In Gehaltsklasse 100000 Euro plus interessieren Ruhezeiten niemanden. Da fliegst du in die USA, flitzt zum ersten Geschäftstermin, hast noch ein Kundenabendessen bis 23 Uhr, übernachtest einmal, fliegst zurück und bist am nächsten Tag zurück im Büro.

    Joa und bei uns in SLH gibt es die Dienstpflicht, da wird völlig frei darüber verfügt. Wenn die Schulleitung eine bestimmte Klassenstufe zuteilt, dann steht fest, Dienstfahrt ohne wenn und aber.
    Auf der interessieren die Ruhezeiten dann auch nicht. Da fliegt man übrigens ebenfalls (bzw. quält sich sogar manchmal stundenlang in einem schäbigen Bus), hat aber am ersten Tag eventuell nicht mal um 23 Uhr Schluss, sondern vielleicht erst weit nach Mitternacht.
    Schön, dass du das Kundenabendessen erwähnst. Meinst du, das kann mit dem Jugendherbergsessen (Hagebuttentee vom Feinsten!) mithalten? Oder ist das eher nur so ein Restaurant, wo man man auf Firmenkosten mit den Kunden speist? Ja, da hat man es als Lehrer mit der Großküche (totgekochte Spaghetti Bolognese gibts doch meist am ersten Abend oder?) natürlich gleich mal besser getroffen. Wie übernachtet die Person eigentlich? Im Jugendherbergszimmer auf im Fünf-Städte-Heim auf Sylt, wo nachts ein Lärm ist, oder vielleicht doch etwa in einem Hotel?
    Und "am nächsten Tag" bist du da auch nicht schon zurück im Büro bzw. der Schule, das ganze darfst du dir non stop 5 Tage durch geben.

    Es wird immer so von amtsangemessener Alimentierung geschrieben und ich lese hier so oft, dass Lehrer gut verdienen. Also irgendwie sehe ich da einen eklatanten Widerspruch, wenn der Landesbeamte mit A13 wirklich so ein respektierter Mitarbeiter ist, warum dann Hagebuttentee und Jugendherberge?
    Ganz ehrlich, ich möcht denjenigen in der freien Wirtschaft sehen, der mit vergleichbarem Studium von seinem Arbeitgeber in eine Jugendherberge bei Hagebuttentee und totgekochten Spaghetti Bolognese geschickt wird, und dann nicht schaut, ob er nicht ein besseres Unternehmen findet. Das ist doch kein angemessener Zustand, das kann man vielleicht als Jugendliche bei den Pfadfindern mal ertragen, aber nicht als erwachsene Frau mit Hochschulstudium. Andere mit Diplom bekommen von einer Fortbildung mit Unterbringung im schnieken Hotel noch einen Geschenkkorb mit Wein und Käse mit (alles erlebt bei meinem Ex!).
    Ich verlange ja gar nicht, dass der Staat mir das bieten soll, aber verdammte Axt, wenn nicht, dann darf er mich gefälligst nicht dazu zwingen das über mich ergehen zu lassen.
    Das ist nicht amtsangemessen!

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