Gibt es mittlerweile Maßnahmen zur Erhöhung des Männeranteils bei Lehrkräften?

  • Als ich klein war, haben in der Grundschule fast nur Männer gearbeitet. Warum sind das heutzutage so wenige geworden?

    Es gab früher viele männliche Lehrkräfte an der Volksschule (Klasse 1-8). Mitte der 60er Jahre wurden die Volksschulen quasi "geteilt". Für die ersten 4 Jahre hieß es dann "Grundschule", danach bis Klasse 9 "Hauptschule". (Hamburger Abkommen) Aufgrund der damaligen üblichen Rollenverteilung - um die "Kleinen" kümmern sich besser die Frauen - kam es wahrscheinlich zu diesem Ungleichgewicht, bis heute.

  • Welche Vorbilder meinst du? Ich kenne niemanden, der Maschinenbau studiert hat.


    Ich wollte Schreinerin werden und mir wurde von einem Schreiner abgeraten: Frauen seien in Tischlereien nicht erwünscht, für die müsse man extra Klos einrichten usw., das mache nur Ärger.

    Solche Aussagen sind das Problem. Das würde ich niemandem sagen.


    Wenn wir bei so BS sind: Im Kindergarten meiner Kinder gibt es einen männlichen Erzieher. Der hat/hatte es auch nicht leicht, weil einige Mütter sorgen hatten er könnte die Kinder unangebracht berühren. Das fand ich mindestens genauso traurig (vielleicht mehr, weil direkt Straftaten impliziert wurden).

  • Dieser Thread erklärt, warum ich auf meine Antwort, was ich beruflich mache und Lehramt sage, häufig gefragt werde, ob ich an einer Grundschule wäre ... Wenn dann kommt E-Technik und Chemie am Berufskolleg kommt meist ein Oh.


    Bei uns gibt es eher zu wenig Frauen, in sprachlichen Fächern sind die hingegen stärker vertreten. Es ändert sich aber langsam.

    Und haben deine Kollegen da auch freudig gerufen "Ah wie toll, endlich eine Frau bei uns!", als du ins Kollegium kamst, so wie das an vielen Grundschulen der Fall ist, sobald ein Kollege (ganz egal, wie fähig, Hauptsache Mann) den Raum betritt? Oder haben sie dich halt als Kollegin aufgenommen, ohne einen großen Bohei um dein Geschlecht zu machen?


    Es ist mir unklar, wie es in einer emanzipierten Gesellschaft sein kann, dass man Männer, die man noch nicht mal kennt, von denen man rein gar nichts weiß, fast schon jubelnd begrüßt und von vornherein annimmt, dass sie mit schwierigen Klassen gut klarkommen, nur weil sie männlich sind. So viele Vorschusslorbeeren, einzig und allein aufgrund des Geschlechtes.

    Und da wundert man sich, dass es dann mehr männliche Konrektoren und Rektoren gibt als weibliche und fühlt sich im schlimmsten Fall wieder als Frau diskriminiert, aber sobald ein Mann kommt, wird der von vielen Frauen eben hofiert wie ein Superheld.


    Da muss man sich echt mal überlegen, ob das so sinnvoll ist, oder ob es nicht schlauer wäre, einfach die Leistung als Lehrkraft zu sehen - es gibt gute und weniger gute, ganz egal ob Mann oder Frau.

  • lilimarleen: Ich denke, dass du dich in einer wohlsituierten Blase bewegst. Ich lese bei dir keinen KFZ-Mechatroniker, Bäcker oder Rettungssanitäter heraus. Aus dieser Sicht sieht nämlich ein A12-Gehalt noch einmal ganz anders aus. Und selbst wenn jemand IT macht oder Anwalt ist, gehört man nicht automatisch zu den top 10% in der Branche - auch hier gibt es viel Mittelmaß.

    Aber Grundschullehrer ist ja nunmal ein studierter Beruf, also muss man auch mit den Berufsentscheidungen anderer männlicher Akademiker vergleichen. In meiner Bubble gibt es auch keinen Mann, der nach Studium in einem Job auf A12-Niveau gelandet ist. Einer arbeitet als freier Journalist, der mag eine Ausnahme sein. Aber gefühlt spricht man seiner Tätigkeit (ob verdient oder nicht, sei dahingestellt) mehr intellektuellen Anspruch und damit letztlich auch mehr Prestige zu. Um mehr Männer ins GS-Lehramt zu holen, bräuchte es eine andere gesellschaftliche Anerkennung des Berufs.

