Beiträge von Moebius

    In jedem anderen akademischen Beruf ist ein Vorbereitungsdienst selbstverständlich?

    In vielen andern auch und es fällt mir schwer zu glauben, dass in irgend einem Ärzteforum jemand, der zwar das Studium geschafft hat, dann aber im praktischen Jahr gescheitert ist, Tipps bekommen würde, mit welchen Verfahrenstricks er dann doch noch praktizierender Arzt werden könnte. Da würde wohl so ziemlich jeder sagen, "wenn du mit der Praxis nicht klar kommst, lass die Finger von Patienten".

    Pädagogische Mitarbeiter:in an Grundschulen, dafür hätte es das Examen nicht gebraucht,

    Für die Einstellung als PM wird idR eine abgeschlossene pädagogische Berufsausbildung vorausgesetzt. Bei uns sind die PMs Sozial- oder Diplompädagogen. Mit dem 1. Staatsexamen hat man keine abgeschlossene Berufsausbildung, es wäre also erst mal zu klären, ob man überhaupt die Einstellungsvoraussetzungen erfüllt. Ich persönlich würde immer den ausgebildeten Sozialpädagogen für die Aufgaben eines PMs vorziehen und nicht den teilausgebildeten Lehrer. Unsere PMs können Dinge und haben eine Art von Zugang, gerade zu jüngeren SuS, die ich, der ich primär Fachlehrkraft bin, nicht unbedingt habe und jemand der den praktischen Teil der Ausbildung nicht gemacht hat, noch weniger.

    Früher oder später wird ein sogenanntes "Quartalssaufen" zu Beeinträchtigungen der Arbeitsleistung führen und dann geht es den Arbeitgeber sehr wohl was an.

    Ja, aber eben erst in dem Moment, in dem das eintritt und nicht "präventiv".

    Und dann eben mit der konkreten Begründung über die Art der Beeinträchtigung und nicht mit einem "Eltern reden darüber, dass sich sie jedes zweite Wochenende betrinken würden". Eine medizinische Untersuchung ist ein weitgehender Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Betroffenen, so etwas mit Sicherheit nicht alleine auf Basis von Gerüchten und Erzählungen über Verhalten im privaten Umfeld möglich.

    (Das ist in den entsprechenden Vorgaben auch genau so geregelt, die in der Regel auch vollständig den Namen "Dienstvereinbarung Sucht am Arbeitsplatz" tragen.)

    Letztlich ist die Frage nach der Suchterkrankung müßig, da sie kein Kriterium für irgendeine dienstliche Maßnahme ist. Jemand kann Alkoholiker sein und seinen Dienst nüchtern, zuverlässig und von seiner Erkrankung unbeeinträchtigt wahrnehmen, dann geht das den Dienstherren schlicht und ergreifend nichts an. (Es gibt Formen von Alkoholismus, die sich nicht durch durchgängigen, sondern exzessiven Konsum in einzelnen Phasen auszeichnen.)

    Wenn man eine persönliche Beziehung zu dem Kollegen hat, kann man Dinge trotzdem ansprechen und Hilfe anbieten. Der Schulleiter ist die denkbar ungeeignetste Person dafür, denn er ist der Dienstvorgesetzte und ein "Gespräch beim Schulleiter" ist kein freundlicher Plausch sondern die Vorstufe einer disziplinarischen Maßnahme für die auch eine entsprechende rechtliche Grundlage gegeben sein muss. Da ist dann auch egal, wie der Schulleiter sein persönliches Verhältnis zum Betroffenen einschätzt, die Professionalität gebietet einfach, da das dienstliche Vorgesetztenverhältnis von einem "Ratschlag unter Kumpeln" zu trennen.

    Das Gespräch wird wohl der SL alleine führen müssen. Und so ist es auch beispielsweise in der Kölner Dienstvereinbarung vorgesehen.

