Da wäre ggf. ein Hebel für die Personalvertretung. Gleichbehandlung, Mehrarbeit (falls Dokumentationen oä verlangt werden), Mitbestimmung bei Maßnahmen zur Hebung der Arbeitsleistung, usw.
Das wird in Bayern nicht greifen. Die Unterrichtsbesuche sind Bestandteil der dienstlichen Regelbeurteilung, die dienstrechtlich alle vier Jahre für Beamte auf Lebenszeit erfolgen muss. Drei unangekündigte Unterrichtsbesuche sind dabei vorgeschrieben (aufgeteilt in Unter-, Mittel- und Oberstufe sowie auf die Fächer des Kollegen).
Neben den Unterrichtsbesuchen (die nicht benotet werden und für die keine Entwürfe abgegeben werden müssen) fließen natürlich noch andere Kriterien in die Beurteilung ein (schulisches Engagement; Zuverlässigkeit; Außenwirkung; Übernahme von Aufgaben etc.) und am Ende gibt es eine Note zwischen 1 und 7.
Die Beurteilung entscheidet bei A13-Kollegen über den Zeitraum der Regelbeförderung auf A14. Je besser die Beurteilungen, desto schneller wird man befördert.
Bei Kollegen, die sich auf A15 bewerben, werden die letzten zwei Beurteilungen herangezogen, so dass es im Normalfall keine Anlassbeurteilung (und also auch keinen weiteren Unterrichtsbesuch etc.) gibt.
So weit die dienstrechtliche Seite.
In der Praxis gibt es die Regelung (nirgendwo niedergeschrieben aber recht offen auch von höherer Stelle kommuniziert), dass der Großteil der Beurteilungen sich im Bereich der Noten 3 bis 5 abspielen soll. Einsen gibt es quasi an den Schulen nicht (auf Ebene des KM evtl. schon), Kollegen mit einer Zwei sind Überflieger. Bei einer 7 kann es dazu kommen, dass man in der Besoldung nicht weiter in den Erfahrungsstufen aufsteigt. Junge Kollegen, die ihre erste Regelbeurteilung bekommen, erhalten deshalb meist eine Vier, wenn sie ihre Aufgaben ordentlich erfüllen und sich ein wenig ins Schulleben eingebracht haben. Wenn sie "nur" ihre Aufgaben erfüllen und dabei vielleicht den einen oder anderen kleineren Fehler machen, kann es auch die Fünf sein.
Bei den etwas älteren Kollegen wird die Beurteilung zum Politikum: Welcher Kollege kann vielleicht schon im kommenden Beurteilungszeitraum auf A14 aufrücken, wenn er jetzt eine bessere Note bekommt? Welcher Kollege soll vielleicht im kommenden Beurteilungszeitraum eine A15 zugeschoben bekommen? Welcher Kollege hat gerade erst A14 bekommen und kann deshalb erstmal wieder schlechter beurteilt werden? Etc.
Vor dem Hintergrund dieser verschiedenen Faktoren spielen die Unterrichtsbesuche für die Beurteilung eine relativ geringe Rolle. In der Regel weiß der Schulleiter schon, welche Note ein Kollege bekommen "muss", bevor er einen Fuß ins Klassenzimmer setzt. Kollegen ohne Ambitionen kann es sowieso völlig egal sein.
Trotzdem ist der Stress auch in meinem Kollegium deutlich spürbar, ähnlich wie bei O. Meier, wenn der Chef ankündigt, mal wieder eine Runde UBs zu machen. Ich glaube, das liegt daran, dass wir im Alltag nur sehr wenig professionelles Feedback von Leuten bekommen, die den Beruf und seine Anforderungen richtig einschätzen können. Wenn dann mal jemand bei mir drinsitzt, und dann auch noch der Chef (!), dann möchte ich (vielleicht unbewusst) auch gerne zeigen, dass ich mehr kann als "Buch S.21, Aufgabe 3 - ihr habt 35 Minuten". (Ich übertreibe natürlich.)
Daher die plötzliche Material- und Methodenschlacht, die in bayerischen Lehrerzimmern in schöner Regelmäßigkeit ausbricht.
Man muss sich davon lösen, diese UBs als Druck zu sehen. Erstmal muss man erkennen, dass sie für die eigene Laufbahn fast völlig bedeutungslos sind. Dann muss man sich das Feedback, das man unbewusst gerne hätte, von anderer Seite holen. Kollegiale Unterrichtsbesuche auf freiwilliger Basis etc. Und dann muss man sich klarmachen, dass auch "Buch S.21, Aufgabe 3" manchmal Unterrichtsrealität ist und dass der Chef, wenn er denn jederzeit hereinspazieren kann, eben auch so etwas mal zu sehen bekommt. Und die Stunde, in der ich eine Ex schreibe. Oder mal einen Film zeige und meine einzige Aktivität darin besteht, die Aufgabe dazu an die Tafel zu schreiben.