Beiträge von Caro07

    Ich habe mir das Material bei https://nawitas.uni-koeln.de/index.php?id=538 angeschaut.
    Ob das Erstklässler schon schaffen, bezweifle ich.


    Allerdings sehe ich Parallelen eher zur Mathematik.
    Da geht es um Raumorientierung (zumindest bei uns).
    Man bewegt sich auf Plänen rechts, links, geradeaus, geht vorwärts, rückwärts...
    Du könntest das als fächerübergreifende Stunde sehen.
    Bei uns bauen die Zweitklässler öfter einmal Roboter und stellen sie im Schulhaus aus,
    doch ich vermute, dass das dann eher zum Fach Kunst gehört.


    Ein schönes youtube - Filmchen gibt es auch:
    offline coding Kindergarten


    Auf jeden Fall ist es eine interessante Idee, die Raumorientierung auf diese Ebene zu bringen.
    Da dies doch komplexer ist und einen anderen Überbau hat als reine Raumorientierungsübungen, würde ich dies frühestens im 2. Schuljahr machen.


    P.S.:
    Ich würde eine solche Einheit gar nicht so in Richtung Programmiersprache sehen wollen. Für mich wäre es eher eine Aufgabe, wo die Schüler herausgefordert sind, durch Denken und Ausprobieren eine ideale Lösung zu suchen. Wenn ich sie anwenden würde, würde ich diese Aufgabe zu einer mathematischen Aufgabe in Bezug auf Raumorientierung modifizieren. Ich sehe darin viel Potential in der Richtung.

    @lamaison
    Das, was du beschreibst, kenne ich auch so, vor allem besteht ein ziemlicher Unterschied, ob man in den Klassen 1/2 oder 3/4 unterrichtet.
    Außerdem stelle ich keine Unterschiede in Bezug auf Körperkontakt zwischen den Schülern von heute und vor 25 Jahren fest.
    Ein Großteil der Erstklässler war schon immer anhänglich, einige wollten einem auf den Schoß sitzen oder dich an der Hand halten. Sie stritten sich darum, wie sie dir am nächsten sein konnten. Da ist man am Vormittag einfach der Mamaersatz.
    Drittklässler, die man neu übernimmt, sind da schon wesentlich zurückhaltender, was den Körperkontakt betrifft. Der Wettbewerb, wer dem Lehrer nahekommt, hat deutlich nachgelassen, die Peergroup wird immer wichtiger. Da ist man im Vergleich eher die "Tante". Mich umarmen in meiner aktuellen Klasse manchmal spontan drei meiner Schüler, u.a. zwei etwas kindliche Jungs. Ich habe festgestellt, da ist es meist abhängig davon, wie "kindlich" die Schüler erscheinen. Zudem hat es auch mit Problematiken zu tun. Ich hatte vor Jahren einen schwierigen, hochbegabten Schüler aus einem stabilen Elternhaus, der einfach emotional anders war und der bis zum Ende der Grundschulzeit immer bei mir an der Hand gehen wollte.
    Das Suchen nach körperlicher Nähe hat in meinen Augen grundsätzlich bei einem einigermaßen stabilen Elternhaus etwas mit der Entwicklungsstufe des Kindes zu tun. Ist es im 1. und 2. Schuljahr eher üblich, sind es ab dem 3. Schuljahr eher Ausnahmefälle.
    Man hat nach meinem Ermessen drei Möglichkeiten, dem Suchen nach Nähe der Schüler zu begegnen:
    1) Man nimmt es als gegeben hin und reagiert ganz natürlich darauf ohne das besonders zu fördern.
    2) Man reagiert zurückhaltend oder deutlich zurückhaltend darauf.
    3) Man fördert das, indem man sich hier sehr entgegenkommend zeigt (beobachte ich manchmal bei Praktikanten oder Referendaren, da mag es auch für diese ein super Gefühl sein, dass die Kinder sie mögen).


    Ich denke, das muss man für sich entscheiden. Ich bevorzuge Variante eins. Bei Kindern, die sehr anhänglich sind, versuche ich mit der Zeit Variante 2. Das entscheidet dann das pädagogische und auch mein persönliches Bauchgefühl.

