Yes, todernst meine ich das. Ich und viele Andere haben diesen gesteigerten Medienkonsum, weil wir es können und ständig Zugang zu entsprechenden Medien haben. Wenn es sie aufgrund rechtlicher Veränderungen nicht mehr gäbe, würde es am Anfang zu Entzugsentscheidungen kommen, langfristig würde unsere Gesellschaft durch eine Zunahme an direkten face-to-face-Kontakten sehr profitieren. Call me outdated, aber ich sehe viele Entwicklungen inzwischen als eher kritisch an und denke mir dabei, dass wir als Gesellschaft uns nicht mehr so stark von Innovation blenden lassen, sondern stattdessen fragen sollten, ob es unseren Alltag wirklich bereichert und ob wir es brauchen.
Ich würde jetzt den Computer vermissen. In einem Jahr hätte ich mich an die Schreibmaschine gewöhnt.
Ist jetzt explizit meine persönliche und subjektive Meinung, aber ich stelle fest, dass ich in manchen Situation auch zu Faulheit tendiere, was mich wiederum erschreckt und in mir das Bedürfnis weckt, etwas gegen zu halten. So realitätsfern es klingen mag für manche, aber ich würde gerne mehr Briefe schreiben oder auch mal nicht sofort jedes kleine Problemchen mit Google lösen wollen, sondern selbst die Gehirnzellen anstrengen und manchmal damit leben, etwas schlicht nicht zu wissen. Ich liebe es, einfach mal schriftlich zu rechnen und habe schon oft erlebt, wie viele selbst mathematikaffine Menschen sofort zum Taschenrechner greifen. Also ja: Faulheit kenne ich sehr gut, würde aber eher ihr etwas entgegensetzen, statt sie noch zu bestärken.
Also weil du dich selbst entmündigst, Dinge nicht machst, die du einerseits gerne machen würdest und andererseits für sinnvoll hältst, weil du für dich die Entscheidung triffst dennoch andere, bequemere Wege zu gehen und Mami, Papi oder ein starker Staat dir dazu erzieherische Vorgaben machen müssten, damit du das umsetzt, was du selbst für richtig hältst willst du deine Mitmenschen entmündigt sehen durch entsprechende gesetzliche Vorgaben in Form eines analogen Roll-Backs? Call me outdated, aber ich stehe total auf Mündigkeit, also erzieh dich bitte erstmal zu mehr Selbstkonsequenz, ehe du Mitmenschen entrechten möchtest.
Dazu gab es jetzt in Finnland eine Studie, die zeigte, dass im Großen und Ganzen dadurch soziale Ungleichheiten verstärkt wurden und die Leute das Geld, das ihnen zur Verfügung gestellt wurde, auch nicht für Zwecke einsetzten, die im weitesten Sinne dem Gemeinwohl nützen würden. Also joa, das Thema dürfte erst einmal vom Tisch sein. In der Schweiz gab es mal eine Volksabstimmung, die gegen das bedingungslose Grundeinkommen ausfiel. Kann ich auch gut verstehen: Diejenigen, die unverschuldet in Arbeitslosigkeit geraten, wollen kein Geld bedingungslos zur Verfügung gestellt bekommen, und diejenigen, die keine Lust auf Bedingungen haben, sind die klassischen Hartz-IV-Familien wie man sie aus den Klischees kennt (wenn ich deine Beiträge richtig las, dürften sie unter deinen Schülereltern auch vertreten sein). Es bleibt am Ende eine politische Spielerei, die in einem kapitalistischen System nicht funktioniert und die Faulen belohnt. Gegenvorschlag meinerseits: Jeder, der Geld vom Staat möchte, bekommt es - unter der Bedingung, dass er eine vom Staat vergebene, einfache Tätigkeit verrichtet: Straße fegen, Altenbetreuung, Pflege der kommunalen Grünanlagen, etc. Das ist sinnstiftend für den Einzelnen und profitabel für das Gemeinwohl.
Wo genau hast du gelesen, dass soziale Ungleichheiten durch das BGE-Projekt in Finnland noch verstärkt wurden und wie wurde das begründet (abgesehen von dem absurd niedrigen Betrag, der im Rahmen des Projektes als BGE gewährt wurde)?
Die "klassische" ALG II-Familie ist übrigens NICHT das Klischee, dass du traurigerweise als Regelfall im Kopf zu haben scheinst. Die "klassische" ALG II-Familie gibt es zwar nicht, ist aber im Zweifelsfall eine Familie in einem schlecht bezahlten, systemrelevanten Beruf (Mama Altenpflegerin, Papa Paketzusteller oder so), die aufstockend ALG II beziehen, weil sie nur knapp über Mindestlohn verdienen und es mit den Kindern finanziell eng wird oder alternativ die alleinerziehende Mutter, die sich den Hintern abrackert an der Supermarktkasse um über die Runden zu kommen, während Papa sich den Unterhaltsverpflichtungen entzieht, weshalb Mama aufstockend ALG II bezieht (einfach mal entsprechende Überblicksdarstellungen der Agentur für Arbeit und Jobcenter anschauen und nachlesen, wie die Lebensrealität der Bezieher im Mittel tatsächlich aussieht...). Das Klischee des arbeitsscheuen Hartz IV-Empfängers der auf Kosten der Gesellschaft lebt erfüllt nur eine absoute Minderheit. Ich hatte bei meiner früheren Arbeit phasenweise auch aufstockend ALG II, weil ich schlichtweg zu wenig verdient habe um meine Miete (1-Zimmer-Wohnung, ortsangemessene Miete) zahlen zu können, auch wenn ich über Mindestlohn verdient habe, viele Eltern meiner SuS die hart arbeiten beziehen dennoch aufstockend ALG II, also pack deine Klischees und Vorurteile wieder ein und informier dich darüber, wie die Realität der breiten Mehrheit der ALG II-Bezieher aussieht!
