Beiträge von Moebius

    Die zuerst von dir zitierte Befragung, bei der rausgekommen ist, dass die Mehrheit hinter den Lockerungen steht, ignorierst du also und berufst dich stattdessen auf deine Interpretation einer Umfrage, in der etwas ganz anders gefragt wurde, nämlich die Bewertung der Einführung der Maßnahmen?

    Gerade gesehen im ZDF-Morgenmagazin: Warnung vor der 2. Infektionswelle, die in Singapur ganz schlimm ist.

    Und das sind die Infektionszahlen von Singapur:

    singapur.PNG

    Ich sehe eine Welle, die allmählich, aber langsam, abklingt ?

    Haben wir schon drüber gesprochen: in Singapur gab es einen späteren Ausbruch in Wohnheimen für Wanderarbeiter. Das ist durchaus eine Gefahr (sehen wir zB hier gerade in keiner Maßstab in Unterkünften für rumänische Fleischzerleger in BW(?)), hat aber mit dem, was als "zweite Welle" diskutiert wird eigentlich nichts zu tun.

    Unser Gehalt fließt ohne Probleme weiter.

    Noch.

    Mittelfristig werden auch Beamtenbezüge betroffen sein. Nach der Schuldenkriese 2008 gab es in den meisten Bundesländern 2-3 Jahr Nullrunden für die Beamten, die aktuellen wirtschaftlichen Folgen werden deutlich schwerer sein als damals. Und natürlich lässt es sich für die Politik auch immer wunderbar argumentieren "Euer Job wahr schließlich sicher, damals als alles zusammenbrach, dafür müsst ihr jetzt auch mal euren Teil beitragen".

    Die Rechnung kriegen wir am Ende des Tages alle, aber uns geht es dabei natürlich immer noch deutlich besser, als vielen anderen.

    "Ausgehend von ihren Daten und einem sogenannten Basis-Reproduktionswert von 2,5 Neuinfektionen je Infiziertem haben die Wissenschaftler berechnet, dass Schulschließungen zu 42 Prozent weniger Ansteckungen pro Tag führen könnten. Durch Verzicht auf außerschulische Aktivitäten würden die Neuansteckungen sogar um 64 Prozent reduziert. "Insgesamt sind Schulschließungen nicht ausreichend, um einen Covid-19-Ausbruch vollständig zu verhindern", schreiben die Autoren in ihrer Arbeit. "Aber sie haben einen großen Einfluss auf die Dynamik des Ausbruchs und damit auch auf die Kapazitäten der Kliniken".

    Süddeutsche Zeitung

    Bei der zitierten Studie handelt es sich um eine Modellrechnung zu Bewegungsdaten aus Wuhan und Shanghai. Sie wird für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn einen gewissen Wert haben, relativiert aber in keiner weise den genannten in Europe beobachteten Verlauf des Infektionsgeschehens, bei dem sich ein Einfluss der Schulschließungen in den realen Daten nicht nachweisen lässt. (Was im übrigen auch nicht verwunderlich ist, wenn man viele Parameter gleichzeitig ändert.)

    Lustig ist, dass die Positionen vor einem Monat noch umgekehrt waren. Da habe ich Modellrechnungen zu den Infektionszahlen genannt und du hast dich darüber aufgeregt, weil du die Methode der rein mathematischen Modellierung unseriös fandest.

    Meyer-Hermann und Drosten gegeneinander auszuspielen funktioniert nicht, denn sie sind sich einig in der Ablehnung der aktuellen Lockerungen und für deren Verschieben um etwa 3 Wochen. Die führenden Wissenschaftsorganisationen insgesamt auch. Alle befürchten deshalb recht bald schon eine dramatische Verschlechterung der gerade etwas verbesserten Zahlen.

    Drosten sagt, aus rein epidemiologischer Sicht wären längere Beschränkungen wünschenswert (was offensichtlich richtig ist), ihm wäre jedoch klar, dass die Politik unterschiedliche Aspekte berücksichtigen müsse. Und so ziemlich das gleiche schreiben die vier Institute in ihrem Gutachten. "Ziemlich bald eine dramatische Verschlechterung" befürchtet da niemand.

    Die WHO hat sich Samstag überraschend freundliche über den schwedischen Weg geäußert und festgestellt, dass die Art des Umgangs mit den eigenen Bürgern ein Zukunftsmodell für andere Staaten für die kommende Zeit sein könnte.

    Es geht um die Eindämmung von Corona auf ein Maß (täglich max. 100 bekannte Neuinfektionen), das weitere Lockerungen verantwortbar werden lässt und eine sofortige zweite Welle höchst unwahrscheinlich macht. Die aktuellen und angesagten Lockerungen vertragen sich damit leider nicht.

    Auch das ist wiedermal eine subjektive Einschätzung, für die es keine tatsächlichen Hinweise in der Entwicklung der Zahlen gibt. Kurze Erinnerung, an Diskussionen, die wir hier auch schon geführt haben:

    - Am Osterwochenende besuchen sich die Leute und die Neuinfektionen steigen wieder.

