Beiträge von Wolfgang Autenrieth

    Mir fallen Kinder auf und es gibt ganz unterschiedliche Ausprägungen und Gründe für den Verdacht ADHS, LRS oder Dyskalkulie, alles halte ich nicht ausreichend erforscht, zudem sehe ich weitere Beeinträchtigungen, die dann in schwachen Leistungen sichtbarer werden als zuvor (Schwierigkeiten im Bereich Raum-Lage, Wahrnehmungsverarbeitung untersch. Sinne).

    Gerade wenn man bemerkt, dass es schon zu Beginn der Schulzeit schwierig ist, müsste man das Gewicht auf den Unterricht und die frühe Förderung setzen.

    Vielleicht könnte man sogar vor der Schule Vorläuferfähigkeiten erfassen, parallel zur anstehenden Alphabetisierung. Das ist üblich für die Lernausgangslage, wenn ich aber dann beginnen muss, mit einzelnen Kindern das Zählen bis 5 zu üben, müssen diese Kinder die fehlenden Fähigkeiten zügig entwickeln.

    Da bin ich völlig d'accord. Eigentlich müssten in den ersten beiden Klassen Doppelbesetzungen vorhanden sein, damit man die Nachzügler auf ein akzeptables Mittelmaß heben kann, auf dem sich aufbauen lässt. Wie "Herr Schröder" in einem seiner Programme treffend meint: "In Klasse 1 können die einen keine Schere richtig halten und die anderen können schon frühchinesisch." ;)

    Wobei ich als KV¹ in Klasse 1 einen Schüler unterrichtete, der schon alle Waffensysteme beherrschte und in Doom4 unzählige Gegner getötet hatte.
    Das Game hat FSK 18. Sein Vater (geschieden) hatte es ihm geschenkt. Kinder haben die unglaublichsten Fähigkeiten.




    ¹ Akülex-Spoiler: Krankheitsstellvertreter

    Wenn du mich zitierst, dann bitte nicht selektiv und verfälschend:

    Diese Annahme geht aber davon aus, dass

    a) die Kinder das notwendige Rüstzeug mit bringen.

    Ich hatte mich auf die Folgen von Corona bezogen - und nicht auf mangelnde Förderung durch die KuK


    Zitat von Wolfgang

    Dyskalkulie hat scheinbar seit Corona stark zugenommen. Nun - die Gründe liegen sicher in weiten Teilen in dem, was Meyerhöfer kritisiert. Vielen Kindern fehlt die Basis im mathematischen Verständnis, die eigentlich in der ersten Klasse gelegt werden muss.

    Nun - ich sehe das ebenfalls nicht schwarz-weiß. Es gibt jedoch um Dyskalkuie auch auif FB einen ziemlichen Hype - und manchen Eltern wäre wohl eine Pille wie bei ADHS lieb. Ich habe einige Jahre an einer Schule für Erziehungshilfe gearbeitet, die einen E- und einen L-Zug hat. Dort habe ich Kinder erlebt, die als lernschwach/lernbehindert "angeliefert" wurden - im wahrsten Sinn. In Berlin wurde den Eltern das Sorgerecht entzogen und die Kinder kamen nach Süddeutschland ins Heim. Mit Psychotherapie, geregeltem Tagesablauf und Betreuung kamen mehrere Kinder vom L-Zug in den Hauptschul-E-Zug.
    Einer meiner Abschlussschüler, der vom L-Zug kam, schaffte durch den Perspektivwechsel von "rückwärts zum versoffenen, prügelnden Vater" zum "vorwärts - es ist mein Leben" den Abschluss mit einskomma. Ohne Ritalin etcpp.


    Es gibt zahlreiche Fälle, bei denen hirnorganische Ursachen vorliegen und Ritalin ein Segen ist. Vermutlich gibt es jedoch viel mehr Fälle, bei denen Vernachlässigung und Verwahrlosung als Ursache gelten.