  • Dieser Thread erklärt, warum ich auf meine Antwort, was ich beruflich mache und Lehramt sage, häufig gefragt werde, ...

    ...welche Fächer?

    Wenn ich dann sage: Fast alle, ich bin Grundschullehrer - wundern sich auch einige. Ist halt so, und es dauert noch eine ganze Weile, bis sich das ändert.

  • Zum Teil hast du Recht, aber glaube mir, Frauen lassen sich eine Flasche als Schulleiter nicht gefallen, nur weil er ein Mann ist ;) - anekdotische Evidenz! Und wir können sooo ablästern über unfähige Kollegen und hofieren nicht alle per se. Wenn wir jemannden mögen, hat er es freilich gut.

  • Zum Teil hast du Recht, aber glaube mir, Frauen lassen sich eine Flasche als Schulleiter nicht gefallen, nur weil er ein Mann ist ;) - anekdotische Evidenz! Und wir können sooo ablästern über unfähige Kollegen und hofieren nicht alle per se. Wenn wir jemannden mögen, hat er es freilich gut.

    Darum ging es mir gar nicht. Ich meinte wirklich die Vorschusslorbeeren.

  • Nein, alle.

    Ok, dann antworte ich mal für mich: Ich habe mich damals entschlossen das Lehramt BBS zu studieren, weil ich es interessant fand (und noch immer finde), dass man an beruflichen Schulen die unterschiedlichste SuS-Klientel und verschiedenste Bildungsgänge findet. Zudem gefällt mir die große Verzahnung von Theorie und Praxis in dieser Schulform und ich wollte gerne Jugendliche und junge Erwachsene unterrichten und auf ihrem Weg ins Berufsleben begleiten.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Und das können weibliche Lehrkräfte nicht vermitteln, dass Jungs weinen und Mädchen klug sein dürfen???? Bedienst du nicht gerade auch ein Klischee?

    Ich fürchte, du hast meinen Kommentar völlig missverstanden. Oder ich deinen. Ich glaube, dassbwir beide dass selbe meinen.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Ok, dann antworte ich mal für mich: Ich habe mich damals entschlossen das Lehramt BBS zu studieren, weil ich es interessant fand (und noch immer finde), dass man an beruflichen Schulen die unterschiedlichste SuS-Klientel und verschiedenste Bildungsgänge findet. Zudem gefällt mir die große Verzahnung von Theorie und Praxis in dieser Schulform und ich wollte gerne Jugendliche und junge Erwachsene unterrichten und auf ihrem Weg ins Berufsleben begleiten.

    Mit Meister braucht man kein Studium, oder? Ist die Bezahlung dann gleich?


    Es gibt ja auch die beruflichen Gymnasien, ist das eine andere Ausbildung? Ich denke, das sind Gymnasiallehrer/innen, oder?

  • Mit Meister braucht man kein Studium, oder? Ist die Bezahlung dann gleich?

    Nein, wenn man einen Meistertitel hat, muss man nicht studieren. Aber in NDS kann man dann nur als "Lehrer*in für Fachpraxis" arbeiten (also nicht als Theorielehkraft, so wie ich, die das Lehramt BBS mit einer beruflichen Fachrichtung und einem Unterrichtsfach studiert hat), wird damit hauptsächlich in den Berufseinstiegs- und Berufsfachschulklassen in der "Fachpraxis" eingesetzt und bekommt derzeit nur A9 (statt A13 wie die Theorielehrkräfte). Die Unterrichtsverpflichtung der Fachpraxis-Lehrkräfte liegt außerdem in NDS bei 27,5 Stunden (Theorielehrkräfte: 24,5 Stunden).

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  • Ich denke, dass Männer evtl. doch etwas mehr auf die Verdienstmöglichkeiten schauen. Und da in vielen Bundesländern in der Grundschule noch mit A12 besoldet wird, ist es für viele wohl keine Option. Mittlerweile hat sich ja auch rumgesprochen, dass die Mär vom gut verdienenden Beamten heute kaum noch haltbar ist. Viele meiner (männlichen) Bekannten sind in der IT-Branche, Juristen, Ingeneure oder BWLer und bewegen sich mit entsprechenden Aufstiegschancen in den genannten Bereichen spätestens ab Mitte 40 beim 2-3-fachen Monatsgehalt, teilweise + Boni, Firmenwagen, klimatisiertem Büro, Laptop, usw. (und das bei teilweise weniger anstrengendem Studium und ohne Ref). Diese Tatsache wird gerne mal vergessen, wenn es um Lehrermangel geht.

