Beiträge von Zauberwald

    Haha, nein, wirklich nicht, ich bin eines der wenigen "Arbeiterkinder" in unserem Beruf und in Teilen meiner Familie gelten Lehrer bis heute wahlweise als schrullige Besserwisser oder faule, überbezahlte Beamte. Aber Beispiele von Menschen, die nicht (!) studiert haben aus meiner "Blase" gibt es ebenfalls: Aussendienstler in der Baubranche, Berufsausbildung nach Abi und 20 Jahre im Job 8-10K/Monat+Dienstwagen; Flugbegleiterin (Pursor) quasi ohne Ausbildung (nur Trainings), knapp über 50 J., 6,5K bei 78 Flugstunden im Monat + erhebliche Überstundenzulagen; Versicherungsmakler, ebenfalls ohne Studium, keine Ahnung was er verdient, aber es ist VIEL mehr als A13; selbständige Heilprakterin ohne Abi mit "Zertifikat" (und vielen Lehrern als Kunden:D) ebenfalls mehr als A13, aber dafür halt auch selbständig, naja. Handwerksmeister im Freundeskreis haben ebenfalls mehr, Gesellen natürlich nicht, aber teilweise nah dran. Dass die Menschen in der Pflege und somit auch Sanitäter massiv unterbezahlt sind, ist keine Frage. Und ich möchte auch nicht tauschen. Bei Ärzten sieht das aber schon wieder anders aus. Ich sage nicht, dass wir Geringverdiener sind. Aber wenn ich von meinem A13 noch die Krankenkasse abziehe komme in in Bereiche, die viele Menschen auch locker ohne Studium erreichen. Ich liebe meinen Job über alles, verstehe aber, wenn es junge Menschen vor der Entscheidung zu einem Studienfach einfach abschreckt. A12 sind auf eine 40-Stundenwoche gerechnet je nach Steuerklasse und abzüglich Krankenkasse unter 20€ netto/Std. Eine Freundin von mir ist Hausfrau und putzt ab und zu, sie nimmt 18€/Std. Also bleibt man lieber nen Tag Teilzeit zu Hause und putzt selbst. Und im Ernst, als Lehrer kauft man sogar die Tackernadeln selbst. Ich gebe den SuS Eis aus, helfe mit Stiften, Heften, Bastelmaterial,... aus, und während viele Firmen es zu Weihnachten oder Urlaubsbeginn mal wertschätzungsmäßig krachen lassen (Stichwort Sommerfest oder Weihnachtsfeier), wird im Lehrerzimmer noch diskutiert, wer den Nudelsalat mitbringt und dass das Wassergeld (!) schon wieder leer ist.

    Das ist irgendwie so ein Mythos, dass Lehrer gut verdienen. Nach 20 Dienstjahren und mit 3 Kindern vielleicht, da sind die Zuschläge halt echt hoch. Aber als Berufsanfänger ist es einfach nicht mehr attraktiv, wenn man vor der Wahl steht, auch was anderes zu studieren:dollar:.

    Nicht zu vergessen, wie wir derzeit in unklimatisierten Räumen schwitzen, in denen schon in der 1. Stunde die Luft steht, trotz geöffneter Fenster. Und das noch 4einhalb Wochen bis zu den Sommerferien. Wir haben es mit geschlossenen Fenstern versucht, aber dann ist es auch nicht besser und die CO2 Ampel ist nur noch rot.

    Ok, dann antworte ich mal für mich: Ich habe mich damals entschlossen das Lehramt BBS zu studieren, weil ich es interessant fand (und noch immer finde), dass man an beruflichen Schulen die unterschiedlichste SuS-Klientel und verschiedenste Bildungsgänge findet. Zudem gefällt mir die große Verzahnung von Theorie und Praxis in dieser Schulform und ich wollte gerne Jugendliche und junge Erwachsene unterrichten und auf ihrem Weg ins Berufsleben begleiten.

    Mit Meister braucht man kein Studium, oder? Ist die Bezahlung dann gleich?

    Es gibt ja auch die beruflichen Gymnasien, ist das eine andere Ausbildung? Ich denke, das sind Gymnasiallehrer/innen, oder?

    Und haben deine Kollegen da auch freudig gerufen "Ah wie toll, endlich eine Frau bei uns!", als du ins Kollegium kamst, so wie das an vielen Grundschulen der Fall ist, sobald ein Kollege (ganz egal, wie fähig, Hauptsache Mann) den Raum betritt? Oder haben sie dich halt als Kollegin aufgenommen, ohne einen großen Bohei um dein Geschlecht zu machen?

    Es ist mir unklar, wie es in einer emanzipierten Gesellschaft sein kann, dass man Männer, die man noch nicht mal kennt, von denen man rein gar nichts weiß, fast schon jubelnd begrüßt und von vornherein annimmt, dass sie mit schwierigen Klassen gut klarkommen, nur weil sie männlich sind. So viele Vorschusslorbeeren, einzig und allein aufgrund des Geschlechtes.

    Und da wundert man sich, dass es dann mehr männliche Konrektoren und Rektoren gibt als weibliche und fühlt sich im schlimmsten Fall wieder als Frau diskriminiert, aber sobald ein Mann kommt, wird der von vielen Frauen eben hofiert wie ein Superheld.

    Da muss man sich echt mal überlegen, ob das so sinnvoll ist, oder ob es nicht schlauer wäre, einfach die Leistung als Lehrkraft zu sehen - es gibt gute und weniger gute, ganz egal ob Mann oder Frau.