    Niemand redet darüber, weil es nach Versagen riecht. Die Schulleitung kümmert sich um "Projekte", wie Kulturschule, Ganztagsschule, Ersmus-Austausch

    Ich war im Lauf meiner beruflichen Tätigkeit schon an mehreren Schulen, u.a. an Grund- und Hauptschulen. Alle haben und hatten eines gemeinsam: Wenn es Probleme an der Schule gab, wurden Lösungen dafür gesucht, oft in Form von klassenübergreifenden bzw. schulumfassenden Konzepten. Das ergab sich schon aus der Notwendigkeit eines Handlungsbedarfs heraus. Keiner will an einer Schule untergehen! Wenn bei den anderen der Leidensdruck groß genug ist, sehen die auch den Handlungsbedarf.
    Bei dir klingt es so, wie du keine Handhabe hättest. Da kann ich mir ganz schlecht vorstellen.
    Was machen denn die anderen Lehrer? Sind das alle "Opfer"?
    Wenn die Situation neu für euch in der Schule ist, müsst ihr euch schleunigst zusammentun, den Ist- Zustand feststellen und praktikable Lösungen suchen. In GLKs kann man TOPs einbringen, wenn es die Schulleitung von sich nicht tut.
    Ansonsten siehe den Beitrag von Kapa.


    P.S.: Das hat nichts mit Versagen zu tun, indem man sich mit den Schwierigkeiten auseinandersetzt und Lösungen sucht, sondern mit Professionalität. Das muss man in einer Konferenz, wenn man das Thema einbringt, offen ansprechen.

    Ist mir egal ob sie pokert oder nicht. Ich lass mich nicht bedrohen oder zu etwas nötigen ohne mich zu wehren.

    Genau, Drohungen führen in eine Sackgasse.
    Mir wurde vor vielen Jahren auch einmal von einer Schulleitung gedroht (mit Falschaussage in Bezug auf meine Beurteilung) um mich zu einer ungerechtfertigten Maßnahme zu zwingen. Ich sagte der Schulleitung klar, dass ich mich dagegen wehren würde, was ich auch getan habe, nachdem die Schulleitung nicht bereit war, die Falschaussage zurückzuziehen. Die Schulleitung hat in diesem Bezug Lehrgeld zahlen müssen.

    Hm... Von außen klingt es, als würde sie fast vor dem Durchdrehen sein.


    Könnte der Grund sein, dass sie ihren Fehler (also schulrechtlich falsch durchgeführte Maßnahme) vertuschen will und mit ihren Nachrichten hoch pokert?


    Eine Drohung heißt ja nicht, dass man sie auch durchführt.

    Wenn die Dame rechtlich falsch liegt, kannst sie dir gar nichts tun.
    Sondern im Gegenteil, sie setzt sich, wendet sie sich an die nächste Vorgesetzte, in die Nesseln.


    Aus der Mail ist eher zu schließen, dass sie sich im Recht fühlt.
    Ist sie denn im Recht?


    Irgendwie hört sich das Ganze verzwickt an.
    Bei uns könnte man nicht einfach zum Klassenlehrer hinmarschieren und diesen zwingen, einen Schulverweis auszusprechen.


    Wenn es eine Patsituation ist, wo man gegenseitig unterschiedlicher Meinung sein kann, dann würde ich mich selbst an den nächsthöheren Vorgesetzten wenden.
    Was ist mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde?

    Bei den angesprochenen Klassen handelt es sich um Azubis im Büromanagement/Industriekaufleute (meist Abiturienten) oder Gymnasium.

    Ich kenne mich zwar in der Berufsschule nicht aus, aber ist es nicht so, dass man sich vom Anspruch her daran orientieren sollte, was sie später in ihrem Berufsleben brauchen? Egal, von welchem Schultyp sie kommen? Nicht umsonst haben diese Abiturienten diesen Ausbildungsweg gewählt und nicht studiert.
    Mein Sohn hat als Abiturient die Berufsschule bei seiner 1. Ausbildung mit links gemacht. Allerdings gab es auch Mitschüler, die sich schwer taten je nach Vorbildung, aber auch interessanterweise Abiturienten. Doch das, was dort gemacht und gefordert wurde, hat für die Ausbildung gereicht.