    Ein Gespräch nach DV Sucht kommt meines Erachtens überhaupt nicht in Frage, weil die ein konkretes Fehlverhalten vorsehen, mit dem man den Betroffenen konfrontieren kann und muss. Das ist weder ein abstraktes "Du hast ein Suchtproblem", noch Gerüchte von Dritten, die man gar nicht benennen kann.

    Das ist jetzt alberne Haarspalterei. Der TE hat eine Situation als Tatsachen geschildert, darauf hat er Empfehlungen bekommen, dann hat er nachgereicht, dass nichts davon wirklich Tatsachen waren, sondern alles nur Gerüchte und Hörensagen und erklärt, dass er es als seine persönliche Aufgabe sieht, den Chef dazu zu bringen, hier tätig zu werden. Darauf beziehen sich meine Antworten und das hast du auch verstanden.

    Der Einwand geht am Thema vorbei, es geht darum, dass der PR nicht dafür zuständig ist, Gerüchte und Hörensagen von anonymen und unbekannten Quellen weiter in der Schule zu verbreiten. Im Gegenteil.

    Ich habe mehrfach geschrieben, dass ich in einem klaren und mir bekannten Fall, natürlich etwas tun würde um eine Fremdgefährung zu verhindern. Darum geht es hier aber nicht.

    Also auf gut deutsch, all die Dinge, sie im Ausgangspost als Tatsachen hingestellt worden sind, sind in Wirklichkeit einfach Stille Post der Sorte "Ich habe mal gehört, der Schwippschwager meines Metzgers hat gesehen..."?

    Offensichtliche Beweise für Alkoholsucht des Kollegen gibt es nicht, zumal er in der Schule sich bis dato kaum etwas zu Schulden kommen ließ.

    Kaum oder überhaupt nicht? Kannst du irgendeine konkrete Konkrete und Sache berichten, die zweifelsfrei passiert ist und nicht auf Hörensagen beruht?

    Zur Weihnachtsfeier oder zum Ausklang vor den Ferien vielleicht mal, aber nicht bei Kleinigkeiten wie Geburtstagen. Wir haben 100 Kolleginnen und Kollegen, wenn man da anfangen würde zu Geburtstagen mit Sekt zu feiern und wöchentlich im Lehrerzimmer zugeprostet würde, würde ich das auch unangenehm und unpassend finden.

    Ich wundere mich ein bisschen, dass der Personalrat da keine klaren Handlungsanweisungen hat, findet man da wirklich nichts?

    Der Personalrat ist hier in einer ganz schwierigen Position. Es ist nicht Aufgabe des PRs, dienstliche Verfahren gegen Kollegen in die Wege zu leiten. Die Dienstaufsicht obliegt dem Schulleiter. Der versagt im beschriebenen Beispiel ganz offensichtlich. Wenn der seinen Job machen würde und ein Verfahren gemäß der Dienstvereinbarung Sucht in die Wege leiten würde, wäre der PR beteiligt und zwar in der Regel als Vertrauensperson zur Begleitung des betroffenen Kollegen. Das beißt sich massiv damit, wenn man das Verfahren selber ausgelöst hat.

    Wie gesagt: als Kollege würde ich warten, bis der Problemfall alkoholisiert ins Auto steigt und dann die Polizei anrufen. Als Personalrat muss ich damit rechnen, dass ich in einem kommenden dienstlichen Verfahren die Interessen der Person vertreten muss und sollte mich vorher auch entsprechend verhalten. (Und Interessen vertreten bedeutet selbstredend nicht, ihn aus seinen Problemen raus zu hauen.)

    Ich glaube, dass sich die Zeiten da in den letzten Jahren fast überall geändert haben.

    Zu meiner eigene Schulzeit gab es eine Reihe an Lehrer, deren Alkoholproblem allgemein bekannt war. Heute würde zumindest an meiner Schule damit deutlich anders umgegangen.

    Da bin ich ja mal gespannt, wie die CDU dieses Wunder bewerkstelligen möchte. Vielleicht schaffen sie es ja tatsächlich z.B. mehr Sozialwohnungen zu bauen, damit sie nicht mehr so viel Miete zahlen müssen...