    - Nach den ersten Ladenöffnungen nehmen die Kontakte zu, und die Neuinfektionen steigen wieder.

    - Die ersten Erfolge lassen die Leute unvernünftiger werden und die Neuinfektionen steigen wieder.

    Aktuell liegt den die Neuinfektionen diese Woche um 36% unter denen der Vorwoche, das ist der stärkste Rückgang, den wir seit Beginn der Pandemie hatten. Bisher hat keine "Lockerung" zu irgend einem wieder Ansteigen der Neuinfektionen geführt und die aktuellen Zahlen bestätigen den derzeitigen Weg der langsamen Lockerungen.

    Im übrigen ist es keine realistische Option den langsamen Weg einfach 4 Wochen nach hinten zu schieben. Je später man anfängt, um so größer werden die Schritte werden, da ist dieser Weg für mich der sicherere.

    Bei der App erwarte ich mir nicht viel, ich fürchte, dass wird ein Rohrkrepierer. Erst hat es wochenlang Diskussionen um zentrale oder dezentrale Datenspeicherung gegeben (was dem Vertrauen nicht zuträglich ist), dann hat man sich letzte Woche endlich geeinigt und verkündet, man könne jetzt anfangen (!) die App zu entwickeln. Vor Mitte Juni wird das nix und dann ist die Dringlichkeit für die meisten wahrscheinlich raus, so dass zu wenig Leute das Teil installieren werden.

    Im besten Fall hat man dann was fertig, falls es eine zweite Welle geben sollte.

    Das ist doch kompletter Unsinn. Wenn das in Basel mit einer Prävalenz von 488 auf 100000 Einwohner *die ganze Zeit* gemacht wurde wird das in einem Land mit 82000000 Einwohnern wohl auch mit 1000 Neuinfektionen pro Tag drin sein.

    Zumal Frau Merkel letzte Woche angekündigt hat, dass jede Stadt bzw. jeder Kreis pro 20 000 Einwohner ein Case-Tracking Team mit 5 Personen bereithalten muss. Bei 1000 Neuinfektionen in Deutschland wären das bei dieser Quote 20 Case-Tracker pro Infektion. Die Verteilung und Auslastung wird sicher regional stark schwanken, aber da frage ich mich doch, wie viel Personal man da zum Telefonieren benötigt.

    Die Krise ist nicht beendet, sie geht in eine neue Phase über. Der Leiter der Taskforce Covid-19 beim Schweizerischen Bund sagt heute im Interview mit der NZZ, er geht davon aus, dass wir die nächsten 2 Jahre mit den geltenden Abstands- und Hygieneregeln leben. Als Entscheidungsträger denkt der sich so eine Zahl nicht aus. Es wird in München kein Oktoberfest geben wie es in Basel keine Fasnacht gab, da bin ich mir sehr sicher.

    Ich würde auch davon ausgehen, dass es Bereiche gibt, in denen wir noch lange Zeit Einschränkungen haben werden. Und ein paar Bereiche der Lockerungen sehe ich durchaus mit Bedenken. Das betrifft vor allem Gottesdienste, die ja nun in der Ausbreitung der Epidemie wirklich erwiesenermaßen ihren Beitrag geleistet haben. Die Beschränkung der Religionsfreiheit ist ein harter Eingriff, der sicher besonders kritisch zu sehen ist, aber ich bin ziemlich pessimistisch, was die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln bei manchen Gruppen angeht. Vor allem in eher fundamentalistischen muslimischen Gemeinden und christlichen Sekten, von denen wir hier nun mal einige haben, kommen eine große Anzahl unvernünftiger Leute zusammen, die sich sowieso vom Staat eigentlich nichts sagen lassen wollen und ich glaube nicht, dass die staatlichen Organe hier wirklich für eine Durchsetzung der Regeln sorgen werden.

    Ich weiß nicht, wie es in NRW ist, aber in Niedersachsen ist der offene Ganztag ausdrücklich ausgesetzt, es gibt lediglich die Notbetreuung und auf die haben eben weiterhin nur bestimmte Schüler Anspruch. Sinn und Zweck der Teilung der Klassen ist es, dass sich die Schüler nur zur Hälfte in der Schule sind und sich die Gruppen möglichst nicht begegnen. Betreuungsmodelle, bei denen die jeweils nicht beschulten Kinder gleichzeitig anderweitig in der Schule betreut werden, laufen dem zuwider und sind offenkundiger Unsinn.

    Die Schulleitung hat dafür zu sorgen, dass die Notbetreuung auch weiterhin eine Notbetreuung bleibt und nur von den Schülern in Anspruch genommen werden kann, bei denen ein Anspruch und keine Betreuungsalternative vorhanden sind. Die Teilnehmerzahl kann und darf also nicht massiv steigen.

    Die Folgen auch für die Wirtschaft werden schlimmer sein, als es weitere 3 Wochen Lockdown mit der von Drosten dann erwarteten RO von 0,2 gewesen wären.

    Dafür hätte ich doch gerne eine Quelle.

