Beiträge von Philio

    Sohn einer alleinstehenden Fabrikarbeiterin. Wenn ich so darüber nachdenke, dann fällt mir das schon einiges ein.

    Mir war schon früh klar, dass Bildung für mich Schlüssel zu einem anderen Leben ist, denn den Job meiner Mutter wollte ich niemals machen. So habe ich mich selber zu einem Intellektuellen erzogen, denn familiäre Vorbilder gab es keine.

    Ach ja, als Kind war ich immer mit an den Kundgebungen am 1. Mai dabei - da kann man ja nur links werden 😂 Noch heute ist mir jede Art von konservativer Attitüde ein Graus. Obwohl ich meinem relativen Wohlstand durchaus geniesse, habe ich nicht vergessen, wie es ist, mit wenig finanziellen Mitteln über die Runden zu kommen - das war bei mir noch bis 35 so.

    Vielleicht auch ein Folge meiner Herkunft: Mit Statussymbolen kann man mich nicht beeindrucken, was andere Menschen haben oder nicht haben ist mir völlig gleichgültig.

    Meine Erfahrungen kann ich dir gerne erzählen (Spoiler: sehr positive ausgenommen eigene Kinder, denn ich habe keine), aber ich sehe nicht ganz, wie dir das helfen könnte. Du hast positive und negative Aussagen gehört und das wird hier im Forum nicht anders sein - aber das sind eben die Erlebnisse anderer Leute und nicht deine. Nur die positiven Erfahrungen zu berücksichtigen wäre genauso wenig zielführend wie nur die negativen und wenn du das ganze Spektrum nimmst, dann bist du genau da, wo du jetzt bist.

    Es hilft alles nichts - du musst diese Erfahrungen selbst machen. Niemand kann dir sagen, wie du mit diesem Beruf zurecht kommen wirst und es gibt nur einen Weg für dich, das herauszufinden - es ausprobieren.

    Hm, dann mische ich hier doch auch mal mit 😂 Wenn ich mal einen Outsider-View darauf werfen darf… Ich weiss, das Wort „Lehrkraft“ ist fest im Bürokratendeutsch verankert, aber ich finde es unfassbar altbacken. Falls es nur wegen des „lustigen“ Wortspiels „deine Lehrkraft“ (haha…) genommen wurde - naja, das finde ich ehrlich gesagt eher so mässig gelungen und eine jüngere Zielgruppe versteht es vielleicht noch nicht mal 😉

    Wenn wir vom Gymnasium reden, nein da gibt es Natur und Technik nicht in der Sek II. Im Fall eines Gymnasiums mit Sek I gibt es das Fach entsprechend nur in der Sek I (falls überhaupt).


    Wenn wir von Sek II in der Berufsbildung reden, da kommt es auf den Lehrberuf an bzw. in der Berufsmaturität gibt es Fächer wie Naturwissenschaften oder Technik und Umwelt. Wie da die Zulassungsvoraussetzungen sind, weiss ich nicht. Da würde ich direkt an einer PH nachfragen.

    Keine Ahnung, ich finde er weiß nicht, was er will. In der Experimentalphysik würde ich mir mehr Erläuterungen und anwendbare Formeln wünschen. Für die theoretische Physik ist es wiederum zu wenig.

    D‘accord. Wobei man natürlich sagen muss, dass das Wort „Experimentalphysik“ im Zusammenhang mit Univeranstaltungen sowieso Etikettenschwindel ist. Das einzige experimentelle an diesen Veranstaltungen war, jedenfalls bei mir, dass der Assistent Experimente im Vorlesungssaal gezeigt hat (und die Professoren sehr froh waren, dass sie es nicht selbst machen mussten 😂). Sonst war die Vorlesung so theoretisch wie Theoretische Physik, aber mit weniger Mathe und mehr Handwaving :P

    Die Uni-Variante davon ist dann der absolut furchtbare Demtröder. Wenn man Physik nur möglichst abschreckend darstellen will, mit möglichst vielen Integralen und Differentialen und wenig sinnvoller Erklärung, dann bitteschön. Ich mag den amerikanischen Stil dann doch mehr.

    Also ich finde den Demtröder nicht ganz so schlecht… etwas trocken vielleicht. Für mich dürfen gerne Integrale und Friends in einem Physikbuch drin stehen - ich bin Theoretiker und stehe auf sowas 😂

    Der Youtube-Algorithmus hat zugeschlagen und mir ein Video empfohlen, in dem ein deutscher Gymnasiallehrer zu seinen Erfahrungen in der Schweiz interviewt wird. Ich dachte, ich teile das mal :)


    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    An kleineren, gemütlicheren Grundschulen mit relativ kleinem Kollegium ist der Job sicher auch anstrengend, aber persönlicher und weniger eine Karriere-/Sprungbrettstelle.


    An großen Gymnasien (Größenordnung 100 Kollegen und 1500 Schüler) ist der Profillierungsdrang mancher Schulleiter ganz deutlich spürbar. Die Stellen werden oft politisch gesehen und als Sprungbrett verwendet.

