Ich finde übrigens, dass das ein gutes Beispiel ist, warum es doch recht viele Menschen gibt, die mit dem Auftreten von Herrn Drohten durchaus mal fremdeln:
https://www.n-tv.de/panorama/D…-Tag-article22309190.html
Grundsätzlich ist jedem vernünftig denkendem Menschen klar, dass eine Rücknahme der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus dazu führen, dass die Zahlen - je nach Umfang der Rücknahmen - langsamer sinken oder auch wieder steigen können. Das ist eine rein logische Konsequenz.
Herrn Drosten kommt in der Coronakrise so etwas wie die Rolle eines wissenschaftlichen Beraters zu, dafür hat er ohne Frage die fachliche Kompetenz.
Ein sehr plakativer Auftritt mit "ich befürchte 100 000 Neuinfizierte pro Tag" hat damit aber nicht zu tun. Das ist keine wissenschaftliche Aussage, die Zahl hat keinerlei empirische Basis und ist so gut oder schlecht wie jede andere - je nach dem, wie gut oder schlecht man das Virus eindämmt oder es sich verändert, kann man genau so gut darüber reden, dass es vielleicht mal 50 000 oder 200 000 oder auch 0 Neuinfektionen pro Tag gibt, möglich ist alles, abhängig von einer großen und ziemliche unübersichtlichen Anzahl verschiedener Parameter.
Dass Herr Drosten jetzt in einer Phase, in der die Zahlen zurück gehen und viele anfangen über Lockerungen zu reden mit 100 000 Neuinfektionen um die Ecke kommt, hat offensichtlich psychologische Gründe - ich schocke die Leute noch mal um sie in die Richtung zu kriegen in die ich möchte. Oder kurz gesagt: Herr Drosten betreibt hier keine Wissenschaft, sondern Politik.
Das ist ein klassische Fall von gut gemeint, schlecht gemacht, weil sich dadurch nicht nur Corona-Leugner bestätigt fühlen (die können uns eigentlich egal sein, man wird sie eh nicht überzeugen), sondern auch eigentlich gutwillige und moderate Menschen dies durchschauen und sich dann fragen, wie objektiv die sonstigen Äußerungen von Drosten so sind, bei Dingen, bei denen ich als Laie eben nicht so klar unterscheiden kann, was wissenschaftlicher Fakt ist und was Meinungsmache. Und dann fange ich irgendwann an auch die Dinge in Frage zu stellen, bei denen ich jemandem wie Herrn Drosten bisher vielleicht vertraut habe.