    Soweit ich weiß ist R0 niergendwo auch nur annähernd in einer so niedrigen Größenordnung gewesen, egal mit welchen Maßnahmen, selbst die gefakten Zahlen aus China zum "harten Lockdown" kommen nicht auf diesen Wert. (So lang man nicht die 15k Nachmeldungen durch Änderung der Zählweise mit rein nimmt.)

    Wenn man seriös über Jahreszeitabhängigkeit reden möchte, müsste man jetzt eigentlich auf die Südhalbkugel gucken und vergleichen, ob es dort schwerer ist als bei uns, das Virus in den Griff zu bekommen. leider gibt es dort praktisch keine Länder, die mit dem europäischen Standard vergleichbar sind. Einzig Australien würde mir einfallen. Das Land ist zwar insgesamt sehr dünn besiedelt, es gibt aber zumindest einige Großstädte, deren Bevölkerungsstruktur und Lebensverhältnisse im Prinzip unseren Bedingungen entsprechen. Bisher hatte Australien einen sehr schwachen Ausbruch im März, den sie relativ schnell in den Griff bekommen haben. Wenn es da jetzt im Mai/Juni zu einer zweiten Welle kommt, wäre das ein mögliches Indiz für eine größere Jahreszeitabhängigkeit.

    Naja, das liegt doch auf der Hand. Die Faktoren, die bei anderen Virenerkrankungen dafür sorgen, dass es nur eine Welle gibt, die treffen ja auf Corona hier ja nicht zu.

    https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Influenza/FAQ_Liste.html

    Bei SARS-CoV-2 haben wir eine genügend große Anzahl an empfänglichen Personen in der Bevölkerung und wie man an vielen warmen Ländern sieht, ist das Virus selbst bei warmen Temperaturen stabil genug um für Infektionen zu sorgen.

    Im kommenden Herbst und Winter werden wir uns in wenig belüfteten Räumen aufhalten und unsere Atemwege sind trockener Heizungsluft ausgesetzt.

    Kurz zusammengefasst lautet dein Argument, dass es eine Wellenbewegung geben wird, weil das Virus im Sommer nicht verschwinden wird, weil es nicht jahreszeitabhängig ist und dann im Herbst wieder aufflammen wird weil es dann doch wieder jahreszeitabhängig ist.

    Es ist bezeichnend für dein Bestreben, sich jeweils die negativsten möglichen Szenarios zusammen zu basteln, selbst wenn das zu offensichtlichen Widersprüchen führt.

    Und die Argumentation in dem von dir verlinkten Artikel steht und fällt halt mit dem Einfluss der Schulschließungen auf R0. Wenn ich da einen hohen hypothetischen Wert ansetze, komme ich halt auf solche Ergebnisse. Trotzdem werden die Belege dafür dadurch nicht stärker.

    Natürlich kommt es zu einer zweiten Welle. Wir öffnen die Schulen nach und nach.

    Eine Kausalität, die einzig und allein auf deiner persönlichen Einschätzung beruht, weil du es dir nicht anders vorstellen kannst.

    Alle bisher vorliegenden realen Daten sprechen eine andere Sprache.

    Zweite Welle hin oder her (die schließe ich ja gar nicht aus), Schweden oder die Daten aus der Schweiz, auf die Wolkensocke80 schon oft hingewiesen hat, bestätigen, dass Schulen zur Gesamtentwicklung keinen wesentlichen Beitrag leisten.

    Ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass es zu keiner zweiten Welle kommen soll, und ich will es verstehen.

    Es wird jetzt Schritt für Schritt wieder ein Weg zum Stand vor den Maßnahmen gegangen. Und die Masken und die mehr oder minder beachtete Abstandsregel machen alles weniger schlimm? Minus Großveranstaltungen.

    Dann waren die Masken der Schlüssel zu allem?

    Kann man ja noch nicht sagen, vielleicht kommt sie doch.

    Allerdings ist die "zweite Welle" epidemiologische nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Grippewellen und Erkältungen wiederholen sich nur jährlich, weil sich die Viren permanent verändern. (Auch das ist bei Corona noch nicht völlig ausgeschlossen, auch wenn es wohl nicht mir der Dynamik wie bei Grippe funktioniert.).

    Die Masken waren mit ziemlicher Sicherheit nicht der Schlüssel, sie kamen ja erst, als R0 längst bei 1 war. Das entscheidende Moment für die explosionsartige Ausbreitung einer Infektionskrankheit ist wohl die Phase der ungehemmten Verbreitung in einer ahnungslosen Bevölkerung am Anfang, und die gibt es halt für jede Krankheit nur einmal. Jetzt trifft das Virus auf jeden Fall auf eine wachsame Population in der immer noch Eindämmungsmaßnahmen in Kraft sind, damit ist es auch bei neuen Ausbrüchen deutlich unwahrscheinlicher, dass es eine massenhafte Verbreitung gibt, bevor es jemandem auffällt.

    Aber bitte nicht missverstehen: ich will sicher nicht sagen, dass der Drops gelutscht ist und wir wieder zum Alltagsgeschäft übergehen können.

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