Wenngleich ich für gewöhnlich für eine stärkere Einbindung des Elternhauses gerade bei den Leistungs- und Sozialschwachen bin, muss an der Stelle erwähnt werden, dass die besagten 20-25% kein Phänomen der Neuzeit sind. Selbst zu Volksschulzeiten vor mehreren Jahrzehnten gab es sie schon. Da sind die Leseschwachen irgendwie mitgelaufen, erlernten im Anschluss einen praktischen Beruf in der Produktions-, Transportbranche oder im Handwerk.
Auch heute hast du die 20-25% noch, aber ich vermute, dass heute eine größere Angst besteht, dass diese bei zu wenig Zuwendung auf die schiefe Bahn kommen oder andersweitig zu Sozialfällen werden. In guten Einzugsgebieten kann hier noch das Elternhaus viel aufgreifen, in schlechten kommst du da leider schnell an deine Grenzen. Eine Entwicklung verglichen mit früher ist, dass man heute nicht mehr so schnell Schüler aufgibt oder sagt "Braucht er/sie nicht, er/sie übernimmt eh später den elterlichen Betrieb!".
Das tendiert aber leider teilweise ins andere Extrem, indem gemacht und getan wird, weil "der Schüler X Potential hat und er kann ja, wenn ich ihn nur irgendwie mit der richtigen Lehrmethode erreiche.".
Am Ende können wir auch keine Wunder vollbringen und wenn beim Schüler schlichtweg die Grenze des Wollens und des Könnens erreicht ist, muss man das akzeptieren. Wenn er die Schule am Ende ohne gesicherte Lesekompetenzen verlässt, muss er sich überlegen, ob er so sein ganzes Leben irgendwie verbringen will oder vielleicht doch noch einmal zur Volkshochschule geht und einen Kurs belegt. Manche bekommen im Erwachsenenalter noch einen Motivationsschub, bei Anderen ist halt wirklich Hopfen und Malz verloren.