    Ansonsten würde ich mich an schulinterne Gepflogenheiten halten. Wenn man länger an einer Schule ist, kann man dann eher mitsprechen.

    Z.B.
    Kathrin Schärer: Nein, so war das! Nein so!
    Oder: Du hast angefangen, nein du!
    Wohin mit meiner Wut?
    Guck mal diese Bilderbücher bei amazon, da kannst du die Kritiken lesen und gleichzeitig auf neue stoßen.


    Materialien zur Giraffen- und Wolfssprache findet man im Internet. Es ist auch dazu etwas in der Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung "Achtsamkeit und Anerkennung".

    (Schöne Zunge, gibt es die auch in Gelb?, Ich habe auch einen Mittelfinger, deiner ist aber schöner...).

    Ich glaube, diese Ironie verstehen die Kleinen nicht und verbinden das nicht mit der Aussage eines unerwünschten Verhaltens.


    Ich könnte mir vorstellen, dass es besser wäre, wenn man den Kindern klar sagt, was man von ihnen erwartet, kleine Ziele setzt und immer wieder Rückmeldung gibt.
    Außerdem kann man die loben, die das alles schon schaffen.


    Hast du Zeit, irgendein Projekt zu machen? Faustlos wurde schon vorgeschlagen. Dann gibt es noch eine schöne Geschichte über die Giraffen- und Wolfssprache. Geeignete Bilderbücher gibt es zu diesen Themen auch.

    @ Buntflieger
    Deinen Ansatz, dich mit extremen Stören im positiven Sinn zu beschäftigen, finde ich gut. Dadurch schaffst du eine Basis, auf der du mit dem Schüler arbeiten kannst. Für mich käme da allerdings auch noch die lösungsorientierte Reflexion des Verhaltens in Einzelgesprächen dazu.

    von daher ist wer sich daran "hält" idR schlicht das "Opfer". Das strikt zu befolgen kann zu einem sehr ungesunden Altruismus führen, und Helfersyndrome sind nicht sonderlich praktisch (außer für Pflegeeinrichtungen, die finden nur so noch Leute die solche Arbeit für solche besch... Bezahlung noch machen).

    Na ja, wer das bis zur Selbstauffopferung betreibt, der hat den 2. Teil der Aussage vergessen.


    .... "wie dich selbst". Das bedeutet Selbstschutz und Selbstbewusstsein und nicht Auffopferung bis zum Letzten.

    Dass ganz allgemein so große Schwierigkeiten bestehen, die Vergleichbarkeit zu erkennen, ist natürlich auch eine Folge der frühkindlichen Indoktrination mit kirchlicher Propaganda.

    Ich halte die Beeinflussbarkeit für spezielle spirituelle bzw. kirchlichen Interessen bei Evangelischen und Katholischen nicht so hoch, wenn man sieht, wie viele Leute im Erwachsenenalter aus der Kirche austreten und wie wenig aktive kirchenorientierte Christen hängenbleiben.


    Was mir nach wie vor total missfällt, ist die Verflochtenheit der beiden großen Konfessionen mit dem Staat und auch die Geldgier, die sie an den Tag legen, wie z.B. , dass sie Anteile der Vermögenssteuer wollen, obwohl sie schon Kirchensteuer bekommen. Gut finde ich die sozialen Projekte, aber nur, wenn sie uneingennützig sozial sind und keinen Missionierungshintergrund haben. Doch das könnte auch der Staat übernehmen - das müsste nicht über Teile der Kirchensteuer finanziert werden.


    Wenn man die christlichen Werte des menschlichen Zusammenlebens herausfiltert, die im NT durch die dort beschriebene Gestalt Jesus in dem basalen Satz zusammengefasst wurden: "Liebe deine Nächsten wie dich selbst".... Was ist da eigentlich dagegen einzuwenden?