    Meyerhöfer muss man sicher kritisch sehen - auch wegen der überspitzten Pharmakritik. Wobei ich auch erlebt habe, dass "Feld-Wald-und Wiesen-Hausärzte" Kindern Ritalin verordnet haben - ohne dass bei diesen in diesem Bereich eine besondere diagnostische Expertise bekannt ist. An der Werkrealschule habe ich Kinder getroffen, die unter Ritalin standen und die Eltern mit dem Leben an sich (und den Kindern im speziellen) überfordert waren. Da habe ich oft über die Henne und das Ei gegrübelt.


    Dyskalkulie hat scheinbar seit Corona stark zugenommen. Nun - die Gründe liegen sicher in weiten Teilen in dem, was Meyerhöfer kritisiert. Vielen Kindern fehlt die Basis im mathematischen Verständnis, die eigentlich in der ersten Klasse gelegt werden muss. Ist diese Basis nicht vorhanden, kann man als Lehrer im 3.Stock die wundervollste mathematische Stuckdecke einziehen - das Gebäude stürzt dennoch zusammen.

    Daher: Ein Hoch auf qualifizierten, fundierten und differenzierten Mathematikunterricht in Klasse 1!

    Zitat

    "Die Medizin erfindet Krankheiten wie Rechenschwäche, Legasthenie oder ADHS, die ganz offen unterstellen, dass das Pro­blem im Kind liegt.
    Das hilft Lehrern, Schulbehörden und Eltern, sich ihrem eigenen Versagen nicht stellen zu müssen"

    Mathematikdidaktiker Wolfram Meyerhöfer von der Universität Paderborn geht mit uns Lehrern hart ins Gericht. Ein lesenswerter Artikel in "Spektrum der Wissenschaft".

    https://www.spektrum.de/news/r…che-gibt-es-nicht/1209908

    Auslandsschuldienst ist aber auch um einiges besser. Als Ortslehrkraft würde ich nicht gehen wollen.

    Finanziell wohl durchaus lukrativ - ebenso für die eigene Weiterbildung. Mein "Schwippschwager" spricht japanisch und spanisch - seine Tochter ebenfalls.
    Schwäbisch haben jedoch beide ver- bzw. nicht ge-lernt. Mit diesem Verlust müssen sie leben.

    BTW: Ich bin mir sicher, dass Dialekt dazu verhilft, schneller Handwerker - und diese zu besseren Konditionen als im "Fischkopf-Tarif" - zu bekommen. ;)

    Anmerkung: Als "Fischkopf" wird bei uns jede Person bezeichnet, die jenseits des Weißwurst-Äquators geboren oder sesshaft ist.
    Der Weisswurst-Äquator definiert sich durch die Donau. Nördlich wohnen "Fischköpf".

    Wenn man das 1-2 Jahre macht, passt das schon. Ansonsten wirds duster oder man bleibt einfach in Vietnam.

    Mein "Schwippschwager" war viele Jahre - allerdings bereits als Beamter - im Auslandsschuldienst tätig. Das war finanziell sehr interessant.
    Er ist jedoch auch SEHR froh, dass er rechtzeitig die Kurve genommen hat und bereits vor mehreren Jahren aus Argentinien zurückgekommen ist.

    Derzeit brodelt es dort gewaltig und die Inflation schlägt Purzelbäume. Dagegen leben wir in Deutschland auf einer Insel der Glückseligkeit.

    Zitat
    BOT:

    "Die Wahlkampfkampagne, die wir erleben, ist direkt aus den Lehrbüchern", sagt der Politikwissenschaftler Brendan Nyhan von der Universität Dartmouth dem Sender NPR über Trump. So klinge ein autoritärer Demagoge. Trump berufe sich, bei dem, was er sage, oftmals auf sogenannte glaubhafte Abstreitbarkeit. Das heißt, Trump kann am Ende immer irgendwie sagen, dass das gar nicht so gemeint gewesen sei.