    Zum Teil hast du Recht, aber glaube mir, Frauen lassen sich eine Flasche als Schulleiter nicht gefallen, nur weil er ein Mann ist ;) - anekdotische Evidenz! Und wir können sooo ablästern über unfähige Kollegen und hofieren nicht alle per se. Wenn wir jemannden mögen, hat er es freilich gut.

    In Förderschulen ist auch viel Care -Arbeit nötig, da gibt es aber mehr Männer als in der Grundschule. Der Hauptgrund dürften die Bezahlung und das Ansehen sein - verfolgt man die Ansichten mancher Forenteilnehmerinnen hier ;), die einem mitunter das Studium absprechen. Wenn es hier schon so ist, warum sollte es woanders besser sein?

    An meiner jetzigen Grundschule sind sehr viele Akademikereltern und wir haben den Eindruck, dass die Eltern sich immer mehr herausnehmen und uns Kolleginnen nicht mehr so wertschätzen (wie früher, ich kenne das noch). Auf den weiterführenden Schulen werden sie dann plötzlich pflegeleicht und trauen sich kaum noch, sich einzumischen.

    Du oder der Großteil von uns ist wahrscheinlich auch eher im Bildungsbürgertum aufgewachsen und der dazu gehörigen Bubble. Dies trifft auf sehr viele Kinder und Jugendliche nicht zu. Ja, auch heute noch dürfen Jungs nicht weinen und Mädchen sind zu doof für Technik.

    Und das können weibliche Lehrkräfte nicht vermitteln, dass Jungs weinen und Mädchen klug sein dürfen???? Bedienst du nicht gerade auch ein Klischee?

    plattyplus: Bitte erkläre uns mal, wie man sich als Mann "in der Gesellschaft zu verhalten " hat. Vielleicht habe ich was übersehen....

    Darüber hinaus werden schon junge Mädchen in bestimmte Richtungen hin erzogen. Die Tochter bekommt die Puppe und wird dafür gelobt, wenn sie hübsch aussieht, der Junge bekommt Baukästen und Chemiekästen und lernt, dass Jungs auch Rabauken sein dürfen.

    Das hat Auswirkungen auf Interessen, die man entwickeln kann, auf das Auftreten, auf die Frage, wofür man Wertschätzung erwartet etc.

    (Das ist natürlich jetzt sehr vereinfacht, nicht umsonst sind Gender Studies eine eigene Geisteswissenschaft).

    Ist das bei deinen Kindern so? Bei mir hätte das nicht hingehauen und ich hätte das auch nicht wollen.

    Es geht nicht nur um die Gruppengröße bei uns.

    Um keine falsche Erwartungen zu wecken, betone ich an der Stelle noch einmal, dass ich nicht Religion unterrichte, kein Theologe oder Religionspädagoge bin. Dennoch ergab eine kurze Googlerecherche, die natürlich nur erste Anhaltspunkte liefern und nie vollständig Schulpraxis wiedergeben kann, dass das Prinzip des ökumenischen Religionsunterricht kein Hirngespinst ist, sondern scheinbar in einigen schweizer Kantonen und auch auch in NRW (stellenweise) praktiziert wird. So etwas sehe ich eher als Richtungsweisung als ein kompletter Umstieg auf Ethik.

    Ökumenischer Religionsunterricht wird auch in anderen Bundesländern unterrichtet, z.B. bei uns und die Schulgottesdienste kenne ich nicht anders als ökumenisch, ich meine, das war schon bei mir als Schülerin so.

    Die Größenordnung ist definitiv richtig, mit Familienzuschlag der Stufe 1 sind es sogar etwas über 1900€ bei euch in BW. Bezogen auf das Endgrundgehalt in A12 sind das aber nur ca. 34,5% und damit nur ca. 19 "Vollzeitäquivalentjahre" im Dienst. Dass du nach 25 Dienstjahren also noch nicht deutlich darüber liegst, ist gar nicht so seltsam. Mit den maximal möglichen 40 Dienstjahren wäre die Pension allerdings gut doppelt so hoch wie die Mindestversorgung.

    Ich habe schon 31 Dienstjahre, aber im Schnitt nur 23/28 Wochenstunden unterrichtet - das schlägt ja auch zu Buche. Es liegen noch einige Jährchen vor mir, das stimmt, wobei ich eigentlich mit 63 aufhören wollen würde.

    Das ist Schade. Ich sehe zwar konfessionellen Religionsunterricht kritisch, halte ihn aber als Option für die beste Regelung. Konfessionsübergreifender Religionsunterricht oder auch Ersatzunterricht, sofern Religion komplett abgeschafft würde, wären einfach zu stark christlich dominiert. Der konfessionelle Religionsunterricht erlaubt immerhin, dass religiöse Minderheiten eine gute religiöse Bildung erhalten könne. Er muss dann aber auch angeboten werden. Das ermöglich dann auch sowas wie freireligiöse Religionslehre in Hesse oder humanistische Religionslehre wie in Berlin und Brandenburg.

    Die religiösen Minderheiten haben ihren eigenen Unterricht außerhalb der Schule und besuchen nicht alle den Reliunterricht in der Schule.

    Seit deiner Schulzeit sind aber viele Jahre vergangen. Mein Grundschullehrer hat uns auch noch ins Gesicht geschlagen, dennoch bin ich selbst Grundschullehrerin geworden und das mit dem Schlagen gibt es zum Glück auch nicht mehr.

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