    Drei oder vier Kinder.
    Versuche vielleicht erst einmal zu analysieren, was da im Hintergrund läuft. Sind immer 2 befreundet und unterstützen sich gegenseitig? Gibt es Mitläufer? Ist es eine Dreierbeziehung mit Eifersucht?
    Wenn dir klar ist, wie das Beziehungsgeflecht der Kinder ist, dann kannst du auch bessere positive Verhaltensimpulse, die auf dei Kinder passen, geben.

    Wie alt sind denn die Kinder?


    Von meinen 8-10jährigen Schülern meiner Klasse kann ich schon sagen, dass häufiges Reflektieren in Gesprächen mit den Beteiligten bzw. Einzelgesprächen hilft. Es muss aber immer ein gewisses Ziel herausgegeben werden. Außerdem habe ich als Klassenlehrkraft vielleicht den Vorteil, dass mein Einfluss doch größer ist. Konflikte mit einer gesamten Klasse zu bereden, mache ich nur in Ausnahmefällen, wenn ich es pädagogisch verantworten kann bzw. wenn viele daran beteiligt waren, weil da einzelne oft in eine Ecke vor anderen gedrängt werden und die Gefahr gegeben ist, dass man sich dadurch den Zugang zu einem schwierigen Kinder verbaut.


    Meine Gespräche laufen meistens so:
    Wie ist es dazu gekommen? (ohne Schuldzuweisung, denn an Konflikten sind mindestens zwei beteiligt, nur die sachlichen Argumente zulassen, man muss die Provokateure auch genau in Augenschein nehmen)
    Wie hätte man das verhindern können?
    Was kann man daraus lernen?
    Auftrag: Macht das das nächste Mal anders, damit es nicht dazu kommt bzw. ändere dein Verhalten an den Stellen, wo es nötig ist. (Manchmal ist dann ein konkretes Einzelgespräch danach noch nötig.)
    Die Grundlage dazu muss sein, dass von vorneherein klar ist, dass es allen mit einem guten Umgang besser geht und dass man das, was man getan hat, selbst auch nicht will.


    Man könnte auch nach den 15 Schritten von dem System: "Ich schaff's" (Ben Furmann) vorgehen, doch das muss man richtig auswendig lernen und auch überlegen, ob alle 15 Schritte passen.


    Wenn jemand mit der Ausrede kommt, der hat mich krumm angeschaut oder der hat mich schon vor 2 Wochen geärgert, dann lasse ich so etwas nicht gelten. Das ist kein Grund und sage ihnen, wenn dich das vor zwei Wochen gestört hat, dann hättest du das vor 2 Wochen regeln müssen, notfalls mit Hilfe eines Erwachsenen, wenn es dir vernünftig nicht gelingt.

    Macht Wissenschaft das ganzheitliche Menschsein aus?


    Bei der Bibel kommt man um den Glauben nicht herum.
    Die Bibel ist weder eine wissenschaftliche, historische noch eine reine Glaubenschrift.


    Sie ist eine Sammlung von verschiedenen Schriften, Verfasserschaften und gewissen theologischen Richtungen in regionalen und historischen Kontexten. Es gab noch mehr Schriften. Diese wurden ausgewählt, wahrscheinlich auch aus bestimmten politischen und historischen Gründen. Die Kirche sagt, die Auswahl wäre von Gott inspiriert. Ägyptologen finden einige Parallelen zwischen Pharonenglauben und Heiliger Schrift. Die historische Gestalt Jesu ist nicht bewiesen, zumindest was die archäologischen Funde betrifft, vielleicht war es auch eine Widerstandsgruppe gegen die Römer.