    Außerdem ist in der Grundschule doch noch recht viel Anteil an "Care-Arbeit" zu leisten. "Bindest du mir die Schuhe?", "XY hat in die Hose gemacht/popelt/ärgert mich!", "Ich hab mich aber zuerst gemeldet", "Der hat meine Mutter beleidigt", "Meine Flasche ist ausgelaufen"... Das Kümmern um solche Angelegenheiten spricht man irgendwie immer noch eher Frauen als Männern zu, obwohl ich das schade finde.

    Ja und die Carearbeit wird auch im privaten Bereich eher Frauen zugeschrieben und viele Frauen schreiben es sich auch selbst zu und treffen danach ihre Berufswahl. Als vor 30-40 Jahren Frauen Lehramt studiert haben, gab es keine Ganztagsschule. Da war man dann mittags schnell bei den eigenen Kindern. Noch heute gibt es das gar nicht so selten.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Was verstehst du unter einer männlichen Vorbildfigur? Das konnte der TE schon nicht definieren.

    Aber gern: Ich verstehe darunter einen Mann, der demokratische Werte in der Öffentlichkeit lebt und verteidigt, der sich bei umstrittenen Themen sachgerecht informiert, bevor er sich eine Meinung bildet, Quellen überprüft, wissenschaftspropädeutische Lösungswege aufzeigt und der in Konfliktsituationen Resilienz und Lösungsorientierung zeigt und nicht direkt die Fäuste schwingt.

    Alle dies kann eine Frau natürlich genauso, meiner Erfahrung nach schauen Jungen im Alter zwischen 10 und 15 aber deutlich stärker darauf, wie sich männliche Lehrkräfte verhalten. Die Jungs aus meiner Klasse fragen mich in ruhigen Momenten (Pausen/Ausflüge etc.) ständig danach, ob ich mich schonmal geprügelt habe, wann ich die erste Freundin hatte, was ich meiner Tochter erlauben würde oder welche Drogen ich konsumieren würde. Bei meinen Kolleginnen scheinen sie mir doch distanzierter zu sein. Vllt liegen diese Erfahrungen in meinem Schülerklientel begründet.

  • lilimarleen: Ich denke, dass du dich in einer wohlsituierten Blase bewegst. Ich lese bei dir keinen KFZ-Mechatroniker, Bäcker oder Rettungssanitäter heraus. Aus dieser Sicht sieht nämlich ein A12-Gehalt noch einmal ganz anders aus. Und selbst wenn jemand IT macht oder Anwalt ist, gehört man nicht automatisch zu den top 10% in der Branche - auch hier gibt es viel Mittelmaß.

    Haha, nein, wirklich nicht, ich bin eines der wenigen "Arbeiterkinder" in unserem Beruf und in Teilen meiner Familie gelten Lehrer bis heute wahlweise als schrullige Besserwisser oder faule, überbezahlte Beamte. Aber Beispiele von Menschen, die nicht (!) studiert haben aus meiner "Blase" gibt es ebenfalls: Aussendienstler in der Baubranche, Berufsausbildung nach Abi und 20 Jahre im Job 8-10K/Monat+Dienstwagen; Flugbegleiterin (Pursor) quasi ohne Ausbildung (nur Trainings), knapp über 50 J., 6,5K bei 78 Flugstunden im Monat + erhebliche Überstundenzulagen; Versicherungsmakler, ebenfalls ohne Studium, keine Ahnung was er verdient, aber es ist VIEL mehr als A13; selbständige Heilprakterin ohne Abi mit "Zertifikat" (und vielen Lehrern als Kunden:D) ebenfalls mehr als A13, aber dafür halt auch selbständig, naja. Handwerksmeister im Freundeskreis haben ebenfalls mehr, Gesellen natürlich nicht, aber teilweise nah dran. Dass die Menschen in der Pflege und somit auch Sanitäter massiv unterbezahlt sind, ist keine Frage. Und ich möchte auch nicht tauschen. Bei Ärzten sieht das aber schon wieder anders aus. Ich sage nicht, dass wir Geringverdiener sind. Aber wenn ich von meinem A13 noch die Krankenkasse abziehe komme in in Bereiche, die viele Menschen auch locker ohne Studium erreichen. Ich liebe meinen Job über alles, verstehe aber, wenn es junge Menschen vor der Entscheidung zu einem Studienfach einfach abschreckt. A12 sind auf eine 40-Stundenwoche gerechnet je nach Steuerklasse und abzüglich Krankenkasse unter 20€ netto/Std. Eine Freundin von mir ist Hausfrau und putzt ab und zu, sie nimmt 18€/Std. Also bleibt man lieber nen Tag Teilzeit zu Hause und putzt selbst. Und im Ernst, als Lehrer kauft man sogar die Tackernadeln selbst. Ich gebe den SuS Eis aus, helfe mit Stiften, Heften, Bastelmaterial,... aus, und während viele Firmen es zu Weihnachten oder Urlaubsbeginn mal wertschätzungsmäßig krachen lassen (Stichwort Sommerfest oder Weihnachtsfeier), wird im Lehrerzimmer noch diskutiert, wer den Nudelsalat mitbringt und dass das Wassergeld (!) schon wieder leer ist.

