Etliche frühere Freunde von mir haben Hauptschulabschluss gemacht, dann Ausbildung und dann diverse Nachqualifikationen, bis sie schließlich studiert haben. Allerdings kann ich nicht genau sagen, was sie da nachqualifiziert haben. Vielleicht kann mich jemand aufklären. Habe keinen Kontakt mehr zu ihnen...
Da gibt es mehrere Wege:
- Man kann an enem Berufskolleg in einer schulischen Ausbildung (Vollzeit) sowohl die Fachhochschul- als auch die Allgmeine Hochschulreife erlangen.
- Nach bestandener Lehre geht man in die einjährige Fachoberschule und bekommt seine Fachhochschulreife.
- Man macht den Staatlich geprüften Techniker oder Staatlich geprüften Betriebswirt, schreibt am Ende neben den Techniker-Prüfungen noch eine Matheprüfung mit und bekommt dann zusätzlich die Fachhochschulreife zuerkannt.
Die meisten Universitäten erlauben inzw. auch das Studium mit einer einschlägigen Fachhochschulreife. Es muß also nicht das Abitur sein, um an die Universität zu dürfen. Sogar mein Papa hat in den späten 1960ern bzw. frühen 1970ern schon diesen Weg beschritten. Nach der Lehre hat er die einjährige Fachoberschule besucht, um dann an der Universität zu studieren.Mama hat nach ihrer Lehre noch den Techniker hinten dran gehangen und hatte damit dann auch die Fachhochschulreife.
Ich nehme morgen bei meinen Abendschülern auch die Techniker-Prüfung ab. Der Abschluß ist der höchste, den wir bei uns am Berufskolleg vergeben und gemäß EU Bologna-Prozeß mit dem Bachelor an der Universität vergleichbar. Die Absolventen können dananch also direkt ins einschlägige Masterstudium an der Universität einsteigen.
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In der entfernten Verwandtschaft habe ich den Fall einer ehemaligen Förderschülerin, die die Schule nach Klasse 10 ohne Abschluß verlassen hat. Da haben wir zusammengesessen und mein Ur-Opa als ehamliger Chef einer Möbelfirma hat entschieden, daß seine Ur-Enkelin eine Ausbildungsstelle bekommt. Dagegen wagte sein Sohn als Firmenchef dann auch nicht zu intervenieren. Die Lehre ist ja an keinen Schulabschluß gebunden. Sobald jemand einen Ausbildungsvertrag hat, müssen wir ihn bei uns an der Berufsschule ausbilden. Dann wurde in der Familie geguckt, welche Ausbildung sie wohl schaffen könnte und es lief auf "Maschinen- und Anlagenführerin" heraus, weil das eine vergleichsweise sehr einfache zweijährige Lehre ist. Da bei der IHK die Fristen zur Abschlußprüfung erst anfangen zu laufen sobald man einen Azubi das erste Mal zur Prüfung anmeldet, wurde zusammen mit der IHK entschieden, daß der Betrieb sie erst dann zur Prüfung anmeldet, wenn er der Auffassung ist, daß sie die Prüfung auch bestehen kann. Man hat für die Prüfung ja nur drei Versuche und darf bei Nichtbestehen maximal ein Jahr verlängern. Die Auszubildende brauchte für die eigentlich zweijährige Lehre am Ende sechs Jahre. Der Betrieb hat sie dann gleich für die Zwischenprüfung (Abschlußprüfung Teil 1) und Abschlußprüfung (Abschlußprüfung Teil 2) angemeldet. Vereinfachungen bei den Prüfungen gibt es da keine, das Lernziel muß erreicht werden, wenn auch nach längerer Zeit. Das ERstaunliche dabei: Ihre Berufsschulnoten waren am Ende so gut, daß sie neben dem Facharbeiterbrief noch die Fachoberschulreife (= Realschulabschluß) in Händen hielt.
und was die Bildungsgerechtigkeit angeht: Ja klar hängt der Bildungserfolg massiv vom Elternhaus ab. Gerade bei meinen türkischstämmigen Schülern erlebe ich das immer wieder. Was meint ihr, wenn man dort zuhause anruft und Papa sprechen will... 
Einer der Schüler, dessen Papa sogar manchmal persönlich bei mir in der Schule war, dank Abendschulunterricht kann ich ja Gesprächstermine bis 21 Uhr anbieten, formulierte dazu: "Man muß ja gucken, daß aus den Kindern was wird (und sie eben nicht auf die schiefe Bahn gelangen).