Sofort nachschreiben zu lassen, kann schon mal erfrischend sein und Arbeit sparen. Ein Kandidat hatte ziemlich offensichtlich versucht, sich zu drücken, wie mir Folgendes offenbarte. Am Tag nach der Klausur war er wieder da und hatte ein Attest mit. Also teilte ich ihm mit, dass er in der nächsten Stunde nachschriebe. Er versuchte nur kurz zu diskutieren, dass er doch krank gewesen sei blabla, eröffnete aber dann, dass ich ihm auch gleich eine sechs eintragen könne ...
In einem anderen Fall, einige Jahre vorher, da war ich noch nicht ganz so erfahren, habe ich mich tatsächlich von einem Kollegen verarschen lassen. Eine Schülerin, die schon wegen häufiger Krankheit bei Klausuren aufgefallen war, sollte nachschreiben. Auch hier habe ich sie beim Wiedererscheinen verhaftet. Allerdings wollte sie nun partout nicht am gleichen Tag nachschreiben. Ich blieb bei meinem Vorhaben. Nun wandte sie sich an den Abteilungsleiter, dieser erklärte, dass er die Aufsicht am nächsten Tag führen würde und änderte den Nachschreibetermin. Eigentlich hätte ich hier Stopp rufen müssen, um auf meinem Termin zu beharren, aber nun ja. Weder der Abteilungsleiter noch ich merkten, dass er in seiner Unfähigkeit und Naivität anderen Arbeit machte.
Und, wer war am nächsten Tag krank? Jope, richtig geraten. Als mich in der Folgewoche die Schülerin dann wegen eines Nachschreibetermins ansprach, musste ich ihr bescheiden, dass die Zeugnisse bereits bevorstünden und es keine Zeit mehr gebe, noch nachzuschreiben. Das sei aber auch nicht schlimm, erläuterte ich, ich habe ja durch die vorhergehende Klasur eine schriftliche Note von ihr. Beim Blick in die Notenliste wurde mir dann auch klar, warum sie so sparsam kuckte. Die erste Klausur war gar nicht so richtig gut. Die war eher so richtig schlecht.
Im nächsten Jahr wiederholte die Schülerin die Jahrgangsstufe. Das erwähne ich deshalb, weil die Kollegen berichteten, dass sie sich auch dann mit Kettenattesten durch die Klasuren lavierte. Wie auch in dem Bildungsgang, den sie danach belegte. Schlimm genug, dass man sich an so etwas so gut erinnert.