"Qinoa-Schule" - es tut mir leid, aber ich kann das nicht ernst nehmen (und noch viel weniger, wenn ich den Hintergrund auf Wikipedia nachlese).
Um benachteiligten Jugendlichen eine Zukunftsperspektive zu geben, braucht es mehr, als einen "eigenen L-Arbeitsplatz mit Rechner und Tablet". Ich halte das für Augenwischerei.
"moderne Räumlichkeiten" - blaaa. Das übliche Geschwafel in Stellenausschreibungen.
"alle notwendigen pädagogischen Arbeitsmaterialien" - wer bestimmt, was "notwendig" ist? Unter welchen organisatorischen, sachlichen, fachlichen, pädagogischen Kriterien? (...)
"Weiterentwicklung der Lehrer" - das übliche ... (s.o.)
Ich finde es erst einmal erfrischend, eine Privatschule zu sehen, die weder irgendeinen alternativen, staatlich nicht anerkannten Abschluss anbieten möchte, der insofern eher Türen verbaut, als öffnet, noch die nächste Elitenauswahl anders fördern möchte gegen entsprechendes Schulgeld. Stattdessen geht es offenbar darum, marginalisierte Gruppen besser zu fördern und zu unterstützen als das - leider- vielfach im staatlichen Schulsystem möglich ist. Wenn ich an meine Schule denke: Über 70% der Schülerschaft haben einen Migrationshintergrund, viele kommen mit Sprachdefiziten, die wir angesichts der schieren Größe der Klassen bei gleichzeitigem Personalmangel nicht in dem Umfang aufgreifen können um daran zu arbeiten, wie das erforderlich wäre, damit diese SuS bestmöglich gefördert werden. Sollte es dieser Privatschule dank Spenden/Fördergeldern, kleinerer Lerngruppen und moderner Ausstattung möglich sein für wenigstens einige Kinder und Jugendliche mehr zu erreichen, dann wäre das doch schlichtweg großartig. Die Preise, die die Schule bislang erhalten hat deuten zumindest an, dass man dort nicht nur heiße Luft verbreitet, die anerkannte Gemeinnützigkeit- nichts, was Privatschulen üblicherweise hätten- ebenfalls.
Natürlich braucht es mehr als einen eigenen Arbeitsplatz und Rechner/Tablet, um sich eine Zukunftsperspektive erarbeiten zu können. Ich weiß aber nicht zuletzt auch dank des Fernunterrichts im letzten Schuljahr sehr genau, wie viele meiner SuS noch nicht einmal einen Platz am Küchentisch haben um zu arbeiten, weil die Familie normalerweise auf der Couch vor dem Fernseher isst oder wie viele sich den Schreibtisch mit den Geschwistern teilen müssen oder zumindest das Zimmer. Ein eigener Arbeitsplatz ist also ein gewaltiger Fortschritt für viele benachteiligte Jugendliche, um überhaupt zu lernen, was so einen Arbeitsbereich ausmacht, wie man diesen organisiert und nutzt und welche Vorzüge dieser dann auch hat.
Tablet/PC heilen die Welt nicht, sind aber auch ohne Fernunterricht undenkbar heutzutage. Wenn ich mir mal nur vor Augen halte, wie viele meiner SuS aktuell Präsentationen vorbereiten müssen, sei es für den Unterricht oder für Prüfungen: Ohne eigenes Gerät kann man dann halt nur mit Freunden oder nur in der Schule arbeiten, nicht aber zuhause, umgekehrt kann man mit eigenem Gerät jeden Schülers ganz anders arbeiten als Lehrkraft. Wie oft hast du schon geschrieben in diesem Forum, was alles technisch fehlt an deiner Schule angefangen mit internetfähigen PCs für alle SuS? Da wäre das doch auch bei euch ein echter Fortschritt...
Alle notwendigen pädagogischen Arbeitsmaterialien werden wohl neben Lehrkräften und Schulleitung im Zweifelsfall auch Gesellschafter und Beirat mitbestimmen. Ich würde darunter mindestens sämtliche Schulbücher und erforderlichen Arbeitshefte verstehen (was schon einmal keineswegs selbstverständlich ist an einer privaten Schule, aber zur Zielsetzung dieser Schule passt), könnte mir aber angesichts des Schulkonzepts durchaus vorstellen, dass es auch zumindest Unterstützungsangebote für Verbrauchsmaterialien (Hefte, Blöcke, Pinsel, Mäppchen, Stifte,...) gibt oder diese möglicherweise sogar mit umfasst sind. So geheimnisvoll ist die Formulierung nicht und wen es interessiert kann dann ja die Schule um genauere Informationen bitten.