    Ich finde die ganzen Diskussionen von Widerlegungen oder nicht - zwar interessant, aber wo haben sie denn einen praktischen Nutzen für mich als Mensch? Je näher man sich mit den ganzen Umständen der Bibel befasst, desto eher merkt man, dass man viele Aussagen dort gar nicht akeptieren kann und herausgestrichen gehören. Oder man sieht sie als längst überholt und heute nicht mehr relevant. Mich hat es immer gewundert, wie Theologen mit dem Hintergrundwissen an allem festhalten können. Man muss da schon viel verdrängen. Zumindest ging es mir so, nachdem ich eine längere Abhandlung über ein biblisches Thema geschrieben habe.
    Doch eines habe ich von meinem "kleinen" Theologiestudium mitgenommen: Die Aussagen der Bergpredigt sind die zentrale Botschaft, die heute gut lebbar sind, wenn man es will. Es geht um das soziale Miteinander. Ob man dafür einen metaphysischen Überbau braucht und wo man diesen findet, ist eine persönliche Glaubensfrage.
    Für mich ist es letztendlich wichtig, wie jemand ist, wie er sich verhält, wie ich mit ihm auskomme. Woher er seinen positiven Hintergrund hat, ist er z.B. metaphysisch, also an einem Göttlichen orientiert, weil er dadurch mehr motiviert ist (religiös ausgedrückt, mehr Kraft hat) oder ob er einfach humanistisch denkt, ist seine Sache, aber ist für mich persönlich nicht relevant.

    Hallo Auct,
    ich finde es super, dass du dir so viele Gedanken darum machst.


    Das erinnert mich an zwei Situationen:
    Mein Sohn hatte ebenfalls in diesem Alter große Schwierigkeiten mit manchem Lehrer (vor allem mit einer Lehrkraft, die als unerbittlich bekannt war), das bis zur Arbeitsverweigerung ging. Er fühlte sich von der Lehrkraft nicht verstanden, seine Arbeitsversuche nicht gewürdigt, ständig der Kritik ausgesetzt und somit persönlich abgelehnt. "Die kann mich nicht leiden", sagte er öfter. Ich bin überzeugt, hätte diese Lehrkraft mit meinem Sohn einmal vernünftig geredet, so wie du dir Gedanken machst, wäre es nicht so weit gekommen, denn letztendlich hätte mein Sohn das verstanden.
    Als Lehrerin in der Grundschule passiert es selten, aber schon immer mal wieder, dass Kinder wegen subjektiv empfundener schlechter Noten weinen, weil sie Angst vor zuhause haben. Wenn ich ihnen dann anbiete, die Eltern anzurufen und sie sozusagen vorzubereiten, nehmen das die Kinder erleichtert an. Außerdem rede ich mit ihnen darüber, dass dies eine Note unter vielen ist und die nächste wieder ganz anders aussehen kann. (Individuell je nach Kind, ich gebe ihnen sozusagen einen positiven Impuls.) Mit diesem Beispiel möchte ich sagen, dass man die Noten nicht ändern muss, aber den Schülern Hilfe anbieten und ein positives Zukunftsszenarium darlegen kann.

    Dann kann ich meine Energie darein stecken, SuS nach neuesten fachdidaktischen Erkenntnissen (und zwar empirisch orientierten) zu unterrichten.

    Da sprichst du einen wichtigen Punkt an und das ist nämlich das Dilemma und das Strittige zwischen Uni- bzw. PH-Theorie und Praxis. Bei empirischen Erkenntnissen muss man auch ganz genau anschauen, wie man dazu gelangt ist. Es gibt auch Ergebnisse, die sich widersprechen oder Jahre zuvor andere Schlüsse gezogen haben. Ein berühmtes Beispiel dafür ist, dass im Rechtschreiben plötzlich die visuelle Merkfähigkeit überhaupt keine Rolle mehr spielen soll, worauf man früher z.B. die RS aufgebaut hat.


    Manchmal sind die neuesten Erkenntnisse gut vewertbar und manchmal nicht. Nur kommen die Referendare - das beobachte ich immer wieder - mit einem großen Selbstbewusstsein von der Uni und sind überzeugt davon, dass nur ihre gehörte/gelernte Methode die beste sei. So scheint man es in einigen Fachbereichen an der Uni zu vermitteln und das scheint manchmal sogar so weit zu gehen, dass man andere Methoden als althergebracht ablehnt. Da wundert es mich nicht, dass Referendare von dem überzeugt sind, was sie so gelernt haben.


    In Fortbildungen hören wir als erfahrene Lehrer auch von den neuesten Erkenntnissen. Nur wir verwerten sie aufgrund unserer Erfahrungen. Jeder Referendar wird einmal ein erfahrener Lehrer. Der Kreislauf beginnt von neuem.