    Die Kosten des Bürgergeldes ohne Miet- und Heizkostenzuschläge sind 2023 gegenüber dem ALG2 in 2022 um 16% gestiegen. Das sind also die reinen Kosten des Systemwechsels. Für das kommende Jahr plant die Regierung immer noch mit einem Rückgang der Kosten um 5% gegenüber dem geplanten Ansatz für 2024, während gleichzeitig aktuell für dieses Jahr bereits 3 Mrd. in der Planung fehlen. Das war einer der Posten, die Scholz gerne über Aussetzen der Schuldenbremse finanzieren wollte. Realistisch dürfte die Finanzierungslücke für das kommende Jahr 5 Mrd betragen.

    Kannst du das begründen?

    - Ich befürworte grundsätzlich die Schuldenbremse (wie die meisten Deutschen). Sie ist für mich nicht unantastbar, aber die aktuellen Gründe, sie in Frage zu stellen, sind für mich absolut nicht überzeugend, weil es überhaupt nicht darum geht, in großem Maßstab Zukunftsinvestitionen anzustoßen, sondern ausschließlich um das Stopfen diverser Löcher, damit man weiter so machen kann, wie bisher.

    - Ihre Position zur Unterstützung der Ukraine entspricht meinen Überzeugungen.

    - Durch die Umstellungen auf das Bürgergeld sind die damit verbundenen Ausgaben in den letzten 3 Jahren um ca. 50% gestiegen. Das halte ich für eine Fehlentwicklung, die mit der SPD nicht zu beseitigen sein wird.

    - Auch wenn die FDP immer auf Wirtschaftsliberalismus reduziert wird (durchaus selbstverschuldet) hat sie auch im Bereich Bürgerechte liberale Positionen, die sie in der Koalition auch eingebracht hat. (Schwangerschaftsabbruch / Abschaffung §219a, Anlasslose Überwachung von Telekommunikation, Meinungsfreiheit). Tatsächlich hat die FDP in diesem Bereich relativ viele Gemeinsamkeiten mit den Grünen.

    PS: In meinem Leben habe ich fast immer SPD, Grüne oder FDP gewählt.

    Die FDP ist für mich heute wieder deutlich wählbarer als vor 2 Wochen.

    Dagegen spricht für mich hauptsächlich Lindner, wenn man ihn zum Beispiel durch die von ihm geschasste Teuteberg ersetzen würde, wäre ich vermutlich an Bord.

    Vor allem war vor einer Woche der Tenore in den genannten Medien noch, dass der Kanzler den Bruch mit der FDP herbeigeführt hat, indem er Linder ultimativ eine letzte Haushaltsvorlage gemacht und ihn dann nach dessen Ablehnung vor die Tür gesetzt hat. Da war das noch anerkennenswert und zeugte von Rückgrat.

    Wenn jetzt auf die FDP statt dem Kanzler dieses Szenario vorbereitet hat, ist es auf einmal eine Intrige.

    Ganz ehrlich - man kann davon halten, was man möchte. Aber man muss doch wohl in der Lage sein, von seiner persönlichen Meinung so weit zu abstrahieren, dass man erkennt, dass Menschen mit anderen politischen Einstellungen diesen Vorgang ganz anders bewerten. Die FDP hat in der Koalition von 12% auf 3% abgebaut, weil 3 von 4 ehemaligen FDP Wählern offensichtlich mit der Arbeit der FDP in der Koalition nicht zufrieden waren (und das ganz sicher nicht, weil die FDP bei Rot-Grünen Projekten auf die Schuldenbremse geschaut hat). Dass diese den Ausstieg positiv bewerten werden, muss man doch auch erkennen können, auch wenn man nicht zu dieser Gruppe gehört. Und dass die es auch nicht negativ sehen werden, wenn der Ausstieg geplant und mit einer Strategie erfolgt ist, sollte doch auch offensichtlich sein. Stattdessen wird so getan, als ob eine große Verschwörung aufgedeckt worden wäre, über die man sich nur empören könne.

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