Ein guter Teil des Problems war wohl, dass man die Aufgabe nicht mit auswendig gelernten Kochrezepten lösen konnte. Die sind allerdings die Standardlernmethode in Bayern und B-W.
Ich weiß ja nicht, wie häufig du schon Oberstufe in Bayern unterrichtet und dort das Abitur abgenommen und korrigiert hast.
Ich habe, bevor ich nach Bayern gekommen bin, drei Jahre in NRW unterrichtet, u.a. auch Englisch GKs und LKs.
Und, was soll ich sagen... die sehr konkreten Vorgaben aus den Abiurerlassen, die für jeden Jahrgang in NRW neu herauskommen bieten sich sehr viel mehr dazu an, Inhalte vorbereitend auswendig zu lernen.
In Bayern gibt es den Lehrplan, der Themenbereiche vorgibt. Inhaltliche Konkretisierungen gibt es in dieser Form nicht, auch keine Pflichtlektüren. Ich muss hier also so unterrichten, dass SuS mit jedem Text zu jedem Thema, der ihnen im Abitur vorgelegt wird, umgehen können. Das führt häufig auch dazu, dass Schüler sich beklagen, "für Englisch nix lernen zu können" und dass Lehrer sich beklagen, dass unterrichtete Inhalte in den Abiturprüfungen zu kurz kommen.
Ich will nicht behaupten, dass dies das bessere System ist. Das hat natürlich klare Nachteile. Auch die bayerische Selbsteinschätzung, das schwierigste Abitur zu haben und das letzte Bundesland mit gymnasialem Anspruch zu sein, teile ich in keinster Weise.
Aber der Vorwurf, in Bayern würden nur auswendig gelernte Kochrezepte eine Rolle spielen, ist in höchstem Maße lächerlich und zeugt von ziemlicher Ignoranz und von eine Horizont, der durch den eigenen Tellerrand begrenzt ist. Sowas kann man am Stammtisch vielleicht noch verbreiten.