    Das ist irgendwie so ein Mythos, dass Lehrer gut verdienen. Nach 20 Dienstjahren und mit 3 Kindern vielleicht, da sind die Zuschläge halt echt hoch. Aber als Berufsanfänger ist es einfach nicht mehr attraktiv, wenn man vor der Wahl steht, auch was anderes zu studieren:dollar:.

  • Haha, nein, wirklich nicht, ich bin eines der wenigen "Arbeiterkinder" in unserem Beruf und in Teilen meiner Familie gelten Lehrer bis heute wahlweise als schrullige Besserwisser oder faule, überbezahlte Beamte. Aber Beispiele von Menschen, die nicht (!) studiert haben aus meiner "Blase" gibt es ebenfalls: Aussendienstler in der Baubranche, Berufsausbildung nach Abi und 20 Jahre im Job 8-10K/Monat+Dienstwagen; Flugbegleiterin (Pursor) quasi ohne Ausbildung (nur Trainings), knapp über 50 J., 6,5K bei 78 Flugstunden im Monat + erhebliche Überstundenzulagen; Versicherungsmakler, ebenfalls ohne Studium, keine Ahnung was er verdient, aber es ist VIEL mehr als A13; selbständige Heilprakterin ohne Abi mit "Zertifikat" (und vielen Lehrern als Kunden:D) ebenfalls mehr als A13, aber dafür halt auch selbständig, naja. Handwerksmeister im Freundeskreis haben ebenfalls mehr, Gesellen natürlich nicht, aber teilweise nah dran. Dass die Menschen in der Pflege und somit auch Sanitäter massiv unterbezahlt sind, ist keine Frage. Und ich möchte auch nicht tauschen. Bei Ärzten sieht das aber schon wieder anders aus. Ich sage nicht, dass wir Geringverdiener sind. Aber wenn ich von meinem A13 noch die Krankenkasse abziehe komme in in Bereiche, die viele Menschen auch locker ohne Studium erreichen. Ich liebe meinen Job über alles, verstehe aber, wenn es junge Menschen vor der Entscheidung zu einem Studienfach einfach abschreckt. A12 sind auf eine 40-Stundenwoche gerechnet je nach Steuerklasse und abzüglich Krankenkasse unter 20€ netto/Std. Eine Freundin von mir ist Hausfrau und putzt ab und zu, sie nimmt 18€/Std. Also bleibt man lieber nen Tag Teilzeit zu Hause und putzt selbst. Und im Ernst, als Lehrer kauft man sogar die Tackernadeln selbst. Ich gebe den SuS Eis aus, helfe mit Stiften, Heften, Bastelmaterial,... aus, und während viele Firmen es zu Weihnachten oder Urlaubsbeginn mal wertschätzungsmäßig krachen lassen (Stichwort Sommerfest oder Weihnachtsfeier), wird im Lehrerzimmer noch diskutiert, wer den Nudelsalat mitbringt und dass das Wassergeld (!) schon wieder leer ist.

    Das ist irgendwie so ein Mythos, dass Lehrer gut verdienen. Nach 20 Dienstjahren und mit 3 Kindern vielleicht, da sind die Zuschläge halt echt hoch. Aber als Berufsanfänger ist es einfach nicht mehr attraktiv, wenn man vor der Wahl steht, auch was anderes zu studieren:dollar:.

    Nicht zu vergessen, wie wir derzeit in unklimatisierten Räumen schwitzen, in denen schon in der 1. Stunde die Luft steht, trotz geöffneter Fenster. Und das noch 4einhalb Wochen bis zu den Sommerferien. Wir haben es mit geschlossenen Fenstern versucht, aber dann ist es auch nicht besser und die CO2 Ampel ist nur noch rot.

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