    Tja, es soll ja auch Leute geben, die gerne in der höheren Schulbürokratie arbeiten wollen 🤷🏻‍♂️ … Reisende soll man ja bekanntlich nicht aufhalten ;)

    Da ich an meiner Schule keine Physik unterrichte, kommen meine Erfahrungen mit Experimenten nur aus meiner Ausbildungsphase. Da war aber der spektakulärste Versuch auch der ungefährlichste 8) Der Physikraum mit Fensterfront auf der Rückseite war so eingerichtet, dass man den ganzen Raum zu einer Camera Obscura machen und die „Aussenwelt“ in Überlebensgrösse auf die Vorderwand projizieren konnte. Die Lernenden sind fast ausgeflippt vor Begeisterung, die hatten noch nie etwas vergleichbares gesehen :)

    Ein ganz wichtiger Faktor dabei: kaum Kontakt mehr zu Eltern. Auch: weniger und kürzere Korrekturen. Weniger diskussionsfreudige Kollegen.

    Ja, das macht die Arbeit an einer Berufsschule sehr angenehm - in meinem Fall zusätzlich die Tatsache, dass ich es nur mit Volljährigen zu tun habe ;)

    Es gibt genug Berufe, wo jeden Monat die Zahlen stimmen müssen.

    In so einem Beruf habe ich gearbeitet, als Softwareentwickler bei einem Softwaredienstleister. Für jedes Projekt gab es ein zugeteiltes Budget, innerhalb dessen eine Aufgabe oder das ganze Projekt erledigt sein musste - das mir zugeteilte Budget wurde in Arbeitsstunden umgerechnet und ich habe Buch geführt, wieviel Zeit ich für welche Aufgabe aufgewendet habe. Da das Budget mit den Kunden verhandelt war, mussten Budgetüberschreitungen, falls diese vorkamen, mit den Kunden neu verhandelt werden. Arbeiten mit permanentem Zeit- und Kostendruck ist definitiv kein Spass. Nur mal als Anregung für alle, die meinen, in der „freien Wirtschaft“ sei alles besser. Für ein mit dem Lehrerberuf vergleichbares Gehalt wird da schon einiges erwartet.

    In meinem Lehrerberuf hingegen arbeite ich seit Ende meiner Ausbildung 100 % und empfinde das als Spaziergang verglichen mit meinem Job in der Industrie. Familie habe ich keine, aber es bleibt genug Zeit übrig, in denen ich Sachen für mich machen kann, ohne dass damit der Kalender voll wird (abgesehen davon führe ich sowieso weder Kalender noch Listen 😂).

    Edit: Schreibfehler korrigiert

    Ich kenne und kannte das nicht. Aber ich habe vor dem Lehramtsstudium einen kaufmännischen Beruf gelernt und ausgeübt. 8 Stunden am Tag im Großraumbüro, 25 Tage Urlaub im Jahr bei halbem Lehrergehalt. Alles, was danach kam, war deutlich besser.

    Ja, dem kann ich zu 100 % zustimmen. Auch mein Start ins Berufsleben war eine kaufmännische Lehre, anschliessend 5 Jahre Arbeit in diesem Beruf. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ ist keine so schlechte Erfahrung 😉 Ich jedenfalls wusste alles danach umso mehr zu schätzen, denn so weit unten in der Hackordnung war ich nie wieder - schon gar nicht in der Lehrerausbildung.

    Lass es mich mal so formulieren: Was sicher einem Realitätscheck unterzogen werden wird, sind (unrealistische) Erwartungen -besonders bezogen auf Lernende und Unterricht.


    Lass mich mal ein paar Beispiele bringen. Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte nicht unterstellen, dass du diese Erwartungen hast - ich möchte damit nur verdeutlichen, dass die (Schul-)Realität meistens nicht Schwarz oder Weiss ist, sondern aus vielen Grautönen besteht.


    Erwartung: „Meine Lernenden sind alle kleine Forscher, die die Welt verstehen wollen - daher sind sie immer interessiert und intrinsisch motiviert“

    Realität: Einige werden deine Fächer lieben und interessiert sein, egal was du machst. Andere werden nicht interessiert sein, selbst wenn du im Unterricht einen Regenbogen mit Goldkessel am Ende herbeizauberst. Für die meisten ist dein Fach eines unter vielen, das sie einfach lernen müssen, weil es eben Teil des Curriculums ist - nicht mehr und nicht weniger.


    Erwartung: „Ich kann mit meinen Schülerinnen und Schülern fachlich anspruchsvolle Themen machen“

    Realität: Es wird Lernende geben, die mehr wissen wollen, als im Schulbuch steht. Es wird aber auch solche geben, die selbst am Ende ihrer Schulzeit mit grundlegenden Dingen Probleme haben werden, die für dich absolut trivial sind. Die meisten werden froh sein, wenn sie das aktuelle Thema gut genug verstanden haben, um eine ordentliche Note in der Prüfung zu schreiben und die freundlich aber bestimmt ablehnen, wenn du ihnen „mehr“ anbietest.


    Wie gehe ich damit um? Tja, ich versuche, soweit möglich, meine Lernenden individuell da abzuholen, wo sie sind und mit ihnen das zu machen, was geht :)

    Und ich freue mich über solche Feedbacks (zur Einordnung: ich unterrichte Volljährige, die nach der Berufslehre die Berufsmaturität (=Fachhochschulreife) machen): „Mathe ist nicht mein Lieblingsfach und es interessiert mich auch nicht wirklich, aber ich habe zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, dass ich Mathe lernen kann und ich keine Angst davor haben muss“ (hier paraphrasiert, aber exemplarisch für einige gleichartige reale Feedbacks von Lernenden).

Werbung