Beiträge von Ratatouille

    Später anfangen würde ich auch gerne. Auch bei den Erwachsenen sind die "Lerchen" eine Minderheit, die Mehrheit muss zu früh aufstehen.


    Es geht aber wegen des Schülertransports tatsächlich oft nicht, solange nicht das gesamte Leben eine Stunde später startet. Und wo doch, geht es nicht für alle. Daher würdest du, Maylin, genauso früh aufstehen und vor dem Unterricht unbezahlt Aufsicht machen, die dann einfach als Dienstpflicht bezeichnet würde, und da kein Unterricht erteilt wird, nicht als Mehrarbeit bezahlt würde.


    Natürlich müssten solche Aufsichten eigentlich nicht die Lehrer machen. Ist aber halt sonst keiner da, den man dafür nicht bezahlen müsste. Ob der Unterricht später enden würde, weiß ich nicht. Vielleicht handelt es sich um eine Alternative zur "Viertagewoche" zum Senken der Kosten.

    Dass es verschiedene Abstraktionsniveaus gibt, heißt ja nicht, dass die einfachere Aussage falsch ist. Der Inhalt kann entweder in einem Satz zusammengefasst werden oder es kann bereits eine Deutungshypothese versucht werden. Es steht dir frei, das bei der Beurteilung zu berücksichtigen.


    Mein Vorschlag, worum es in deiner Erzählung geht, wäre übrigens, die Hohlheit von Konventionen aufzudecken.

    "Als HPI freuen wir uns, unsere langjährige Expertise in der digitalen Bildung, der Nachwuchsausbildung von IT-Spezialisten und agilen Methoden in diesem wichtigen Pilotprojekt einbringen zu können." Da macht der ganze Lehrermangel doch fast schon wieder Sinn.

    Interessanter Gebrauch auch des Personalpronomens "wir": „Gerade, weil wir ein solch einmaliges Projekt starten, wollen wir die Inhalte von Anfang an gemeinsam mit den Schulen entwickeln – in dieser Form ist das auch ein Novum“, erklärte der Kultusminister.

    Dazu passt auch die aktuelle Kommunikation. Zur Zeit werden ja die Lehrer ungewohnterweise von den KM "gelobt", weil das Abitur gut ausgefallen sei.


    Beispiel Brandenburg (der Abiturschnitt wird seit Corona jeses Jahr um 0,1 besser): "Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sagte, der aktuelle Jahrgang habe wegen der Corona-Maßnahmen besondere Rahmenbedingungen auf dem Weg zum Abitur gehabt. Die Schülerinnen und Schüler hätten diese Phase selbstorganisiert und eigenverantwortlich genutzt, um sich langfristig auf die Prüfungen vorzubereiten. Die Lehrkräfte hätten dies intensiv unterstützt und begleitet."


    Subtext:

    a) Wenn Schüler zeitweise ohne Lehrer arbeiten müssen, verbessern sich sogar die Leistungen.

    b) Die SUS arbeiten von alleine verantwortungsvoll und zielgerichtet.

    c) Lehrer arbeiten eigentlich nicht, sie begleiten und unterstützen nur.

    d) Das können sie dann aber bitteschön wenigstens intensiv tun.


    Wenn also die Leistungen der SUS in der "Viertagewoche" überraschenderweise sinken sollten, sind die Lehrer nicht mehr zu loben, denn ganz bestimmt haben sie die SUS zu wenig intensiv begleitet und unterstützt. Das Abitur wird trotzdem jeweils besser ausfallen als im Jahr davor.

    Ich habe den Artikel nicht gelesen. Dass Lehrer eine Viertagewoche hätten, glaub ich aber nie und nimmer, eher, dass Schüler einen Tag in der Woche individuell arbeiten, daher weniger Stunden erteilt werden müssen. Die "Selbstlern"zeit wird aber trotzdem von Lehrern "begleitet" (unbezahlt) oder von billigem Ersatzpersonal in der Schule beaufsichtigt. Die Lehrer können dann mehr Klassen unterrichten. Spart, sieht gut aus bei Lehrermangel und der Wirtschaft wirds auch gefallen (Endgeräte, Software, Selbstlernmaterialien).

    So, sorry, hat etwas gedauert. Ich hätte das gerne direkt verlinkt, es gibt aber nur einen lokalen download:

    https://schulemedienrecht.bild…dd246fef97b21ad33a0ff2910


    Herunterscrollen bis:

    EPoS-Schreiben des Ministeriums für Bildung vom 10. Februar 2020, "Urheberrecht: Zulässige Nutzungen in Schulen; Gesamtverträge" und auf "lokaler Download" klicken.


    Das Verbot, Material von Schulbuchverlagen hochzuladen, hat das Ministerium selbst hervorgehoben. Es gibt auch eine Tabelle (nächster Download).