    Zudem gibt es doch auch sozial Auffällige in der Grundschule zur Genüge. Kinder die heulen oder ihr Blatt zerreißen, wenn sie etwas (vermeintlich) nicht können.

    Das hat aber nichts mit dem zu tun, dass Schüler in der Sekundarstufe fast kaum mehr produktive Einzelarbeit machen. Einzelfälle gibt es natürlich immer wieder. Es geht aber allgemein um die durchschnittlichen Schüler. Im Eingangsbeitrag gehe ich von dem durchschnittlichen Schüler aus.


    Es ist in der Grundschule ja nicht so, dass alle Schüler von vorneherein durchgängige Einzelarbeit machen. Aber das lernen sie im Lauf der Grundschule. In diesem Bezug kann man doch viel erreichen. Auch die Schwächeren sind nicht gleich frustriert, sondern wissen die Hilfsangebote zu nutzen. Grundschüler können einem Löcher in den Bauch fragen. Sie kommen oder melden sich und sagen: "Das verstehe ich nicht." Dann bekommen sie halt nochmals eine extra Erklärung bzw. gebe ich unterschiedliche Hilfestellungen. Die, die im Unterricht frustriert sind, weil sie etwas nicht verstehen und ihrem Unmut Luft verschaffen oder frustriert weinen, sind die großen Ausnahmen und kenne ich so gut wie nicht. Vielleicht hatte ich auch immer Glück mit den Schülern diesbezüglich oder vielleicht stellt sich die Situation in Brennpunktschulen anders dar. Ich bin an einer durchschnittlichen Schule, die sich in einer Stadt mittlerer Größe befindet mit ca. 20 Prozent Migrationshintergrund, allerdings wohnen da einige Zugezogene. Alteingesessene Einheimische schätze ich auf etwas mehr als die Hälfte.


    Mich wundert es halt, dass eine produktive Einzelarbeit plötzlich in der Sekundarstufe so gut wie nicht mehr möglich ist, wie im Eingangsbeitrag ersichtlich.

    Zum einen sind es da noch Kinder, Kinder ticken meist noch etwas anders als Pubertiere. Auch was Coolseinmüssen vor Mitschülern angeht.
    Zum andern haben sie im Allgemeinen eine andere Beziehung zur Lehrkraft. Die Kleinen kletterten ja noch auf den Schoß, wenn man sie ließe Wenn dann erst mal jede Stunde jemand anders vorne steht, ist diese Offenheit nicht mehr so da.

    Generell mag das schon sein.
    Allerdings habe ich festgestellt, dass in meiner Zeit als mobile Reserve, als ich einmal mehrere Monate Klassenlehrer in der 5. und 6. Klasse Mittelschule vertreten habe, man mit fast derselben Art von Unterrichtsgestaltung arbeiten konnte wie ich im 4. Schuljahr arbeitete. Nur musste man eher von den Anforderungen her einfacher arbeiten. Man konnte nicht mehr die ganze Aufgabenbreite, die auch ein höheres Niveau beinhaltete, einsetzen.
    Im 5. Schuljahr - das war eine Vertretung von 8 Monaten - habe ich fast eins zu eins noch Grundschulmethoden (also eher, wie ich im 4. Schuljahr arbeite) eingesetzt, wie z.B. einen Morgenkreis am Montagmorgen, was die Schüler gerne gemacht gemacht haben und diese damit gut klar kamen. Das mag sich ab der heftigen Pubertät ändern. Allerdings merkt man auch im 4. Schuljahr schon die Entwicklung, dass die Peergroup immer wichtiger wird.
    Übrigens: Die körperliche Nähe der Lehrkraft suchen hauptsächlich Erst- und Zweitklässler. Bei Drittklässlern kommt das nur in ganz wenigen Ausnahmefällen vor (kommt auch darauf an, wie man als Lehrkraft reagiert - es ist eher so, dass das die Studenten und Referendare noch eher zulassen) und tritt dann gar nicht mehr auf. Im 4. Schuljahr kommt es eigentlich nicht mehr vor.

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