Ach Danke, das hatte ich nicht mehr bedacht und da ich nicht nachgeguckt habe, nicht auf dem Schirm.
(Ist es für Gym-Lehramt auch so?!)
Ich muss zugeben, ich konnte immer (und kann weiterhin) behaupten, dasselbe studiert zu haben, wie die Fachwissenschaftler*innen, es ist in meinen Fächern und in meinem Studiengang nachweislich der Fall. Und ich weiß, dass ich ein sehr breites und vertieftes Wissen (in meinen Fächern) erlangt habe. Allerdings musste ich in den letzten Jahren feststellen, dass ich ein bisschen in meiner Bubble gelebt habe und auch einige Erinnerungen ausgeblendet habe.
Ich habe zu einer Zeit studiert, wo die Mehrheit der SWS (unsere damalige Einheit) in VL, Übungen oder "Sitzscheinen" abzuleisten war.
Wer am Ende des Studiums also lügen wollte, hat einfach alle VL des Faches aufgeschrieben. Ich hatte in einem Fach sogar genug "Sitzscheine" aus Seminaren und Übungen, um alles abzudecken, und zusätzlich die VL. In den zwei einhalb (BiWi) anderen Fächern auch einiges an Sachen, aber dort war das Angebot eingegrenzt (à la: nur 2 Seminare in Linguistik pro Semester und 1 davon war JEDES Semester dasselbe
).
Die VL waren nie leer, aber rückwirkend: vermutlich haben sie nicht mal annähernd soviel Plätze gehabt, wie sie offiziell Studierende hätten aufnehmen sollen.
Mittlerweile gibt es oft keine Anwesenheitspflicht (ich durfte 2x fehlen, das dritte Mal war ich raus) und in MEINEN Fächern halte ich es für eine Katastrophe. Wer sich den Mathe- oder Chemiestoff alleine beibringt, supi, er kann es in der Klausur zeigen.
Wer in Soziologie oder Deutsch seine Leistungspunkte in einem Referat oder Hausarbeit erlangt und nur 2 mal im Semester da ist, dem fehlt echt einiges an Wissen, seine Punkte hat er/sie trotzdem. Wie man sich am Ende wohl fühlt, weiß ich nicht. Und es hat leider nichts mit Lehrämtler*innen zu tun. In den letzten Jahren habe ich mich über die Lehrämtler*innen aufgeregt, die NICHT in der Lage sind, sich ein Empfehlungsschreiben von irgendeinem Dozenten einzuholen, weil sie wohl nie anwesend genug waren, jetzt war ich dieses Semester in einem reinen Fachseminar (da sitzen keine Lehrämtler*innen drin), 13 Studis laut Anmeldeliste des Kurses, nie waren wir mehr als 6 Studis im Raum, die letzten 2 Mal musste es sogar ausfallen, weil keine*r (außer mir) kam.
Die Dozentin erzählte mir, dass es leider nicht das einzige Seminar sei, wo es so ist. Es falle halt so auf, weil es ein Spezialseminar in einem Fach mit wenig Studierenden sei. Daraufhin mit befreundeten Lehrenden gesprochen: im Schnitt würde nur ein Drittel der Studis überhaupt zu mehr als 50-60% der Termine kommen.
Ausnahme: Mathe-Tutorium und Biologie (absolute Anwesenheitspflicht des Faches).
Tja, so kann man studieren, und auch sogar den Abschluss schaffen. Wie man sich danach vor SuS stellen kann, und den Wert von Bildung vermitteln, weiß ich nicht. Muss ich aber nicht. Ich mache für mich, wie ich es für richtig halte, bin nur frustriert, weil ich auch gerne die Diskussionen mit anderen geführt hätte.