Hier ein interessantes Interview zu den Problemen in Mathematik (ist allerdings ein Bezahlartikel):
https://www.zeit.de/2025/45/mathem…ne-prediger-gxe
Dort wird unter anderem aufgezeigt, dass SuS, die angeben, dass ihre Lehrkräfte sie besonders viel unterstützen, deutlich schlechtere Leistungen zeigen - auch bei Berücksichtigung der Klassenzusammensetzung.
Es wird insgesamt zu wenig gefordert und schnell unterliegt der Lehrer der Annahme, dass die das ja "sowieso nicht schaffen werden". Und was passiert? Man vereinfacht alles noch weiter. Gerade in NRW werden Noten von Lehrern mittels der Note der sonstigen Mitarbeit auch geschönt, wenn die Arbeit dann doch schlechter ausfiel.
Das Lernverhalten der SuS finde ich aber auch außerordentlich schwierig. Ich glaube, dass viele SuS durchaus "lernen", aber vollkommen falsche Vorstellungen haben, was lernen überhaupt ist. Man muss aktiv etwas tun und nicht nur etwas anstarren. Immer zu predigen wie wichtig denn "Verständnis" sei, ersetzt kein Faktenwissen oder praktische Übungen. Das geht alles Hand in Hand.
Unter folgendem Link findet man den sog. "Brandbrief" von März 2017. Auf den letzten beiden Seiten sind ganz konkrete Beispiele von Aufgaben aus der Mittelstufe, die viele Studenten nicht lösen konnten/können:
https://www.mathematik.uni-rostock.de/storages/uni-r…/Brandbrief.pdf
Die damalige PISA-Beauftragte Frau Prof. Reiss reagierte wie folgt (auch im Jahr 2017):
Zitat
Es ist ein fundamentales Missverständnis, dass die Schule die Schüler studierfähig abzuliefern hat.
siehe: https://www.tagesspiegel.de/berlin/deutsch…ch-2822377.html
Die Grundfertigkeiten insbesondere in Mathematik und Deutsch müssen - idealerweise - jedem vermittelt werden. Was das nun genau ist, darüber lässt sich streiten. Jedoch sollte meines Erachtens möglichst jeder, der die Schule verlässt, die Mathematik bis zur 8./9. Klasse beherrschen und einigermaßen vernünftig lesen und schreiben können. Das ist zurzeit nicht der Fall.
Ebenfalls wird dort erwähnt, dass die Unterrichtsqualität nach Aussage der SuS nirgends so stark abgenommen hat wie in NRW; das Bundesland, in dem die Leistungen so stark abgenommen haben wie in keinem anderen Bundesland. In der Studie wird unter anderem auch der störungsintensive Unterricht beklagt.
In der folgenden Studie aus Griechenland wurden die Langzeitfolgen von Unterrichtsstörungen betrachtet: https://newsroom.iza.org/de/archive/res…disruptiveness/
Zitat
Doch der Schaden endet nicht mit der Schulzeit. Schülerinnen und Schüler aus Klassen mit vielen Unterrichtsstörungen wählen später seltener anspruchsvolle Studienfächer wie MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) oder andere wettbewerbsintensive Studiengänge mit guten beruflichen Perspektiven. Besonders anfällig sind Kinder aus einkommensschwachen Familien, wodurch bestehende Bildungsungleichheiten zusätzlich verschärft werden.
Ein sehr großer Unterschied zu deutschen Schulen und Schulen in Ländern wie China, Singapur, Japan etc. ist neben der Heterogenität durch Zuwanderung das Ausmaß an Unterrichtsstörungen. An deutschen Schulen lässt man einfach viel zu viel laufen und alle Schüler der Gruppe leiden darunter. Der Trend zu mehr Interaktion, mehr Gruppenarbeit, mehr selbstständigem Arbeiten setzt voraus, dass die SuS sich auch an die Regeln halten. Wenn das nicht klappt, dann muss der Unterricht nunmal auch lehrerzentrierter gestaltet werden. Wird das so im Referendariat gelehrt? Widerspricht dies der didaktischen Lehre der Hochschulen? Gerade in Bezug auf die gelehrte Didaktik und das Referendariat frage ich mich, ob nicht an der ein oder anderen Stelle ideologische Überzeugungen wichtiger sind als die gelebte Realität.
Es gibt immer mehr "Freiarbeit", "Wochenpläne", "Lernbüros": Nur viele SuS sind hierfür nicht diszipliniert genug und aufgrund der üblichen Klassenstärke ist eine tatsächliche Kontrolle, wie sie erfolgen müsste, so nicht möglich. Da gehen viele unter und keiner kriegt's mit. An nahezu jeder Schule gibt es mittlerweile so etwas. Das kann auch gut funktionieren. Aber was wäre, wenn man stattdessen zusätzlich Deutsch- oder Matheunterricht anbieten würde? Oder vom Lehrer gestaltete Übungsstunden in Deutsch und Mathe, in denen die Aufgaben dann auch besprochen werden und nicht jeder SuS am Ende alleine alles mit den Lösungen abgleicht (oder einfach davon oder vom Nachbarn abschreibt)?
Die Ausweitung von Sprachtests wie in Hamburg und ein verpflichtendes Vorschuljahr sollten bundesweit kommen, das steht für mich außer Frage. Ebenfalls muss die Kita viel mehr als Bildungseinrichtung verstanden werden und dies auch gelebt werden.
Es sind bei weitem aber nicht nur die Herausforderungen der Migration oder die weiterhin unzureichende frühkindliche Bildung:
Es ist eben auch die moderne Unterrichtsgestaltung und die fehlende Bereitschaft von Schule, deutlich zu machen, wer die Regeln vorgibt und was folgt, wenn man sich nicht an die Regeln hält.