Das sind, bis auf eine, alles ganz normale GS-Lehrerinnen, weder faul noch überengagiert. Die eine, die nicht "normal" ist ist von dem Gymnasium in der gleichen Stadt an die GS abgeordnet worden und nach anfänglichen Bedenken will sie nicht wieder ans Gym zurück, da sie unfassbar mehr Freizeit hat als vorher (Deutschkorrekturen fallen aus, Abi fällt weg, Nachmittagsunterricht fällt weg etc.). Und die ist keineswegs faul.
Alles was du als Aufgaben aufzählst fällt genau so bzw. in ähnlicher Form an meinem BK und an meiner alten Gesamtschule ebenfalls an. Und das on top zu Korrekturen, Prüfungsvorbereitung, Abi, gebundenen Ganztag usw. Sorry. Aber das ist als Argumentationsgrundlage echt Quatsch.
Also wir haben eine (zweite bzw. dritte) Abordnung vom Gymnasium. Junger Sportlehrer. Macht seinen Job gut. Arbeitet aber auch am Gymnasium weit unter 40 Stunden pro Woche. Und nun?
Ich glaube nicht, dass Du Aufgaben an einer Grundschule mit der an einer GTS oder gar an einem BK vergleichen kannst. Wir reden hier von unselbstständigen Erstklässlern. Jede Grundschullehrkraft kennt den Unterschied, ob ich gerade eine vierte oder erste Klasse habe. Und Du möchtest mir ernsthaft erzählen, dass Inklusion, Differenzierung und ES in einem BK oder in einer Gesamtschule genauso schwierig wie in der ersten Klasse umzusetzen sind? Vielleicht kommst Du mal vorbei und zeigst uns das. Wenn die Kinder in die 5. Klasse kommen, haben die schon vier gelernt was Schule ist. In der Regel liegen schon Diagnosen und Förderpläne vor und vor allem sie sind deutlich selbstständiger. Es wird sich kaum ein Kind in die Hose machen, weil es nicht weiß wo die Toiletten sind etc.. Und wie viele Elterngespräche führst Du so pro Jahr am BK?
Am Ende geht es auch nicht darum, wer nun mehr arbeitet. Letztlich wird das Profil an jeder Schule etwas anders sein. Aber an keiner Schulform ist es wenig Arbeit, wenn nicht gerade die richtigen Fächer studiert hat.
Man kann auch mal ganz neutral auf die Arbeitszeitstudie des Landesniedersachsen gucken. Rechnet man bei der 40-Stunden-Woche Niedersächsischer Beamte die Ferien raus, müssten Lehrkräfte 46:38 h arbeiten. Die Studie kommt nun auf:
Grundschule 47:58
Gesamtschule 46:42
Gymnasien 49:43
Danach wäre es ziemlich dumm von der Gesamtschule an der Grundschule zu wechseln. Während die Grundschullehrer 1,5 pro Woche zu viel arbeiten, sind es bei den Gymnasialkräften 3 h. Wenn wir mal davon ausgehen, dass Lehrkräfte aller Schulformen gleich ehrlich antworten, kann ich nicht sehen, dass es da eine Schulform gibt, die von der Arbeitszeit deutlich attraktiver bin. Das heißt aber nicht, dass beispielsweise die Abi-Zeit für Gymnasiallehrkräfte toll ist. Ich möchten keinen Deutsch-Leistungskurs machen. Das macht aber auch nur ein kleiner Teil der Lehrkräfte. Genauso gibt es für Grundschulkräfte Zeiten, die sehr anstrengend sind. Das erste halbe Jahr mit einer neuen Erstklasse kann extrem fordernd sein. Insbesondere wenn du am ersten Schultag feststellt, dass das eine oder andere angeblich so liebe Kind doch eine extreme Herausforderung ist. Bis Gutachten, Schulhelfer oder ggf. Schulwechsel möglich ist, vergeht dann mal ein Jahr. Und dann hast du halt mal ein Jahr ein extrem auffälliges ES-Kind ohne Schulhelfer, weil halt Diagnosen oder Gutachten fehlen. Aber das ist auch nicht schlimm. Personal wäre sowieso nicht da.