    "Es ist wichtig klarzustellen, dass die Bemerkung über das Blutbad im Zusammenhang mit einer Diskussion über die Autoindustrie stand", sagt Nyhan. "Aber es ist auch schwer, nicht besorgt zu sein, wenn ein Präsident, der einen gewaltsamen Aufstand angezettelt hat und politische Gewalt oft ausdrücklich befürwortet, solche Worte benutzt."

    https://www.t-online.de/nachri…che-blutbad-rhetorik.html

    Nein, es ist nicht irrelevant, ob Polizisten Handys durchsuchen oder auf ihrem eigenen Gerät googeln.

    Dann verrate mir mal bitte, aus welchem Grund die SL die Polizei zu Hilfe rufen musste. Es ist hier nicht erheblich, ob die Polizei die Durchsuchung des Handys wirklich vollzogen hat. Meine Anmerkung war dahin gehend, dass nur die Polizei dafür die rechtliche Autorität besitzt - wie auch Chemikus klar ausführt. Dass ich in meiner Vermutung falsch lag, dass diese Durchsuchung stattfand - mea culpa, mea maxima culpa!

    Er hat schon viel üblere Dinge gesagt, ohne dass es im geschadet hat, damit wird man ihn nicht kriegen.

    Zitat

    Die politische Kommentatorin Ana Marie Cox sagte dazu: "Es ist wahr, dass er im Kontext seiner Rede auf die Autoindustrie Bezug nahm, als er von Blutbad sprach. Und manche haben das aus dem Zusammenhang gerissen, um es ein bisschen dramatischer zu machen. Aber ich glaube auch, dass seine Anhänger das Wort hören und es selbst auch aus dem Zusammenhang reißen. Diese gewalttätige Rhetorik ist wirklich von Bedeutung."

    https://www.zdf.de/nachrichten…-wichtiges-datum-100.html

    Ob die Polizist*innen etwas auf einem Handy angeschaut haben, weiß man doch gar nicht oder hast du andere Informationen?

    Nein. Ich bin - nach dem was ich lesen konnte - davon ausgegangen, dass eine eMail mit dem fraglichen Inhalt versendet wurde. Irgendwo musste die ja betrachtet werden - normalerweise auf einem elektronischen Gerät. Wobei eine Diskussion darüber - wie und wo die Polizisten zur Überzeugung gelangten, dass diese Mail irrelevant ist, irrelevant ist.

    Bei uns auch seit Jahren nicht, seit ich an der Schule bin gar nicht.

    Das liegt
    a) an der Schulart und dem Bewusstsein der Schüler, dass sie bei kriminellem Verhalten die Schule verlassen müssen.
    An den Förder- und Werkrealschulen, an denen ich tätig war, gab es öfter Besuch - in der Regel im Zusammenhang mit BTM, Bedrohung oder Körperverletzung
    b) An Gymnasien liegt die "geringe Besuchsfrequenz" auch an der Sorge, dadurch Eltern zu verschrecken und sich einen "schlechten Ruf" einzufangen - weshalb auch bei begründetem Verdacht der Ruf nach der Staatsmacht unterbleibt. Da wird die Klientel eben "nach unten" oder an ein anderes Gymnasium weitergereicht.

    Ja das stimmt. Hier gilt aber auch verhältnismäßigkeit.

    Durchaus. Aber in erster Linie gilt das StGB. Die darin definierte Bandbreite ist breiter als viele unserer Schüler wissen - und erstreckt sich (was die Einziehung von Handys betrifft) auch auf Altersgruppen unter 14 Jahren. Was man den Schülern ab und an vermitteln muss. Genauso, dass es neben dem Strafrecht auch das Zivilrecht gibt - das Schadenersatzansprüche regelt.

    Ab und an muss man das den Kids vermitteln. Der Verlust des Handy schmerzt sie vermutlich mehr als soziale Arbeit ;)

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