Lehrer war ich damals noch nicht, aber ich stehe dem Konzept daher offen gegenüber. Ich denke, dass es auf jeden Fall Schülerinnen gibt, für die eine solche Schule besser passt als eine Schule mit Jungen und Mädchen. Vermutlich gibt es aber ebenso Schülerinnen, für die ein gemischter Unterricht besser passt. Und bei den Jungen wird es ähnlich sein.
Ich habe es ein Jahr in einer Klasse in Informatik (2 Stunden pro Woche) ausprobiert. Die Klasse wurde für das Fach geteilt, es gab genauso viele Jungen wie Mädchen und ich wollte es immer einmal ausprobieren. Ergebnis, der Unterricht war um einiges effektiver und beide Gruppen fanden es nach kurzer Überraschung sehr gut. Es gab viel weniger Streit und Störungen.
Warum wollte ich es ausprobieren? Meine Mitstudentinnen in Mathe kamen zu einem Drittel von reinen Mädchengymnasien, in Chemie sogar die Hälfte (gut da waren es insgesamt nur wenige). Aber es gibt deutlich weniger Mädchengymnasien und in der Nähe gar keines. Ich frage mich seitdem, ob gemischte Gymnasien Mädchen wirklich an MINT-Fächer heran führen? Ob bei 150 Studenten zu Beginn des Chemiestudiums 4 Mädchen vielleicht doch nicht sein müssten?
Ich selbst hatte ein negatives Erlebnis in Physik durch den Kollegen, was die Freude an Physik beendet hat. Und ich hatte als Frau schon Chemie-LKs mit 17 Jungen und keinem Mädchen zu Beginn, obwohl bei uns die Geschlechter gleich verteilt sind. (Zu Beginn, weil nach einem halben Jahr ein Mädchen dank Umzug dazu kam, ich werde nie ihren Blick vergessen, als dies ihr bewusst wurde. Zum Glück hatte ich einige sehr liebe Jungen, die sofort reagiert haben.)