    Interessanterweise bezieht man sich aber ausschließlich auf den Gesamtvertrag. Muss ich nochmal drüber nachdenken, wie ich das deute.

    Die durch das Urheberrecht bestehenden Schranken z.B. bei der Anfertigung von digitalen Kopien sind kein spezielles Problem des Austauschs von Lehrkräften, sondern bestehen bereits bei der individuellen Unterrichtsvorbereitung. Anders ausgedrückt: das Urheberrecht setzt hier keine nennenswerten zusätzlichen Schranken, die nicht bereits für die "Einzelkämpfer" unter den Lehrkräften ohnehin bestehen.

    Leider ist das nicht überall so. Zwar darf man in RLP nach dem neuen Rahmenvertrag so viel digitalisieren wie kopieren, aus einem Schulbuch immerhin 15% oder 20 Seiten pro Klasse und Jahr, aber man darf 0% davon über eine Plattform teilen, weder passwortgeschützt mit einzelnen Klassen wie anderswo noch mit Kollegen, auch nicht, wenn alle das Buch gekauft oder eine Lizenz haben. Denn hier wird nicht zwischen "Veröffentlichen" auf einer Plattform und Veröffentlichen im Internet unterschieden. Geteilt werden darf nur analog oder per Email. Das legt eher eine kurzfristige Zusammenarbeit zwischen einzelnen Kollegen nahe, wenn überhaupt, als den systematischen Aufbau eines gemeinsamen Fundus, jedenfalls nicht digital. Den Kollegen wurde vom BM mitgeteilt, dass erwartet wird, dass Lehrer ihr Material selbst erstellen und dann auf der Landesplattform zur Verfügung stellen. Das wäre natürlich die günstigste Variante, praktikabel ist es aber nicht.

    Mein BL ist RLP. Ich konnte das zuerst nicht glauben, habe im Netz aber tatsächlich eine entsprechende Anweisung an die Schulträger gefunden. Zwischen Leihgeräten für Schüler und Lehrer wird dabei nicht unterschieden, und so hat es unser Schulträger auch umgesetzt. Interessant, dass es bei euch nicht so ist.

    Ist es normal, dass auf LEHRER-iPads der Web Content Filter aktiviert ist (in meinem BL vom Land vorgeschrieben) und man jede URL einzeln in die zentrale Whitelist (Schulträger administriert die Geräte) aufnehmen lassen muss? Was soll das?

    An weiterführenden Schulen wird ja meist alle zwei Jahre gewechselt. Einmal war ich an einer Schule, an der man als Klassenlehrer die Klassen drei Jahre behielt. (Fachlehrer wurden nach Bedarf eingesetzt.) Das fand ich ideal, viel ruhiger. Bei zwei Jahren hat man die Klassen grade auf Trab, da stellen sich die SUS schon wieder aufs Ende ein. Das ist unnötig anstrengend. Nach drei Jahren tut ein Wechsel aber gut.

    Dass es an Schulen halt so gar nicht um die Befindlichkeiten der Lehrer geht, heißt nicht, dass man nichts tun kann, um die Lage für sich selbst im Gleichgewicht zu halten.


    In dieser Situation ist die Entscheidung der SL einfach vernünftig. Ich würde daher nochmal um ein Gespräch bitten, die Übernahme der Fünften akzeptieren und mich für das in mich gesetzte Vertrauen bedanken, gleichzeitig deutlich machen, dass es viel Arbeit ist, eine neue Klasse auf Vordermann zu bringen und vor allem, gleich zwei Quereinsteiger mit durchzuziehen. Dann würde ich die Zusatzaufgaben größtenteils abgeben und nur die für mich selbst zukunftsträchtigen behalten sowie diesbezüglich meine Perspektive ansprechen. So sollte sich das Ganze wieder gut anfühlen und bewältigbar bleiben.

    Im real life kann man sich als Lehrer auch bestens aus dem Weg gehen, bestimmt besser als in der Behörde. Jetzt, mit wenig Corona, ist es auch nett, im Lehrerzimmer zu quatschen, aber wenn mal nicht, setze ich mich halt wieder irgendwo ins offene Fenster und genieße die Sonne und die Ruhe wie in den letzten zwei Jahren.

    Vielleicht ist die Kollegin auch keine ausgebildete Lehrerin. Das wäre an einer Schule mit schwierigem Einzugsgebiet ja leider auch keine Seltenheit. Du wirst nicht untergehen, denn du wirst vorbereitet sein. Wärm dich doch nochmal mit einem Praktikum an oder mit einer Lesepatenschaft, einer AG etc., dann erlebst du dich und die Aufgabe wieder anders.

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