So bitter das auch ist, auch das ist vielleicht eine heilsame Erfahrung als Lehrer/in. Als Lehrer (da nehme ich mich nicht von aus) ignoriert man gerne leichte Wehwechen zum Wohl der Schule. Jetzt wird man ausgebremst. Zu recht.
Mir tut meine Schulleitung leid. Wir haben ein paar Szenarien durchgerechnet.
Klasse xy in Quarantäne + unterrichtende Lehrkräfte: In KLasse 1/2 fehlen 1 bis 3 Lehrkräfte pro Quarantäneklasse, in Klassenstufe 3 bis 6 fehlen 4 bis 7 Lehrkräfte pro Quarantäneklasse. (Wir müssen Unterricht, auch Fachunterricht, laut Stundentafel erteilen, also werden auch Fachlehrer eingesetzt.) Amortisiert sich erst ab 2 Jahrgängen in Quarantäne.
Erkältungszeit: 30% der Kollegen fehlen. Aufteilen der Klassen darf nicht sein. Meine arme Schulleitung.
Heute saßen bei mir mehrere niesende Kinder im Klassenraum. Bei den meisten war es einmalig (vielleicht was von draußen reingeflogen, einer hat auch Heuschnupfen), aber eine nieste in einem fort, mit Schwung über die nackte Armbeuge oder auch einfach so in die Luft. Als ich sie darauf ansprach: Ja, sie hat Schnupfen. Nach Rücksprache mit Schulleitung Mutter angerufen: Ja, sie hatte gestern Halsschmerzen und Schnupfen. Aber das seien ja keine typischen Symptome und da sie unsicher war, hat sie das Kind in die Schule geschickt. Es ging ja nicht vor einer Woche ein Brief der Schulleitung herum, kranke Kinder mögen zu Hause bleiben. Nein, niemalsnicht. Bevor sie das Kind dann heute abholte, hat sie noch die CovApp der Charité bemüht (die mir im Juni den Test empfahl). Da wurde für ihr Kind dann auch ein Test empfohlen. Aber sie will das Kind jetzt erstmal zu Hause lassen, vielleicht wird es von alleine besser.
Mein Hausarzt meinte, vielleicht fällt dieses Jahr die Erkältungswelle nicht so schlimm aus. Ich bin im Moment nur noch verhalten optimistisch.