Vlt. kennst du den Artikel über die finnische Studie. Für mich liest sich das deutlich ernüchternder und bestätigt meine Vermutungen, die ich hatte als besagtes Experiment damals angekündigt wurde.
Ja, kenne ich und auch wenn das nicht der große Wurf war den sich vor allem vehemente Befürworter eines BGE (zu denen ich nicht gehöre, ich bin da recht zwiegespalten) gewünscht hätten, lese ich aus dem von dir verlinkten Artikel heraus, dass es im Hinblick auf die psychische Gesundheit (weniger Stress, weniger behördliche Gängelung, mehr Freiräume zum selbst gestalten, weniger Depressionen...) positive Effekte gab und das, obwohl das Experiment nur zwei Jahre lief, die Menschen gerade einmal den lächerlichen Betrag von 560€ monatlich als BGE erhielten (mal ehrlich: Wer würde für so eine Summe ernstlich freiwillig gar nicht mehr arbeiten oder gar seine bisherige Arbeit aufgeben?! Das ist die absolute Untergrenze für einen Erwachsenen, die im Rahmen eines BGE diskutiert wird aktuell.) und die ausgewählte Empfängergruppe keinesfalls als repräsentativ für die finnische Gesellschaft zu betrachten wäre, weil eben nur Menschen dieses BGE erhalten haben die bereits arbeitslos waren, was insbesondere wenn es um Langzeitarbeitslose geht eben oft schwerwiegende Vermittlungshindernisse bedeutet die die Menschen haben und die ein BGE nicht mal eben heilen kann. Ob arbeitende Menschen mit einem BGE ihre Stelle aufgeben, nichts mehr machen, sich selbständig machen oder gemeinwohlorientiert/künstlerisch tätig werden würden lässt sich so nicht herausfinden. Ob Arbeitslose infolge eines BGE ihre Arbeitssuche einstellen oder sich selbständig machen oder gemeinwohlorientiert/künstlerisch tätig werden lässt sich ebenfalls nicht sagen: Dazu sind zwei Jahre zu kurz, das BGE in Finnland war viel zu niedrig, so dass man davon ausgehen kann, dass wer die Chance hatte eine Arbeitstätigkeit aufzunehmen das auch gemacht hat, um nicht nur zu überleben (kann man mit 560€), sondern auch leben zu können (kann man auch in Finnland nicht mit 560€) und um nach Ablauf der zwei Jahre nicht plötzlich mit eben diesem Betrag, aber der üblichen behördlichen Gängelung von Jobcentern weitermachen zu müssen.
Ich bin wie geschrieben selbst zwiegespalten, was das BGE anbelangt, mache das aber regelmäßig mit meinen SuS als Thema, weil ich es wichtig finde, dass sie zu solchen zukunftsbezogenen Themen selbst nicht nur Bauchgefühl, Klischees und Vorurteile ("die Faulen werden belohnt") ausbilden, sondern ein begründetes Urteil und damit mitentscheiden können- begründet- ob sie eine Einführung eines BGE befürworten oder nicht. Auch am Ende der Unterrichtseinheit gibt es natürlich SuS, die gegen die Einführung eines BGE sind. Diese begründen das dann aber nicht mehr mit Stereotypen à la "die Faulen werden belohnt", sondern entsprechenden fachwissenschaftlichen Argumenten wie beispielsweise der Frage der Finanzierbarkeit. Zu lesen was du hier dazu verbreitest Lehramtsstudent bereitet mir Bauchschmerzen und wie schon so oft möchte ich dir auch hier ans Herz legen, dich ausreichend einzulesen, um über reines "meinen", Vorurteile, Stereotype und Klischees hinauszukommen und dich damit selbst in die Lage zu versetzen ein begründetes Urteil zu fällen, wie auch immer dieses dann ausfallen mag (auch wenn ich eine leichte Tendenz pro BGE habe, erhalten meine SuS selbstverständlich auch die volle Punktzahl, wenn sie sich in der Klassenareit gegen die Einführung eines solchen aussprechen- vorausgesetzt sie argumentieren/begründen fachlich angemessen und meinen oder vermuten nicht nur, dass ein BGE ein falscher Anreiz wäre. Meinung gibt einen Punkt- selbst die eigene Meinung schaffen nicht alle meine Hasen verständlich auszuformulieren- fachlich begründen je nach Anzahl der geforderten Argumente/Gegenargumente ab zwei Punkten aufwärts. Also den Gummipunkt fürs "Meinen" hast du Lehramtsstudent und ein paar halbe Punkte für Halbwissen sind auch schon rausgekommen, eine gute Leistung ist es noch nicht. )